Special Software auf der Buehne Zukunftsmusik
© PPVMEDIEN 2007
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Software auf der Bühne
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
SPECIAL
Seite 32
Zukunftsmusik
Die 11 Gebote
der Musiksoftware
auf der Bühne
Mit Software auf die Bühne
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1-2-3 … dabei!
Control-Freak
Ein Special von Klaus Tenner
Zukunftsmusik
Mit Software auf die Bühne
Musiksoftware für den Computer ist eine tolle Sache: Virtuelle Klangerzeuger und Effekte sind heute klanglich
genauso gut wie Hardwaregeräte. Dazu kommt die riesige Auswahl an kostenloser Freeware, die schon Erstaunliches
bietet. Und mit Ampsimulationen wie Guitar Rig oder Gear Box werden heute nicht mehr nur die Keyboarder,
sondern auch Gitarristen und Bassisten gut bedient. Doch wie bühnentauglich ist Musiksoftware? Worauf muss
man im Live-Einsatz achten und welche Computer-Hardware ist nötig? Das alles erfahrt ihr in diesem Special.
arum soll man überhaupt einen
Rechner mit auf die Bühne nehmen,
wenn es doch für fast jeden Ein-
satzzweck das passende Hardware-Teil gibt? Da
könnte zunächst das Geld eine Rolle spielen.
Denn für den Rechner bezahlt man nur einmal,
kann ihn dann aber mit fast beliebig vielen Plug-
ins füttern, die es teilweise als Freeware gibt.
Aber auch mit Kaufsoftware kommt man erst
einmal günstiger weg, da man ja die Hardware
nicht jedes Mal neu mitbezahlen muss. Vielleicht
betreibt ihr ja auch zu Hause schon etwas Ho-
me-Recording und habt schon einige Sachen
vorproduziert, die ihr dann auf der Bühne per-
formen wollt. Da wäre es doch praktisch, ein-
fach den Rechner mitzunehmen und die zusätz-
lichen Spuren damit einzufliegen. Und in vielen
W
Sequenzerprogrammen ist ja schon so viel ein-
gebaut, von Kompressoren über Hallgeräte bis
zu Gitarreneffekten und Software-Klanger zeu-
gern, dass es einen natürlich in den Fingern juckt,
all diese Möglichkeiten auch live auszunutzen.
Software auf der Bühne birgt aber auch eini-
ge Risiken, weshalb immer noch zahlreiche
Musiker davor zurückschrecken, sie live einzu-
setzen.
In erster Linie ist das eine Frage der
Zuverlässigkeit: Wer mit Computern arbeitet,
weiß wie unangenehm es wird, wenn ein Rechner
plötzlich während einer Performance den Dienst
quittiert. Und das auf der Bühne – nicht auszu-
denken. Allerdings sind heutige Betriebssysteme
wie Mac OS X oder Windows XP schon so ausge-
reift, dass entsprechende Systeme zuverlässig
funktionieren, sofern man einige Grundregeln
beachtet, die man am einfachsten in dem engli-
schen Spruch zusammenfassen kann: „Never
Touch A Running System“.
Hardwarevorraussetzungen
Um mit Musiksoftware live arbeiten zu kön-
nen braucht man einen leistungsfähigen Rechner
mit viel Arbeitsspeicher und eine Soundkarte.
Die Anforderungen an den Computer sind im
Live-Einsatz allerdings noch viel höher als beim
Home-Recording. Das liegt daran, dass alle
Effekte und Instrumente in Echtzeit berechnet
werden müssen. Wenn ein Schlagzeuger auf ein
Pad haut, muss eben auch im selben Moment
der passende Sound erklingen. Dazu muss aber
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SOUNDCHECK 09 07
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Userstatement zum Loop-Sequenzer Ableton Live
Ableton Live gehört zu den ge-
bräuchlichsten Software-Tools die
auf Musikerbühnen verwendet wer-
den. Wir befragten den Ableton-
Live-User und Autor unserer
Schwesterzeitschrift Keys, Ulf Kai-
ser, zum Einsatz des Programms
auf der Bühne.
