Essentials Mikrofonkenndaten
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ESSENTIALS
Mikrofonkenndaten
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Foto: R.Wilschewski
recording magazin 6/08
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Die inneren
MIKROFON GRUNDWISSEN
Werte
Praxis bedeutet.
TECHNIK VERSTEHEN HILFT KLANG SCHAFFEN
Beim Einsatz von Mikrofonen sollte man in erster Linie seinen Ohren
vertrauen . Schließlich entscheidet der Klang der Aufnahme. Doch auch die
technischen Daten helfen euch weiter. Sie geben Aufschluss darüber, für
welches Einsatzgebiet sich ein Mikrofon eignet, was es kann und was nicht.
Hier lest ihr, was euch das Datenblatt sagen will – und was das für die
Ihr habt sicherlich schon einmal in Mikrofonkatalogen herum-
geblättert oder das Mikro eurer Träume auf der Homepage des
Herstellers bestaunt. Dabei stößt man immer wieder auf die
technischen Daten, die der Hersteller für dieses Mikrofon be-
kannt gibt. Einige dieser Angaben erklären sich von selbst, an-
dere sind einem mitunter ein Rätsel und man fragt sich nach
dem Sinn dieser unverständlichen Dinge. Dabei können euch
diese Angaben sehr viel Aufschluss über das Innenleben und
den sinnvollen Einsatz des Mikros geben. In diesem Beitrag
wollen wir uns deshalb die technischen Daten – auch
Mikrofonspezifikationen genannt – näher anschauen.
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Schalldruck
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Mikrofonkenndaten
Das Wandlerprinzip
Ganz oben im Datenblatt ist meist das Wandler­
Grenzschall-
druckpegel
Mikrofondynamik
bracht. Diese Art der Kondensatormikrofone
lassen sich etwas günstiger fertigen, sind aber
im Klangverhalten den „True Condensern“
durchaus ebenbürtig.
prinzip des Mikrofons aufgeführt. Das beschreibt
die Umsetzung des Schallwechseldrucks in elektri­
sche Signale. Da dieser Wand­
lungsprozess den Klang und
die Aufnahmeeigenschaf ten
des Mikrofons entscheidend
Das Kondensatormikrofon:
Elektret oder Phantomspeisung?
Schließlich gibt es noch die Bändchen-
wandler – auf englisch „ribbon micro-
phones“ genannt.
Bändchenmikros erfreuen
sich inzwischen wieder einer großen Beliebtheit
bei Recording­Freaks, da sie einen unverwech­
selbaren Klang erzeugen. Kein anderer Wand­
lertyp weist dieses drahtig­metallische, aber
trotzdem warme Klangbild auf – deshalb wer­
den Bändchenwandler immer dann gern einge­
setzt, wenn es zum Beispiel um die natürliche,
warme Wiedergabe der Vocals, der Akustikgitarre
oder des Gitarrenamps geht. Leider handelt
man sich bei Aufnahmen mit Bändchenmikro­
fonen durch die geringe Ausgangsspannung ei­
nen relativ hohen Rauschbeitrag ein, was bei
der Aufnahme sehr leiser Signale zum Problem
werden kann.
Ersatzgeräuschpegel
bestimmt, wird durch den
Wandlertypen das jeweilige Einsatzgebiet in gewis­
sem Umfang festgelegt. In der heutigen Audio­
Die Dynamik eines Mikrofons ist die Differenz
zwischen dem höchsten Schalldruckpegel, den
es ohne nennenswerte Verzerrungen über-
tragen kann und dem Ersatzgeräuschpegel.
technik sind drei Wandlertypen im Gebrauch: Der
Tauchspulenwandler, das Kondensatormikrofon
sowie die Bändchenwandler. Tauchspulenmikros
– auch als dynamisch bezeichnet – sind mecha­
nisch robust und verkraften hohen Schalldruck.
Darum sind sie oft auf
Bühnen zu sehen, ebenso
wie in der Bassdrum oder
vor dem Gitarrenamp.
Bekannte Tauchspulenmi­
kros sind zum Beispiel das
Shure SM 58 oder das
Electro­Voice RE 20.
Kondensatorwandler
geben das Schallereig-
nis wesentlich genauer
wieder als dynamische
Mikrofone.
