Essentials Analyser
ESSENTIALS
Analyser
© PPVMEDIEN 2009
In unserer Bonus-Box auf
www.recmag.de findet ihr als
Anschauungsbeispiele Screenshots
von Analysern. Darauf könnt ihr euch
zur Vervollständigung des Artikels die
Frequenzspektren verschiedener Signale von
Foto und Montage: Ametsbichler
Bass über HiHat bis zu Vocals ansehen.
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recording magazin 2/09
© PPVMEDIEN 2009
Klang-
seher
FREQUENZANALYSE
DAS FREQUENZSPEKTRUM EINES SIGNALS DARSTELLEN UND VERSTEHEN
Realtime-Analyser: Da klingt nicht nur der Name gut. Auch das Gerät,
das dahinter steckt, ist immer ein Blickfang im Studio. Kern der Sache
ist aber natürlich – zusätzlich zum Höreindruck – die Frequenzverteilung
eines Signals optisch darzustellen. Dies kann nämlich zu so manchem
Erkenntnisgewinn über eine Mischung verhelfen, oder die Suche nach
einer bestimmten Frequenz beschleunigen. Wie das geht, lest ihr hier.
Viele Balken bewegen sich ordentlich ne-
beneinander aufgereiht im Takt der Musik
hoch und runter. So ein Analyser hat schon
so manchen Studiogast für mehrere Minuten
in seinen Bann gezogen und dadurch dem
Toningenieur eine Zeit ungestörten Arbei-
tens beschert. Was haben diese Balken nun
Sinnvolles anzuzeigen? Ähnlich geartete
Darstellungen ohne Nutzwert gibt es ja
auch in so manchen Software-Visuali-
sierungen oder Autoradio-Displays. Selbst
ein T-Shirt mit einem zur Musik animierten,
www.recmag.de
selbst leuchtenden „Realtime-Analyser“ gibt
es schon. Buntes Gezappel überlassen wir
aber lieber den Amateuren. In diesem
Artikel soll es um wirklich nützliche Analyser
für den Studiobetrieb gehen.
Definieren wir also als Erstes, was ein
Realtime-Analyser eigentlich können soll. Er
muss in Echtzeit das Spektrum des ange-
legten Signals anzeigen können. Echtzeit
bedeutet, dass der Analyser möglichst so-
fort die Analyse und die Anzeige vornimmt,
oder dass er zumindest nur eine sehr ge-
ringe Latenz aufweist. Der Echtzeit-Faktor ist
aus mehreren Gründen wichtig: Zum einen
möchte man gerne das Signal sehen, das
man gerade hört, um die spektrale
Zusammensetzung dem Signal korrekt zu-
ordnen zu können. Dies ist besonders bei
der Kontrolle von Stereosummen wichtig.
So ist ein schnelleres Zuordnen zu den ein-
zelnen Spuren/Instrumenten möglich und
es muss nicht erst lange gesucht werden,
wo eine bestimmte spektrale Komponente
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Analyser
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tatsächlich herkommt. Der zweite Grund ist,
dass es einfach unerträglich nervig ist, wenn ein
Analyser dem tatsächlich gehörten Signal immer
ein Stückchen hinterherhinkt. Das ist fast so
schlimm wie eine schlechte Synchronisation zwi­
schen Ton und Bild bei einem Film.
Anhand dessen können dann bestimmte
Resonanzen besser bestimmt, errechnet oder
auch beseitigt werden. Im Bereich der
Fahrzeugakustik kann eine so feine Auflösung
zum Beispiel bei der Optimierung von Motoren
hilfreich sein. Geht es jedoch um eine musika­
lische Analyse, so sollte man eher an das Gehör
denken
und
sich
überlegen,
welche
Frequenzbereiche dafür sinnvoll sind. Oktaven
erscheinen bei näherer praktischer Betrachtung
als zu ungenau. Man könnte die kritischen
Frequenzbänder nehmen (als Bark­Skala be­
kannt). Halbtonschritte wären bestimmt auch
nicht schlecht – spielen doch sämtliche
Instrumente in diesen Intervallen. Der Standard,
der sich etabliert hat, ist die Anzeige des
Spektrums in Terzbändern. Das bedeutet, dass
mit genormten Mittenfrequenzen in Terzab­
ständen die Frequenzinformation dargestellt wird.
