© PPVMEDIEN 2007
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Software auf der Bühne
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Zukunftsmusik
Die 11 Gebote
der Musiksoftware
auf der Bühne
Mit Software auf die Bühne
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1-2-3…dabei!
Seite 36
Seite 40
1-2-3 … dabei!
Control-Freak
Control-Freak
Musiksoftware auf der Bühne ist eine echte Bereicherung, vorausgesetzt man
hat das richtige Equipment und die passenden Programme. Während gute
Audio-Interfaces immer ihren Preis haben, könnt ihr mit manchen Freeware-
oder Sharewareprogrammen echte Schnäppchen machen.
elcher Rechner der beste für die
Bühne ist, darüber streiten sich die
Geister. Der eine schwört auf den
Mac, der andere bevorzugt PCs. Zu beschreiben,
wie man nun das perfekte Computersystem konfi-
guriert, würde den Rahmen dieses Specials spren-
gen. Kurz gesagt kann man aber mit allen aktuel-
len Laptops von Markenherstellern wie Apple,
Toshiba, IBM oder Dell ab ca. 1.000 Euro und
Desktop PCs ab ca. 800 Euro schon hervorragend
arbeiten. Vorausgesetzt sie verfügen über eine
Grafikkarte mit eigenem Speicher und sind mit
ausreichend RAM ausgerüstet. Aber auch betagte
Modelle können noch völlig ausreichend sein, je
nachdem welche Ansprüche man stellt. Für die
Tüftler gibt es auch Varianten mit 19"-PC oder
Mac Mini, die live über Touchscreen bedient wer-
W
den (erhältlich z. B. bei www.cartft.com). Bei den
Audiointerfaces kann man mit bewährten Marken
wie RME, MOTU, Edirol oder M-Audio nichts
falsch machen. Sie bürgen für solide verarbeitete
Hardware und guten Treibersupport. Interessante
Soundkartenlösungen für Gitarristen sind vor al-
lem das Stealth Plug von IK Multimedia, Line 6s
Guitar- oder TonePort sowie Behringers Guitar
Link, das je nach Art des Adapters das Gitarrensignal
auf einen USB-2.0-Anschluss wandelt. Clever ist
auch das in den Bodentreter Rig Kontrol integrier-
te USB-2.0-Interface von Native Instruments für
seine Software Guitar Rig. Ebenfalls vor der
Auslieferung steht ein „cable like“ Interface von
CME, dessen Elektronik so kompakt gehalten ist,
dass sie fast völlig im Kabel verschwindet. Doch
kommen wir nun zum eigentlichen Thema.
Hostsoftware
Damit ihr Plugins benutzen könnt, braucht ihr
eine Hostsoftware die diese Programme verwal-
tet.
Im Heimstudiobereich verwendet man dazu
üblicherweise Sequenzerprogramme wie Cubase,
Logic oder Sonar. Diese gibt es in verschiedens-
ten Ausführungen für Homerecording-Einsteiger
bis Masteringprofis. Diese Sequenzer könnt ihr
auch auf der Bühne verwenden, hier sind sie na-
türlich optimal, um vorproduzierte Audio- und/
oder MIDI-Tracks abzufeuern. Die Einstellungen
für die Plugins werden hier innerhalb eines
Songs abgespeichert. Der Nachteil dabei: Wenn
man die Einstellungen verändern will, muss ein
neuer Song geladen werden. Das kann auf der
Bühne schon mal störend werden. Man kann
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SoundCheCk 09 07
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sich aber damit behelfen, dass
man verschiedene Spuren anlegt,
die jeweils in unterschiedliche
Plugin-Kanäle geleitet werden.
Dazu muss der Rechner viel Ar-
beitsspeicher haben, denn alle
Plugins, die man innerhalb des
Sets benutzt, müssen dann gleich-
zeitig geladen sein.
Wer nicht viele Funktionen be-
nötigt, bekommt schon ab
ca. 100 Euro passende
Software.
Die Einstei-
gervariante von Cake-
walk, Sonar 6 Home
Studio für 109
g
UVP ist vor-
rangig für Homerecorder interes-
sant, denen die etablierten Sequenzer zu
unübersichtlich sind. Es kann virtuelle Instru-
mente und Effekte hosten, ist aber live nur be-
dingt empfehlenswert. Schon spannender wird
es mit den light-Versionen von Cubase (Cubase
Studio) und Logic (Logic Express) für 399 bzw.
