PRAXIS | SOUND
© PPVMEDIEN 2010
Praxis
Predator
Zone
>
Presets analysieren
Ohne großen Aufwand lassen sich mit dem Predator tolle Synthleads programmieren – ein Oszillator,
Tiefpass-Filter, dezentes Vibrato per Pitch-LFO und als Effekt noch ein bisschen Delay.
I
n dieser Folge nehmen wir die Preset-
Ein paar Handgriffe
Auswahl des Predator KEYS ins Visier.
fallen immer an
Wir verraten Ihnen, warum die Sounds
Da viele Presetklänge für bestimmte Musik-
des KEYS Predator so gut klingen und wie
stile oder nach anderen allgemeinen Krite-
einfach es manchmal sein kann, ein fantasti-
rien erstellt worden sind, kann es erforderlich
sches Synthesizer-Preset zu kreieren.
sein, die Predator-Sounds an die jeweilige
Nachdem wir in den letzten Folgen die Para-
musikalische Situation anzupassen. Dann
meter-Ausstattung des Predators kennenge-
ist es natürlich gut, wenn Sie wissen, an
lernt haben, nehmen wir diesmal eine andere
welcher Stelle des Instruments Sie Hand
Route, um die Klang bil-
anlegen müssen, bei-
denden Möglichkeiten
spielsweise wenn die
des Synthesizers zu
Filtermodulation sich
Sehr beliebt in vielen
durchforsten: Eine gute
rhythmisch nicht einfügt
Produktionen, ist der
(Pflicht-)Übung für ange-
oder das Ein- oder Aus-
hende Synthprogrammer
schwingverhalten eines
Gator-Effekt. Er zerstü-
ist es, die 128 Patches
Klangs nicht passen will.
ckelt gehaltene Töne.
von Rob Papen einmal
Oft führen schon kleine
in aller Ruhe zu analy-
Änderungen zu hörba-
Der Clou: Sie können
sieren. Da schlummern
ren Überraschungen, so
viele Soundideen und
zum Beispiel beim Ab-
auf diese Weise auch
Programmiertechniken.
schalten (Bypass) ein-
rhythmische Panning-
Der originale Predator
zelner Effekte oder beim
besticht sogar durch
Wechsel der Filtertypen.
Effekte erzeugen.
Hunderte von sehr ge-
Bei der Veränderung von
schmackvoll erstellten
Predator-Parametern
Presets, die wir innerhalb der Predator-Zone
sollten die folgenden Eigenheiten beachtet
natürlich gar nicht alle einzeln besprechen
werden: Ändern Sie die Parameter-Einstel-
könnten. Beim Predator KEYS finden Sie
lungen eines Presets, werden Ihre Eingriffe di-
übrigens nur recht wenige Einschränkun-
rekt festgehalten und sind selbst nach einem
gen gegenüber der originalen Version, die
Preset-Wechsel noch wirksam. Um wieder
mit einem Listenpreis von rund 150 Euro
die ursprüngliche Version des bearbeiteten
zuschlägt. Zur besseren Übersicht habe ich
Sounds zu erhalten, klicken Sie direkt nach
hier die wesentlichen Unterschiede noch
Ihren Eingriffen – also vor dem Wechsel in
mal zusammengefasst: Predator KEYS bie-
ein anderes Preset – auf den Schalter „orig“,
tet keine Multi-Core-Unterstützung, zwei an-
den Sie unterhalb der Bank-Anwahl finden.
stelle von drei Effekten, sechs anstelle von
Wenn gleich alle Factory-Sounds des Pre-
16 Stimmen. Außerdem fehlen das Preset-
dator KEYS wieder in den Originalzustand
Morphing, der Bank-Manager und einige
versetzt werden sollen, laden Sie einfach die
wenige Effekt-Typen wie der Vocoder.
Bank „Keys-bnk01.fxb“ in den Synthesizer.
KEYS 07/2010
Die Kraft der Oszillatoren
Starten wir also unseren Rundgang durch
spezielle Predator-Sounds und sehen uns
an, wie diese gemacht sind. Eine der Stär-
ken des Predator liegt bei den zahlreichen
klassischen Synthleads, die sich im Mix sehr
gut behaupten. Dabei genügt sogar schon
der Einsatz eines einzigen Oszillators: Wie
Zwei Oszillatoren, mit unterschiedlichen Wellen-
formen (Sägezahn und Rechteck) geschickt
kombiniert, ergeben einen druckvollen Bass.