Diese genormten Frequenzen sind hier in un­
serem Kasten zu finden. Die Terzen haben sich
als guter Kompromiss zwischen Ablesbarkeit (=
begrenzte Anzahl der Frequenzbänder) und
Frequenzauflösung herausgestellt. Ja nach Ana­
lyser hat man 29­31 Terzbänder für die Spektrums­
anzeige.
Damit man einem Analyserdisplay
sinnvolle Werte entnehmen kann, muss
man das Gerät natürlich vorher auf den
jeweiligen Bezugspegel kalibrieren.
Das Spektrum eines Signals ist die Fre-
quenzzusammensetzung des Signals.
Welche
Frequenz ist wie laut im Signal enthalten? Hierbei
stellt sich die Frage, wie genau bei der
Spektraldarstellung die Frequenzauflösung sein
muss. Das ist tatsächlich eine gute Frage, die gar
nicht so pauschal
beantwortet wer­
den kann. Geht es
Es gibt zwei Typen von Analysern – aber
nur einer davon ist wirklich gut für
Musiksignale geeignet.
Je nachdem, wie das
Frequenzspektrum des Signals ermittelt wird, un­
terscheidet man zwischen Filteranalysern und
um eine tech­
nische
Analyse
eines Signals, so wäre es möglicherweise sinn­
FFT-Analyse eignet sich besser
für technisch motivierte Messungen.
FFT­Analysern. Für Musiksignale sind die Filterana­
lyser vorzuziehen. Für technisch motivierte Mes­
sungen die FFT­Analyser.
Bei den Filter-Analysern wird das
Audiosignal gleichzeitig durch entspre-
chend viele Bandpassfilter geschickt und
somit in die einzelnen Frequenzbänder auf-
geteilt.
Jeder Bandpass ist hierbei eine Terz breit
(siehe Kasten) und hat eine genormte
voll, die Frequenz auf 1 Hz genau aufzulösen.
Zum Vergleich seht ihr hier jeweils so-
wohl Terzband-Analyse (unten) als auch
FFT-Analyse (oben). In der linken Grafik
wird rosa Rauschen …
Mittenfrequenz. Je nach Analyser­Typ können die­
se Bandpassfilter noch eine unterschiedliche
Flankensteilheit aufweisen. Einfache Analyser fil­
tern nur mit Bandpassfiltern 2. Ordnung, welche
mit einer Flankensteilheit von lediglich 6 dB/
Oktave die Nachbarfrequenzen abtrennen.
Bessere (aber auch teurere) Analyser hingegen
verwenden Bandpassfilter 6. Ordnung, welche
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… und in der rechten Grafik
weisses Rauschen dargestellt.
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Fotos: Ametsbichler; Grafiken: Friesecke
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bereits mit 18 dB/Oktave die Nachbarfre­
quenzbänder abtrennen. Grundsätzlich gilt: Je
höher die Flankensteilheit, desto selektiver arbei­
ten die einzelnen Frequenzbänder, das heißt,
desto weniger werden sie von Signalen aus
Nachbarbänden beeinflusst. Eine hohe
Selektivität ist wichtig, wenn man gleich­
zeitig verschiedene Frequenzbereiche
eines Instrumentes oder eines Mixes
beurteilen möchte. So kann man bei­
spielsweise auf einem Analyser mit
Filter-Analyser können sowohl analog als
auch digital aufgebaut sein.
Durch die
Tatsache, dass das Signal immer durch alle
Filter gleichzeitig läuft, ist diese Art von
Analysern zwingend echtzeitfähig. Aufgrund der
einzelner Harmonischer in einem Signal ermit­
telt werden kann. Harmonische ist die
Bezeichnung für ganzzahlige Vielfache eines
Grundtons. Das wären also beispielsweise
100 Hz, 200 Hz, 300 Hz, 400 Hz und so wei­
ter. Im Gegensatz zu den Terzen der
Filter­Analyser haben Harmonische ein
ständig wechselndes musikalisches Inter­
vall zur Folge. So ist der Unterschied zwi­
schen der ersten und der zweiten Har­
monischen genau eine Oktave. Zwischen
der zweiten und der dritten Harmonischen
liegt eine Quinte, zwischen der dritten und der
vierten eine Quarte und erst zwischen der
vierten und der fünften eine Terz. Oberhalb der
fünften Harmonischen werden die Intervalle je­
doch weiterhin stetig kleiner als eine Terz und
ab der 16. Harmonischen liegt man bereits un­
ter einem Halbtonabstand. Dabei „zerlegt“ die
FFT das Audiomaterial nicht nur in 16 Har­
monische, sondern in der Regel in über 450
Harmonische, die dann alle sehr, sehr dicht bei­
einander liegen.