299 Euro, die auch schon ein paar virtuelle
Instrumente mitbringen. Und richtig amtlich ar-
beiten lässt es sich mit Cubase für 879 Euro und
Apple Logic Pro 7 für 1.069 Euro. Beide Pro-
gramme sind mit guten Softwareinstrumenten
sowie einer Fülle von Effekten ausgerüstet und
ermöglichen es auch, die MIDI-Daten zu splitten
und zu layern, wobei besonders Logic mit seinen
flexiblen Verkabelungsmöglichkeiten interes-
sant ist. Außerdem bringt es eine Sammlung von
Simulationen mit. Sonar 6 Producer für 569
Euro ist ebenfalls ein sehr gutes Programm, das
mit dem Vintage Channel, einem Kanalzug, nicht
nur für die Gesangsbearbeitung, glänzen kann.
Ableton live dagegen ist ein Sequenzer der
besonderen Art: Er ist in erster Linie für den spon-
tanen Umgang mit Loops geeignet, hat aber in den
letzten Versionen auch im MIDI-Bereich deut-
lich zugelegt.
Mit keinem anderen Programm
kann man derart spontan Loops per MIDI oder
Computertastatur starten, stoppen und sogar in
Echtzeit dehnen und transponieren. Die Voll-
version kostet 549
g
UVP. Einige Soundkarten-
hersteller legen ihren Produkten die abgespeckte
lite-Ver sion mit eingeschränktem Funktions-
umfang auf CD bei, die zu Sonderpreisen auf die
Vollversion erweitert werden kann.
VST-Hosts (standalone)
Wer keinen Sequenzer braucht, aber trotz-
dem live nicht auf Plugins verzichten will, der
sollte sich nach einem reinen VST-Host um-
schauen.
Es gibt sogar zwei Lösungen in
Hardware - sprich Kistenform. Das wäre zum ei-
nen der Receptor von Muse Research. Mit einer
UVP von ca. 2.000 Euro ist dieser allerdings nur
etwas für absolute Profis. Vergleichbar ist die
Samplestation Forte Touchscreen, die bei digital
audio networx für 1.995 Euro angeboten wird.
Kore von Native Instruments tritt mit dem
Anspruch an, der optimale Host auch für Live-
Situationen zu sein und bringt zu diesem Zweck
auch einen Controller mit, der die Einstellungen
der verschiedenen Plugins in Echtzeit regeln
kann. Es ist für 999 Euro erhältlich, erfordert
aber einen sehr flotten Rechner, weil allein die
Ableton live ermöglicht euch auf der Bühne
den komfortablen Einsatz von Loops.
WWW.SoundCheCk.de
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Special:
Software auf der Bühne
Hostumgebung schon sehr viel Rechenpower
beansprucht. Außerdem ist Kore mittlerweile
fast die einzige eigenständige Lösung für Mac-
User geworden, nachdem das vielversprechen-
de Programm RAX nicht mehr verkauft wird.
Im PC-Sektor gibt es dagegen einige interes-
sante Produkte, darunter Phrazor von Sonic-
bytes (www.sonicbytes.com), sowie Chainer
(www.xlutop.com), ein Programm, das die
Möglichkeit bietet, Presets über MIDI umzu-
schalten. Beispielsweise kann man dazu ein
programmierbares Fußpedal wie das MFC 10
von Yamaha anschließen. Cantabile ist eben-
falls vielversprechend, die aktuelle Version 1.2
ist bislang erhältlich in einer kostenlosen und
voll lauffähigen lite-Version, sowie als Demo
der Vollversion. Das meistbenutzte Programm
dürfte aber Forte vom Brainspwawn sein, das
für die Bühne ideal geeignet ist. Ihr könnt da-
mit wie bei einem Hardwaregerät Setups er-
stellen, diese per MIDi umschalten und sehr
viel mehr. Deshalb geht auch der Preis von
99,95 Euro UVP völlig in Ordnung.
Yamahas Motif stand Pate für einige Sounds des Hypersonic von Steinberg.
Gitarrensoftware
Was sich seit der Einführung des POD von
Line 6 vor gut 10 Jahren im Bereich des
Ampmodeling getan hat, hätte vorher wohl
kaum jemand für möglich gehalten.