Ein einziger
Oszillator genügt
beim Predator
KEYS für einen
durchsetzungsfä-
higen Solosound.
www.keys.de
90
© PPVMEDIEN 2010
SOUND | PRAXIS
bei der menschlichen Stimme sind eben oft
nicht viele Chorstimmen mit Schwebungen
und anderen Effekten, sondern eine einzi-
ge ausdrucksstarke Stimme für Solo-Parts
gefragt. Auch der Klassiker Minimoog ist
ja nicht durch Hunderte von ausgefallenen
Features berühmt geworden, sondern we-
gen seiner einzelnen, kraftvollen Oszillato-
ren, dem Moog-Kaskaden-Filter und nicht
zuletzt der einfachen Bedienung.
Rufen Sie als Nächstes bitte das Preset 032
lead: „Fusion Saw“ auf. Der Sound wird
durch einen Oszillator-Sägezahn erzeugt.
Das Ganze sanft gefiltert und mit etwas Hall
und Delay versehen – das reicht schon. Mit
nur einem Oszillator schafft auch der nächs-
te vorgestellte Sound eine eigene Qualität:
050 lead „Darkrider“. Anstelle der Sinus-
Wellenform sollten Sie verschiedene andere
Wellenformen für Oszillator-1 ausprobieren
und mit der Filterfrequenz (Cutoff) experi-
mentieren.
Im Nu sind so zahlreiche gute Soundva-
rianten erstellt. Meist unauffällig, aber beim
Klangprogrammieren enorm wichtig, ist ein
subtiles Vibrato, das mit dem Pitch-LFO er-
zeugt wird. Ohne dieses leichte Wimmern
bliebe ein Solosound ziemlich leblos. Klang-
lich auf die Spitze treibt es dabei das star-
ke Vibrato bei 059 lead: „Intro Boogy“. Hier
steht der Vibrato-Effekt im Mittelpunkt des
Klanggeschehens.
Ein richtig satter und druckvoller Grund-
sound ist durch eine geschickte Kombina-
tion zweier Oszillatoren mit unterschied-
lichen Wellenformen sehr gut möglich wie
beim Preset 011 bass: „House Puls 01“.
Die einfache FM-Synthese für einen klaren
prägnanten Digitalbass können Sie sich im
Preset 013 bass: „Jump Click“ anhören.
Noch typischer für FM-Sounds ist der Glo-
ckenklang auf Speicherplatz 057 synth: „My
Operator Bell“.
Die Oszillatoren-Synchronisation ist vor al-
lem für klassische Synth-Leads recht be-
liebt, probieren Sie 020 lead: „Housy Sync“
einmal aus. Eine PPG-Wave-ähnliche Klang-
charakteristik lässt sich mit den Vocal-Wel-
lenformen erreichen, wie 037 synth: „Table-
vox“ zeigt. Einen Blick wert ist auch das
Preset 038 synth: „Timpani Bright“, denn es
liefert ein schönes Beispiel für den Einsatz
eines Rauschgenerators zur Erzeugung von
Pauken-ähnlichen Sounds.
Das Filter ist musikalisch
sehr variabel einsetzbar
Kaum ein Preset kommt vollkommen ohne
Filter aus. Mit der Filterhüllkurve wird der
zeitliche Verlauf markiert, viele Sounds er-
halten dadurch ihre Kontur. Wichtig ist das
Ein typischer Filter-Hüllkurven-Verlauf bei
Synthbässen – kein oder kaum Attack, je nach Bass-
Groove ein kürzeres oder längeres Abklingen (Decay),
gefolgt von einer stabilen Haltephase (Sustain).
vor allem bei den Synthbässen. Beim Okta-
ve-Bass 010 bass: „House Classic 1“ hören
Sie das Tiefpass-Filter mit ordentlich viel Re-
sonanz – verantwortlich für das akustische
„Schmatzen“ – und einer für Synthbass ty-
pische Hüllkurve. Je nach Bass/Drum-Figur
und Songtempo müssen Sie das Filter-
PRAXIS | SOUND
© PPVMEDIEN 2010
Decay der Hüllkurve kürzen oder verlängern.
Diese Abklingphase verändern Sie mit Reg-
ler „Decay“ der Filter Envelope des Predator
KEYS. In Sachen Filter ähnlich gestaltet sind
das Preset 045 bass: „GFunk 01“ oder auch
044 bass: „Catch Ladder“, der mit nur einem
Oszillator auskommt.
Die beliebten Filtersweep-Pads lassen sich
ebenfalls sehr einfach per Hüllkurve formen,
wie das Preset 034 pad „Jacek Sweep“ ver-
deutlicht, bei dem ein 24 dB-Bandpass als
Filter zum Einsatz kommt. Noch effektiver
können mit dem Bandpass-Filter klanglich
schneidende Arpeggiator-Figuren realisiert
werden, wie im Preset 029 arp: „Bandpassy“
gut zu hören ist.
In der modernen elektronischen Musik ist
das regelmäßige Öffnen und Schließen des
Filters – vor allem bei rhythmischen Begleit-
phrasen – zum eigenen Stilmittel avanciert.
