© PPVMEDIEN 2008
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Unplugged-Übertragung
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
SPECIAL
Seite 40
Unplugged rockt!
Die 11 Gebote
So nehmt ihr akustische
Instrumente live optimal ab
der Unplugged-Mikrofonierung Seite 46
1-2-3 … dabei!
So kommt der Sound perfekt
beim Mischer an
Seite 50
Wie ihr akustische Instrumente laut machen könnt
Akustische Instrumente auf der Bühne so abzunehmen, dass sie wie im Studio klingen,
ist eine Kunst für sich. Das passende Mikro oder Tonabnehmersystem für das jeweilige
Instrument zu finden ist nicht einfach. Wir machen euch in unserer Kaufberatung kon-
krete Vorschläge, die euch die Wahl erleichtern werden.
D
as Angebot an Mikrofonen ist riesig – da
kann man schon mal etwas den Überblick
verlieren. Das Sortiment an Pickups ist
zwar deutlich überschaubarer – aber immer noch
so groß, dass man ohne kompetente Kaufberatung
eventuell das falsche System auswählt. Deshalb
wollen wir euch hier ein paar Vorschläge ma
Der Klassiker au der
Bühne:
Dynamische
Mikros, hier das MB-75
von The T.Bone
chen, anhand derer ihr auf die Suche nach der
optimalen Lösung für eure LivePerformance ge
hen könnt. Aber denkt immer daran: Auch das
beste System erspart es euch nicht, mit etwas
Experimentiergeist und Geduld an die Verbes
serung des LiveSounds heranzugehen. Oft füh
ren erst einige Fehlschläge zu der Lösung, mit
der ihr dann letztendlich rundum zufrieden seid.
Wir haben diese Kaufberatung zwecks besserer
Übersichtlichkeit in drei Produktgruppen unter
teilt: Zuerst schauen wir uns die zur Abnahme
akustischer Instrumente geeigneten dynamischen
Mikrofone an, dann nehmen wir die interes
santesten Kondensatormikrofone unter die Lupe
und vergleichen schließlich die Tonabnehmer
systeme in drei Preisklassen. So, jetzt geht es
aber erstmal zum ersten Punkt:
Das dynamische Mikrofon
Hauptarbeitspferd auf der Bühne ist meist das
dynamische Mikrofon, da es ungemein robust
und relativ rückkopplungsfest ist.
Jeder Verleiher
und fast alle Clubs haben ein Sortiment an dyna
mischen Mikros vorrätig, die für die Abnahme
der Akustikgitarre zwar nicht die optimale Lösung
darstellen, aber bei geschicktem Aufbau einen
verwertbaren Sound erzeugen. Wenn ihr testen
wollt, ob ein dynamisches Mikro überhaupt das
Mittel der Wahl ist, dann könnt ihr das Ein
steigermodell von Thomann ausprobieren. The
T.Bone MB75 ist ein Instrumentalmikrofon mit
Nierencharakteristik und kostet 65
g.
Der
Standard auf den Bühnen dieser Welt ist natür
lich das Shure SM57, bzw. das Shure SM58. Das
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Soundcheck 05 08
/
WWW.Soundcheck.de
FOTO: IMAGO
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Eine gute Wahl beispielsweise für die Abnahme einer Akustikgitarre:
Sennheisers
MD 421 überzeugt durch flachen Frequenzgang und Bassabsenkungsschalter.
SM57 ist dabei eher für die Instrumentalabnahme gedacht, während das
SM58 auf die Vocals abzielt. Aber diese Unterscheidung ist nicht zwin
gend – es gibt viele Toningenieure, die mit einem SM58 auch einen guten
Instrumentalsound zaubern können. Das SM57 schlägt mit 139,20
g
zu
Buche und das SM58 ist für 145,18
g
zu haben.
Wer es etwas anspruchsvoller haben möchte, der kann sich ein hoch-
wertiges dynamisches Mikro zulegen.
Auf diese Weise bekommt man die
gute Rückkopplungsfestigkeit des dynamischen Wandlers kombiniert mit
ähnlich neutralen Übertragungseigenschaften wie sie ein Kondensator
mikrofon bietet. So ist zum Beispiel das Sennheiser MD 421 ein hervorra
gendes Mikro für die Instrumentalabnahme – von der akustischen Gitarre
bis hin zu Blechbläsern. Das MD 421 ist ein Mikro mit Nierencharakteristik
und bietet ein besonderes Feature: Der 5stufige Bassabsenkungsschalter
ermöglicht es, die durch Nahbesprechung entstehende Bassanhebung
stufenweise zu reduzieren. Das MD 421 kostet 449
g
und hat einen rela
tiv ebenen Frequenzgang, sodass die akustische Gitarre recht neutral
übertragen wird.
