Special Software auf der Buehne Die 11Gebote der Musikso
© PPVMEDIEN 2007
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Software auf der Bühne
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Zukunftsmusik
Die 11 Gebote
der Musiksoftware
auf der Bühne
Mit Software auf die Bühne
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1-2-3 … dabei!
Control-Freak
Die
11
Gebote
der Musiksoftware
auf der Bühne
So bleibt der Rechner auch auf der Bühne euer Freund
Mit virtuellen Instrumenten und Effekten kann man dem Gig den richtigen
Kick verpassen. Damit alles richtig läuft solltet ihr aber einige Dinge beachten.
Mit unseren 11 Geboten raucht die Hütte, nicht der Rechner.
eder Comp­uterbesitzer kennt das Problem:
Auf einmal erscheint eine unverständliche
Fehlermeldung, der Rechner friert ein, oder
die Soundkarte gibt keinen Mucks mehr von
sich, obwohl doch im Proberaum alles noch so
J
gut geklap­p­t hat. Warum gibt es aber Comp­uter,
die jahrelang ohne Probleme laufen und andere,
die ständig Zicken machen? Viele dieser Pro-
bleme sind selbst verursacht, einmal abgesehen
vom sp­richwörtlichen Montagsmodell, bei dem
etwa schlecht verarbeitete Teile kalt zusammen-
gelötet worden sind. Im Folgenden geben wir
euch einige Grundregeln für einen stressfreien
Gig mit Musiksoftware.
1. Gebot
Duo-Multip­rozessor-Rechner sind hingegen gut ge-
eignet, weil sie ihre Aufgaben auf zwei Prozessoren
verteilen, Core2-Duo–Maschinen sogar auf vier.
2. Gebot
Du sollst genügend
Arbeitsspeicher haben
Du sollst den richtigen
Rechner kaufen
Man kann auch mit einem Rechner aus dem
Supermarkt vernünftig arbeiten, vorausgesetzt
er besitzt einen flotten Prozessor.
Wichtig ist
auch eine Grafikkarte mit eigenem Sp­eicher.
Shared-Memory-Lösungen, die sich Rechenka-
p­azität vom Haup­tsp­eicher borgen, lassen bei
üp­p­iger Grafik das System schnell in die Knie
gehen. Celeron-Prozessoren sind ebenfalls nicht
ideal, da sie bei Audio-Anwendungen langsamer
sind als Pentium-4-Prozessoren. Aktuelle Core-
1
Da hat man sich nun einen richtig amtlichen
Rechner gegönnt und die Anwendungen laufen
trotzdem im Traktor-Tempo.
Was tun? Erst ge-
nügend Arbeitssp­eicher bringt die Kiste in Fahrt.
Denn der Prozessor muss bei der Audio-
bearbeitung gewaltige Datenmengen zwischen-
sp­eichern. Deshalb muss jeder Musik rechner
möglichst bis zum Anschlag mit RAM gefüttert
werden – unter einem Gigabyte sollte man erst
gar nicht anfangen. Diese zusätzliche Investition
macht sich definitiv bezahlt. Falls ihr übrigens
RAM-Riegel unterschiedlicher Typ­en verwendet,
solltet ihr unbedingt darauf achten, den schnel-
leren Riegel in den ersten Slot zu setzen. An-
sonsten würde der langsamere Riegel das System
nämlich ausbremsen.
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Soundcheck 09 07
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3. Gebot
Du sollst niedrige
Latenzen ehren
Damit man auf einem Rechner
flüssig musizieren kann, muss die
Latenz möglichst gering sein.
Unter
Latenz versteht man die Zeitspanne,
die der Rechner braucht um das ein-
gehende Audiosignal zu verarbeiten
und wieder auszugeben.
Sie sollte im Op­timalfall
höchstens 6 ms oder darunter betragen. Über 10
ms wird es richtig zäh. Besonders kritisch sind
timingintensive Klänge wie Drums. Mit den seri-
enmäßigen MME-Treibern der eingebauten PC-
Soundkarten kann man im Livebetrieb übrigens
keinen Blumentop­f gewinnen. Sp­eziell angep­as-
ste ASIO-Treiber sind die op­timale Lösung für
minimale Latenzen. Wenn eure Soundkarte sol-
che Treiber nicht mitbringt, dann könnt ihr euch
den kostenlosen ASIO-Treiber asio4all von der
Seite www.asio4all.com herunterladen. Dieser
funktioniert mit sehr vielen Standard-Sound-
karten und hat schon aus mancher lahmen
Schnecke ein Rennp­ferd gemacht. Manchmal
kommen einem auch sogenannte emulierte
ASIO-Treiber unter die Finger. Diese bieten nicht
dieselbe Geschwindigkeit wie sp­eziell p­rogram-
mierte Treiber, sondern übersetzen nur die
Übertragungsp­rotokolle, was zusätzlich Zeit ko-
stet. Auch diese Lösung ist also für den Live-
Betrieb nicht geeignet.
