© PPVMEDIEN 2009
SpeCial: VoCal effeCtS
D
as Vocaleffektt-angebot ist immens: Nicht
nur, dass neben klassischem outboard-Gear
inzwischen Digitalpulte mit hochwertigen
onboard-Effekten aufwarten – darüber hinaus ist die
zahl der Plugins für die DaW kaum noch überschau-
bar. Dabei reicht das angebot von teuren Highend-
reverbs bis zum Freeware-Hall aus dem internet. Bei
aller Begeisterung die neue tools auslösen können ist
hier aber doch zurückhaltung angesagt. Wer sich sein
system zu schnell mit zu viel ungetesteter software
vollstopft, darf sich nicht wundern, wenn der rechner
irgendwann zickt oder sogar jeglichen Betrieb ver-
weigert. Und eventuell ist ein Hardware-Effekt
manchmal ja ohnehin die bessere Wahl, etwa bei der
Live-Beschallung. Wir liefern euch einen Überblick in
sachen Vocaleffects, angefangen von günstigen Ein-
steigerlösungen bis zu state-of-the-art-tools.
Einsteigerklasse
Ein gutes Einstiegsmodell bietet Behringer mit
dem Virtualizer Pro DSP2024P.
Dieses Gerät bietet
71 algorithmen vom reverb bis zu rotary-speaker-
simulationen und einen Vocoder für rund 130
g
. Der
Virtualizer Pro arbeitet mit einer auflösung von 24 Bit
und empfiehlt sich neben dem Proberaum vor allem
für den Live-Einsatz. Ein weiteres tool für den Probe-
raum stellt der t.racks tFX-256 Pro dar (160
g).
Wie
der Virtualizer präsentiert sich dieser Prozessor im
19“-Format. im 256 Presets umfassenden speicher
finden sich stereo-reverb-, Chorus-, Panorama-Ef-
fekte und mehr. Der tFX-256 Pro bietet 20-Bit-aD/
Da-Wandlung, verarbeitet signale intern allerdings
mit 24 Bit bei 48 kHz. Ein stückchen kostspieliger
präsentiert sich der Phonic PHi7300 (254
g).
Dafür
besitzt dieses true-stereo-Gerät aber auch ein relativ
großzügiges Display. Weiter wurde auf doppelt beleg-
te schalter und regler verzichtet – so ist der PHi7300
in punkto intuitiver Bedienung eine gute Wahl. Das
Gerät arbeitet darüber hinaus mit 256/512-fachem
oversampling bei 32-Bit. Eine vollständige miDi-im-
plementation zählt ebenfalls zu seinen Features.
Ein anderes Konzept verfolgt TC Helicon mit dem
VoiceTone Create, der für rund 270
g
zu haben ist.
Dieser Bodentreter ermöglicht sängern, ihren Vocal-
sound in die eigenen Hände zu nehmen – ohne dabei
mit der Parameter-Flut einschlägiger 19“-Prozessoren
kämpfen zu müssen. Neben den bekannten tC-re-
verbs und -Delays bietet der kompakte Bodentreter
eine ganze reihe weiterer Effekte, etwa typische mo-
dulationseffekte wie Chorus oder Flanger. mit dem
Voicetone Create vermag der sänger auf der Bühne
ähnlich unkompliziert mit seinen Effekten zu hantie-
ren, wie dies für die meisten anderen musiker längst
selbstverständlich ist. Der schnellste Weg mit diesem
Effektpedal zu arbeiten, sind die insgesamt 99 vor-
programmierten Patches. irgendwo zwischen den Pro-
grammen „the Girl From anywhere“ und „sexy is Back“
wird wahrscheinlich jeder zumindest eine ausgangs-
basis für den gewünschten Vocal-sound finden.
Gesangseffekte für
jede Anwendung
Fürs private Demo tuts womöglich der Freeware-Hall aus dem Netz,
wogegen professionelle Studioproduktionen oder ein größerer Gig
dann schon nach Edlerem verlangen. Damit ihr auf eurer Suche nach
dem ultimativen Gesangseffekt nicht den Überblick verliert, kommt
hier unsere umfassende Kaufberatung.