Wer noch etwas tiefer in die Tasche greifen kann, der sollte sich ein-
mal das RE-20 von Electro-Voice Microphones anschauen beziehungs-
weise anhören.
Dieses Mikrofon bietet nahezu den Klang eines Konden
satormikros und gleichzeitig eine hervorragende Rückkopplungsunter
drückung. Gerade schwierig abzunehmende Instrumente, wie zum Beispiel
ein Flügel oder Holzblasinstrumente wie Klarinette oder Oboe werden mit
diesem Mikro gut übertragen. Wenn ihr die hervorragenden Übertragungs
eigenschaften dieses Mikrofons nutzen wollt, müsst ihr zwar stolze 738
g
hinblättern – ihr bekommt dafür jedoch ein echtes AllroundMikrofon für
Studio und Bühne.
Das Kondensator
mikrofon
Viele akustische Instrumente
werden mit einem Kondensator-
mikrofon wesentlich natürlicher über-
tragen – so zum Beispiel alle Streich-
instrumente oder die akustische Gitarre.
Beim Einsatz eines Condensers solltet ihr
unbedingt die Rückkopplungssicherheit
der gesamten Beschallungsanlage im Auge
haben. Denn was nützt euch der schönste
Sound, wenn das GainBeforeFeedback
– also die Aussteuerungsgrenze, ab der ei
Eines der hochwer-
tigsten dynamischen
Mikrofone auf dem
Markt:
Das RE-20
von Electro-Voice
Microphones.
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Special:
Unplugged-Übertragung
Infos im Netz:
Eine
Marktübersicht zu
Instrumentenmikrofonen
findet ihr auf
www.soundcheck.de
in unserer
Bonusbox.
Praxistipp
Die Installation des Pickups
Der Einbau eines Shadow SH NFX EP-A ist mit der
mitgelieferten Anleitung denkbar einfach. Alles,
was man dazu braucht ist eine Bohrmaschine, eine
ebene Unterlage, auf der die Gitarre nicht herum-
rutscht, und etwa eine halbe Stunde Zeit. Zuerst
einmal muss das Gurtpin-Loch vergrößert werden,
damit der Preamp befestigt werden kann. Laut
Shadow muss das Loch dafür 12,5 mm groß sein.
Man sollte aber nicht direkt den dicken Zwölfer-
Bohrer nehmen, sondern zunächst mit einem
Bohrer vorbohren, der etwas kleiner ist. Erst dann
sollte man mit dem 12,5er zu Werke gehen. Am
Steg muss laut Anleitung ein 3,1 mm großes Loch
entstehen, etwa in einem Winkel von 45°. Auf je-
den Fall hilfreich ist ein Assistent, der die Gitarre
während der Bohrvorgänge in Position hält. Sind
diese Arbeiten erledigt, geht es auch schon an die
Endmontage. Nachdem die Bohrlöcher von Spänen
und Staub gereinigt sind, sollte man den Ton-
abnehmer selbst zuerst am Steg in Position brin-
gen, ihn also unter der Stegeinlage einlegen und
diese wieder über ihm positionieren. Dann muss
man den Stecker in den Preamp stecken und die-
sen in dem Loch, das man an der Stelle des Gurt-
pins gebohrt hat, montieren. Jede andere Vorge-
hensweise bringt nur unnötige Fummelei im engen
Korpus mit sich. Nun muss nur noch der Steg um
0,5 bis 0,8 mm abgeschliffen werden. Dazu nimmt
man am besten einen kleinen, flachen Holzblock,
schlägt Schmirgelpapier darum und reibt dann mit
gleichmäßigem Druck die Stegunterseite auf dem
Block, bis die gewünschte Höhe erreicht ist. Für
ganz Eilige tut es auch eine breite flache Feile, die
man statt des Schmirgelblocks auf den Tisch legt.
Damit sollte man aber schon sehr behutsam vor-
gehen, ich würde doch die erste Methode bevor-
zugen. Wenn man dann noch den 9-V-Block mit
dem dafür vorgesehenen Täschchen in der Gitarre
anbringt kann es auch schon losgehen.
Schritt 1:
Ein Loch für den Preamp bohren.
Schritt 2:
Einen Kanal für das Kabel zum Preamp setzen.
