Instruments Toms aufnehmen
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INSTRUMENTS
Toms aufnehmen
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Mehr Wumms
DRUMRECORDING
für die
Drums
SO LASST IHR DIE TOM-FILLS MÄCHTIG KLINGEN
Foto: Wilschewski
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Tom-Recording ist eine Herausforderung
besonderer Art. Die richtige Stimmung zur richtigen
Kesselgröße und das geeignete Mikrofon an einer
guten Position sind entscheidende Aspekte, um zum
Ziel zu kommen. Wir zeigen euch, worauf ihr beim
Aufnehmen eurer Toms achten müsst.
Vor der Tontechnik kommt der Ton: Zu aller-
erst wird die Aufnahme von der Beschaffen-
heit der Toms selbst bestimmt. Schauen wir
uns da Instrument Tom also einmal genauer
an. Wie bei allen Komponenten eines Drum-
sets gibt es also auch bei den Toms Grund-
sätzliches, das man wissen sollte, um im
Studio zu einem guten Ergebnis zu kommen.
Da wäre schon mal eine durchaus beacht-
www.recmag.de
liche Anzahl von verschiedensten Kessel-
dimensionen, also Durchmesser und Länge,
aber auch die unterschiedlichen Möglichkei-
ten für Schlag- und Resonanzfell bringen uns
sehr viele Sound-Variationen unterschied-
lichster Art und Weise. Das Kesselmaterial ist
in der Regel das gleiche wie das der Bass-
drum. Wie immer gilt jedoch auch, dass im
Studio gerne mal einiges außerhalb der
Normalität stattfindet, wenn es zum ge-
wünschten Ziel führt. Manche Drummer set-
zen bei einem Set mit fünf Kesseln auch fünf
verschiedene Marken und mehrere verschie-
dene Materialien ein, wenn es der Sound
verlangt. Das ist aber die absolute Ausnahme.
Wir gehen erst einmal vom Normalfall aus,
bei dem die Kessel aus dem gleichen Material
wie die Bassdrum bestehen.
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2
ca.
–3
cm
So sieht eine gute Ausgangsbasis für
die Positionierung eines Mikrofons
beim Recdording eines Toms aus.
Der Tom-Sound wird von Fell
und Kessel zusammen erzeugt.
Ein Vertreter der Drum-
Mikrofone mit Clip:
das Shure Beta 98D/S
mit Halterung A98D.
Diese Art der Montage
bringt Vorteile bezüglich
Platzbedarf und einer un-
aufwendigen Handhabung.
ca.
4–
5c
m
Das linke Bild zeigt eine
Mikrofonposition, die eher
auf dem Rand zielt und da-
mit eher den Attack und die
Obertöne der Toms überträgt.
Man kann die Toms in zwei Sparten auf­
teilen.
Die Hänge- oder Rack-Toms sind meist
vor dem Drummer auf der Bassdrum oder auf
Ständern befestigt. Die andere Sorte sind die
Stand- oder Floortoms, die mit Füßen ausgestat-
tet meist rechts (oder links für Linkshänder)
vom Drummer platziert werden. Und alle gibt es
in unterschiedlichen Kesseltiefen und -durch-
messern. Wenn wir
über die Kesseldi-
mensionen reden,
den Kesselarten nehmen die so genannten
Concert Toms oder Rock-Toms ein, die man sehr
schnell von den Standardkomponenten unter-
scheiden kann, da sie von Haus aus kein
Resonanzfell haben. Nicht einmal Spann-
böckchen sind an den Kesseln. Hier wird nur das
Schlagfell eingesetzt, was zu einem prägnanten
Attacksound führt, der etwas kürzer sein kann
aber trotzdem einen sehr gut definierten
Kesselton hat. Die Concert-Toms wurden in den
70er und 80er Jahren häufiger eingesetzt, ent-
sprechen heutzutage allerdings nicht mehr
einem traditionellen Tomsound. Live durchaus
einsetzbar wirkt diese Art des Kessels im Studio
eher dünn und mittiger vom Sound. Man könnte
diesen Sound auch als etwas synthetischer be-
zeichnen. Der Standard-Tom-Sound lebt eigent-
lich durch die Zusammenarbeit des Schlag- und
Resonanzfells in Verbindung mit dem Kessel.
