Special Digitale Mischpulte 1 2 3 dabei
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DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Digitale Mischpulte
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
SPECIAL
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Total Recall!
Digitalmischpulte für
Live und Studio
Die 11 Gebote
der Digitalmischpulte
1-2-3 … dabei!
So findet ihr den
passenden Digi-Mixer
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So findet ihr den passenden Digi-Mixer
Digitalpulte haben ihren Preis. Und der kann bis in schwindelnde Höhen steigen, wie bei
den Highend-Pulten für den professionellen Veranstaltungsbereich. Aber auch schon für
kleines Geld kann man von den vielfältigen Möglichkeiten profitieren, die vor allem darin
liegen, dass sich bei entsprechender Ausstattung komplette Live-Mischungen realisieren
lassen. Meistens wird dann zusätzliches Outboardequipment überflüssig.
A
uf den ersten Blick erscheinen Digitalpulte
immer teurer als die analogen Vertreter.
Doch wenn ihr unter die Haube schaut,
werdet ihr schnell feststellen, dass sich der ver-
meintlich höhere Preis durch die Feature-Vielfalt
schnell relativiert. Auch die hochpreisigen Pro-
figeräte wollen wir euch in dem Zusammenhang
vorstellen, damit ihr einen Überblick über das der-
zeit technisch mögliche bekommt.
Einsteigerklasse
In der Einsteigerklasse finden sich schon einige
wesentliche Merkmale von Digitalpulten:
einge-
baute Effekte, sowie (halbparametrische) EQs mit
drei Bändern. Dazu kommt die Möglichkeit, die
Pulte per USB oder FireWire mit dem Rechner zu
verbinden. Auf Szenenspeicher muss man in dieser
Kategorie fast immer verzichten. Die kleinsten digi-
talen Mischpulte, die derzeit auf dem Markt erhält-
lich sind kommen von Edirol. Das M-10 DX für 495
bietet zehn Eingangskanäle, davon sind zwei
Mikrofoneingänge, die jeweils einen 3-Band-Equa-
lizer mit halbparametrischen Mitten besitzen. Ver-
schiedene digitale Effekte für den integrierten Effekt-
prozessor sind auch eingebaut. Auf den praktischen
Szenenspeicher müsst ihr hier aber verzichten. Die
Signale werden wie beim größeren Modell M-16 DX
in 24 Bit und 96 kHz gewandelt. Der große Bruder
verfügt dann schon über vier Preamps, ein grafikfä-
higes LCD-Display und 16 Szenenspeicher. Die
Anschlüsse sind dort in einer externen Rack-Einheit
untergebracht. Per USB 2.0 lässt sich das M-16 DX
mit dem Rechner verbinden und fungiert so als
Audio-Interface. Allerdings werden die Kanäle dabei
hinter der Klanbearbeitung abgegriffen. Ein interes-
santes Feature beider Pulte ist die Room Acoustic
Control, mit der die Mischung an die Raumakustik
angepasst werden soll. Solche Kleinstpulte machen
Sinn, wenn ihr nur wenige Signalquellen mischen
wollt und vor allem auf Platzersparnis und kompaktes
Design Wert legt. Das große Modell kostet 799 und
eignet sich aufgrund der Szenenspeicher auch für an-
spruchsvollere Aufgaben als Proberaummischer oder
als Submixer für Drums oder Keyboards.
In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die Hybridpulte
n8 und n16 von Yamaha.
Sie sind auf der einen Seite
leistungsfähige Digitalpulte mit eingebauten Effekten,
auf der anderen Seite werden sie per FireWire-
Anschluss zur idealen Schnittstelle mit dem Rechner.
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SOUNDCHECK 11 08
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natürlich auch Transporttasten für die Laufwerks-
steuerung nicht fehlen. Besonders gelungen ist hierbei
die Integration in die Cubase-Produktfamilie. Selbst
5.1 Mischungen sind mit dem kleinen Pult
zu realisieren, an dem sich drei Lautspre-
cherpaare anschließen lassen. Für 1.426,81
erhält man damit schon ein ernstzuneh-
mendes Digitalpult, dass seine Stärken
besonders in Verbindung mit einem
Computer ausspielen kann, dem aber
leider eigene Szenenspeicher fehlen.