Terzbänder sind ein guter
Kompromiss zwischen
Ablesbarkeit und Auflösung.
längeren Einschwingdauer der Filter im Bass­
bereich erscheint der Bass auf der Anzeige im­
mer etwas später als die Höhen. Es bildet sich
eine Art „Welle“, die von den hohen zu den tie­
fen Frequenzen herunter läuft. Dies ist gleich­
zeitig auch ein typisches Erkennungsmerkmal
für diese Art von Analysern.
Die FFT-Analyser bedienen sich der „Fast
Fourier Transformation“.
Das ist eine mathe­
matische Berechnung mit deren Hilfe die Stärke
Filtern 6. Ordnung klar Resonanz­ und
Präsenzbereiche von Instrumenten trennen oder
in einem Mix gut sehen, wo noch Platz für wei­
tere Signale ist. Auf einem Analyser mit Filtern 2.
Ordnung verschwimmen diese Bereiche alle mit­
einander. Weiterhin erlaubt eine hohe Selektivität
auch eine höhere Anzeigedynamik (ca. 60 dB),
so dass auch laute und leise Signale gleichzeitig
darstellbar sind. Bei Analysern mit Filtern 2.
Ordnung verdecken die lauten Signale die leisen
und es gibt kaum Sinn, mehr als 30 dB
Anzeigedynamik zu haben.
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Ein Problem stellt zudem die Fre-
quenzauflösung im Bass (also bei den nied-
rigzahligen Harmonischen) dar.
Rechnet ein
FFT­Analyser beispielsweise mit einer 1.024­
Punkte FFT (das kann man bei den Optionen
des Analysers ablesen und einstellen), so ergibt
dies bei 44,1 kHz Abtastfrequenz eine erste
Harmonische von 44.100 Hz / 1.024 = 43 Hz.
Terzauflösung wird erst ab der vierten Harmoni­
schen (= 172 Hz) erreicht. Der gesamte
Bassbereich kann also nur sehr ungenau darge­
stellt werden. Möchte man bereits ab 20 Hz
eine Terzauflösung haben, so muss die 4.
Harmonische bei 20 Hz liegen. Die erste
DAW-Analysertools gehorchen den
gleichen Gesetzen wie ihre Hardware-
Verwandten. Auch hier unterscheidet man
zwischen Terzband- und FFT-Analyse.
Harmonische ergibt sich dann bei 5 Hz und es
ist eine 8.192­Punkte FFT (1. Harmonische bei
5,4 Hz bei 44,1 kHz) notwendig. Um jedoch
die FFT über 8.192­Punkte durchführen zu kön­
nen müssen zunächst 8.192 Samples zwi­
schengespeichert wer­
den. Vorher kann die
Berechnung nicht begin­
nen.
Alleine
das
Ein FFT-Analyser kann noch ein großes
Problem haben.
Mit der so genannten Fen­
sterung wird der zu analysierende Bereich eventu­
ell noch ein­ und ausgeblendet. Dieser Fade­In­/
Fade­Out­Vorgang soll für eine bessere Unter­
drückung von Fehlern an Anfang und Ende des zu
analysierenden Bereichs sorgen. Dort kann es zu
Knacksern und Gleichspannungsfehlern kommen,
da dieser Bereich ohne Beachtung des Signal­
verlaufs einfach aus der Wellenform „ausgestanzt“
wird. Durch die Fade­In­ und Fade­Out­Vorgänge
wird jedoch auch das zu analysierende Signal ein­
und ausgeblendet. Dadurch können Transienten
verschwinden oder verfälscht werden. Das führt
dazu, dass stetig wiederkehrende, gleiche Signale
auf diesen Analysern immer anders aussehen – ei­
ne untragbare Eigenschaft! Erst durch die so ge­
nannte überlappende Fensterung kann dieses
Problem behoben werden. Glücklicherweise bie­
ten immer mehr Hersteller von FFT­Analysern die­
se Option an, die man auch zwingend einschalten
sollte, obwohl sie mehr Rechenleistung benötigt.
Der grundlegende Unterschied zwischen
Filter- und FFT-Analysern besteht also in de-
ren Echtzeitfähigkeit und in der Ergebnis-
darstellung.