SC: Wie gut eignet sich Ableton
im Live-Einsatz als Channelstrip
für die Gesangsbearbeitung?
UK:
Ableton Live verfügt über eine
frei konfigurierbare Effektkette pro
Mixerkanal, die aus beliebig vielen
systeminternen und VST/AU-Effek-
ten bestehen kann. Schon mit dem
internen parametrischen 8-Band-EQ
sollte sich die Stimme ausreichend
entzerren lassen. Auch eine Dyna-
mik sektion ist vorhanden.
SC: Ist das latenzmäßig machbar/
vertretbar?
UK:
Grundsätzlich hat jede native
Software mit einer Latenz zu kämp-
fen, die in erster Linie aus der
Kommunikation zwischen Software
und Audio-Interface-Treiber resul-
tiert. Im Live-Einsatz tritt diese La-
tenz sogar auf dem Weg in und auf
dem Weg aus dem Rechner auf. Hier
ist es sinnvoll eine Audio-Hardware
mit schnellen Treibern zu erwerben
und mit einem Rechner zu arbeiten,
der entsprechende Treiber ein stel-
lungen erlaubt. Auf guten aktuellen
Systemen kommt man so auf eine Ge-
samtverzögerung von unter 10 ms.
SC: Bestehen Möglichkeiten für
Voice-Doubling, Harmoniestimmen
etc.?
UK:
Möglichkeiten zur Stimmver-
fremdung in Form von Verzerrung
oder Filtern bietet Ableton Live reich-
lich. Harmoniestimmen sind durch
Drittanbieter-Plugins möglich.
SC: Eignet sich Ableton Live als
virtuelles Rack für Keyboards?
UK:
Ableton Live kann, abhängig
von der CPU-Leistung, beliebig viele
MIDI-Spuren und virtuelle Instrumen-
te offenhalten, die man jederzeit anwäh-
len und spielen kann. Die sogenann-
ten Racks bieten eine mächtige Möglich-
keit für Layer- und Splitsounds.
SC: Wie gut sind die eingebauten
Softsynths?
UK:
Es gibt zwei einfache integrierte
Instrumente: eines für Drums und
eines für eine einfach Samplemani-
pulation. Wer die Vollversion erwirbt,
erhält zusätzlich einen Sampleplayer
mit einer klanglich hochwertigen
Auswahl traditioneller Instrumente.
Optional sind von Ableton der Ope-
rator für FM-Sounds und der Sampler
erhältlich. VST- und AU-Instrumente
sind ebenfalls kompatibel.
SC: Wie umfangreich sind die
Split ting- / L ayering-Möglich-
keiten?
UK:
Eine interne Patchbay erlaubt
selbst umfangreiche Routings zwi-
schen Mixerkanälen. Darüber hinaus
ermöglichen die Racks Effekt-/MIDI-
und Instrumentenkonstruktionen,
die auch komplexen Anforderungen
gerecht werden dürften.
SC: Wie steht es um die Patchbay-
Funktionalität?
UK:
Zwischen den Audio- und MIDI-
Kanälen können Signale umfang-
reich geroutet werden. Damit sind
Einzelausgänge, Kanalverdopplungen,
Subgruppen, etc. umsetzbar, nicht
jedoch Sidechains für Kompressoren
und Noisegates.
SC: Eignet sich Ableton Live als
Gitarren- oder Bass-Effekt-Gerät
(live!), insbesondere in den Punkten
Soundqualität und Echtzeitsteue-
rungsmöglichkeiten?
UK:
Ein zentraler Vorteil von Ableton
Live liegt in der Fähigkeit, Eingriffe
in Echtzeit vorzunehmen. Nicht nur
Gitarristen, sondern auch Sänger
nutzen das Programm für Live-
Anwendungen auf der Bühne.
Nahezu jedes Bedienelement ist zu-
dem über MIDI-Remotefunktionen
adressierbar.
SC: Funktioniert das Programm
auch als Drumsampler?
