Special Loops und Samples fuer Zuspieler Die 11Gebote de
© PPVMEDIEN 2008
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Loops und Samples für Zuspieler
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
SPECIAL
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Die dritte Hand
So entstehen perfekte
Backingtracks
Die 11 Gebote
der Loops und Samples
1-2-3 … dabei!
Recordinglösungen für
eure Backingtracks
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Die 11 Gebote
der Loops und Samples
The Sample Experience
Loops und Samples sind aus der heutigen Musik nicht mehr wegzudenken. DJs und Hip
Hopper leben ausschließlich davon. Selbst im Metal werden sie immer öfter benutzt.
Samples und Loops zu erstellen ist eigentlich nicht besonders schwierig und wenn ihr
unsere 11 Gebote beachtet erspart ihr euch eine Menge Zeit und Nerven.
D
amit es mit den Samples und Loops für eure
Live-Performance klappt, bedarf es doch
etwas an organisatorischem Talent. Doch
keine Sorge wir geben euch einige Regeln und Tipps
mit auf den Weg, damit die Vorbereitung für euren
Gig kein Schlag ins Wasser wird.
1. Gebot
2. Gebot
Du sollst Sicherungskopien
erstellen
Du sollst alle Loops
und Samples ordnen
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SoundCheCk 12 08
/
WWW.SoundCheCk.de
FOTOS: SHUTTERSTOCK & GROISZ
Eure Daten von Anfang an zu organisieren er-
leichtert euch das Leben ungemein.
Speichert eure
erstellten Loops und Samples in einen für jeden
Song angelegten Ordner; darin legt ihr Unterordner
für die jeweils verschiedenen Versionen an. Probiert
dann im Proberaum aus was gut passt, und nur die
perfekt zum Song passenden Dateien ladet ihr letzt-
endlich in euer Abspielgerät oder euren Sampler.
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Auf der sicheren Seite zu sein heißt nicht nur ein
absturzsicheres System zu betreiben.
Regelmäßige
Sicherungskopien verschaffen euch ein sicheres
Gefühl, dass alles passt, wenn es darauf ankommt.
Sicherungskopien sollten auf jeden Fall mit dem
System erstellt werden, welches ihr auf der Bühne
verwendet. Nichts ist schlimmer, als im Ernstfall zwar
die Daten auf einem Speichermedium zu haben, sie
aber nicht an Ort und Stelle verwenden zu können, da
euer System ein eigenes Dateiformat verlangt.
Apropos „an Ort und Stelle“: Ein Backupfile bringt
nichts, wenn es im heimischen Safe liegt – egal ob ihr
im Studio, im Proberaum oder auf der Bühne seid.
Sicherungskopien sollten auf jeden Fall auch nach der
kleinsten Veränderung im Setup gemacht werden.
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3. Gebot
Du sollst das verwendete
Equipment kennen
Die beste Idee nützt nichts, wenn ihr sie nicht
verwirklichen könnt.
Überlegt euch gut, welches
Equipment ihr benötigt um eure Sounds aufzuneh-
men, zu bearbeiten und abzuspielen. Setzt euch in-
tensiv mit eurem Equipment auseinander um das
bestmögliche rauszuholen. Befasst euch mit all den
Arbeitsschritten schon im Vorfeld um nicht mit läs-
tigen MIDI-Zuweisungen oder Routings euren
Workflow zu bremsen. Beschränkt euch auf das
Equipment und die Programme, die euch letztend-
lich ans Ziel führen. Merkt euch auch jeden
Arbeitsschritt, den ihr macht. Notizen sind an dieser
Stelle sehr hilfreich. Es ist nämlich schon oft pas-
siert, dass ein Effekt aus einer Summe von
Arbeitschritten entstanden ist.
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4. Gebot
Du sollst Klicks für alle
Lebenslagen erstellen
Tick – Tack – Tack – Tack ... dies ist der wohl
meistverwendete Klick.
Der kann allerdings auch
ganz schön nerven. Seid kreativ und benutzt andere
Klicksounds oder benutzt Percussion-, sowie Drum-
loops für eure Recordingsessions. Wenn ihr eine
Recordingsoftware wie Cubase, Live, Logic oder
Reason auf eurem Rechner installiert habt, geht dies
ganz einfach. Über den Drumeditor oder ein Master-
keyboard könnt ihr innerhalb kürzester Zeit ein paar
Grooves einspielen. Wenn ihr dazu eure Backingtracks
einspielt, macht das zum einen mehr Spaß und zum
anderen können dadurch auch neue Ideen entstehen.