Es spricht zudem für eine gute Produktpflege,
dass mit einem Softwareupdate neue Funktionen
hinzugekommen sind wie zum Beispiel die Mög-
lichkeit, Parameter oder Kanaleinstellungen in
andere Szenen zu kopieren.
Dies lässt sich natür-
lich mittels Sound Manager Software vom ange-
schlossenen Rechner wesentlich eleganter erledigen
Günstiger Einstieg mit Szenenspeicher und Room
Acoustic Control:
Edirol M-16 DX
Untere Mittelklasse
Ab ca. 3.000
UVP erhält man schon viele
Basisfeatures, die Digitalpulte bis hin zur
Topklasse auszeichnen:
Dynamics und EQs in je-
dem Kanal, integrierte Effektgeräte, sowie
Editorsoftware für die Offline-Bearbeitung, also
Einstellmöglichkeiten auch ohne direkt vor dem
Pult zu sitzen. Den Standard in dieser Klasse der
Schweizer Taschenmesser unter den Digitalpulten
setzt seit Jahren das 01V von Yamaha. Dieses ist
dank eines Updates auf die 96-kHz-Technologie
auch klanglich auf der Höhe der Zeit und extrem
vielseitig zu verwenden. 16 analoge Eingangskanäle
sind ab Werk vorhanden, zusätzlich eine 8-Kanal-
ADAT-Schnittstelle.
Da die Bedienoberfläche weitgehend einem Ana-
logpult nachempfunden ist, braucht man keinerlei
Berührungsängste zu haben und profitiert von den
einfach zu bedienenden Kompressoren in den Mono-
Eingangskanälen. Jeder Kanal bietet darüber hinaus
eine 3-Band-Klangregelung mit halbparametrischen
Mitten. Im Gegensatz zu den kleinen Pulten von Edirol
kommen hier schon Fader in 100-mm-Standardlänge
zum Einsatz. Mit einem Schalter lassen sich auch
Signale aus dem Audio-Sequenzer auf die Misch-
pultkanäle legen. Da diese Geräte vorwiegend für den
Betrieb mit Audio-Workstations ausgelegt sind dürfen
Ernsthafter Live-Einstieg in die digitale Mischpult-
Welt:
Yamaha 01V96 VCM
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Special:
Digitale Mischpulte
LS9-16 nennt sich Yamahas reinrassiges Live-
Pult für 5.800 UVP.
Wie der Name schon sagt,
bietet es in der Basisausstattung 16 Eingangskanäle
und lässt sich mit Mini YGDAI-Karten auf bis zu 32
Kanäle ausbauen. Die Preamps sind Recall-fähig,
was bedeutet, dass auch die Gain-Einstellung digital
abgespeichert werden kann. Gerade im Live-
Segment ist das ein enormes Plus. Weiterhin erhält
man hier acht Matrixausgänge auf die nach Art
eines digitalen Steckfeldes beliebige Signalquellen
gepatcht werden können. Kompressoren und EQs
pro Kanal sind natürlich auch vorhanden. Mittels
der Sends-On-Fader-Funktion wird man in die Lage
versetzt, mit den Fadern die Aux-Sends zu regulie-
ren, was ideal für Monitoranwendungen ist. Das
LS9-16 ist mit den vier eingebauten Effektprozess-
oren sowie bis zu acht graphischen digitalen Equa-
lizern ein üppig ausgestattetes Pult und eine echte
Empfehlung, wenn man sich sicher sein kann, dass
32 Kanäle ausreichen.
lich überzeugen und ist eine Empfehlung für den
Live-, aber auch den Studio-Bereich. Das reine Pult
kostet 7.526,75 , das Set mit einer 32/8 Stage Unit
liegt dann schon bei 13.344,07 .
Profi-Liga
In der Top-Klasse tummeln sich wieder diverse
Modelle aus dem Hause Yamaha.
Mit dem M7CL,
dessen kleinste Variante mit 32 Kanälen 21.570
kostet haben die Japaner einen neuen Standard im
professionellen Beschallungssegment geschaffen. Es
arbeitet mit dem Centralogic-Bediensystem, bei
dem sich jeweils eine 8er-Gruppe der zentralen
Bedienelemente um den Bildschirm spiegelt und di-
rekt bearbeiten lässt. Auf kompaktem Raum lassen
sich so bis zu 56 Mix-Kanäle realisieren. Als Beson-
Nicht nur für Recording-Zwecke geeignet:
Tascam DM-3200
als am Gerät selbst, das aufgrund der kompakten
Maße gewisse Einschränkungen bei der Bedienfreund-
lichkeit besitzt. Ganz Yamaha-like lassen sich DAWs
steuern. Und das für einen Preis von 2.973,81 .