UK:
Als Drumsampler ist Ableton Live
erste Wahl. Der interne Impulse sieht
zwar einfach aus, kann aber durch Effek-
te beliebig erweitert werden. Dabei
ist es sogar möglich, ein Set mitsamt
einer Effektkette zu speichern.
SC: Wie würdest du folgenden
Satz komplettieren: Ich benutze
auch XYZ auf der Bühne, weil...
UK:
… es unter den kommerziellen
Sequenzern für den Bühnenbetrieb
zwar keine Alternative zu Ableton Live
gibt, aber zwei Sonderfälle wären
dabei auszunehmen: Bei einer ech-
ten Surroundwiedergabe muss Able-
ton Live passen. Und wenn es bevor-
zugt darum geht, einen Rechner als
virtuelles Synthesizerrack zu nutzen,
würde ich Brainspawn Forte vorziehen.
erst eine MIDI-Nachricht an den Software-
Klangerzeuger gesendet und der Klang berech-
net werden, bevor er die Ausgänge der Sound-
karte verlässt und über Lautsprecher oder Kopf-
hörer wieder an euer Ohr dringt. Die Zeit, die der
Rechner dafür benötigt, nennt man Latenz. Mit
einer Latenz von 5 ms kann man in der Regel
noch gut leben, ab 10 ms wird die Wiedergabe
aber zu träge. Bei Percussion-Instrumenten sind
die Anforderungen noch höher, sodass man ver-
suchen sollte, in die Nähe des kleinsten theore-
tisch möglichen Wertes von 1,5 ms zu kommen.
Das steigert natürlich ganz enorm die Anforder-
ungen an die Prozessorgeschwindigkeit. Beim
Home-Recording werden hingegen Spuren meist
offline bearbeitet, das heisst die Wiedergabe
wird etwas verzögert gestartet, damit der Com-
puter die Effekte oder virtuellen Instrumente
vorher bearbeiten kann. Das ist live natürlich
nicht praktikabel.
Sehr wichtig ist zudem eine gute Soundkarte.
Die meisten standardmäßig verbauten Sound-
karten in Computern sind für Live-Anwendungen
unbrauchbar.
Das liegt allerdings seltener an den
Karten selbst, sondern meist an den mitgeliefer-
ten Treibern, also den Progrämmchen durch die
das Audio-Interface in das Betriebssystem des
Rechners eingebunden werden. Auf dem PC-Sektor
sind die so genannten ASIO-Treiber das Mittel
der Wahl. Leider bringen aber nicht alle Sound-
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Special:
Software auf der Bühne
Userstatement zur Sequenzerlegende Cubase 4
Wir stellten Cuba-
se-4-Nutzer und
Keys-Autor Hol-
ger Steinbrinck
einige Fragen zum
Einsatz des Pro-
gramms auf der
Bühne.
Holger ist
u. a. als freiberuf-
licher
Dozent,
Sounddesigner (u.
a. Waldorf, Stein-
berg) tätig. Als
F ir men gr ünder
von audio-workshop.de veranstaltet er außerdem
deutschlandweit zahlreiche Workshops zum Thema
Musikproduktion und Recording.
SC: Wie gut eignet sich Cubase 4 im Live-
Einsatz als Channelstrip für die Gesangs-
bearbeitung? Ist das latenzmäßig machbar?
HS:
Die neuen EQ-Plugins in Cubase 4 sowie der
integrierte EQ in einem Mixerkanal arbeiten in
Echtzeit, sodass sie auch live eingesetzt werden
können. Gerade für kritische Signale wie Gesang
sind diese EQs gut geeignet, da sie sehr musika-
lisch klingen und das Signal nicht unangenehm
verfälschen.
SC: Wie gut sind die eingebauten Softsynths?