Der Filteranalyser liefert direkt im
Frequenzbereich logarithmisch aufgeteilte Terzen
– der FFT­Analyser liefert im Frequenzbereich linear
aufgeteilte Harmonische. Letztere sind nicht dem
Hörempfinden angepasst, jedoch für technische
Analysen sehr gut geeignet. Der wohl gra­
vierendste Unterschied zwischen Filter und
Je genauer die FFT-Analyse,
desto mehr Rechenleistung.
Sammeln dieser Wer te
dauert (ohne Umrechnungs­ und Anzeigezei­
ten) bereits 8.192 Samples geteilt durch
44.100 Samples/s = 0,186 s. Eine deutlich
sichtbare Latenz zwischen gehörtem und
gesehenem Signal ist die Folge. Für die
Anforderung Realtime­Analyser ist daher das
FFT­Prinzip bei großen Analyselängen fraglich.
Der Terzband-Analyser
Die Aufteilung der Bänder: Wie und Warum.
Die genormten Terzbandmittenfrequenzen lauten:
20 Hz
200 Hz
2 kHz
25 Hz
250 Hz
2,5 kHz
31,5 Hz
315 Hz
3,15 kHz
40 Hz
400 Hz
4 kHz
50 Hz
500 Hz
5 kHz
63 Hz
630 Hz
6,3 kHz
80 Hz
800 Hz
8 kHz
100 Hz
1 kHz
10 kHz
125 Hz
1,25 kHz
12,5 kHz
160 Hz
1,6 kHz
16 kHz
20 kHz
FFT­Analyser ist die Art, wie sie das Signal
anzeigen. Der Filter­Analyser zeigt Frequenz­
bereiche an, wohingegen der FFT­Analyser
einzelne Frequenzen anzeigt. Das führt zu
einem grundsätzlich unterschiedlichen
Aussehen der Signale. Ein Filter­Analyser
stellt zum Beispiel Rosa Rauschen flat dar
(engl. flat = flach; also gleicher Pegel in al­
len Bändern). Bei einem FFT­Analyser sieht
man eine mit 3 dB/Oktave abfallende
Darstellung. Das Spektrum von Musik­
signalen entspricht dem von Rosa Rau­
schen. Das bedeutet, dass auch eine gute
Musikmischung auf einem Filteranalyser
flat aussehen sollte. Bei einem FFT­Analyser
sollte es zu einem um 3dB/Oktave abfal­
lenden Verlauf kommen. Leider fehlen dort
aber irgendwie geartete Hilfslinien, um das
überhaupt korrekt beurteilen zu können.
Teilweise haben die Hersteller von FFT­
Analysern bereits ihre Anzeige so ange­
passt, dass die Messergebnisse ebenfalls
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Man erkennt, dass sich die Frequenzen im Dekadenabstand wiederholen.
Möchte man sie auswendig lernen,
so genügt der Bereich von 20 Hz bis 160 Hz. Ab dann wiederholt es sich. Die Frequenzen sind die gleichen, die auch in
grafischen Terzbandequalizern Anwendung finden. Nicht jeder Analyser/EQ verfügt über alle Frequenzen im Hörbereich.
Oft wird im Bassbereich erst bei 25 Hz oder 31,5 Hz begonnen. Das Frequenzband 20 kHz ist zudem bei Digitalsignalen
mit 44,1 kHz Abtastfrequenz fragwürdig, wie die folgende Berechnung der Terzbandbreite zeigt.
3
-
Eine Terz ist eine drittel Oktave.
Sie berechnet sich durch den Faktor
2
= 1,260). Ausgehend von einer bestimmten
6
-
Mittenfrequenz geht das entsprechende Terzband jeweils um die
2
= Faktor 1,122) nach oben und nach unten (-3-dB-
Punkte der Bandpassfilter). Das 1-kHz-Terzband würde sich somit von 891 Hz bis 1,122 kHz erstrecken. Das 20-kHz-Band
würde von 17,825 kHz bis 22,44 kHz gehen – hierbei ist die obere Grenze bei einer Abtastfrequenz von 44,1 kHz aufgrund
des Shannon-Nyquist-Theorems nicht mehr darstellbar.
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(sobald möglich, also ab der 4. Harmonischen) in
Terzen zusammengefasst angezeigt werden.
Dadurch ist auch das Beurteilen von Musiksignalen
wieder sinnvoll möglich. Am besten macht man
einen Test mit Rosa Rauschen, um genau zu wis-
sen, was der Analyser dann tatsächlich anzeigt.
