TOONTRACK ZONE
© PPVMEDIEN 2010
Toontrack
Zone
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Ein Blick auf die Beatstation
I
n den kommenden beiden Folgen dieser
Workshopreihe werden wir einen exklu-
siven Ausblick neues Produkt der Firma
Toontrack Music werfen und viele seiner
Features genauer unter die Lupe nehmen.
Erhältlich ist die Beatstation ab Juni. Mit
der Beatstation hat der schwedische Her-
steller ein neuartiges virtuelles Instrument
entwickelt, welches erstmals bei Toontrack
auch die Einbindung tonaler Elemente er-
möglicht, ohne auf den etablierten Funk-
tionsumfang der Toontrack Drum-Sampler
Linie zu verzichten.
Was ist Beatstation eigentlich?
Die Beatstation wird als „tonales und per-
kussives New Generation Virtual Instru-
ment“ beschrieben. Schon diese Bezeich-
nung verrät, es ist mehr als nur ein Sampler
oder Sample-Player, obwohl auch diese
klassischen Funktionen einen Großteil der
Möglichkeiten der Beatstation ausmachen.
Vielmehr ist die Beatstation ein vollwertiges
virtuelles Instrument, welches vor allem den
veränderten Anforderungen einer neuen
und jungen Generation von Musikern und
Producern gerecht werden soll. Diese pro-
duzieren ihre Musik, Beats, Grooves und
Sounds meistens nicht nach dem klas-
sischen musiktheoretischen Ansatz (eine
bestimmte Harmoniefolge und Melodie über
einem passenden Groove), ihr Songwriting
entspringt meist einem sehr intuitiven und
spielerischen Umgang mit Sounds und
schnellem Ausprobieren verschiedenster
klanglicher Optionen. Für diese Arbeitswei-
se ist die Beatstation ein vielfältiges und
sehr wandelbares virtuelles Instrument,
das gleichzeitig klassischer Sampler to-
naler und perkussiver Sounds, MIDI-Player,
Drummachine und Produktionsumgebung
in einem einfachen und leicht zu verwalten-
den 1-Fenster-Interface sein will. Toontrack
versieht das Beatstation-Konzept mit dem
Untertitel „It‘s what you want it to be“, soll
heißen, eine vollkommen offene und flexible
Produktions- und Instrumentenoberfläche,
die den unterschiedlichsten Anforderungen
und Anwendungen des Users gerecht wer-
den soll.
Beatstation unter
der Haube – Eigenschaften,
Features, Möglichkeiten
tioniert oder aber als klassische 4x4 Matrix
im MPC-Style dargestellt werden. Jedes
der einzelnen Pads oder der Sample-In-
strumente kann durch Klicken getriggert
Die Beatstation kann entweder als Stand-
werden und hält unter einem kleinen Pfeil
Alone-Applikation oder als Plug-in in den
die sogenannten, jeweils individuell einstell-
gängigen Host-Formaten VST, RTAS oder
baren Pad-Properties als Floating-Fenster
AU betrieben werden und kommt mit ma-
bereit. Diese ermöglichen den Zugriff auf
ximal zwei Interface-Fenstern aus. Öffnet
eine Fülle von umfang-
man die Software, er-
reichen Bearbeitungs-
kennt man im Haupt-
optionen. Neben den
fenster sofort die bereits
Die Beatstation ist ein
klassischen Standard-
von anderen Toontrack-
vollwertiges virtuelles
Funktionen wie Volume,
Produkten gewohnte
Instrument, welches
Pan, Velocity, Reverse,
und durch die Electronic
Pitch und Loop bieten
EZX des EZdrummers
vor allem den verän-
diese auch sehr aus-
eingeführte Anordnung
derten Anforderungen
gefeilte Eingriffsmög-
der runden Drum-/Per-
cussion-Pads in unter-
einer neuen und jungen
lichkeiten. Vor allem die
fünf unabhängigen Slo-
schiedlichen Größen,
Generation von Mu-
ts, mit denen bis zu fünf
sowie zwei durch eine
sikern und Producern
verschiedene Samp-
kleine Keyboard-Tasta-
les gestackt werden
tur dargestellte tonale
gerecht werden soll.