HS:
Der in Cubase integrierte Halion One greift
auf den Sample Content des Yamaha Motif zu-
rück und liefert sehr hochwertige Klänge aus na-
hezu allen Bereichen. Neben akustischen Sounds
wie Pianos, Streichern und Bläsern liefert der
Halion One zahlreiche Brot-und-Butter-Synth-
Sounds. Die drei zusätzlichen Software-Synths
Prologue, Mystic und Spector beinhalten viele
ausdrucksstarke Lead- und Padsounds.
SC: Wie umfangreich sind die Splitting-/
Layering-Möglichkeiten?
HS:
Cubase bietet für jede MIDI- und Instrumen-
tenspur einen MIDI-Eingangswandler, mit dem
sehr flexibel Layer- oder Tastatur-Splits erzeugt
werden können.
SC: Wie steht es um die Patchbay-Funk-
tionalität?
HS:
Grundsätzlich hängt die Komplexität der
Verschaltungen von der angeschlossenen MIDI-
und Audio-Hard-
ware ab. Mehrere
MIDI - Inter f a c e s
können gleichzeitig
verwendet werden,
das bedeutet meh-
rere parallele Ein-
gänge und gleich-
zeitiges Ansteuern
von verschiedenen
Instrumenten in-
nerhalb oder au-
ßerhalb von Cu-
base. Sehr interes-
sant sind auch die
ex ternen Instru-
mente – hierbei lassen sich Expander oder
Synthesizer über die Audiohardware direkt in den
Cubase-Mixer integrieren und dort mit Effekten
versehen – ein vollständiger Latenzausgleich fin-
det immer statt.
SC: Eignet sich Cubase 4 als Gitarren- oder
Bass-Effekt-Gerät (live!), insbesondere in den
Punkten Soundqualität und Echtzeitsteuerungs-
möglichkeiten?
HS:
Die neuen Effekt-Plugins von Cubase 4 bein-
halten auch einen Amp-Simulator für typische
Gitarreneffekte von leichter Übersteuerung bis
hin zum brutalen Metalverzerrer. Komplette
Gitarren-Channelstrips lassen sich in Form von
Spur-Presets – u. a. erstellt vom bekannten Gitar-
risten Thomas Blug – abspeichern, viele dieser Pre-
sets befinden sich schon im Lieferumfang. Über
einen angeschlossenen MIDI-Controller können
die Effektparameter auch in Echtzeit gesteuert
werden, die Latenz ist, je nach verwendetem
Audiointerface tragbar und ermöglicht somit
auch den Live-Einsatz.
SC: Bietet Cubase 4 auch Fernsteuerungsmög-
lichkeiten, etwa Transportfunktionen oder ei-
ne Songumschaltung?
HS:
Cubase unterstützt alle gängigen MIDI-Con-
troller direkt. Über Generic Remote lassen sich
aber auch alle Funktionen selber programmieren,
um nicht unterstützte Geräte als Controller nut-
zen zu können. Interessant ist die Projektstruktur,
da hier Abspielpattern für Songabschnitte gene-
riert und in beliebiger Reihenfolge abgefeuert
werden können. Selbst im Live-Einsatz lassen
sich so Songs schnell neu arrangieren.
SC: Funktioniert das Programm auch als Drum-
sampler?
HS:
Halion One enthält eine Vielzahl von Drum-
sets für die verschiedensten Anwendungen, emp-
fehlenswert ist auch die optionale Software
GrooveAgent von Steinberg, welche einen syn-
chronisierbaren Drumpattern-Player mit sehr rea-
listischen Grooves und Fills bietet.
SC: Wie flexibel lassen sich Sequenzen steu-
ern (Marker, Touch Tracks, etc.)
HS:
Marker oder Cycle-Marker können problem-
los angefahren werden. Die schon erwähnte
Projektstruktur ermöglicht flexiblen Umgang mit
dem Arrangement.
SC: Wie würdest du folgenden Satz komplet-
tieren: Ich benutze Cubase auf der Bühne, weil...
