Special Pre Production 1 2 3 dabei
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DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Pre-Production
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
SPECIAL
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Seite 44
Vorsorge voraus!
Die 11 Gebote
So macht ihr euch fürs Studio fit
der Pre-Production
1-2-3 … dabei!
Equipment für
die Pre-Production
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Equipment für die Pre-Production
Mitschnitte sind das vielleicht effektivste Mittel der Pre-Production. Nichts taugt
zur Selbstkontrolle besser als eine Probeaufnahme der eigenen Performance.
Drei Werkzeugtypen bieten sich demnach für die Session vor der Session an:
Multitracker, Pocket-Recorder und PC/Mac-DAWs.
D
as ewig und allgemein gültige Tool für
die Pre-Production wird sich kaum fin-
den lassen, was allein aus der schier un-
zähligen Menge möglicher Anwendungsgebiete
folgt. Eines lässt sich aber trotz allem ohne
Zweifel feststellen: Wer sich schon vor den ei-
gentlichen Recordings in der Technik verhed-
dert, wird schlecht vorbereitet ins Studio gehen.
Traut euch also nur realistische Ziele zu.
Schön, wenn ihr in eurem Homestudio über
umfangreiches Equipment verfügt. Nur solltet
ihr eben nicht den Zweck der Pre-Production
aus den Augen verlieren: die Vorbereitung der
Haupt-Aufnahmesessions. Demzufolge ist es
selbstredend angebracht, sich auf Werkzeuge
zu beschränken, deren Bedienung euch nicht
überfordert. Das bedeutet vor allem: Setzt kein
Equipment ein, das euch aufgrund sei-
ner Komplexität ablenken könnte.
Konzentriert euch vielmehr auf den
Song als musikalische Einheit. Details
gilt es später im Studio zu trimmen.
Jetzt ist vor allem Arbeit an der Sub s-
tanz gefragt.
Multitracker
Klassiker unter den Pre-Production-Tools
sind die so genannten Multitracker.
Diese auch
im Zeitalter des Laptop-Recordings weiter be-
liebte Geräteklasse bietet im Idealfall intuitive
Bedienung sowie unkomplizierte Handhabung
dank Hardware-Benutzeroberfläche. Außerdem
Get The Groove:
Mit dem HD-8 von Zoom erhält
man einen vollausgestatteten Multitracker mit
Drum- und Basscomputer.
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Soundcheck 03 08
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FOTOS: IMAGO
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der Name bereits preisgibt, zählt zu den
Features des Kompaktstudios von Zoom außer-
dem ein CD-Brenner.
Etwas günstiger ver-
sorgt wird man mit dem
Tascam DP-02 CF (UVP:
359
g
).
Auch der Name
dieses
Multitrackers
weist bereits auf eines
der möglichen Spei-
chermedien hin. Im Fall des DP-02 CF handelt es
sich um die Compact-Flash-Card (eine 1-GB-
Karte ist enthalten). Das Gerät wird allerdings
auch als HD-Version mit eingebauter 40-GB-
Festplatte ausgeliefert. In beiden Ausführungen
verfügt das DP-02 pro Kanal über Hardware-
Drehregler für Pegel-, Pan- und Effect-Send-
Level sowie über einen Zwei-Band-EQ. Zudem
gibts einen CD-RW-Brenner und USB-2.0-Port,
der die Kommunikation mit externen Computern
ermöglicht. So können ganze Songs oder auch
nur einzelne Spuren vom Computer in den
Recorder geladen werden. Oder man sichert um-
gekehrt Songs oder Spuren auf dem Rechner.
Wie beim Zoom HD-8/CD muss man sich aber
auch bei der Arbeit mit Tascams Multitracker auf
simultanes Recording von nur zwei Spuren be-
schränken.
Ministudio:
Tascams DP-02
ist ein Multitracker, der auf
HD oder Compact-Flash-
Karten Daten speichert.
mehr. Überdies gelingt es mit derartigem Equip-
ment am ehesten, den Fokus ganz auf dem
Maßgeblichen zu belassen: dem Song. Wobei
man sich nicht wundern sollte, wenn mit den
kleinen Allroundern äußerst taugliche Auf-
nahmen glücken. Die Miniaturisierung hoch-
klassiger Bauteile schreitet schließlich im Eil-
tempo fort.
So bietet der Edirol R-09 (UVP: 439
g)
etwa
schon eine professionelle Auflösung von 24 Bit
bei bis zu 48 kHz.
