PRAXIS | SOUND
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TOONTRACK ZONE
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Beatstation – die Einsatzmöglichkeiten
und Bass ziehen, wie alle beliebigen anderen
Sounds im WAV, AIFF oder MP3 Format, die
sich auf der Festplatte befinden. Darüber hi-
naus stehen alle MIDI-Grooves der auf dem
Rechner installierten übrigen Toontrack-
Produkte im Browser zur Verfügung. Eige-
ne MIDI-Files oder Material im REX-Format
können ganz einfach aus dem Host oder
der Festplatte in die Beatstation gezogen
werden, um dort im aktuellen Soundset ver-
wendet zu werden. Im Stand-alone-Betrieb
bietet schließlich der auf das Wesentliche re-
duzierte Sample-Recorder die Möglichkeit,
schnell und effektiv eigene Klangquellen zu
samplen und diese wiederum über Drag &
Drop in der individuellen Soundgestaltung zu
verwenden.
Gerade diese offene Struktur und die Mög-
lichkeiten des schnellen und unkomplizierten
Austauschens, Kombinierens und Erstellens
von Sounds und Files, sollen ein prägendes
Merkmal bei der Arbeit mit der Beatstation
sein. Ohne langwierige Vorbereitung, um-
ständliches Routing und Suchen/ Importie-
ren verändert und gestaltet man in Echtzeit
seine Sounds und verliert aufgrund dieser
Direktheit nie den kreativen Flow und den
Fokus auf die Musik.
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Die Vielfalt der
Anwendungsmöglichkeiten
Schauen wir uns nun einmal die potenziel-
len Einsatzmöglichkeiten der Beatstation
an. Für wen eignet sich also die Software?
Einige Beispiele aus der Praxis sollen dies
verdeutlichen.
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Einsteiger in die Welt der digitalen Musik-
produktion können mit Hilfe der Beatstation
ihre ersten Erfahrungen im Umgang mit vir-
tuellen Instrumenten machen. Dafür benöti-
gen sie nicht einmal einen Host-Sequenzer
und brauchen keine Vorkenntnisse in der
Bedienung einer digitalen DAW. Was ist ein
MIDI-Track, was sind MIDI-Daten, öffne ich
das Instrument in einem Insert oder als VI,
wie route ich die Sounds an die Ausgänge
meiner Soundkarte/Interface, wie kann ich
eigene Samples aufnehmen? All diese Fra-
gen erübrigen sich weitestgehend, wenn
man die Beatstation im Stand-alone-Modus
nutzt. Der Anwender mit sofort dem Musik-
machen loslegen und bewegt sich die ge-
samte Zeit in nicht mehr als zwei Bildschirm-
fenstern. Dabei hat er in einem virtuellen
Instrument mit Drums/Percussion, Bass-
und Lead-Sampleinstrumenten Zugriff auf
die drei wichtigsten Elemente für die Musik-
produktion.
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Die neue, junge Generation von Produ-
zenten nutzt die Möglichkeiten der digitalen
Musikproduktion in einer sehr direkten und
unkonventionellen Art und Weise, die sich
www.keys.de
n der letzten Ausgabe der Toontrack Zone
haben wir die grundlegende Architektur
und Funktionsweise der Beatstation, des
neuen virtuellen Sample-Instruments von
Toontrack Music, näher kennengelernt. In
dieser Folge wollen wir uns einige der mögli-
chen Anwendungen in der Studiopraxis oder
unter Live-Bedingungen einmal genauer an-
sehen.
Die Mastereffekte können im Sidechainmodus
über die Padproperties verwendet werden.
Offene Strukturen
Grundlage für alle unterschiedlichen pro-
duktionstechnischen Anwendungsmöglich-
keiten der Beatstation ist der äußerst offene
und flexible Umgang mit jeglicher Art von
Sounds, MIDI- und REX-Files sowie der
spielerisch einfache Drag & Drop-Import all
dieser Dateien in das Instrument. Das Beat-
station-eigene Expansion-Format BTX ent-
hält perkussive und tonale Einzelsamples im
WAV-Format, die beim Laden automatisch
auf die entsprechenden Drum-Pads bzw. die
beiden melodisch und harmonisch spielba-
ren Sample-Instrumente Lead und Bass ge-
mappt werden. Darüber hinaus hält ein BTX
passende REX- und MIDI-Files bereit, die mit
den drei Sample-Instrumenten Drums, Lead
und Bass ein thematisch sinnvolles und auf-
einander abgestimmtes Soundset bilden.
Über eine offene Browserstruktur stehen alle
Elemente und Komponenten dieses jeweili-
100
KEYS 07/2010
Der Sample-Recorder in eigenem Fenster bietet
neben Transport, Normalize, Triggerthreshold und
Gain einfache Crop- und Fadefunktionalität.
gen Soundsets jedoch nicht nur innerhalb
der BTX, sondern ebenso zur individuellen
Verwendung einzeln zur Verfügung.