HS:
… es eine sehr leistungsfähige Play-
backmaschine ist, um die Musiker auf der Bühne
mit zusätzlichen Spuren zu unterstützen. Gleich-
zeitig lassen sich die integrierten Instrumente,
allen voran Halion One, live als „Expander“ ein-
setzen. Für mich ist besonders die Projektstruktur
interessant, da sie einen flexiblen Songablauf er-
möglicht. Gerüchten zufolge soll das nächste kos-
tenlose Cubase-Update diese Funktion noch
sinnvoll erweitern.
karten einen solchen Treiber mit. Für diese Fälle
gibt es glücklicherweise einen kostenlos erhältli-
chen ASIO-Treiber auf www.asio4all.de, der für
drastische Verbesserungen sorgt. Bei der Ent-
wicklung des Macintosh-Betriebssystems OS X wur-
de großer Wert auf gute Audioperformance ge-
legt. Das Audio-Unit-Format liefert denn auch
sehr gute Ergebnisse – auch schon mit den ein-
gebauten Soundkarten. Eine externe Lösung, die
z. B. per USB 2.0 oder Firewire angeschlossen
werden kann ist allerdings trotzdem zu bevor-
zugen, schon alleine wegen der professionelle-
ren Anschlüsse im Klinken- oder XLR-Format.
Optimale Interfaces und Treiber findet man et-
wa bei Produkten von RME, Motu, Echo oder
M-Audio. Diese werden ständig aktualisiert und
garantieren bestmögliche Ergebnisse.
Besonders für Gitarristen und Bassisten gibt
es mittlerweile interessante Lösungen, wie z. B.
das Bodenpedal Kontrol Rig2 von Native Ins-
truments,
das zur Steuerung der Guitar-Rig-
Software vorgesehen ist, und in dem schon ein
USB-2.0-Audiointerface verbaut ist. Ein extrem
kleines handliches und unauffälliges Interface
ist auch das Stealth Plug von IK Multimedia, das
gleich mit der passenden Gitarreneffekt-Soft-
ware Amplitube ausgeliefert wird. Am einen
Ende wird das Gitarrenkabel eingesteckt, am
anderen befindet sich ein USB-Stecker. Key-
boarder steuern die Musiksoftware per MIDI an.
Dazu benötigt man dann ein MIDI-Interface.
Aktuelle Masterkeyboards und Workstations be-
sitzen oft auch schon einen entsprechenden
USB-Anschluss. Wenn man dann auf dem Rech-
ner den passenden Treiber installiert, kann man
das Keyboard auch direkt über USB verbinden.
Software
Viele Profidrummer arbeiten live mit Samples,
um einen besonders fetten und mächtigen Drum-
sound zu bekommen.
Mit Triggerpickups oder
Triggermikrofonen werden dabei die Sounds des
Samplers angesteuert. Entsprechende Drumsampler
für den Rechner gibt es heute zuhauf, viele da-
von sogar als Freeware. Richtig professionelle
Ergebnisse bekommt man mit Programmen wie
Battery von Native Instruments, diversen Pro-
dukten von LinPlug oder FXPansions BFD. Mehr
zum Thema Triggern findet ihr im Special von
SOUNDCHECK 06/07, in dem wir u. a. auch die
Soft warelösung Drumagog vorgestellt haben.
Die ses Programm arbeitet mit Mikrofonsignalen
und benötigt keine teuren Konverter. Auf aktu-
ellen Produktionen kommen auch viele zusätzli-
che Rhythmusspuren wie Percussion- oder Drum-
loops zum Einsatz. Wenn man diese Stücke live
nachspielen will, muss man also entweder einen
zusätzlichen Rhythmusmann engagieren, oder
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versuchen, dies alles mit einem Drumset zu spielen. Oder aber man fliegt
die Rhythmusparts ein, typischerweise von einem Sequenzer. Salopp aus-
gedrückt: Das Soundmaterial kommt vom Band. Das kann ein etablierter
Hardwaresequenzer wie die MPC von Akai sein, oder aber auch ein
Software-Sequenzer wie Logic, Cubase oder Sonar. So kann man die
Songs bequem im Proberaum oder zu Hause vorprogrammieren. Diese
Methode hat allerdings zwei Fußangeln: Wenn das Monitoring nicht gut
ist und man timingmäßig neben den Sequenzerspuren her trommelt kann
das ganz schön peinlich werden. Auch wenn der Sänger einen Refrain
mehr singt, läuft das Playback immer noch gnadenlos weiter. Da bleibt
dann nur noch der beherzte Druck auf die Stopp-Taste. Oder, aber man
verwendet Loop-Software, wie zum Beispiel Ableton Live. Mit diesem
unglaublich mächtigen und flexiblen Programm könnt ihr Loops ganz
spontan wechseln und auch über MIDI-Noten antriggern. Außerdem pas-
sen sich die Loops automatisch dem Songtempo an.