Auf dem
Gitarrensektor ist Guitar Rig von Native Instru-
ments der unangefochtene König in Sachen
Bühnenkompatibilität. Es ist konsequent für
den Live-Einsatz ausgelegt, stellt aber auch ho-
he Anforderungen an den Rechner. Amplitube
von IK Multimedia für ca. 299 Euro klingt eben-
falls sehr gut, ist aber nicht ganz so üppig aus-
gestattet und steht vor allem in der Live-
Funktionalität noch hinter Guitar Rig zurück.
Vergleichbar mit dem Rig Kontrol soll ein pas-
sendes Fußpedal mit Audiointerface namens
StompIO im Herbst erscheinen. Dsounds RT
Player kostet ca. 250 Euro, kann als Host für
beliebige VST-2.0-Effekte dienen und bringt
verschiedene virtuelle Bodentreter mit. Von Line
6, dem Hersteller des POD gibt es auch verschie-
dene Gearbox-Bundles aus Gitarreneffekten und
Audiointerfaces von 355 bis 653 Euro. Wer gar
nichts bezahlen möchte oder kann, der sollte die
beliebte Guitar Suite von Simulanalog antesten.
Das Programm kann unter www.simulanalog.org
kostenlos heruntergeladen werden.
Speziell für Schlagzeugsounds eignen sich
Drumsampler wie Battery 3.0 von Native
Instruments für 199
g
UVP und FXPansion BFD
für 324
g
UVP, das mit Expansion Packs für alle
möglichen Musikrichtungen erweitert werden
kann.
Schon in SOUNDCHECK 06/07 wurde au-
ßerdem Drumagog von Wavemachine Labs vor-
gestellt, ein Drumreplacer, der auch für den
Live-Einsatz interessant ist, und durch Mikro-
fonsignale gesteuert werden kann und nicht wie
sonst üblich einen Triggerkonverter benötigt.
Virtuelle Instrumente
An virtuellen Instrumenten für Keyboardsounds
herrscht wahrlich kein Mangel.
Am bekanntes-
ten dürfte die Software-Orgel B4 II von Native
Instruments sein. Daneben gibt es unzählige
weitere Simulationen von fast jedem Keyboard-
typ, vom Prophet N Pro 53 für 199 Euro über
den Arturia Minimoog 5 und den Software-DX 7
namens FM8 von Native Instruments für 204
g.
Akustische Flügel werden mit den Programmen
Steinberg The Grand (239 Euro), NI Akustik
Piano (288 Euro), Galaxy II (ca. 250 Euro) und
Synthogy Ivory für 329 Euro überzeugend imi-
tiert. Das Programm Propellerhead Reason für
449 Euro ist ein absolut umfassendes Kom-
plettpaket aus verschiedenen Klangerzeugern
und Effekten. Seit der Version 3.0 enthält es den
Combinator, der Kombinationen aus Instru-
menten und Effekten für den Live-Einsatz spei-
chert und abrufbar macht.
Sampler
Sampler und Sample-Player für Effekte,
Drumsamples und Keyboardsounds gibt es eben-
falls in guter Qualität als Software.
Der EXS ist
in Logic integriert und war einer der ersten
Softwaresampler. Vergleichbar dazu ist Halion
One in Cubase enthalten. Halion 3.1 bietet deut-
lich mehr, kostet dafür aber auch 389 Euro.
Einer der mächtigsten Softewaresampler ist
Kontakt von Native Instruments für 399 Euro,
der auch als Multiinstrument auf mehreren
MIDI-Kanälen arbeitet und mit vielen kreativen
Funktionen glänzen kann.
Reine Sample-Player oder Software-Work-
stations eignen sich gut dazu, MIDI-Files wie-
derzugeben und liefern Standardsounds in guter
Qualität.
Dabei wären Bandstand als günstig-
stes Programm für 199 Euro, Hypersonic von
Steinberg für 389 Euro – letzteres enthält auch
Soundmaterial der Yamaha Motif Synthesizer –
East West Colossus für 540 Euro und IK
Multimedia Sonic Synth zu nennen. Außerdem
interessant sind noch Plugsound Pro für 299
Euro von Ultimate Soundbank und Yellow Tools
Independence für 449 Euro.
Die Gearbox von Line 6 verschafft euch
authentische Gitarrensounds.
Vocal Channelstrip
Für den Gesang werdet ihr sicher lieber mit
dem guten alten Mischpult arbeiten wollen.