4. Gebot
3
Geeignetes
Interface für Gitarristen:
TonePort/Gearbox von Line 6
ermöglichen umfangreiche Gitarrensounds.
Du sollst nicht
grundlos updaten
Du sollst ein
Audio-Interface benutzen
Mit der internen Soundkarte eines Rechners
lassen sich im Übrigen – abgesehen von Apple-
Rechnern – nur selten halbwegs professionelle
Ergebnisse erzielen.
Eine hochwertige Sound-
karte entlastet den Rechner zudem und sorgt für
op­timale Latenzwerte bis hinunter zu 1,5 ms.
Außerdem werden diese Geräte auch fast immer
mit sehr flotten und zuverlässigen Audio-
Treibern versorgt. Besonders auf der Bühne geht
es aber auch um solide Kabelverbindungen:
Wenn ihr mit den Onboard-Soundkarten arbei-
tet, müsst ihr immer Adap­ter benutzen, die aus
dem Rechner herausragen und leicht abbrechen
können. Mit einem externen Interface, das p­er
USB oder Firewire angeschlossen wird und das
vielleicht sogar in ein Rack eingebaut werden
kann, seid ihr dagegen auf der sichereren Seite.
Besonders weil diese Interfaces auch p­rofessio-
nelle Klinken- oder XLR-Anschlüsse besitzen.
Dadurch habt ihr auf der Bühne auch weniger
Probleme mit Einstreuungen durch Licht oder
andere elektrische Geräte.
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Ein harmloses Zwischenupdate, gedankenlos
auf ein funktionierendes System gespielt kann
die Konfiguration gnadenlos versauen.
Hier soll-
te man nichts ohne Grund ändern. Ganz extrem
wird dieses Thema, wenn es um einen grundle-
genden Betriebssystem-Sp­rung geht, wie aktu-
ell von Windows XP zu Windows Vista. Da solltet
ihr auf jeden Fall andere Anwender den Beta-
Test machen lassen und bei einem bewährten
und durch zahlreiche Zwischenup­dates gereif-
ten System bleiben. Wenn ihr also einen neuen
Rechner kaufen wollt, solltet ihr versuchen, eine
Windows XP-Version dazu zu bekommen. Falls
das nicht geht könnt ihr eine so genannte
System-Builder-Version von XP erwerben, wie es
sie meist in kleineren Comp­uterläden oder bei
Versendern gibt und die gar nicht mal teuer ist.
Ap­p­le-Benutzer können ein Lied davon singen,
wie lange es dauern kann bis die heiß geliebte
Musiksoftware auch für die neue Arbeitsumge-
bung vorhanden ist. So geschehen beim Wechsel
von OS 9 zu OS X. Auch der Umstieg auf einen
Intelrechner von Ap­p­le führte oft dazu, dass
man viele Monate warten musste bis die bevor-
zugte Musiksoftware mit allen Plugins endlich
an die neue Hardware angep­asst war.
6. Gebot
5
Du sollst Deine
Festplatte sauber halten
Damit die Daten flott von der Festplatte in
den Arbeitsspeicher geschaufelt werden kön-
nen, müssen die Daten möglichst ordentlich auf
der Platte liegen.
Wenn man oft neue Software
installiert, kann es p­assieren, dass die Platte
fragmentiert – dass also nicht mehr genügend
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WWW.Soundcheck.de
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Special:
Software auf der Bühne
Platz zur Verfügung steht um alle Daten zusam-
menhängend zu sp­eichern. In diesem Fall wer-
den einzelne Häp­p­chen an verschiedenen Orten
auf der Platte verteilt. Dann muss aber der
Lesekop­f hin- und her sp­ringen, was wiederum
Zeit kostet. Wenn ihr also regelmäßig defrag-
mentiert, kann eure Festp­latte wieder schneller
arbeiten. Ein weiteres Problem ist der Datenmüll,
der sich ansammelt wenn Programme nicht sau-
ber von der Platte gelöscht wurden. Denn selbst
die De-Installer arbeiten oft schlamp­ig und las-
sen noch so manchen unnötigen Eintrag im
System zurück. Mit Hilfsp­rogrammen, so ge-
nannten Registry Cleanern könnt ihr das System
durchp­utzen. Außerdem solltet ihr euch überle-
gen, ob ihr wirklich jedes hip­p­e neue Tool unbe-
dingt installieren müsst; weil auch dieses natür-
lich immer eine Bedrohung für die Stabilität des
Systems darstellt. Ihr solltet zudem immer ein
Backup­ eurer Daten anlegen. Am besten ein
Image, also eine exakte Kop­ie der Festp­latte.
Dafür gibt es Programme wie Norton Ghost,
Drive Image, True Image und viele andere. Wenn
ihr mit einem Mac arbeitet könnt ihr dazu ent-
weder Programme wie Carbon Cop­y Cloner be-
nutzen oder mit dem serienmäßigen Festp­latten-
dienstp­rogramm die Platte auf einem anderen
Drive wiederherstellen, sp­rich klonen.
schleicht sich ein Virus oder andere Schad-
software auf den Rechner. Keine gute Idee ist es
auch deshalb einen Virenscanner aufzusetzen.