Virtuelle Realität
Für einen fetten Gitarrensound muss man nicht unbedingt gewaltige
Stacks auf der Bühne haben:
Das wissen wir spätestens seit dem Siegeszug
des POD von Line 6 und anderen Ampsimulatoren. Auch diesen gibt es
mittlerweile als Plugin in Form der Gearbox. Guitar Rig von Native
Instruments demonstriert ebenfalls eindrucksvoll, dass man mit dem
Rechner eine komplette Gitarrenanlage sehr überzeugend simulieren
kann. Und die Vielzahl an kommerzieller Soft- und Freeware aus dem
Bereich Ampsimulationen und Gitarreneffekte zeigt, dass das virtuelle
Gitarrenrack auf dem Vormarsch ist. In den Rechner kommt die Gitarre
dabei entweder über den Eingang einer Soundkarte oder über clevere
Spezial-Lösungen wie das Stealth Plug von IK Multimedia, ein Audio-
Interface im Miniformat, mit dem sich die Gitarre direkt mit dem USB-
Eingang eines Rechners verbinden lässt. Die Bassisten unter euch brau-
chen sich jetzt allerdings nicht benachteiligt zu fühlen: Die meisten
Gitarren-Plugins eignen sich auch für den Bass und modeln die beliebte-
sten Bassamps und -boxen.
Für den Keyboarder gibt es Softwareinstrumente in Hülle und Fülle von
Simulationen klassischer Vintage-Keyboards wie B3, Wurlitzer und
Rhodes bis hin zu experimentellen Sounds.
Solange man sich auf ein
Instrument beschränkt ist das Handling unproblematisch: Man lässt das
Plugin in Standalone-Modus auf dem Rechner laufen, alles was man noch
braucht ist ein MIDI-Interface oder ein Keyboard, das USB-MIDI übertra-
gen kann, sowie ein Audio-Interface. Wenn man allerdings vorhat, meh-
rere Klangerzeuger gleichzeitig anzusteuern, dann wird es Zeit für den
passenden Plugin-Host. Dieser fungiert dann wie ein virtuelles Effektrack
und verwaltet die Klangerzeuger. Das können zunächst die klassischen
Sequenzerprogramme wie Logic, Cubase oder Sonar sein. Leider sind die-
se aber nicht speziell auf die Anforderungen auf der Bühne zugeschnit-
ten. Deshalb greift man besser auf spezielle Host-Programme wie das
beliebte Brainspawn Forte zurück.
Bevor ihr den Gesang allerdings durch Software-Plugins jagt müsst ihr
den Mikrofonpegel anheben, denn das kann auch die teuerste Software
nicht.
Am besten eignen sich dafür Soundkarten mit hochwertigen Preamps
oder Channelstrips. Welche Effekte hierbei für den Gesang wichtig sind
kam bereits in SOUNDCHECK 08/07 zur Sprache. Also dürften auch im
Software-Bereich EQs, Kompressoren und Hall/Delay-Effekte besonders
interessant sein. Daneben eignen sich aber auch Tools, mit denen man
Stimmdopplungen erzeugen kann, um den Gesang fetter klingen zu lassen.
Wer also gerne experimentiert, der kann mit Hilfe solcher Plugins auch auf
der Bühne mit außergewöhnlichen Sounds beeindrucken.
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