Eher für Recording-Zwecke ausgelegt, erscheinen
zunächst die Tascam-Pulte DM-3200 und DM-
4800.
So verfügen Sie über 16 beziehungsweise 24
Motorfader für automatisierte Mischungen. Das DM-
3200 bietet 32 Analogeingänge (16 x Mikro und 16 x
Line) das DM-4800 jeweils 24. Üppig bemessen ist
auch die Zahl der Busse, von denen es im kleineren
Pult 16, im größeren 24 gibt. Jeder Kanal bietet eine
vollparametrische 4-Band-Klangregelung und Dy-
namikprozessoren. Praktisch sind hier auch die LED-
Kränze um die Drehregler (Encoder), die eine optische
Anzeige über den gewählten Wert bieten. Zwei digi-
tale Multieffektprozessoren sind schon eingebaut,
darunter auch ein Hall von TC Electronic. Selbst-
verständlich können die Einstellungen der Pulte
abgespeichert und wieder komplett aufgerufen
werden – was als Total-Recall-Funktion bezeichnet
wird. Die internen Daten lassen sich auf Compact
Flash sichern und in ein Modell der selben Baureihe
überspielen. Diese Pulte sind sehr gut ausgestattet,
preisgünstig und lassen sich über IF-Expansion-
Karten für verschiedenste Zwecke erweitern. Damit
spricht also grundsätzlich nichts dagegen, die
Geräte auch im Live-Bereich einzusetzen.
Dann sollte man aber unbedingt
die optionale Meterbridge nach-
rüsten. Das DM-3200 kostet
3.790 , dass DM-4800
ist für 5.648
zu
haben.
Jeder Kanal ist mit 4-Band-Klang-
regelung und Dynamiksektion aus-
gestattet:
Mackie TT24
Obere Mittelklasse
Mit reichlich Live-Features ausge-
stattet ist das TT24 von Mackie für
7.314,05 .
Es ist übersichtlich auf-
gebaut, bietet die obligatorische 4-Band-
Klangregelung und Dynamikprozessoren im Kanal.
Interessant für größere Beschallungen sind die
Matrix-Ausgänge mit bis zu 600 ms Delay. Damit
lassen sich Delay-Lines realisieren, wie sie bei grö-
ßeren Veranstaltungen häufig eingesetzt werden.
Nicht nur dank des Touchscreens ist die Konsole
komfortabel bedienbar. Eine Control Software für
den Computer ist zudem verfügbar, mit der man sich
den Inhalt des Bildschirms auf den Computermonitor
holen kann. Die 36 analogen Eingänge lassen sich
mittels Onyx-Preamps erweitern. Den Maximalausbau
mit 72 Inputs und 48 Fadern erhält man, wenn man
zwei TT24-Pulte koppelt. Leider muss man auf ein-
gebaute Effekt-Prozessoren verzichten.
In der Preisklasse über 10.000 findet sich mit
dem M400 System von RSS auch schon das erste
modular aufgebaute System.
Dabei kommen ne-
ben dem Pult mit 48 Eingangskanälen digitale Stage-
boxen zum Einsatz, die gleichzeitig als Digitalwandler
dienen. Damit werden die Kabelwege kurz gehalten
und das Signal dann per Digitalverbindung zum Pult
geschickt. Das M400 System kann klang-
Digitalmischpult mit 48 Eingangskanälen:
RSS V-Mixer M400
derheit können die acht digitalen 31-Band-Equalizer
auch als Graphic-EQs mit je 15 Bändern betrieben
werden. Dadurch erhöht sich dann die maximale
Anzahl an Equalizern auf stolze 16 Stück.
Obwohl das PM1D immer noch das Flagschiff
der Live-Serie darstellt, dürfte das PM5D inzwi-
schen beliebter sein.
Die Variante PM5D-RH ist
dabei sicher die bessere Wahl, ermöglicht es doch,
den Gain-Pegel der Head-Amp genannten Eingangs-
verstärker ebenfalls digital mit abzuspeichern. Mit-
tels der Expandereinheit DSP-5D lässt sich die
Kapazität auf bis zu 96 Kanäle verdoppeln. Diese
kann dank Glasfaserverbindung bis zu 120 Meter
entfernt sein. Zudem sind acht Effektprozessoren
und zwölf Graphic-EQs eingebaut. Das ist mal
wirklich üppig. Die Systeme beginnen preislich ab
ca. 39.500 .