Wenn ihr die Vocals aber mit Software aufpep-
pen wollt, könnt ihr das mit dem sehr preisgün-
stigen Voxengo für 59,95 Euro probieren (www.
voxengo.com). Empfehlenswert ist auch der vir-
tuelle Channelstrip von Kjaerhus Audio. Von
Antares, dem Pionier der Intonationskorrektur
– der sogenannte
Chereffekt
hat sich dank die-
ser Stimmbearbeitung etabliert – kommt eine
Sammlung an Vocal-Effekten namens Avox für
Die Internetseite von KVR bietet euch einen komfortablen
Überblick über diverse am Markt erhältliche Plugins.
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Chereffekt:
Bei dem Song „If you believe“ hört man, das Chers Stimme sehr künstlich und bearbeitet klingt. Dieser Effekt
wird von einem Intonationskorrektur-Programm verursacht, der die Stimme mit einem harten Übergang von einer Note auf
die andere verschiebt.
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599 Euro. Außerdem enthalten die Sequenzer
Cubase und Logic Werk schon alles, was man für
Gesangsbearbeitung braucht. Klanglich einen
sehr guten Eindruck macht auch der schon er-
wähnte Vintage Channel von Sonar.
Effekte
Wer sich bei der Masse an Plugins, die mitt-
lerweile am Markt verfügbar sind, einen
Überblick verschaffen will, der kann sich auf
der Internetseite www.kvraudio.com hervorra-
gend informieren.
Neben den genannten
Voxengo-Plugins und den Produkten von
Kjaerhus Audio ist auf jeden Fall auch noch
PSP Audioware zu nennen – die zahlreiche
gutklingende Effekte zu wirklich bezahlbaren
Preisen anbieten. Darunter ist auch ein heraus-
ragendes Bandsättigungsplugin namens Vin-
tage Warmer. Letzteres eignet sich ausgezeich-
net für einzelne Instrumente, Gesang oder den
Mix und macht satten Druck. Eine ausgezeich-
nete Sammlung von 50 Effekten inklusive vir-
tuellem Rack kommt von db Audioware. Sie
heißt Quantum Effects und kostet etwa 299
Euro. Plugins der Edelklasse produziert zudem
die Firma Waves. Wer über genug Kleingeld
verfügt ist mit den verschiedenen Waves-
Bundles für mehrere tausend Euro exzellent
bedient. Ein ganz heißer Tipp für den schmalen
Geldbeutel ist das Musicians Bundle II für nur
190 Euro mit dem von Vielen hochgelobten
Renaissance Compressor und Equalizer, zusam-
men mit Delay und Doppler-Effekt Optimal vor
allem für Gesang. Auch der EQ macht sich live
sehr gut, um Signale im Mix stärker nach vorne
zu bringen.
Zubehör
Damit der Laptop live nicht geklaut werden
kann, solltet ihr ihn mit einem Schloss sichern,
wie zum Beispiel von der Firma Kensington,
das je nach Ausführung zwischen 20 und 40
Euro kostet.
Einen halbwegs sicheren Stand
sollte der Mobilrechner natürlich auch haben.
Stellt ihn deshalb am besten auf einen Per-
cussiontisch oder einen Laptopständer, wie
zum Beispiel den 12150 von König & Meyer
(123,60 Euro) den hiRise von RaneSerato, den
ihr in DJ-Zubehörläden bekommen könnt und
der knapp über 100 Euro kostet, oder den
Laptopständer von Stanton für 99 Euro. Wenn
ihr den Rechner nicht immer in eurer Nähe ha-
ben wollt, könnt ihr viele Sequenzerprogramme
über die Fernbedienung „Tranzport“ von Fron-
Mit Laptop-Schlössern, hier von der Firma Kensington
schützt ihr euren mobilen Rechner vor Diebstahl.
tier Designs für 229 Euro steuern. Wenn ihr
außer dem Rechner auch noch eine Soundkarte
im 19"-Zoll-Format oder andere Rackgeräte
benötigt, dann gibt es dafür auch eine tolle
Lösung von Gator Cases: Mit dem Case GRC-
Studio4Togo kann man Laptop und Peri-
pheriegeräte zusammen transportieren. Im
Rack selbst gibt es eine Öffnung für die Kabel-
verbindungen zwischen 19"-Geräten und Rech-
ner. Ähnliches gibt es mit dem Mighty Gig Rig
auch von SKB.
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