Das ex trem
geringe Membrangewicht
sorgt für sehr gute Impuls­
DasE mpfängerprinzip
Eine weitere wichtige Angabe im Datenblatt eines
Mikrofons ist das akustische Arbeitsprinzip. Einige
Hersteller bezeichnen das Arbeitsprinzip auch
mit „transducer type“ oder Empfängerprinzip.
Das akustische Arbeitsprinzip gibt Aufschluss dar­
über, wie der Schallwechseldruck in Membran­
schwingungen umgesetzt wird. Die meisten im
Studio und auf der Bühne eingesetzten Mikrofone
arbeiten als Druckgradientenempfänger – im
Englischen „pressure gradient trans­
ducer“. Dieser Mikrofontyp weist
eine definierte Richtcharakteristik
auf und gibt den Schall in der
Haupteinfallsrichtung – also in der
so genannten 0°­Richtung – am
deutlichsten wieder. Andere Schall­
einfallsrichtungen
werden
vom
Mikro mehr oder weniger stark be­
dämpft, so dass sich Druck­
gradientenempfänger sehr gut eig­
nen, wenn es um Rückkopplungs­
unterdrückung auf der Bühne oder
um Kanaltrennung im Studio geht.
Weltbekanntes dynamisches Mik-
rofon: Das Electro-Voice RE 20 ist
oft beim Rundfunk in Benutzung.
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Blasinstrumente erzeugen hohen Schalldruck.
Den verkraften oft dynamische Mikrofone
besser (hier: beyerdynamic M 88 TG).
übertragung. Deshalb wer­
den Kondensatormikro­
fone gern für die Aufnah­
me von hochfrequenten
Schallquellen wie Akustik­
gitarre oder Schlag­
zeugbecken eingesetzt. Da Kondensator­
wandler darüber hinaus noch ein sehr ge­
ringes Eigenrauschen erzeugen, sind sie die
idealen Werkzeuge für Aufnahmen im
Studio. Dabei wird zwischen True Condenser,
Klassisches Kondensa-
tormikro mit extern
polarisierter Kapsel:
Mit dem Neumann U
87 Ai wurde schon so
ziemlich jedes Signal
einmal aufgenommen.
also einem „echten“ Kondensatormikrofon
oder einem Elektret­Kondensatormikro un­
terschieden. Oft werden auch die Be­
zeichnungen wie „externally polarized“ oder
„permanently polarized condenser“ benutzt.
Extern polarisierte Mikrofone – also die so
genannten „echten“ Kondensatormikros –
müssen durch Phantomspeisung mit
Polarisationsspannung für die Kapsel ver­
sorgt werden. Bei Electret Condensern
wurde die Polarisationsspannung perma­
nent mit Hilfe einer Elektretschicht aufge­
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Mikrofonkenndaten
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Alle Nieren-, Supernieren- oder Achter-
mikrofone sind Druckgradientenempfänger,
während Mikrofone mit Kugelcharakteristik
meist eine Kapsel aufweisen, die nach dem
Druckempfängerprinzip arbeitet.
Druckempfänger sind für Auf­
nahmen geeignet, bei denen die
Schallanteile aus allen Raumrich­
tungen aufgefangen werden sollen
– zum Beispiel bei Chor­ oder Orchester­
Der Frequenzgang
Der Frequenzgang zeigt die Spannung, die das
Mikrofon bei einem bestimmten einwirkenden
Schalldruck abgibt, in Abhängigkeit von der
Unverwüstlich und
deshalb gerne live ein-
gesetzt: Shure SM58
Druckempfänger oder
Druckgradientenempfänger?
Frequenz. Bei der grafischen Darstellung wird die
Frequenz nach rechts und der Ausgangspegel
des Mikros nach oben aufgetragen. Die Spannung,
die das Mikrofon bei 1000 Hz abgibt, dient als
Bezugswert und wird im Frequenzgang meist als
0 dB­Wert angegeben. Der Frequenzgang zeigt
den vom Hersteller veröffentlichten Verlauf der
Ausgangsspannung für senkrecht auf die
Membran auftreffenden Schall – also den 0°­
Frequenzgang. Da der Hersteller den Frequenz­
gang in einem reflexionsarmen Raum misst, wer­
Ausgangs-Pegel
+10
0dB
-10
20 Hz
1 kHz
Frequenz
20kHz
aufnahmen oder wenn der Ambience­Anteil
bei einem Live­Konzert besonders authentisch
aufgefangen werden soll. Bekannte Druck­
empfänger­Mikrofone sind zum Beispiel das
Schoeps MK 2S oder das Sennheiser MKH
8020, die man häufig bei Orchesteraufnahmen
sieht. Das Thema Richtcharakteristik hat sehr
viele weitere Facetten. Worauf es dabei an­
kommt, lest ihr im entsprechenden Kasten un­
ten auf dieser Doppelseite.