Auch das direkte Aufnehmen
im MP3-Format ist hier möglich. Sicher nicht die
schlechteste Option. Vor allem wenn man in
Betracht zieht, seine Aufnahmen eventuell
schnell und unkompliziert an Dritte weiterleiten
zu wollen. Als Speichermedium kommen bis ma-
ximal 2 GB große SD-Karten zum Einsatz. Ein
Stereomikrofon mit separater Eingangskontrolle
ist in das Gerät bereits integriert.
Ein weiterer ultrakompakter Kandidat ist der
Zoom H4 (UVP: 355
g
).
Auch dieser Kleinst-
recorder fasst bis zu 2 GB an Audiomaterial.
verfügt sie über den Vorteil gewissermaßen ein
Feature-Paket aus einer Hand zu bilden. Hier
bekommt der Anwender also ein Allround-Tool,
ohne sich dabei mit dem Prinzip Baukasten, wie
man es etwa von Laptop-DAWs kennt, herum-
schlagen zu müssen. Zudem sind Multitracker
meist so kompakt ausgelegt, dass ihr Transport
keine Probleme verursacht. Das ist ideal, wenn
man sich zum Beispiel auf eine kleine Pre-
Production-Tour durch die Wohnungen der ein-
zelnen Bandmitglieder begeben will.
Einen echten Multitrack-Allrounder findet
man im HD-8/CD von Zoom (UVP: 712
g
).
Hier
gehört etwa ein Drum- und Basscomputer zur
Ausstattung. Ein schönes Feature, möchte man
sich auch mal ohne die Bandkollegen auf Sess-
ions vorbereiten. Ein taugliches Playback ist
mit den berührungsempfindlichen Pads des
HD-8/CD schnell erstellt. Das Gerät kann au-
ßerdem bis zu elf Tracks simultan wiedergeben.
Zwei Spuren werden gleichzeitig aufgenom-
men. Neun Fader und zahlreiche physikalische
Buttons erleichtern die intuitive Bedienung.
Die Audioauflösung von 16 Bit bei 44,1 kHz
muss man indessen als nicht mehr ganz zeitge-
mäß bezeichnen. Sie reicht aber sicher für
Probeaufnahmen in der Pre-Production. Wie
Pocket-Recorder
Wer nach mehr Mobilität verlangt, als sie
herkömmliche Multitracker gewährleisten, der
entscheidet sich für einen so genannten Pocket-
Recorder, die kompakteste aller Recording-Mög-
lichkeiten.
Ob Proberaum, Backstage-Bereich
oder eigene Wohnung – mit diesem modernen
Tool spielen Örtlichkeiten plötzlich keine Rolle
Handlich:
Zooms H4 bietet im Handy-Format einen
Vier-Spur-Sequenzer.
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Soundcheck 02 08
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Special:
Pre-Production
Vorteil: Das Gerät entpuppt sich als echter Vier-
Spur-Multitracker, ein in dieser Recorder-Klasse
nicht alltägliches Feature. Wobei der Anwender
das Gerät im Mehrspur-Modus auf 16 Bit und
44,1 kHz herunterdrosseln muss. Über zwei
XLR-/Klinken-Ports finden Gitarren, Bässe, ex-
terne Mics und mehr direkten Anschluss. Auch ei-
ne USB-Schnittstelle ist integriert. Zwei Electret-
Kondensator-Mikros in XY-Anordnung ermögli-
chen überdies ab Werk echte Stereoaufnahmen.
das Ausmaß an Bearbeitungs-Features moder-
ner Audio-Software in die Irre führen lassen.
Soll heißen: ins Schneiden, Pitchen, Filtern,
Quantisieren, Stretchen, Komprimieren, … und
so weiter bis ins Unendliche. Es gilt also, mög-
lichst jederzeit das Ziel vor Augen zu behalten
– den Song nicht im Detail, sondern als Ganzes
für die Aufnahme fit zu machen. Dann erweist
sich unter Umständen der Feature-Wahnsinn
moderner PC/Mac-DAWs letztlich sogar als
Riesenvorteil. Besonders kann hiervon derjeni-
ge profitieren, der in der Pre-Production be-
reits Spuren einspielen will, die für den Mix
genügen sollen.
schon vor der Digitalisierung tieffrequente
Störanteile aus dem Nutzsignal entfernt wer-
den. Nur eine Eigenschaft, die das Saffire Pro
als durchaus ernst zu nehmenden Misch-
pultersatz prädestiniert.
Der dänische Hersteller T.C. Electronic bietet
mit dem Konnekt 24D ein etwas günstigeres
Gerät.