Was kann man mit einem Analyser noch
alles machen, außer gebannt darauf zu
schauen?
Die hauptsächliche Verwendung liegt
in der Analyse von einzelnen Spuren oder
Summensignalen, um (wie oben bereit beschrie-
ben) Resonanz und Präsenzbereiche schnell
identifizieren zu können, ohne dass man mit
einem Equalizersweep danach suchen muss.
Das entspannt die Ohren und man hat zudem
die Kontrolle, dass ein klanglicher Eingriff auch
technisch funktioniert hat. Weiterhin lassen sich
Summensignale unterschiedlicher Mischungen
miteinander vergleichen. Auf dies Art und Weise
kann man sich „abschauen“, wie andere ihren
Mix gestaltet haben. Zudem ist auch gut zu sehen,
ob in bestimmten Frequenzbereichen noch Platz
im Mix ist oder ob vielleicht schon zu viele Bässe
oder Höhen vorhanden sind. Der Analyser ist au-
ßerdem, im Gegensatz zu den Ohren, ein nicht
ermüdendes Werkzeug und zeigt auch nach
stundenlanger Arbeit den Frequenzgang immer
noch genauso exakt an wie in der ersten Minute.
30 Bänder sollt ihr sein: Das typische Display
eines Terzband-Analysers. Nach rechts ist die
Frequenzskala, nach oben der Pegel aufgetragen.
rein in die Anlage, muss auch wieder Rosa
Rauschen flat raus am Messmikrofon ergeben“.
Das Ergebnis lässt sich zwar mit einem Terz-
bandequalizer bewerkstelligen, oft ist jedoch der
Klang dann eher unangenehm. Das Problem liegt
darin, dass flat am Messmikrofon gerade in grö-
ßeren Räumen, Sälen und Hallen eher als
unausgeglichen empfunden wird. Im Bereich der
Kinoakustik hat man dieses Problem schon relativ
früh erkannt und so genannte Curves (engl. für
Kurven) definiert, nach denen eine Anlage einzu-
rauschen ist. Diese Curves sind nur im Bereich
zwischen 60 Hz und 2 kHz flat. Unterhalb von 60
Hz muss man auf jeden Fall mit dem Gehör ran
gehen und oberhalb von 2 kHz sollte der Pegel
stetig fallen. Üblich sind hier 3 dB/Oktave (ergibt
dann -10 dB bei 20 kHz). In kleineren Sälen kann
auch der 3 dB Verlust erst ab 4 kHz einsetzen
(ergibt dann -7 dB bei 20 kHz). Ohne diesen
Höhenabfall klingen Anlagen immer zu schrill
und unangenehm. Letztendlich entscheidet aber
dann doch das Ohr, ob‘s gut klingt – der Analyser
kann hierbei immer nur eine Hilfestellung sein.
Und auch den meisten Kinoanlagen würde ein
kundiges Ohr zuweilen gut tun, denn die Aussage
„Das muss gut klingen,
wir haben es professio-
nell eingemessen“ ist
Analyser-Filter gibt es mit
unterschiedlicher Flankensteilheit.
Einrauschen, oder nicht Einrauschen –
das ist hier die Frage!
Shakespeare hatte dieses
Problem mangels einer PA noch nicht, aber heut-
zutage ist immer wieder zu beobachten, dass PAs
mit Hilfe von Terzband-Analysern „eingerauscht“
werden. Dazu gibt man ein Rosa Rauschen auf
die Anlage, stellt ein Messmikrofon im Publikums-
bereich auf und … tja. Was nun? Der nahe lie-
gende Gedanke ist, dass man nun mit Hilfe eines
Terzbandequalizers solange den Frequenzgang
korrigiert, bis der (Filter-) Analyser das Rauschen
flat anzeigt. Nach dem Motto „Rosa Rauschen flat
www.recmag.de
immer nur eine faule
Ausrede. Wenn es nicht
klingt, dann klingt es nicht, egal was die Technik
zu sagen hat. Der Zuhörer entscheidet letztend-
lich und tut seinen Gefallen an einem guten
Sound kund – oder eben nicht.
Der Autor
Andreas
Friesecke
Audio Engineer und Fachbuchautor.
Als Dozent unterrichtet er an der
SAE München u. a. Pegelrechnen,
Filmton und Lautsprechetechnik.
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