Der Frequenzgang eines Mikrofons zeigt den Aus-
gangspegel in Abhängigkeit von der Frequenz.
Die Richtcharakteristik
Die Richtcharakteristik – auf englisch „po-
lar pattern“ – hat einen entscheidenden
Einfluss auf das Einsatzgebiet des Mikrofons.
Sie veranschaulicht die Richtwirkung eines
Mikrofons und wird grafisch dargestellt, indem
die Ausgangsspannung in Abhängigkeit vom
Schalleinfallswinkel abgebildet wird.
Zu diesem Zweck wird die Ausgangsspannung des
Mikros in ein Polardiagramm eingetragen – die
Spannung, die das Mikrofon bei 0°-Einsprechrichtung
abgibt, dient als Bezugswert für alle anderen
Einfallsrichtungen. Die 0°-Einsprechrichtung ist die
Richtung, die senkrecht zur Membranoberfläche ori-
entiert ist – sie weist im Polardiagramm meist nach
oben. In das Polardiagramm sind konzentrische Ringe
eingetragen, an Hand derer man die Bedämpfung des
Mikrofonsignals ablesen kann.
Nierencharakteristik
Sowohl live als auch im Studio ist die Niere (englisch:
cardioid) die mit Abstand am häufigsten eingesetzte
Richtcharakteristik. Ein Mikrofon mit Nierencharakteristik
gibt von vorn die volle Ausgangsspannung ab, während
es von der Seite eine Bedämpfung von 6 dB aufweist
– mit anderen Worten: Das Nierenmikro überträgt
von der Seite halb so laut wie von vorn. Von hinten
eingesprochen hat ein Mikro mit Nierencharakteristik
eine sehr hohe Bedämpfung – in der Praxis meist um
die 20 bis 25 dB. Bei den meisten Mikrofonen ist die-
se Bedämpfung jedoch nicht nur abhängig von der
Einsprechrichtung, sondern darüber hinaus auch noch
von der Frequenz. Deshalb wird die Richtcharakteristik
nicht nur bei einer Frequenz, sondern bei einer ganzen
Reihe von Frequenzen gezeigt – zum Beispiel bei den
Frequenzen 125 Hz, 250 Hz, 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz, 4 kHz,
8 kHz und 16 kHz.
lenden Schalls beträgt bei der Superniere 9 dB – damit
ist die Kanaltrennung bei der Superniere gegenüber
seitlich positionierten Instrumenten noch einmal um
3 dB besser als bei der Niere.
Die Superniere: Die Winkel der minimalen
Empfindlichkeit liegen bei ca. 120°. Auf der
Rückseite hat die Superniere noch einen klei-
nen, keulenförmigen Aufnahmebereich.
Die Nierencharakteristik bei verschie-
denen Frequenzen: Auf der linken Seite des
Richtdiagramms sind die Frequenzen 125
Hz bis 1000 Hz dargestellt, rechts die hohen
Frequenzen von 2 kHz bis 16 kHz.
Die Superniere
Während bei der Niere das Empfindlichkeitsminimum
bei 180° – also auf der Rückseite des Mikrofons
– liegt, hat die Superniere (engl.: supercardioid)
ihre maximale Bedämpfung bei ungefähr 120°. Auf
der Rückseite weist die Superniere noch einen klei-
nen, keulenförmigen Aufnahmebereich auf, so dass
von hinten aufgenommene Signale nicht vollständig
bedämpft werden. Die Dämpfung des seitlich einfal-
Die Hyperniere
Hyperniere und Superniere sind sich in der Form sehr
ähnlich – einige Hersteller nennen ihre Mikrofone
Hypernierenmikros, dabei handelt es sich eher um
eine Superniere und umgekehrt. Die Hyperniere
hat eine noch stärkere seitliche Bedämpfung als die
Superniere und ist damit der Achtercharakteristik
fast ähnlicher als der Niere. Die Winkel der gerings-
ten Einsprechempfindlichkeit liegen bei 110° bzw.