Der Predator KEYS trägt dem durch einen
LFO Rechnung, der extra für eine automa-
tische und praxisnahe Filtersteuerung ge-
dacht ist. Zu finden ist der Filter LFO oben
rechts auf dem Benutzer-Interface. Unsere
Anspiel-Tipps: Preset 069 arp: „High To
Pass“, 072 arp: „Psy-Chord 1“ und 073 arp:
„Teeth“. Der Filter-LFO ist übrigens auch bei
pulsierenden Flächen wie dem Preset 094
pad: „Moved 1“ eine sehr willkommene Be-
reicherung.
Eine weitere Besonderheit des Predator ist
der zusätzliche Filter F2. Generell ist das
zweite Filter für kleinere Zusatz-Aufgaben
gedacht, beispielsweise das sanfte gleich-
mäßige Schwirren bei Preset 046 bass:
„Moving it HP“. Bei diesem Klang wird nicht
das Hauptfilter, sondern das als Hochpass
geschaltete Filter 2 durch LFO 1 dezent und
temposynchron (1/8 Notenwert) moduliert.
Mit dem Filter des Predator lassen sich außer-
dem Verzerrungen erzielen, die bei schmut-
zigen rabiaten Sounds für Drum‘n’Bass
oder BreakBeat angesagt sind. Drehen Sie
bei Preset 085 bass: „Distorator“ einmal am
Regler „Distortion/Vowel“ ums ich ein Bild
über den Einsatz zu machen.
Schritte ergänzen und die Länge aller Ak-
korde verändern. Weiteres zum Arpeggiator
des Predator, der selbst beliebige Parameter
modulieren kann, lesen Sie in der nächsten
KEYS-Ausgabe.
Spass mit dem Arpeggiator
Mit dem Arpeggiator (öffnet sich per Klick
auf >arp unter der Pitch-Bend-Einstellung)
lassen sich recht schnell ansprechende
Groove-Presets entwickeln. Grundsätzlich
gibt es zwei Arpeggio-Arten: Im klassischen
Modus werden Akkorde rhythmisch in auf-
einanderfolgende Einzelnoten zerlegt, die
Laufrichtung, also auf, ab, Zufall und viele
zusätzliche Varianten sind dabei einstellbar.
Im speziellen Modus „Chord“ erklingt immer
der gesamte Akkord und wird rhythmisch
wiederholt.
Das Preset 008 arp: „Seq Detuna 1“ ist ein
Synth-Riff, das aus 16 einzelnen Schritten
aufgebaut ist. Wenn Sie näher hinschauen,
sind manche Schritte (4, 8, 9 sowie 14 bis
16) als Pausen genutzt, die aber aktiviert
werden können, um weitere Noten jeweils in
beliebiger Tonhöhe (Tune) oder Dynamik (Vel)
hinzuzufügen. Die Arpeggio-Sequenz lässt
sich auch global bearbeiten: Sie können die
Notendauer (Step Length) aller Noten verän-
dern, den Einfluss der Anschlagstärke (Vel/
Keyboard) auf die Sequenz und das Arpeg-
gio-Muster shuffeln (Swing). Selbst ein Glis-
sando (Slide) zwischen bestimmten Schrit-
ten des Arpeggios können Sie bestimmen,
so beim Oktavsprung zwischen ersten und
zweiten Schritt beziehungsweise zwischen
Schritt 12 und 13. Das Preset 008 bietet eine
tolle Vorlage für eigene Arpeggio-Muster
– probieren Sie es aus.
Eine Chord-Sequenz finden Sie bei 003 arp:
„Chord-Cobra Phase“ oder 006 arp: „IQ DJ“.
Auch hier lassen sich recht einfach weitere
Unter den Effekten des Predator KEYS findet sich
ein „Gator“, mit dem sich Flächen per Stereo-
Step-Sequencer rhythmisch zerstückeln lassen.
Die On-Board-Effekte
Der Predator ist mit einer ganzen Reihe von
Effekten ausgestattet, die in den Presets mal
mehr und mal minder dominant verwendet
wurden. Sehr beliebt in vielen Produktionen,
ist der Gator-Effekt, der bei 002 pad: „Dancy
Gator“ und auch bei 078 pad: „Psy Gate-
vox“ voll zur Geltung kommt. Er zerstückelt
gehaltene Töne. Der Clou: Sie können auf
diese Weise auch rhythmische Panning-Ef-
fekte erzeugen, da die Steps für den rechten
und linken Kanal getrennt eingestellt werden
können. Pro Kanal steht dazu ein Step-Se-
quencer mit 16 Schritten zur Verfügung. Falls
die Noten oder Akkorde weicher anklingen
sollen, regeln Sie mit „Smooth“ nach.