High-End
Luxus pur und unerreichte Flexibilität bei der
Signalverwaltung erhält man mit den Highend-
Pulten von Midas, Digico, sowie der Soundcraft
Vi-Serie.
Preise gibt es hier nur noch auf Anfrage
beim Vertrieb und der Einsatzzweck ist im hochpro-
fessionellen Veranstaltungsbereich angesiedelt.
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Modular aufgebautes System mit maximal 720 XLR-Anschlüssen:
Midas XL8
Sehr beliebt sind hier Digicos D5 und Midas Pro6
und XL8.
In der Klasse über 100.000 sind diese
Pulte gern verwendete Luxuskonsolen. Das Digico ist
beispielsweise mit vier Touchscreen-LCD-Displays
ausgestattet, kann bis zu 128 Eingangskanäle und
40 Ausgangsbusse verwalten und zusätzlich gibt es
eine 38-in-8-out-Matrix für flexible Routing-
Anforderungen. 24 VCA-Gruppen, also Fader-Grup-
pen lassen sich anlegen. Maximale Übersichtlichkeit
bietet auch die neue Konsole Vi6 von Soundcraft, die
auf der Technologie der Edelschmiede Studer auf-
baut. Dazu werden die Fader farblich markiert und
zeigen dadurch an, ob sie Inputs, Outputs oder Aux-
Wegen zugeordnet sind. Der digitale Bolide hat acht
Lexicon-Effektprozessoren und 35 digitale BSS
Graphic-EQs an Bord.
Das iLive-Pult von Allen & Heath arbeitet mit
MixRacks, die DSP-Power und Digitalwandler
bereitstellen.
Verbunden werden sie über Cat5-
Kabel mit dem Mischpult. Jeder Kanal verfügt nicht
nur über Noise Gate und Kompressor sondern auch
über ein drittes Dynamikmodul, das wahlweise aus
einem Limiter oder einem DeEsser besteht. Farbliche
Markierungen der Kanalzüge sorgen für Übersicht.
Das XL8 war das erste Digitalpult der englischen
Edelschmiede Midas. Das modular aufgebaute
System bietet eine maximale Anzahl von 720 XLR-
Anschlüssen mit Expansion, sowie maximale
Ausfallsicherheit. Alle wichtigen Bestandteile, vom
Netzteil bis zum Netzwerkkabel sind redundant an-
gelegt, können also im Havariefall auf einen Ersatz
zurückgreifen. Das trickreiche Bediensystem arbei-
tet mit einer Fast Zone für acht Kanalzüge, die
Detailzone bietet hingegen umfangreiche Bearbeit
ungsmöglichkeiten in Kanalzug-Darstellung.
Das Pro6 ist die kompaktere Version und beruht
auf der selben Technologie.
Dieses Pult ermög-
licht sowohl analoge als auch digitale Gain-
Einstellungen. Ebenso kommt hier auch das geniale
Latency Management zum Einsatz. Das sorgt dafür,
dass alle Signale immer phasengetreu laufen. Selbst
wenn Outboard-Equipment über zusätzliche AD-
Wandler eingeschleift wird, kann die dadurch ent-
stehende Verzögerung im Kanalzug entsprechend
in den Systemtakt integriert werden, sodass es die-
sem nicht hinterherhinkt.
Wissen
Presonus StudioLive 16.4.2
Mit dem StudioLive 16.4.2 bringt Presonus
demnächst einen preiswerten und unter
anderem speziell für den Proberaum- und
Live-Betrieb entwickelten Digitalmixer auf
den Markt. Das Pult verfügt über 16 Class-
A-Preamps, sechs Aux-Busse, vier Sub-
gruppen und eine 22-x-18-FireWire-Engine.
Herzstück ist der bequem zu bedienende,
quer über das Pult reichende Fat Channel,
der sich simultan jedem Eingang, jeder
Subgruppe, den Aux-Wegen und der Summe
zuordnen lässt, um das jeweilige Signal mit
EQ, Kompressor, Limiter, Noise Gate und
DSP-Effekten zu bearbeiten.
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