Wer beispielsweise eine Drumsoftware wie BFD
von FX Pansion verwendet, der bekommt sogar
noch eine riesige Drumloop-Library in jeder er-
denklichen Stilrichtung mitgeliefert.
Daraus könnt
ihr innerhalb weniger Sekunden ein komplettes
Grundgerüst für eure Backingtracks erstellen. Die
Loops liegen als MIDI-Datei vor und passen sich so-
mit jedem Tempo problemlos an. Sehr schön ist auch
die Funktion, mehrere Loops und Fills nach dem
Zufallsprinzip ablaufen zu lassen. Das gibt dem
Ganzen einen sehr realistischen Touch.
5. Gebot
4
5
Musiker einen Klick aufs Ohr zu geben, zumindest
solange bis der Drummer einsetzt. Denn die Band
soll ja mit dem Drummer grooven und nicht jeder
stur nach dem Klick spielen. Bei einem reinen A-
cappella-Stück ist es hilfreich eine Klickspur mit
einem Klaviersound zu erstellen um die Intonation
der Sänger zu erleichtern.
6. Gebot
7. Gebot
Du sollst alle Samples
ein- und ausfaden
Du sollst ausgiebig proben
Ein wichtiger Faktor ist der Test eures erstellten
Materials.
Wenn einer zu Hause ein Teilplayback
bastelt und dann von seiner Band verlangt, es mal
kurz beim Soundcheck anzuspielen, so geht das
beim Gig meist in die Hose. Ausgiebiges Proben ist
daher unumgänglich.
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Um das gelegentlich auftretende Knacksen am
Anfang oder Ende eines Samples oder Loops in
den Griff zu kriegen ist es notwendig ein sehr
schnelles Fade In und Fade Out durchzuführen.
Samples müssen zugeschnitten werden, am besten
an den Nulldurchgängen, damit keine Knackser ent-
stehen. Schneidet man nämlich mitten in der Welle,
so entsteht direkt zu Beginn eine extrem steile,
senkrechte Flanke in der digitalen Wellenform. Beim
Abspielen ist der D/A-Wandler dann gezwungen, in-
nerhalb einer Millisekunde von Null auf einen hohen
Spannungswert zu springen. Dies wird im analogen
Signal als Knackser hörbar. Soll der Beginn des
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Du sollst Klicks für verschie-
dene Musiker erstellen
Der Drummer braucht beim Einsatz mit Samples
und Loops durchgehend seinen eigenen Klick, der
Rest der Band aber nur bei einigen Teilstücken.
Sehr oft hört man beispielsweise Intros mit
Flächensounds, die keinen Aufschluss über das
Timing geben. Hier ist es dann sinnvoll, jedem
Per In-Ear-Monitoring lässt sich der Klick direkt auf die Ohren des Schlagzeugers geben.
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Special:
Loops und Samples für Zuspieler
wir es eher Inspiration. Musiker und Bands sollten
ihren eigenen Stil haben oder wenn sie am Anfang
stehen, zumindest einen entwickeln. Aber wie ent-
steht so ein eigener Stil? Hört möglichst viel ver-
schiedene Musikstile und nehmt euch das raus, was
euch besonders gefällt. Achtet hierbei vor allem auf
die Anordnung der eingesetzten Instrumente und
Loops. Meist sind manche Sounds weit in den
Hintergrund gemischt – da spürt man eher dass was
spielt, als dass man es hört. Bei professionellen
Produktionen werdet ihr auch feststellen, das kleine
Soundelemente wie Samples und Loops wohlüber-
legt eingesetzt wurden – also wenn der Song Platz
dafür lässt. Ideen sammeln ist eines der wichtigsten
Elemente um Samples und Loops zu kreieren.
11. Gebot
Wenn der tatsächliche Anfang des Samples zur 1 des Songs gestartet wird, kommt es zu einer rhythmischen Ungenauigkeit.
Samples also an einer Stelle ohne Nulldurchgang
liegen, so gilt es, dort einen Fade In zu machen.
Zu beachten ist, dass Samples eine gewisse Ein-
schwingzeit haben.