Bisweilen ist der Hall mehr als ein simples
räumliches Füllmittel und sorgt im Preset für
die eine spezielle Klangcharakteristik. Deak-
tivieren Sie einmal bei folgenden Sounds die
Effektsektion: 024 lead: „Jump Torque“, 093
lead: „Revpop Ensembler“ oder 103 lead:
„Pluck Solo“. Mit einer sehr kurzen Nachhall-
zeit können Sie den Reverb auch schön un-
auffällig zum Andicken perkussiver Sounds
verwenden: 082 arp: „Seq Electro Line 2“.
Ein Delay kann die rhythmische Struktur von
Arpeggios modifizieren, wie etwa bei einem
Bass-Pattern: 071 arp: „Psybass Pulse 3“.
Drücken Sie einmal auf den Bypass-Schal-
ter oder experimentieren Sie mit dem Mix-
Regler der Effektsektion. Ähnlich effektvoll
greift das Delay bei 007 arp: „Seq 70ties
Disco 2“ ein. Für breite Flächen immer gut
ist die Kombination aus Chorus und Stereo-
Delay, die Sie bei 036 synth: „See as 80“ hö-
ren. Der Phaser sorgt für schöne periodische
Klangfärbungen bei rhythmischen Sequen-
www.keys.de
Eine Sequenz mit 16 Schritten, die teilweise als Pausen fungieren. Die rhythmische
und tonale Struktur von Arpeggio-Figuren lässt sich recht einfach variieren.
92
KEYS 07/2010
© PPVMEDIEN 2010
SOUND | PRAXIS
Im Bereich Play Mode wird das Chord-Memory
aktiviert. Hier legen Sie fest, ob der Predator im
polyfonen oder monofonen Modus arbeitet. Die
Unisono-Funktion sorgt dabei für fetten Sound.
zelnen Oszillatoren? Entstehen Akkorde per
Chord-Memory oder einfach durch Oszilla-
toren mit unterschiedlicher Stimmungen?
Solche Fragen sind in jedem Fall sinnvoller,
als blindlings mit den Parameter-Werten zu
spielen. Bereits nach einigen Soundanalysen
bekommen Sie so ein Gespür für die Sound-
Bearbeitung.
Abschließend noch eine kurze Vorschau auf
die nächste Folge: Im nächsten und letzten
Teil der Workshop-Reihe möchten wir die
noch Soundbank des Predator KEYS mit ei-
nigen frischen Arpeggiator-Sounds aus dem
Downbeat-Bereich auffüllen. Bis dahin wün-
sche ich Ihnen viel Spaß bei der Spuren-
Matthias Sauer
suche!
Gut für Drum- und Effekt-
sounds: die Free Envelope
arbeitet als Pitch-Hüllkurve.
zen etwa in Preset 070 arp: „Psy Swarm 3“.
Ebenfalls praktisch ist der Distortion-Effekt
für angezerrte Analog-Sounds, 021 lead:
„Jump Distort 01“.
Einige der Effekte, beispielsweise der Voco-
der, sind in unserer abgespeckten Version
zwar auswählbar, liegen aber im Unterschied
zum originalen Predator brach.
Ein schönes Feature des Predator KEYS
ist das Chord-Memory, gut zu hören in den
Presets 017 chord: „House Organ“ oder 109
chord: „The Origin 1“. Dabei muss die vorge-
gebene Akkordstruktur nicht übernommen
werden. Wählen Sie in der Play-Mode-Sek-
tion in der Box „Chord“ den Eintrag „Learn“
an, drücken Ihren Wunsch-Akkord und
schalten auf „Play“ um – fertig. Nun können
Sie mit Ihrem eigenen Akkord-Typ spielen.
Quart- und Quintintervalle können natürlich
viel einfacher durch unterschiedlich ge-
stimmte Oszillatoren, und damit auch ohne
Chord-Memory erzeugt werden, so bei 112
lead: „Trance Pops“ .
Experimentieren Sie weiter
Soweit einige Anhaltspunkte, wie man die
Presets des Predator KEYS durchleuchten
und Tricks für eigene Sounds kennenlernen
kann. Picken Sie sich nun doch selber ein
paar Patches heraus, die Ihnen zusagen und
die Sie gern unter die Lupe nehmen möchten.
Erforschen Sie, wie der Sound denn zustan-
de kommt: Moduliert ein LFO rhythmisch,
ist der Arpeggiator im Einsatz oder vielleicht
der Gator-Effekt? Verfärben die Effekte den
Grundsound deutlich oder runden sie ihn
bloß dezent ab? Welche Rolle spielt das Fil-
ter? Welche Aufgaben übernehmen die ein-
www.keys.de