Die Feinheiten, die es bezüglich der Tom-Felle
zu berücksichtigen gilt, lest ihr in unserem
Kasten „Fell macht Sound“.
Die Aufhängung und Befestigung der
Toms hat ebenfalls eine große Auswirkung
auf den Tomsound.
Sie beeinflussen Klang ver-
halten, Obertoncharakter und Schwingungsei-
genschaften. Die verschiedenen Halterungs-
systeme sind dafür da, um das Schwingungs-
verhalten zu optimieren und ein freies
Resonanzverhalten des Kessels zu unterstüt-
zen. Direkt am Kessel montierte Tom-Halter
oder konventionelle Spannböckchen können zu
unerwünschten Resonanzen oder Körperschall
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haben wir es mit
Zoll-Maßen zu tun.
Hier gibt es natürlich weitaus mehr Größen zu
Auswahl als bei einer Snare oder Bassdrum. Bei
vielen Herstellern werden Größen von ganz
klein 6“ x 6“ bis hin zu 18“ x 16“ angeboten. Die
erste Zahl steht immer für den Kesseldurch-
messer, die zweite Zahl für die Tiefe.
Nennt man sehr flache Toms sein Eigen,
dann spricht man von kurzen Kesseln oder
„Jazz­Size“
(Beispiel: 12“x 8“ und 13“ x 9“). Für
etwas mehr Power kann man verlängerte Kessel
einsetzen, man spricht auch von Power Toms
oder Power Size (Beispiel: 12“x 10“ und 13“ x
11“). Wenn die Kessel manchmal etwas über-
lang wirken, verwendet man die so genannten
quadratischen Größen. Die Trommel ist deswe-
gen immer noch rund, gemeint ist aber damit,
dass die Tiefe des Kessels das gleiche Maß wie
der Durchmesser hat. Also zum Beispiel 12“x
12“ und 13“ x 13“. Oft auch als Turbo Toms oder
Turbo Size“ bezeichnet. Eine Sonderstellung bei
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Kommen wir nun von den Instrumenten
zur Positionierung und Wahl der Mikrofone.
Da man im Studio meist mit der „Close-Miking“
Technik arbeitet, müssen wir nun den Sound
über das Mikrofon auf der Abhöre beurteilen.
Man stellt das Mikrofon sehr nahe an das
Instrument um viel Direktsignal zu bekommen
und um das Übersprechen der anderen
Instrumente reduzieren zu können. Erst hier
wird man merken wie sich die Toms bei der
angewendeten Mikrofon-Position verhalten.
Nicht immer wird sich dann die Sound-
Vorstellung, die man sich im Aufnahmeraum
erarbeitet hat, bestätigen.
Im rechten Bild dagegen
zielt die On-Axis des MD 421
mehr in den Mittelpunkt des
Tom. Dort befindet sich der
Druckbereich des Fells.
übertragungen führen. Aus diesem Grund ver-
wenden viele Hersteller mittlerweile Halterungs-
systeme, die den Kessel an den Stimmschrauben,
am Spannreifen oder an den Böckchen der
Hersteller in einer eigenen Variante angeboten.
Durch diese Halterungen können die Kessel
wesentlich freier ihren Ton entfalten. Dabei
wird Schwingungsübertragung auf anderen
Komponenten wie benach-
barte Toms oder auch die
Bassdrum zu einem großen
Prozent satz ausgeschlos-
sen. Allerdings haben gera-
de die Ur-RIMS oftmals auch großen Nachteil,
wenn es um die Positionierung bestimmter
Mikrofontypen geht. Diesen Punkt werden wir
noch genauer unter die Lupe nehmen.
Toms werden in der Regel von der Schlag­
fellseite her aufgenommen.