Schritt 3:
Alle Komponenten in der Gitarre anbringen.
ne Rückkopplung entsteht – zu niedrig ist? In
diesem Fall können sich die akustischen Instru
mente gegen die anderen, wesentlich lauteren
Instrumente auf der Bühne, nicht mehr durchset
zen. Sobald ihr die akustische Gitarre etwas hö
her ziehen wollt, also im Gesamtmix lauter ma
chen möchtet, fängt es schon an zu koppeln –
eine klassische Zwickmühle. Optimal ist bei der
Abnahme akustischer Instrumente natürlich der
Einsatz eines InEarMonitoringSystems – dann
reduziert sich das FeedbackProblem dank des
deutlich verringerten Schalldrucks auf der Bühne
auf ein Minimum. Ansonstem muss man sich
eben beim Soundcheck vor dem Konzert mehr
Zeit nehmen und alles optimal einstellen.
Auch bei den Kondensatormikros gibt es
Unterschiede in puncto Rückkopplungssicherheit.
Wichtig ist, dass das Mikrofon eine frequenzsta
bile Richtcharakteristik hat, sodass alle Fre
quenzen gleich gut bedämpft werden. Ein
Einsteigermodell, das ein sau
Kleines Mikro, großer Klang:
Mit Shures SM81 könnt ihr den
akustischen Sound sehr realis-
tisch einfangen.
beres Klangbild und eine frequenzstabile Niere
liefert, ist zum Beispiel das The T.Bone SC140
für 79
g.
Dieses Mikro hat einen Low Cut und
einen 10dBSchalter an Bord und wird sogar
mit Spinne und Windschutz im AluCase ausge
liefert. Noch etwas hochwertiger kommt das
Rode NT 5 daher – gerade bei der Abnahme der
akustischen Gitarre sorgt das brillante, höhenbe
tonte Klangbild des NT 5 für eine gute Durch
setzungsfähigkeit im Gesamtsound der Band. Das
Rode NT 5 ist für 179
g
erhältlich – zudem wird
dieses Modell auch als Matched Pair angeboten.
Ein Matched Pair besteht aus zwei Kondens
atormikrofonen gleichen Typs, die identische
technische Werte, wie zum Beispiel Frequenz
gang, Richtcharakteristik, etc. haben. Mit einem
solchen Pärchen lassen sich dann hervorragend
größere Schallquellen wie Chor, Flügel oder so
gar ein Orchester abnehmen oder eine Stereo
abnahme realisieren.
Ganz edel wird es natürlich in den höheren
Preiskategorien – hier tummeln sich die Klein-
membran-Kondensatormikrofone, die auch im
Studiobereich häufig eingesetzt werden.
Das
Shure SM81 ist ein Kleinmembranmikrofon mit
Nierencharakteristik, das insbesondere für die
Abnahme von hochfrequenten Instrumenten wie
HiHat oder Schlagzeugbecken hervorragend ge
eignet ist. Aber auch eine akustische Gitarre be
kommt mit dem SM81 ein schönes Klangbild
verpasst – für dieses Mikro muss allerdings
schon die stolze Summe von 568,82
g
hingelegt
werden. Für die absolute HighendÜbertragung
von Konzertgitarre, Flügel oder Holzblasinstru
menten empfiehlt sich das Neumann KM 184 –
ein Nierenmikrofon das höchste Klangqualität
liefert. Dieses Mikrofon wird auch gern für die
Aufnahme von Chor und Orchester eingesetzt und
kostet 772,31
g.
Tonabnehmer
Die Live-Abnahme der akustischen Gitarre
mit einem Mikrofon ist immer ein Eiertanz.
Ganz egal, ob dynamisches oder Kondensatormikro
– wenn konventionelles Monitoring mit Boden
monitoren mit im Spiel ist, dann sind die Pro
bleme vorprogrammiert. Bei einem Unplugged
Trio ist die Mikrofonabnahme der Gitarre viel
leicht noch problemlos machbar – wenn jedoch
eine Rockband mit von der Partie ist, dann gibt
es für die Abnahme der Akustikgitarre und vieler
anderer akustischen Instrumente eigentlich kaum
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Soundcheck 05 08
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eine Alternative zu einem Tonabnehmer. Pickup-
Systeme müssen heute auch wirklich nicht mehr
dünn und unnatürlich klingen, die Zeiten
sind vorbei – gerade für die aku-
stische Gitarre gibt es hochwertige
Systeme, die den Sound des Instru-
ments nahezu in Studioqualität auf
die PA bringen. Deshalb widmen wir
uns im Folgenden den Pickup-Sys-
temen - auch hier stellen wir euch wie-
der mehrere Systeme in unterschiedlichen
Preisklassen vor.