Damit ist zum Beispiel das bei
Bläsern typische anblasen des Tons bis zum tatsäch-
lich vollen Ton gemeint. Bei Gesang ist es übrigens
ähnlich. Damit verschiebt sich die eigentliche 1 ein
wenig nach hinten, wenn ihr das Sample genau auf
die 1 eines bestimmten Taktes antriggert. Und das
kann wie im Bild oben zu sehen auch schon mal mehr
als eine 16tel-Note sein. Wird dieses Sample jedoch
exakt auf der 1 eines Taktes gestartet, so verschiebt
sich der Groove um eben diese 16tel. Würdet ihr diese
Sample auch noch Loopen, so verschiebt sich der
Groove jeden Takt um eine weitere 16tel. Frank Zappa
hätte seine Freude mit solchen Dingen gehabt aber
für eure Zwecke ist dies eher nicht förderlich.
8. Gebot
deshalb für ein Format, zum Beispiel mit immer der-
selben Taktrate. So bleibt alles übersichtlich und
euch bleiben peinliche Pannen erspart. In Zeiten von
DSL und schnellem Internet müsst ihr auch auf fol-
gendes achten: Wenn ihr schnell mal mit euren
Bandmitgliedern per Internet Samples und Loops
tauschen wollt, dürft ihr die Daten nicht ins MP3-
Format konvertieren. Da bleibt nämlich einiges an
Klang auf der Strecke. Nehmt die längeren Upload-
und Download-Zeiten in Kauf oder komprimiert die
Dateien lieber mit einem Programm wie Win Zip,
Win Rar oder einem sonstigen Packer. Falls die
Dateien für euren E-Mail-Account zu groß sind, gibt
es auch kostenlose Internetplattformen wie zum
Beispiel www.yousendit.com auf die ihr eure Dateien
laden könnt.
9. Gebot
Du sollst nicht übertreiben
Du sollst das richtige Format
verwenden
Einige Sampler und Computerprogramme wan-
deln Daten, die in verschiedenen Formaten anlie-
gen zwar meist beim Import in das eingestellte
Format, aber eben nur meistens.
Entscheidet euch
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Du sollst einen Plan haben
Analysiert genau, an welchen Stellen eure Songs
noch etwas Schub vertragen können.
Legt Listen,
Tabellen oder Notizen an, die eure Ideen nicht in
Vergessenheit geraten lassen. Wichtig ist es auch,
dass alle Samples und Loops nach der Recording-
und Programmiersession sinnvoll archiviert werden.
Gerade wenn ihr zig Songs und Projekte am Start
habt, kann es schnell mal unübersichtlich werden.
Deshalb beschriftet eure Datenträger mit den wich-
tigsten Infos, wie zum Beispiel Songname, Datum
der Produktion, eventuell auch mit der Anzahl der
verwendeten Spuren und Samples und für welches
Zuspielersystem die Daten erstellt wurden.
Ihr solltet auch nicht vergessen, ein Worddokument
zu besonderen Arbeitsschritten oder Effektbear-
beitungen anzulegen.
Es kann ja schließlich mal vor-
kommen, dass ihr eine professionelle CD-Produktion
anstrebt oder alte Titel wieder neu auflegen wollt.
10. Gebot
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Man lässt sich nur allzu gern von den sich eröff-
nenden technischen Möglichkeiten verführen und
übertreibt sehr gerne mit der Anzahl der eingeflo-
genen Spuren, Sounds und Loops.
Ein Drum- oder
Percussionloop lässt eure Musik gleich lebendiger
wirken. Eine zusätzliche Akustikgitarre bringt mehr
Fülle in euer Arrangement. Zusätzliche Chöre lassen
den Gesang fetter wirken. Eine zweite Gitarre vor
allem während des Gitarrensolos macht Laune,... Aber
nichts ist schlimmer, als einen dreistimmigen Chor zu
hören und nur einer singt ins Mikro.
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Auf www.yousendit.com bekommt ihr auch große Dateien
kostenlos ins Internet.
Du sollst stehlen
Das mag jetzt vielleicht ein wenig paradox klin-
gen, ist aber so.
Du sollst zwar keine Originale di-
rekt klauen, wohl aber die Ideen! Klauen? Nennen
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Drei oder mehr Gitarrenspuren – plus die noch
live gespielten – mögen im ersten Moment ja
druckvoll und genial klingen, zerstören aber meist
die Durchsichtigkeit und Transparenz eures Songs.
Also haltet euch an die Binsenweisheit: Weniger ist
mehr! Sollte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen euer
todsicheres System auf der Bühne trotzdem mal
versagen, seid ihr nicht zu 100 % davon abhängig.
Euer Song klingt dann zwar nicht so wie gewohnt,
aber er ist immer noch spielbar. Die besten Zuspieler
sind die, die das Publikum nicht merkt, die aber die
Performance aufwertet.
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