Allgemein kann
man sagen, dass dabei der typische Tomsound
bei Abstrahlung nach oben hin durch das
Mikrofon, je nach Position des Mikrofons sehr gut
abgebildet wird. Auch der Attack-Bereich wird da-
bei schön aufgenommen. Eine geeignete
Basisposition kommt dabei der Technik einer
Snare-Mikrofonierung sehr nahe. Wir denken uns
eine Verlängerung der Kesselkante nach oben
und gehen vom Spannreifen aus ungefähr 4-5
cm nach oben. Jetzt denken wir uns eine Linie
von circa 2–3 cm nach innen zum Fellmittelpunkt,
hier sollte man die Kapsel des Mikrofons positio-
nieren. Das Mikrofon wird dann so ausgerichtet,
dass es ungefähr in einem ca. 45° Winkel zur Fell-
oberfläche steht, so dass die On-Axis-Richtung
des Mikrofons (Direkteinsprechrichtung und 0°-
Es zählt der Sound aus den Monitoren,
Spannschrauben halten können. Sehr verbreitet
sind hier die so genannten RIMS (Resonance
Isolating Mounting System). In Abwandlung
wird dieses Prinzip fast schon von jedem
nicht der im Aufnahmeraum.
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Achse) auf den Druck- und Attackbreich
des Fells zeigt. Dieser Bereich ist wiederum
ca. 5–10 cm vom Mittelpunkt des
Instrumentes entfernt zu finden. Bei einer
solchen Mikrofonpositionierung wird ein
Klangbild entstehen, in dem Attack-, Druck-
verhalten und Kesselsound in einem relativ
ausgewogenen Verhältnis stehen. Hinzu
kommt, dass man durch die „Close-Miking“
Technik auch noch den Nahbesprechungs-
effekt der Mikrofone mit einbeziehen kann,
der eine Bassanhebung mit sich bringt,
und so einen druckvolleren Klang aus-
machen kann. Die beschriebene funktio-
Das Fell eines Tom hat unter-
schiedliche Frequenzabstrahl-
bereiche. Damit könnt ihr
arbeiten, um euren Sound zu
designen.
niert generell am Tom. Schaut man sich
nun ein Stan-
dard Drum-
set mit zwei
R a c k-To m s
12“/13“ und
Gerade bei kleineren Tom­Größen und
sehr engem Aufbau des Sets sollte man sich
darüber zusätzlich Gedanken machen.
euch von dem Blickwinkel des Drummers aus
gesehen ein einfaches Zifferblatt auf den Tom-
Fellen. Dann bietet sich für das linke, kleinere
12“-Tom eine Mikrofonposition auf ungefähr 12
Uhr oder 13 Uhr an. Wenn das rechte Tom (13“)
nun stärker in das Mikrofon des linken Tom
überspricht als gewünscht, dann wäre die 13-
Uhr-Position besser gewählt als 12 Uhr. Für das
rechte Tom wäre das, entsprechend gespiegelt,
eher die 11-Uhr-Position. So nutzt ihr die physi-
kalisch/technischen
Eigenschaften
Mikrofons besser aus. Bei Verwendung eines
Der Nahbesprechungseffekt sorgt beim
Close-Miking für Druck im Bassbereich.
Mikrofons mit Nieren-Richtcharakteristik wird
nämlich der einfallende Schall des zweiten
Toms wesentlich geringer aufgenommen, denn
von 90° seitlich einfallender Schall wird bei ei-
ner Niere bereits um 3 – 6 dB leiser aufgenom-
men. So lässt sich das Übersprechverhalten
doch sehr optimieren. Die höchste negative
Restempfindlichkeit bei der Niere befindet sich
bei 180° (Off-Axis). Verwendet man eventuell
eine Super- oder gar Hyperniere für die Toms,
so muss man unbedingt darauf achten, dass
sich die Off-Axis-Richtung ändert. Die
Ausblendung oder Off-Axis ist bei Supernieren
bei circa 135°, bei Hypernieren bei circa 110°.
Dafür liegt bei diesen beiden Typen die
Dämpfung bei von 90° seitlich zur Direktein-
sprechrichtung ankommenden Schall bereits
zwischen 9 bis 12 dB.
Doch ist auch Vorsicht geboten, wenn
Fotos: Wilschewski, Lausmann, Hersteller, Grafiken: Lausmann, KvG
‚‚einem Floor-Tom 16“, dann muss man natürlich
auch noch auf andere Gegebenheiten Rücksicht
nehmen:
man bewusst mit Super­ oder Hypernieren
arbeitet.
Der Vorteil einer starken Dämpfung
seitlichen Schalleinfalls kann unter Umständen
zum Nachteil werden, denn diese beiden Typen
nehmen im Gegensatz zur Niere von hinten
(180°) wiederum wesentlich besser auf. Man
muss also auch auf den rückwärtigen Schalleinfall
gut aufpassen. Nicht nur die nebeneinander hän-
Typische Tom-Mikro-
fonierung in 12-Uhr-Position:
Die Mikrofone kommen also
von vorne und zeigen schräg
nach unten in Richtung
Schlagzeuger.