250° – ähnlich wie die Achtercharakteristik nimmt die
Hyperniere rückwärtig einfallenden Schall phasenge-
dreht gegenüber von vorn eintreffenden Signalen auf.
Falls ein Sänger auf der Bühne zwei Bodenmonitore
schräg rechts und links vor sich hat, bietet sich die Wahl
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Auf dem Mikrofongehäuse fin-
den sich meist Informationen über
Einsprechrichtung und Richtcharakteristik.
den andere Schalleinfallsrichtungen als die 0°­
Richtung nicht berücksichtigt. In einer realen
Aufnahmesituation nimmt das Mikro jedoch im­
mer einen Anteil Diffusschall mit auf, der eventu­
ell ganz anders zusammensetzt ist. Insofern sagt
der Frequenzgang zwar etwas über den
Grundklang des Mikrofons aus – ihr solltet den
Frequenzgang jedoch nicht überbewerten und
lieber euren eigenen Ohren trauen.
Der Übertragungsbereich
Der Frequenzbereich, in dem die Empfindlichkeit
nicht mehr als 3 dB gegenüber dem Wert bei 1
kHz abfällt, wird Übertragungsbereich des
Mikrofons genannt. Er gibt tendenziell wieder, in
welchem Bereich das Mikrofon sauber überträgt.
Ein gutes Studio­Kondensatormikrofon hat typi­
scherweise einen Übertragungsbereich von 40
Hz bis 20 kHz. Dynamische Mikrofone weisen
eines Super- oder Hypernierenmikrofons an. Dabei
solltet ihr jedoch immer bedenken, dass die rückwär-
tige Bedämpfung bei der Hyperniere nur noch 6 dB
beträgt – Schallquellen, die von hinten auf das Mikro
einfallen, werden also recht laut übertragen.
Die Achtercharakteristik
Bei der Achtercharakteristik (engl.: bidirectional)
liegen sich die Einsprechrichtungen mit der größ-
ten Empfindlichkeit genau gegenüber – also bei
0° und bei 180°. Seitlich einfallender Schall wird
bei der Achtercharakteristik fast vollständig be-
dämpft, wodurch sich die Acht besonders gut eig-
net, wenn die Bedämpfung seitlich einsprechender
Instrumente optimiert werden soll. Da ein Mikrofon
mit Charakteristik Acht jedoch Schall, der von hinten
einfällt genauso laut aufnimmt wie aus 0° ankom-
mende Signale, ist ein gut klingender Raum für den
Einsatz von Achtermikros Voraussetzung.
Die Kugelcharakteristik
Die schon bei den Empfängerprinzipien erwähnte
Kugelcharakteristik wird – genauso wie die Acht
– relativ selten eingesetzt. Bei der Kugelcharakteristik
(engl.: omnidirectional) wird der Schall aus allen
Richtungen mit der gleichen Empfindlichkeit aufge-
nommen – deshalb ist die Kugelcharakteristik für den
Einsatz auf der Bühne völlig ungeeignet. Mikrofone mit
Kugelcharakteristik nehmen neben dem Direktschall
die Reflexionen aus allen Raumrichtungen auf und
werden deshalb immer dann gebraucht, wenn neben
der Aufnahme des Instruments auch ein großer Anteil
des natürlichen Raumklangs mit erfasst werden soll.
Bei vielen Aufnahmesituationen im Klassik-Bereich
ist ein großer Raumklanganteil gefragt, damit sich das
Instrument ausgewogen und natürlich anhört.
s
Die Achtercharakteristik wird relativ selten
eingesetzt, da sie kompliziert zu handha-
ben ist. Der große Vorteil der Acht ist ihre
Frequenzunabhängigkeit – auf diese Weise
können Instrumente wie die Akustikgitarre sehr
natürlich und brillant aufgenommen werden.
Die Kugelcharakteristik wird nur selten
benutzt – zum Beispiel bei Klassik-
Produktionen, um den natürlichen
Raumklang mit aufzunehmen.
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Mikrofonkenndaten
Eine bekannte Mikrofon-
kapsel, die nach dem
Druckempfänger-Prinzip
arbeitet ist die Schoeps
MK 2 S. Sie wird auf einen
Verstärker aufgeschraubt.