können, aber auch die
Sample-Instrumente
beiden FX-Inserts, die
für Bass- und Lead-
Send-Funktionen auf zwei weitere globale
Sounds. Eine Beatstation-Instanz hält also
Effekt-Wege, jeweils eine ADSR-Hüllkurve
immer eine bestimmte Anzahl von trigger-
für jeden Sample-Slot, volle Side-Chain
baren Pads sowie zwei tonale Sample-
Funktionalität sowie umfangreiche Mute-
Instrumente bereit, die entsprechend auf
Groups sollten dabei keine Wünsche für
einer angeschlossenen Keyboard-Tastatur
die detaillierte Soundbearbeitung offen-
in verschiedenen Oktaven fest gemappt
lassen. Auf alle Trigger-Pads oder Sample-
sind und zum Spielen bereit stehen.
Instrumente können alle Arten von tonalen
Alle Pads können als 12er, 18er oder 24er-
oder perkussiven Sounds jederzeit durch
Anordung frei nach eigenem Belieben posi-
www.keys.de
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einfaches Drag & Drop gezogen und ab-
gelegt werden. Beatstation ist in all ihren
Funktionen und für alle Sound-Formate
vollkommen „drag & dropable“, das heißt,
nahezu jedes beliebige Audio-File (egal, ob
WAV, AIFF, MP3) kann schnell und unkom-
pliziert von jedem Ort der Festplatte oder
direkt aus einem Sequenzer heraus auf die
Pads und Instrumente gezogen und damit
geladen werden. Ebenso können Sounds
aus Beatstation heraus jederzeit auf den
Desktop oder in den Sequenzer herausge-
zogen werden. Dies ermöglicht eine sehr
schnelle und intuitive Arbeitsweise ohne
langwieriges und lästiges Importieren und
Mappen von Samples.
Im unteren Fensterbereich findet sich eine
bereits vom EZdrummer bekannte Anord-
nung von Standard-Transportfunktionen
wie Play und Stop, Half- und Doubletime
sowie zwei globale Effektwege und einem
Master-FX, dessen Einstellungen sich auf
den Stereo-Output auswirken. Es stehen
bereits viele nützliche FX-Presets zur Aus-
wahl bereit und können als vollwertige In-
serts oder anteilig über die Pad-Properties
jedes Pads angesteuert werden.
Am linken Rand des Interfaces verwaltet
ein Browser alle Audio-Sounds, MIDI-Files
und Rex-Files, auf die Beatstation zu-
greifen kann. Hier kann man erstmals an
einem zentralen Ort auf Sounds und MIDI-
Dateien aller auf dem Rechner installierten
Toontrack-Produkte zugreifen, seien es
nun EZX-Erweiterungen der EZ Line, SDX-
Sets der Superior Line oder MIDI Mons-
ter Packs. Dies ist in dieser Form weder
im EZdrummer noch im Superior Drum-
mer 2.0 möglich.
Unterhalb der Browser-Architektur stehen
zwei Drop-Boxen für Rex- und MIDI-Files
bereit, in die wiederum über simples Drag
& Drop die jeweiligen Dateien gezogen
werden können. Die Rex-Files erscheinen
in einer kleinen Waveform-Darstellung,
für die MIDI-Files stehen zudem einfache
Funktionen der Bearbeitung wie Velocity,
Swing, Flam und Transpose bereit.
ziehen. Dort belegen sie entweder einen
eigenen Sample-Slot (Pads) oder werden
über das integrierte Pitch-Shifting auf die
Instrument-Instanzen gemappt. So entste-
hen ohne langatmige und komplexe Bear-
beitung sehr individuelle und charakteristi-
sche Soundanteile, die den mitgelieferten
Klängen eigene interessante Facetten hin-
zufügen. Der Sample Recorder hält zudem
sehr rudimentäre aber effektive Features
wie Record, Play, Zoom, Normalize und
Erase bereit und ermöglicht das schnelle
Zuschneiden des gesampleten Materials
durch eine optimierte Crop-Funktionalität.