• Was ist mit dem Übersprechen von benachbar-
ten Toms, Snare oder Cymbals auf das jewei-
lige Tom-Mikrofon?
• Was kann ich zur besseren Kanaltrennung un-
ternehmen?
• Wird mein Schlagzeuger evtl. in seiner Spiel-
weise behindert?
genden Rack-Toms sind dabei zu beachten, son-
dern auch die in der Nähe befindlichen Cymbals
und HiHats. Auch für das Floor-Tom lässt sich mit
diesen Informationen die Mikrofonposition so
wählen, dass sie besseren Schutz gegen das
Übersprechen von anderen Signalquellen bietet.
Die Position ist hier aber auch noch abhängig von
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Unter diesen Gesichtpunkten
kommt es nun nicht mehr nur auf
die Position, sondern auch auf
den Typ des Mikrofons an.
für die Abnahme von Toms sind si-
cherlich dynamische Mikrofone.
Diese Instrumente erzeugen einen
relativ hohen Schalldruck im
Nahbereich. Je nach Stimmung und
Volumen auch einen entsprechend
starken Anteil an Bassfrequenzen.
Hier sind dynamische Mikrofone we-
sentlich übersteuerungsfester. Bei
Kondensatormikrofonen sollte der
Grenzschalldruck möglichst nicht un-
ter 130 bis 140 dB liegen um auf der sicheren
Seite zu sein. Ein wesentlicher
Punkt bei der Wahl des richtigen
Mikrofons ist auch die Größe. Egal
ob Kondensator oder dynamisches
Viele Hersteller reagieren speziell auf die­
se Probleme bei der Abnahme von Drums
und bauen entsprechende Mikrofone.
erkennt sie meist an der kleinen und kurzen
Form. Daran muss natürlich noch ein XLR-Kabel
angeschlossen werden, dessen Platzbedarf kann
man mit Winkel-Steckern optimieren. Auch die
Clip-Mikrofone auf dem Markt eignen sich im
ersten Moment nahezu optimal für unser
Vorhaben, weil sie sehr klein sind, und dadurch
auch mit wenig Platz auskommen können. Doch
hier ist Vorsicht geboten, denn die meisten Clip-
Mikrofone arbeiten mit Kondensatortechnik. Der
generelle und große Nachteil bei den Konden-
satormikrofonen ist definitiv ihre Empfindlichkeit
gegen Übersprechen. Man fängt sich sehr schnell
Das dynamische Mikrofon Sennheiser
MD 421 eignet sich auch wegen seiner
Nierencharakteristik gut für die Toms.
der Position des Ride-Cymbals. Ist diese in der
oberen Linie der Becken integriert, oder bevor-
zugt unser Drummer eher die Position weiter
unten, leicht über dem Floor-Tom. Die untere
Position ist für den Drummer oftmals einfacher
vom Handling. Für die Aufnahme ist es hingegen
problematischer, da das Ride-Cymbal wesentlich
stärker einsprechen kann.
Grenzschalldruck von Tom-Mikros
sollte nicht unter 130-140 dB liegen.
etwas ein, die Kanaltrennung ist immer etwas
schlechter als bei den dynamischen Vertretern.
Mikrofon, es sollte doch in unserer
gewählten Position nicht behindern – weder den
Drummer noch die anderen Instrumente.
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Clip­Mikros sind im Live­Bereich sehr
brauchbar, weil man sich Platz und Stative
sparen kann.
Genau das braucht man im
Studio aber meist nicht zu berücksichtigen.
Stattdessen können zwei andere Probleme
auftauchen. Zum einen fangen sich die Clips
oft zu starke Körperschallschwingungen ein,
die im Live-Bereich nicht auffallen würden, im
Studio dagegen aber wahrnehmbar sind. Wenn
also diese kleinen Mikrofone zum Einsatz kom-
men, sollte man vielleicht darauf achten sie
mechanisch von den Kesseln zu entkoppeln.
Dynamische Mikros erlauben
bessere Kanaltrennung.