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demgegenüber meist einen kleineren Über tra­
gungsbereich auf. Innerhalb dieser 3­dB­Grenzen
können aber durchaus Überhöhungen und
Absenkungen auftreten.
pro Pascal ab. Dynamische Mikros kommen le­
diglich auf eine Empfindlichkeit von 2 bis 3 mV/
Pa. Deshalb müssen dynamische Mikrofone im
PreAmp viel mehr verstärkt werden, womit lei­
der auch das Grundrauschen lauter wird.
Bändchenmikrofone geben eine noch geringere
Spannung ab: ca. 1 mV/Pa. Gerade bei der
Aufnahme von leisen Instrumenten kann dann
das Rauschen störend sein.
Die Empfindlichkeit
Auch Übertragungsfaktor genannt, bezeichnet sie
die Größe der vom Mikrofon abgegebenen Span­
Der Ersatzgeräuschpegel
Der Rauschbeitrag eines Mikrofons wird über den
Ersatzgeräuschpegel (engl.: equivalent noise le­
vel) angegeben. Dabei wird die Geräusch­
spannung, die das Mikrofon abgibt in einen
Schalldruckpegel umgerechnet. Dieser Pegel wird
dann in dB­A oder dB­CCIR angegeben und mar­
kiert die untere Aussteuerungsgrenze des
Mikrofons: Unterhalb dieser Grenze werden die
aufgenommenen Signale vom Rauschteppich ver­
deckt. Um den Ersatzgeräuschpegel ermitteln zu
können, misst der Hersteller die vom Mikro abge­
gebene Störspannung – gleichzeitig wird der
Frequenzgang des Störspannungssignals ermittelt.
Dann wird eine frequenzabhängige Wertung des
Rauschsignals vorgenommen – üblicherweise
nach der A­ oder der CCIR­Kurve. Das mensch­
liche Gehör nimmt im Mittenbereich das Rauschen
wesentlich stärker wahr. Ein Mikrofon, das im mitt­
leren Frequenzbereich rauscht, wird demnach mit
einem höheren Rauschpegel bewertet, als wenn
es im tiefen oder hohen Frequenzbereich rauscht.
Akustikgitarre – die Richtcharak teristik
macht den Unterschied: Mit Kugel oder
Acht spielt der Raumklang eine viel
größere Rolle als mit einer Niere.
nung in Abhängigkeit vom einwirkenden
Schalldruck. Der Hersteller gibt die Empfindlichkeit
immer bei einer Frequenz von 1000 Hz an, so
dass die Werte verschiedener Mikros miteinander
verglichen werden können. Die Messung der
Empfindlichkeit (engl.: sensitivity) erfolgt bei
einem Schalldruck von 94 dB SPL – also der
Lautstärke eines mittelmäßig stark aufgedrehten
Gitarrenamps. Dieser Schalldruck
entspricht genau einem Pascal
(Pa). Deshalb wird die Empfindlich­
keit von vielen Herstellern in
Millivolt pro Pascal (mV/Pa) ange­
geben. Einige Hersteller geben
Bändchenmikrofone sind
die Exoten unter den
Recording-Mikrofonen:
Experten wie Bruce
Swedien nehmen das
R-121 von Royer Labs
aber sehr gern für die
Abnahme von
Gitarren-Amps.
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Moderne Kondensatormikrofone weisen einen
Ersatzgeräuschpegel von 10 ­ 20 dBA auf – Mik­
rofone mit einem wesentlich höheren Eigen­
rauschen als 20 dBA sind im Studio nur bedingt zu
gebrauchen. Verwechselt nicht den dBA­ mit dem
dB­CCIR­Wert. CCIR­ und A­Kurve unterscheiden
sich und in der Regel fällt der CCIR­Wert um 10 ­
12 dB höher aus als der dBA­Wert.
Fotos: Wilschewski, Hersteller; Grafiken: Ederhof, KvG, Hersteller
Ersatzgeräuschpegel kann nach A-
oder CCIR-Kurve bewertet werden.
Der Geräuschpegelabstand
Der Geräuschpegelabstand (auch Signal­Rausch­
abstand) ist die Differenz zwischen dem
Bezugsschallpegel von 94 dB SPL und dem
Ersatzgeräuschpegel. Anders gesagt: Wenn der
Hersteller in seinem Datenblatt den Ersatzge­
räuschpegel angegeben hat, dann könnt ihr euch
ganz simpel den Geräuschpegelabstand (engl.:
signal­to­noise­ratio) selbst errechnen. Der Be­
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die Empfindlichkeit auch als dB­Wert an, zum
Beispiel ­32 dBV für 25 mV/Pa. In diesem Fall
wird die Ausgangsspannung 25 mV auf einen
Referenzwert von 1 V bezogen und der entspre­
chende Pegelwert angegeben.