Das Audio-Interface liegt mit einer un-
verbindlichen Preisempfehlung von 545
g
in
puncto Anschaffungskosten zwischen Tascams
US-144 und Focusrites Saffire Pro. Bestandteil
des Konnekt-24D-Pakets sind etwa die bekann-
ten Plugins der eigenen PowerCore-Plattform
(DSP). Diese stehen auch im Stand-Alone-Modus
bereit, was dem Konnekt 24D einen Vorteil ge-
genüber vielen Mitbewerbern verschafft. Zwei
Mic-/Line-/Instrument-Inputs auf der Front-
seite, je vier symmetrische Line-Ins und -Outs
sowie acht ADAT- und zwei S/PDIF-Ein- und
Ausgänge – insgesamt beläuft sich die Zahl der
Audio-Anschlüsse auf satte vierzehn Ports. Bis
zu vier Konnekt-Einheiten können obendrein
miteinander verschaltet werden. Das Konnekt
24D arbeitet wie das Saffire-Interface via
Firewire-Standard und ist laut TC Electronic
auch für den Live-Einsatz ausgelegt.
PC/Mac
Kaum ein Musiker, der heute nicht neben sei-
nem Instrument auch eine PC/Mac-DAW sein
eigen nennt.
Zu enorm sind schließlich die
Möglichkeiten, als dass man sich diese entgehen
lassen könnte: Schon mit einem Laptop und
nicht mehr als einem Audio-Interface sowie
Interfaces
Einzige wirklich erforderliche Hardware ist
neben dem Rechner ein taugliches Audio-Inter-
19"-Audiointerface:
Per Firewire verschafft Focusrites Saffire Pro 26 i/o Audiosignalen den Weg in den PC.
einem gehobenen Sequenzer steht ein Potenzial
zur Verfügung, um das man vor wenigen Jahren
noch von den Top-Studios dieser Welt beneidet
worden wäre. Keine Frage, dass diese geballte
Recording-Power auch in der Pre-Production
genutzt wird.
Doch die Vorteile des computerbasierten
Recordings können in der Pre-Production gele-
gentlich auch ein Manko darstellen.
Im Tal der
Möglichkeiten hat sich der unbedarfte Anwen-
der schnell verirrt und sucht vergebens nach
dem Weg zum Song, dem eigentlichen Haupt-
darsteller in der Recording-Vorbereitung. Aber
auch mancher Profi wird sich mitunter durch
face.
Die Auswahl an betreffendem Equipment
hat sich in den letzten Jahren immens erweitert.
Möchte man sein Setup kompakt und mobil hal-
ten, könnte man etwa auf Tascams US-144
(UVP: 199
g
) zurückgreifen. Stereo-Mic- und
Line-Aufnahmen sind mit diesem Tool bereits
drin. Das US-144 qualifiziert sich dank USB 2.0
für 96-kHz-Aufnahmen, stellt also auch ein pas-
sendes Stück Equipment für mehr als schnödes
Probe-Recording dar. Eine Direct-Monitoring-
Funktion sorgt außerdem für latenzfreie Abhör-
möglichkeiten. Als Software-Bonus erhält der
Anwender darüber hinaus den Light-Sequenzer
Cubase LE und die Tascam-eigene Sampling-
Workstaion GigaStudio LE.
In anderen Preisregionen bewegt sich das
Interface Focusrite Saffire Pro 26 i/o (UVP:
879
g).
Hier findet allerdings im Idealfall be-
reits die komplette Band Anschluss. Eigentlich
für die bloße Probeaufnahme zu schade. Das
Saffire ist allerdings ein Kandidat, wenn man
ohnehin nach einer größeren Schnittstelle für
den eigenen PC/Mac sucht. Focusrites Interface
nimmt nicht via USB, sondern über den so ge-
nannten Firewire-Standard Kontakt mit dem
Rechner auf. Angesichts seines 19"-Formats
empfiehlt sich das Saffire weniger für mobile
Anwendungen als beispielsweise Tascams US-
144. Dafür verfügt es allerdings auch über acht
Ein- und Ausgänge in XLR- sowie symmet-
rischer Klinkenausführung. Pro Kanal stehen
außerdem Hochpassfilter bereit. So können
Software
Noch umfangreicher als die Auswahl an
Audio-Interfaces präsentiert sich das Soft-
ware-Angebot.
Prinzipiell würden es zuweilen
zwar schon die in Windows oder dem Mac OS
enthaltenen Audio-Recorder tun. Gleichwohl
wird man auf Dauer sicher ein praktischeres
und umfangreicheres Programm vorziehen.
Steinbergs WaveLab 6 etwa, das man als eine
superluxuriöse Version dieser Software-Gattung
bezeichnen kann (UVP: 649
g
). Wobei man
auch hier anbringen muss: Ein derartiges Tool
ist zu mächtig, um es ausschließlich in der Pre-
Production einzusetzen. WaveLab bietet
Lösungen für professionelles Mastering, Audio-
Kompakt:
Bis zu 14 Inputs bietet T.C.