Bei der Halterung (RIMS
etc.) haben wir bereits dar-
über gesprochen, warum
sollte man sich diesen
Vorteil durch das Mikrofon
wieder zerstören. Der zweite Punkt ist der, dass
es bei manchen Herstellern durch den Einsatz
von optimierten Auf hängungen passieren kann,
dass man mit diesen Clips nicht mehr optimal
an die bevorzugte Position kommt, weil die
Cliphalterung in den meisten Fällen für norma-
le Spannreifen ausgelegt ist.
Bei der Wahl des Mikrofontyps, sollte
auch immer versucht werden für alle Toms
die gleichen Mikrofone zu verwenden.
sorgt für einen homogenen Klang. Will man
diesen Punkt allerdings konsequent beachten,
werden, je nach Budget und Anwendung,
sicherlich bereits einige Mikrofone aus Kos-
Fell macht Sound
Eine entscheidende Rolle der
Klangbestimmung kommt den
Fellen zu. Es gibt eine riesige
Auswahl unterschiedlicher Mo-
delle. Die Kombination von
Schlag- und Resonanzfell kann
hier sehr entscheidend sein,
genauso wie die Art und Weise,
wie das Fell aufgespannt ist.
Wenn ihr Toms aufnehmen
wollt, empfiehlt es sich al-
so, über die verschiedenen
Fellvariationen Bescheid zu
wissen.
Einschichtige Felle
(Ambassador) sprechen schnel-
ler an, haben ein etwas längeres
Sustain und mehr Obertöne zu
bieten als beispielsweise Pin
Stripe oder Powerstroke Felle.
Pin Stripe Felle haben eine
stärkere Vordämpfung in den
Obertönen und klingen etwas
matter. Das Sustain ist zusätzlich
etwas kürzer. Oft werden die ein-
schichtigen Felle eher im Studio
engesetzt, die zweischichtigen
eher im Live-Bereich. Das hat
auch etwas mit der angespro-
chenen Vordämpfung zu tun:
Auf der Bühne herrschen hö-
here Lautstärken, die den Kessel
und das Fell in unerwünschte
Schwingungen versetzen kön-
nen. Dies würde sich auf der
Bühne als unangenehm tieffre-
quentes Feedback niederschla-
gen. Im Studio gibt es diese
Problematik selten, was aber
nicht heißt, dass im Studio kei-
ne Pin Stripe Felle eingesetzt
werden. Nur eben nicht so
häufig. Die Entscheidung sollte
der Schlagzeuger in Absprache
mit dem Engineer treffen. Das
Tuning beider Felle zueinander
ist natürlich auch ein entschei-
dender Punkt für einen guten
Tomsound. Das Stimmen – ge-
rade bei den Toms – ist aber ei-
ne Kunst für sich, mit der man
einen eigenen Workshop füllen
könnte. Deswegen kann es in
diesem Artikel nur so weit ange-
rissen werden wie notwendig.
Achtet darauf, dass die Felle,
wenn es überhaupt sein muss,
nur sehr sparsam gedämpft
werden.
Die Notwendigkeit
zu dämpfen, hängt von der
Kombination der Felle mit dem
Kessel ab. Will man einen rela-
tiv offenen, lang ausklingenden
Sound haben, der einen kräfti-
gen Attack-Anteil hat, lässt sich
das vorzugsweise mit einschich-
tigen, durchsichtigen Fellen
umsetzen. Resonanzfell und
Schlagfell werden hier oft erst
einmal auf die gleiche Spannung
gebracht. Danach wird das
Resonanzfell minimal höher
gestimmt, um den Übergang
von Attack-Phase zur Sustain-
Phase zu verbessern. Verwendet
man hierbei beschichtete Felle,
würde dies einen etwas sat-
ter aber dumpfer klingenden
Attacksound bewirken.
Einen Attackbetonten und
satten Sound mit kürzer aus-
klingendem Sustain könnte
man dagegen folgender-
maßen erzeugen:
Man setzt
ein doppelschichtiges, vorbe-
dämpftes Schlagfell ein und als
Resonanzfell ein einschichtiges
Fell, das ebenfalls vorbedämpft
ist. Mit Vordämpfung ist hier
gemeint, dass das Fell durch
seinen Aufbau, seine Struktur
sich gewissermaßen bereits
selbst bedämpft. Dies lässt sich
erreichen mit Fellen in Form
von miteinander verklebten
Folien am Rand oder durch
einige zwischen die einzelnen
Folien eingefügte Öltropfen,
so dass sie an einander haften.