Kondensatormikrofone haben eine relativ
hohe Empfindlichkeit.
Sie geben in der Regel
eine Spannung von zehn bis zwanzig Millivolt
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zugsschallpegel von 94 dB SPL (entsprechend
einem Pascal) ist der Schalldruckpegel, bei dem
die Empfindlichkeit des Mikrofons gemessen
wurde. Die Empfindlichkeit stellt eine Beziehung
zwischen der Ausgangsspannung und dem ein­
wirkenden Schalldruck her. Mit dieser Beziehung
ist es möglich, den gemessenen Spannungswert
der durch das Mikrofonrauschen entsteht, in ei­
Die Nennimpedanz
Die Nennimpedanz eines Mikrofons ist der
Wechselstrom­Innenwiderstand, gemessen bei
einer Frequenz von 1 kHz. Die Impedanz eines
hochwertigen
Studio­Kondensatormikrofons
sollte einen Wert von 200
Ω
nicht wesentlich
überschreiten. Wird das Mikro an ein Mischpult
angeschlossen, muss sein Eingangswiderstand
wesentlich größer sein als der
Mikrofon­Innenwiderstand.
Die meisten Mischpulte wei­
sen eine Impedanz von einem
bis drei kΩ am Mikrofonein­
gang auf. Ist die Mikrofonimpedanz fünfmal
kleiner ist als der Eingangswiderstand des Misch­
pults, dann fällt der Hauptanteil der vom Mikro
erzeugten Spannung am Mischpult­Eingang ab
und nicht über dem Innenwiderstand des
Mikrofons. Die Folge ist, dass der Gain­Regler
nicht so hoch gezogen werden muss und das
Mikro weniger stark rauscht. Das waren nun ei­
ne Menge Fachbegriffe, aber mit diesem Wissen
wird das Zurechtfinden im Mikrofondschungel
nun um einiges leichter.
Andreas Ederhof
Die Nennimpedanz sollte
nen Schalldruckpegel umzurechnen. Aus
diesem Grund wird auch der Geräuschpe­
gelabstand auf diesen Wert bezogen. Ihr
solltet den Geräuschpegelabstand nicht
mit der Dynamik des Mikrofons verwech­
seln! Die Mikrofondynamik ist wesentlich
größer als der Geräuschpegelabstand: Sie
ist die Differenz zwischen dem höchsten
Schalldruck, den das Mikrofon verarbeiten
kann und dem Rauschteppich. Gute Kon­
densatormikrofone weisen einen Ge­
räuschpegelabstand von 74 ­ 94 dB­A auf,
besitzen dabei aber eine Dynamik von
125 ­ 135 dB­A.
unter 200 Ohm liegen.
Der Grenzschalldruckpegel
Der Grenzschalldruckpegel ist derjenige
Schalldruckpegel, ab dem das Mikrofon ei­
nen Klirrfaktor von 0,5% aufweist. Einige
Hersteller geben den Grenzschalldruckpegel
auch für einen Klirrfaktor von 1% an – ge­
messen wird der Klirrfaktor, indem das
Mikro mit einem Sinuston von 1 kHz be­
schallt wird. Das Mikrofon wird nun haupt­
sächlich die Frequenz von tausend Hertz
wiedergeben, aber auch eine ganze Reihe
von harmonischen Obertönen – auch
Klirrfrequenzen genannt. Der Klirrfaktor ist
der Quotient aus der Summe der vom
Mikrofon erzeugten Klirrfrequenzen und
dem Gesamtausgangspegel des Mikrofons.
Dynamische Mikrofone weisen einen
Grenzschalldruckpegel von circa 150 dB
SPL auf – Kondensatormikrofone liegen in
einem Bereich von 120 ­ 140 dB SPL. Bei
Zuschaltung des Pads erhöht sich der
Grenzschalldruck des Mikros meist um 10
dB. Wenn ihr laute Schallquellen, wie die
Bassdrum mit einem Kondensatormikrofon
abnehmen wollt, solltet ihr darauf achten,
dass das Mikro einen Grenzschalldruck von
mindestens 135 ­ 140 dB aufweist.
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