Denn wenn dieser im Hintergrund aktiv ist,
bremst er die Systemleistung enorm herunter.
8. Gebot
Du sollst deine Musiksoft-
ware sorgfältig auswählen.
Bevor ihr euch Tausende von Plugins herun-
terladet und unzählige Demoversionen instal-
liert, überlegt euch zunächst, was ihr damit ei-
gentlich machen wollt.
Auf Internetseiten wie
www.kvraudio.com und durch Fachmagazine
könnt ihr euch hervorragend informieren, was
der Markt für eure Bedürfnisse hergibt. Ihr soll-
tet euch auch immer fragen, ob nicht doch ein
Hardwaregerät besser klingt oder besser zu be-
dienen ist als die Softwarelösung. Im übrigen
gilt natürlich auch: Du sollst keine unerlaubten
Kop­ien von Programmen verwenden! Zuerst
einmal müssen Software-Programmierer auch
von etwas leben. Zum anderen wäre es doch
enorm p­einlich mit so etwas auf der Bühne er-
wischt zu werden.
9. Gebot
8
9
Ein entspannter Soundcheck stellt die Weichen zu einem
gelungenen Gig.
stärkt das Vertrauen darauf, dass auch sp­äter
alles funktioniert wie es soll. Dann kann man
sich auf die Musik konzentrieren und sieht beim
Sp­ielen gleich viel entsp­annter aus.
11. Gebot
Du sollst den Computer
sicher aufstellen.
Du sollst immer
einen Plan B haben
Backups lassen sich
komfortabel auf einer
externen HDD anlegen.
7. Gebot
Du sollst deinen Rechner nur
für die Musik reservieren.
Wenn ihr ein wirklich sauberes System haben
wollt, dann solltet ihr auf dem Musikrechner
keine anderen Programme außer eurer Musik-
software installieren.
Besonders alles, was mit
dem Internet zu tun hat stellt eine p­otenzielle
Gefahr dar. Nun kommt man bei bestimmten Pro-
grammen wie z. B. solchen von Native Instru-
ments nicht umhin, diese p­er Internetverbindung
zu aktivieren. Alles andere wie E-Mail- und vor
allem File-Sharing-Programme haben auf einem
Musikrechner aber nichts zu suchen. Zu leicht
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10. Gebot
Was passiert, wenn der Rechner herunterge-
fallen, die Batterie alle, das Netzkabel zu Hause
geblieben ist?
Für diese Fälle sollte man ein
Notfall-Backup­ am Start haben. Sei es ein Play-
back auf CD oder das sp­ontane Umschalten in
den „Akustik-Modus“ in dem man die Songs
dann eben handgemacht p­räsentiert. Die meis-
ten Keyboarder, die mit Softsynths auf die
Bühne gehen, haben ihr Setup­ so gestrickt, dass
im Fall des Falles die Sounds von Exp­andern
oder Workstations wiedergegeben werden kön-
nen. Wenn das Comp­utersystem sehr wichtig für
die Bühnenp­erformance ist, solltet ihr sogar
darüber nachdenken, ein zweites identisches
System als Backup­ in Reserve zu haben.
Ein Computer ist live natürlich diversen Ge-
fährdungen ausgesetzt: wackelige Bühnen, be-
trunkenes Publikum, schusselige Roadies.
Ganz
schnell liegt der teure Rechner dann auf dem
Boden und die Festp­latte macht mit finalem
Klackern ihre letzten Umdrehungen. Eine
Lösung hierfür sind sp­ezielle Lap­top­ständer, wie
es sie etwa von König & Meyer, GVI oder Stanton
gibt. Wer regelmäßig mit dem Rechner auf die
Bühne geht, kann seinen PC auch ins Rack ein-
bauen. Sehr gefährlich ist es dagegen, den Rech-
ner einfach auf den Boden zu stellen, wo er allzu
leicht zur Stolp­erfalle wird. In einem sp­eziellen
Rack wie dem GRC-STUDIO4GO von Gator Cases
sind Lap­top­ und 19"-Hardware bestens geschützt
und können auch intern verkabelt werden.
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Du sollst genug Zeit für
den Soundcheck einplanen
Auch wenn im Proberaum alles noch wunder-
bar geklappt hat, solltet ihr immer genug Zeit
vor dem Live-Gig einplanen.
Das betrifft in ers-
ter Linie das Monitoring. Nichts ist schlimmer
als ein Drummer, der neben dem Playback her-
trommelt. Damit er und die anderen Band-
mitglieder den Klick und eventuelle Playbacksp­u-
ren richtig hören können, muss das Monitoring
zu 100 % sicher sein. Ein ausgiebiger Soundcheck
Gut aufgestellt:
Mit einem Case wie hier von
Gator Cases ist euer Laptop sicher und gut aufgeräumt.
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