Über den Browser hat man zudem sehr
komfortablen und übersichtlichen Zugriff auf
alle Einzelsounds aus Sample-Libraries an-
derer Toontrack-Produkte und Expansions
(beispielsweise der klassischen Drum-Sam-
pler-Linien des EZdrummer und Superior
Drummer 2.0). Sie lassen sich ebenso un-
kompliziert über Drag & Drop auf die einzel-
nen Pads oder die Sample-Instrumente Lead
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immer weiter von der klassischen Heran-
gehensweise an die Realisierung von Songs
entfernt. Unterteilte sich der klassische Pro-
duktionsprozess noch in streng voneinander
getrennte Arbeitsabschnitte wie Layout-Er-
stellung, Vorproduktion, Recording, Mixing
Längst ist nicht mehr nur die Produktion der
oft zitierten Musikstile des Hip-Hop, Urban
und andere Formen der elektronischen Mu-
sik, sondern auch die moderne Popmusik
des Mainstreams von derartig intuitiven,
schnellen und flexiblen Songstruktur- und
Die Pad Properties jedes ein-
zelnen Pads oder Instruments
können bis zu 5 individuell zu
bearbeitende Layer enthalten.
Der Look der Beatstation kann auch individualisiert werden. Eigene
Background-Skins, Farbgebung, Form und Anordnung der Pads
und Funktionen ermöglichen ein individuelles Interface-Layout,
das auf www.beatstation.com mit der Beatstation-Community
ausgetauscht werden kann.
und Mastering, so haben sich heute die
klaren Grenzen zwischen diesen Bereichen
weitestgehend aufgelöst. Man arbeitet sehr
schnell, intuitiv und „on the fly“ an allen As-
pekten des Songs, experimentiert mit unter-
schiedlichen Samples und Einstellungen in
Echtzeit, um interessante und ausdrucks-
starke Klangtexturen zu erschaffen. Diese
Generation von Produzenten orientiert sich
oftmals weniger an sorgfältig geplanten
Songwriting-Strukturen, sondern kreiert mo-
derne Beats und Loops unter Einbeziehung
von unterschiedlichstem Sample-Material.
Klangveränderungen geprägt. Die Beatsta-
tion will gerade für diese Arbeitsweise als
vielseitiges virtuelles Instrument, das die Vor-
züge von Sampling, Sounddesign und Syn-
thesizer für die klanglichen Grundelemente
Drums, Bass und Lead in einer einfach zu
bedienenden Oberfläche vereint.
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Viele Instrumentalisten wie beispielsweise
Gitarristen, Keyboarder oder auch Drummer
suchen für sich interessante und herausfor-
dernde Backing-Tracks zu denen sie selbst
spielen, performen oder auch üben können.
Die Beatstation bietet mit den vielen verfüg-
baren BTX für die unterschiedlichsten Mu-
sikgenres interessantes Loopmaterial aus
Samples, MIDI-Arrangements und REX-Files
an, das sehr einfach an die eigenen Anforde-
rungen angepasst werden kann.
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Auch für klassische Drummer, die live oder
im Studio Sounds und Samples in ihr Spiel
– speziell über das Triggern elektronischer
Pads – integrieren möchten, dürfte die Beat-
station interessant sein. Selbst wenn man
über die klassischen Drums-Sampler bereits
sehr hochwertige, akustische und elektroni-
sche Drums zur Verfügung stehen, so bietet
die Beatstation darüber hinaus die Möglich-
keit, ein eigenes individuelles Soundset aus
den unterschiedlichsten Samples für den
Gig oder den Song zusammenzustellen.
Hierbei können wahllos Samples der klas-
sischen Toonrack-Libraries (EZX, SDX) mit
den Sounds der BTX, beliebigen Samples
im WAV oder MP3 Format oder aber Trans-
ient-Parts aus entsprechenden REX-Files zu
einem geeigneten Soundset kombiniert und
abgespeichert werden. Zusätzlich lassen
sich auf die Pads natürlich auch ganze Loop-
Samples im Oneshot-Modus legen, die ein-
mal angetriggert abgespielt werden und so
als Backing-Loop für das eigene Spiel oder
die Band dienen können.
Bereits diese wenigen Anwendungsbeispie-
le zeigen, dass die Toontrack-Beatstation
mehr sein will als die Summe ihrer Einzel-
komponenten und -features. Eben ein voll-
wertiges virtuelles Instrument, welches bei
möglichst einfacher Bedienung dazu einlädt,
ohne große Hürden in jeder möglichen musi-
kalischen Produktionssituation eingesetzt zu
werden. Dabei ist sie mehr als nur Drums-,
Bass-, Lead und Soundsampler, mehr als
MIDI/REX-Player und virtuelle Soundengine.
Beatstation befördert und unterstützt als äu-
ßerst wandelbares Universalinstrument die
eigene Kreativität und die individuelle musi-
Norman Garschke
kalische Intuition.