Electronic mit dem Konnekt 24D – bei handli-
Restauration, DVD-Authoring, Sound-Design
und vieles mehr. Allein die wählbare Sample-
Rate von bis zu 384 kHz lässt keinen Zweifel an
der Zielgruppe dieser Software. Wer also vorhat
digitale Audiobearbeitung auf höchstem Ni-
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Soundcheck 03 08
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Bigpack:
Sehr umfangreich kommt das Apple Logic
Studio daher und bietet für den Live-Einsatz sogar eine
möchte, der kann außerdem auf Sony Acid Pro 6
(UVP: 349
g)
zurückgreifen, den großen Bruder
des Music Studios. Bei beiden Programmen han-
delt es sich um Software, die den Fokus auf
Mehrspur-Produktionen legt.
In gleicher Kategorie wie Sonys Acid Pro 6 fin-
det sich auch der Sequenzer-Klassiker Steinberg
Cubase.
In der aktuellen Studio-4-Version (UVP:
399
g
) verfügt Cubase unter anderem über eine
32-Bit-Engine, 128 physikalische I/Os, das neue
Plugin-Set VST 3 sowie die virtuellen Instrumente
Halion One und Prologue. Mit dem so genannten
SoundFrame-Feature präsentiert Steinberg zu-
dem ein neues Sound-Management-Konzept.
Wer sich die Top-Version des Sequenzers (Test
auf Seite 86) leisten möchte, der legt 879
g
(UVP)
auf den Tisch und erhält dafür 256 physikalische
I/Os sowie 5.1-Surround-Sound-Funktionen.
Als direkter Cubase-Konkurrent hat sich et-
wa Cakewalks Sonar am DAW-Markt etabliert
(UVP der Producer Edition 7: 499
g).
Cakewalk
gibt seiner Software unter anderem mit: einen
Step sequencer, Rolands V-Vocal-Plugin, einen
virtuellen Vintage-Channelstrip und eine ei-
gens entwickelte Technologie zur Mehrspur-
Audio quantisierung. Für welches Programm
man sich in der Pre-Production entscheiden
wird, hängt oftmals von Vorlieben in Be-
dienungs fragen ab. Wer einen Mac sein Eigen
nennt, kann auf das neue Apple Logic Studio
zurückgreifen. Dieser Sequenzer wird unter
anderem mit sehr guten Plugins zur Audio-
bearbeitung, Instrumenten und einer umfas-
senden Samplelibrary ausgeliefert. Und das
zum Dumping-Preis von 479
g
UVP. Es lohnt
also, sich Demoversion der jeweiligen Software
aus dem Web zu ziehen. So kann man einen
ersten Eindruck davon gewinnen, inwiefern die
jeweiligen Produkte Gemeinsamkeiten bezie-
hungsweise Unterschiede aufweisen und wie
gut das Handling ist.
veau zu betreiben – oder dies schon tut – den
sollte nichts daran hindern ein solches
Programm auch in der Pre-Production einzu-
setzen. Alle anderen greifen vielleicht besser
zu etwas schwachbrüstigerer Software, die
zwar über geringere Editing-Funktionen ver-
fügen mag, aber dafür erschwinglicher ist.
Bei der Sequenzer-Anwendung Sony Acid
Music Studio 7 (siehe auch Test auf Seite 90)
handelt es sich zum Beispiel um eine wesentlich
preisgünstigere Alternative (UVP: 49
g
).
Auch
wenn hier im Vergleich zu WaveLab bedeutend
weniger Highend-Features zur Verfügung ste-
hen: Sonys Acid bietet sich aufgrund der ein-
fachen Benutzerführung und eines erprobten
Loop-Konzepts für die Pre-Production zweifel-
los an. Wer es ein gutes Stück umfangreicher
Praxistipp
Der Audio-PC sollte ausschließlich
mit Musikprogrammen ausgestattet
sein.
Wenn ihr ein wirklich sauberes und funk-
tionierendes System haben wollt, dann
solltet ihr auf dem Musikrechner keine an-
deren Programme außer eurer Musiksoft-
ware installieren.
Besonders alles, was mit
dem Internet zu tun hat, stellt eine potenzielle
Gefahr dar. Nun kommt man bei bestimmten
Programmen, wie beispielsweise denen von
Native Instruments nicht umhin, diese per
Internetverbindung zu aktivieren ...
... alles andere wie E-Mail- und vor allem
File-Sharing-Programme haben dann auf
einem Musikrechner aber nichts zu suchen.
Trotz der Virusgefahr, sollte dennoch kein
Virenscanner im Hintergrund laufen, da
dieser im Hintergrund aktiv ist und somit die
Systemleistung merkbar herunterbremst.
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