Durch den äußerst flexiblen Drag & Drop
Ansatz des so entstandenen Samples las-
sen sich im Handumdrehen kombinierte
drei Instanzen interessante Beats und
kleine Groove-Arrangements realisieren.
Dieser Content an Sounds und Dateien
kann jederzeit mit eigenen erstellten Sam-
ples (Sample Recorder), externen Sounds,
Rex-Files oder MIDI-Dateien kombiniert
und erweitert werden. Somit entsteht nach
der individuellen Veränderung und Opti-
mierung der Sounds auf Pads und Ins-
trumenten über die Pad-Properties und
Effekte eine eigene, individuelle neue BTX,
die für zukünftige Produktionen abgespei-
chert werden kann. In naher Zukunft sol-
len so erstellte User-BTX auch über das
Online-Portal www.beatstation.com mit
anderen Usern ausgetauscht werden kön-
nen. Geplant ist der Aufbau einer großen
In einem kleinen zusätzlichen Fenster steht der Sample
Recorder der Beatstation bereit, um schnell und
unkompliziert eigene Sounds und Samples aufnehmen
und in das eigene Soundset integrieren zu können.
Für jedes perkussive Pad
oder tonale Instrument
stehen umfangreiche Mög-
lichkeiten zur Verfügung.
Sounds aus bis zu fünf Stacks zaubern.
Wird die Beatstation als integriertes Plug-
in über den Host betrieben, steht der Sam-
ple Recorder nicht zur Verfügung, da der
Host in diesem Fall selbst als Sampler
und damit als Sound-Quelle für den Drag
& Drop-Import in Beatstation genutzt wer-
den kann.
Sampling eigener Sounds
mit Beatstation
Mit dem sogenannten Sample Recorder
steht in einem kleinen Zusatzfenster ein
zusätzliches mächtiges Tool der Beatsta-
tion bereit, wenn man diese im Stand-
Alone Modus betreibt. Über ein ange-
schlossenes Mikrofon oder einfach und
unkompliziert über das interne Mikrofon
des eigenen Laptops lassen sich sehr
schnell und flexibel eigene Soundquellen
samplen und per Drag & Drop auf die per-
kussiven Pads oder tonalen Instrumente
www.keys.de
Die BTX – Sounds und
Files für die Beatstation
Das klassische Content-Format der
Beatstation ist eine sogenannte (ein ent-
sprechendes Erweiterungsformat zu den
Drum-Expansions EZX und SDX). Eine
BTX enthält immer eine Kombination aus
perkussiven Einzelsounds im WAV-Format,
dazu passende multilayer-gesamplete
Bass- und Lead-Instrumente, MIDI-Files,
entsprechende Rex-Files unterschied-
lichster Instrumente, Performances und
Sounds sowie MIDI-Files, die mit diesen
Community an Beatstation-Usern, die
ihre eigenen Soundsets der Allgemeinheit
zur Verfügung stellen können. Selbstver-
ständlich werden darüber hinaus wie bei
allen Toontrack Produkten auch namhaf-
te Produzenten, Musiker und Soundde-
signer eine große Anzahl an individuellen
BTX-Sets zusammenstellen, die dann als
zusätzliche Erweiterungen den Usern zur
Verfügung stehen.
Bereits nach diesem kleinen Überblick
über die Features und die Funktionsweise
der Beatstation wird deutlich, dass es sich
dabei um weit mehr als einen weiteren
Sampler aus der Toontrack-Linie handelt.
Wir werden in der kommenden Folge die-
ser Reihe noch eingehender auf die Ver-
wendung der Beatstation als vollwertigem
virtuellen Instrument eingehen und aufzei-
gen, wie der Umgang mit den erstellten
Soundsets im Produktions-Alltag ausseh-
Norman Garschke
en könnte.
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