So bietet AKG mit dem C 411 ein Kondensator-
Tonabnehmersystem an, das für die Abnahme
von Gitarren, Violinen und Mandolinen geeignet
ist.
Mit Hilfe eines Klebestreifens wird das C 411
auf den Korpus aufgeklebt und kann rückstand-
frei wieder entfernt werden. An der Gitarre selbst
sind keinerlei Umbauten notwendig. Das C 411
kann bei Anschluss an einen Phantomspei-
sungsadapter direkt mit einem XLR-Kabel an die
Stagebox angeschlossen werden. Das AKG C 411
mit Phantomadapter kostet 149
g.
Eine Drahtlos-
Übertragung mit Hilfe eines Taschensenders ist
Für Klangfetischis-
ten:
Mit Fishmans Aura
Acoustic Imaging Blender bekommt
ihr puren Studiosound auf die Bühne.
Kosten für einen Pre-Amp. Hier bietet sich bei-
spielsweise der B-Band A-7 für rund 130
g
an.
Der Stecker des UST Transducers kann dann ein-
fach in die Buchse des Pre-Amps eingesteckt
werden. Dann benötigt ihr lediglich noch ein
normales Klinkenkabel, und schon geht es los.
Wenn ihr den Originalzustand der Akustik-
gitarre auf jeden Fall erhalten wollt, dann soll-
tet ihr euch das Nanoflex-Tonabnehmersystem
der deutschen Firma Shadow einmal näher an-
schauen.
Der Schalloch-Preamp von Shadow
wird mit einem Klebestreifen an der Unterseite
der Gitarrendecke in Schalllochnähe angeklebt.
Dadurch entfällt die sonst für den Einbau des
Pre-Amps notwendige Ausfräsung der Gitarren-
zarge. Das Nanoflex Tonabnehmersystem erfasst
sowohl die Saitenschwingungen als auch die
Vibrationen des Instrumentenkorpus. Das Shadow
SH Sonic Nanoflex Tonabnehmersystem ist eine
Komplettlösung für die Abnahme von Akustik-
gitarren und kostet 240
g.
Wie ihr ein solches
System in eure Gitarre einbaut erfahrt ihr übri-
gens im Kasten auf Seite 52. Viel Spaß beim
Basteln.
Vom Pickup-Spezialisten Fishman gibt es ab-
schließend etwas ganz Feines: Das Aura-System.
Dieses zum Einbau in die Gitarre und als Pedal
erhältliche System liefert hochwertige Sounds
von im Studio aufgenommenen Gitarren. Mit
Hilfe eines Outboard-Geräts, dem so genannten
Acoustic Imaging Blender, können die Klänge
bekannter und hochwertiger Gitarrenmodelle
aufgerufen und mit dem Piezo-Sound des Instru-
menten-Pickups gemischt werden. Der Acoustic
Imaging Blender wird zwischen Piezo-Tonab-
nehmerausgang und Verstärker oder PA geschal-
tet und ist praktisch ein Mikrofon-/Pre-Amp-
Simulator mit 3-Band-Equalizer und einem inte-
grierten, digitalen Stimmgerät. Für den Fishman
Aura Acoustic Imaging Blender muss allerdings
die stolze Summe von 547,28
g
hingeblättert
werden. Wer nicht ganz so flexibel sein muss,
dem reichen vielleicht auch schon die rund 300
g
teuren Aura Pedals von Fishman.
Feiner Sound auch ohne Mikro:
Mit einer solchen Folie
(hier der B-Band UST) seid ihr von Mikros unabhängig.
natürlich auch möglich – auf diese Weise hat der
Musiker mehr Bewegungsfreiheit und stolpert
nicht dauernd über das Kabel.
Die finnische Firma B-Band bietet ein Trans-
ducer-System mit Namen UST (Under Saddle
Transducer) an.
Der Transducer besteht aus
einem dünnen Stäbchen, das in die Nut des Stegs
eingelegt wird. Das System basiert ebenfalls auf
dem Kondensatorprinzip und gibt die Schwing-
ungen des Korpus in Form von elektrischen
Signalen an einen Vorverstärker ab. Der Vorteil
des B-Band UST Transducers ist, dass für den
Pickup selbst keinerlei Veränderungen an der
Gitarre vorgenommen werden müssen. Der UST
kostet 39
g
- hinzu kommen jedoch noch die
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