Durch die unterschiedlichen
Stimmungen können eben
Ton und Sustain so gesteuert
werden, dass ein Abdämpfen
mit zusätzlichen Hilfsmitteln ei-
gentlich nicht mehr notwendig
sein sollte. Muss man trotzdem
dämpfen, sollten Gaffa Tape
oder Taschentücher vermie-
den werden, weil dadurch oft
die Bedämpfung zu extrem
wird. Es gibt die so genann-
ten „Moongel“-Pads (eine Art
Silikon Pad) mit denen man
die Obertöne sehr gezielt
bedämpfen kann, ohne den
Sound zu „tot“ zu machen. Das
Ergebnis sollte zumindest im
Aufnahmeraum ordentlich klin-
gen, denn wenn man keinen
Ton hat, gibt es auch nix was
man dann bearbeiten könnte.
All dies sind zunächst aber nur
Vorüberlegungen, die man auf
Grund der Hörinformationen
abwägen sollte. Genaues
lässt sich erst entscheiden,
wenn man den Sound des
Instruments über das dann
verwendete Mikrofon auf den
Monitoren hört. Dann erlebt
man auch nicht selten eine
Überraschung.
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Zum Ende noch ein paar Worte über die
Bearbeitungsmöglichkeiten.
Wie man aus
den voran gegangenen Zeilen entnehmen kann,
Um ein Tom einzeln
für Sampling aufzuneh-
men, eignet sich
ein Großmembran-
Kondensatormikro. Man
bringt es in größerer
Entfernung an, damit sich
die tiefen Frequenzen
besser entfalten können.
(hier: AKG C414,
ganz oben rechts)
kommt es wieder mal sehr stark auf die
Grundbedingungen an. Wenn man dort mög-
lichst alles optimiert, wird sich die Bearbeitung
doch in Grenzen halten können. Sollte man trotz-
dem bei der Aufnahme mit dem EQ eingreifen
müssen, so würde man sich auf einen eher „tech-
Bereich bei um die 10 KHz. Um Übersteuerungen
auf dem Aufnahmemedium zu umgehen, emp-
fiehlt es sich durchaus mit einem leichten
Kompressor zu arbeiten, oder leichtes Limiting
einzusetzten. Bei der Kanaltrennung sind Gates
oder Expander manchmal sehr hilfreich. Seid hier
aber sehr vorsichtig, bei dieser Art von Er-
setzungseffekten gibt es immer ein gewisses
Restrisiko. Was ich nicht aufnehme, weil das Gate
zu bleibt, das kann ich danach
auch nicht mischen. Man muss
das Gate also sehr individuell an
Gleiche Mikrofontypen an allen
Toms sorgen für homogenen Klang.
nischen“ EQ beschränken: Man versucht also
Problembreichen beizukommen, aber der Klang
sollte dabei nicht zu stark verändert werden.
Bearbeiten würde man etwa unerwünschte
Resonanzen oder Frequenzen die unangenehm
auffallen, weil eventuell ältere Felle zum Einsatz
kommen. Die Fülle der Toms (LowEnd) liegt et-
wa bei 100 – 200 Hz, der Problembereich meist
zwischen 200 und 800 Hz. Der Attackbereich ist
bei ca. 3 – 6 KHz zu finden und der High-End-
die Stilrichtung und Spielweise des
Drummers anpassen. Möchte man
ein geringeres Risiko eingehen, so sind für Studio-
aufnahmen jederzeit Expander zu empfehlen.
So, nun frohes Schaffen! Euer Chris.
tengründen ausscheiden. Sollte man also aus
irgendwelchen Gründen nicht für alle Toms
die gleichen Mikrofontypen einsetzen können,
dann ließe sich die Mikrofonierung sinnvoll un-
terteilen, indem man zumindest für Rack-Toms
und Floor-Toms je die selben Typen zum
Einsatz bringen.
Der Autor
Chris
Lausmann
Gitarrist (Bonfire, Frontline), freier
Produzent und Engineer. An der SAE
München unterrichtet er verschiedene
Fächer, u.a. Mikrofontechnik.