40
SoundCheCk 01
|
09
www.SoundCheCk.de
© PPVMEDIEN 2009
Inhalt
SpeCial
Seite 30
Seite 36
Seite 40
Pimp Your Voice
Vocals kreativ bearbeiten
Die 7 goldenen Regeln
Vder Vocaleffekte imEinsatz
19“-Multieffektprozessor mit 256 Presets:
t.racks tFX-256 Pro
Auf zum Kauf
Florian Zapf
Für viele Einsteiger-Anwendungen im Homestudio
eignen sich bereits die in gängigen Sequenzer-
Programmen integrierten Effekt-Plugins.
so erhält
man etwa mit apple Logic den space Designer, einen
nicht zu unterschätzendes Faltungshall (siehe infoka-
sten auf seite 42). Der space Designer verfügt über
mehr als 900 impulsantworten und lässt sich außer-
dem via des mitgelieferten response-Utilitys zum
aufnehmen eigener impulsantworten nutzen. auch
steinbergs Cubase enthält eigene Plugins, die sich für
die Vocal-Verfeinerung einsetzen lassen. Ein beson-
deres Beispiel: Wer sich die interfaces mr816 CsX
oder mr816 X zulegt, verfügt gleichzeitig in Cubase
über DsP-basierte Effekte. mit besagter audio-Hard-
ware hat der anwender unter anderem direkten zu-
griff auf Yamahas rEV-X-reverb-algorithmus.
hier zum Beispiel das Native Power Pack von Waves
(416
g).
zum Umfang dieser tool-sammlung zählen
neben verschiedenen Dynamikprozessoren und ei-
nem parametrischen EQ auch hochwertige reverb-
Plugins: der traditionelle algorithmus-Hall trueVerb
sowie der Faltungshall ir-L sorgen hier für adäqua-
te räume. Das trueVerb verfügt unter anderem über
einen separaten Early-reflections-simulator. Für
das ir-L stehen hingegen rund 100 impulsantwor-
ten zur Verfügung. Neben den beiden reverbs fin-
det sich im Native Power Pack auch ein Delay, ge-
nauer: das von Waves auf Basis alter analoger
tape-Delays entwickelte supertap-Plugin. Dabei ist
das supertap aufgrund seiner grafischen Benut-
Gesangseffekte für
jede Anwendung
zeroberfläche den allermeisten digitalen Hardware-
Effektgeräten, die ebenfalls tape-Delays simulieren,
weit überlegen. Gerade in punkto Vocaleffects ist
außerdem der enthaltene Doubler erwähnenswert,
mit dem sich via Delay- und Pitch-modulation
durchaus beachtliches artificial-Double-tracking
betreiben lässt. Das Waves Native Power Pack ist
kompatibel mit den Plugin-architekturen tDm,
rtas, audio suite, Vst und aU.
Mittelklasse
In der nächst höheren Preisklasse erhält man fast
ausschließlich Effekte in professioneller Studio-
qualität.
Ein empfehlenswertes Plugin-Bundle ist
Einsteiger-Multieffektgerät mit Rotary-Speaker-Simulation:
Behringer Virtualizer Pro DsP2024P
© PPVMEDIEN 2009
SPECIAL: VOCAL EFFECTS
Eine interessante Hardware-Alternative bietet Le-
xicon in der Mittelklasse mit dem MX400 (505
g).
Zum einen verfügt der MX400 über die legendären
Lexicon-Algorithmen auf Outboard-Ebene, zum an-
deren lässt sich dieses Gerät auch von einer DAW aus
steuern. Die Effektparameter werden in allen VST-
und AU-kompatiblen Host-Programmen zur Verfü-
gung gestellt. Dass auch die Qualität der enthaltenen
Effekte stimmt, versteht sich bei Lexicon von selbst.
Ebenso ist der MX400 als schlichtes Live-Hardware-
Tool empfehlenswert – sein grafisches Display und
das widerstandsfähige Gehäuse sorgen hier für die
notwendige Live- und Road-Tauglichkeit.
Beim Kurzweil Mangler (653
g)
handelt es sich
dagegen um einen 19“-Prozessor der vor allem
auf die Simulation von Modulations- und Spe-
cial-FX ausgelegt ist.
192 Effektspeicherplätze und
ein parametrischer 3-Band-EQ zählen zu den Fea-
tures dieses Tools für besondere Aufgaben. Yamahas
Wissen
Technischer Hintergrund:
Faltungshall
Besonders in Studios setzt sich zunehmend
der so genannte Faltungshall durch. Die hier
angewandte Technologie unterscheidet sich
grundlegend von Reverb-Effekten auf
Algorithmus-Basis.
Der technische Begriff Faltung
(engl.:
Convolution) stammt eigentlich aus der
Mathematik und bezeichnet dort einen ma-
thematischen Operator, der für zwei Funk-
tionen f und g eine dritte Funktion h erzeugt.
In der Signalverarbeitung werden entspre-
chend so genannte Impulsantworten mit dem
zu bearbeitenden Signal gefaltet – wodurch
eine Annäherung an eine bestimmte
Klangcharakteristik erreicht wird.
Bekanntheit hat die Faltungstechnik in der
Audiotechnik bisher vor allem als Funk-
tionsweise von Hall-Effekten erlangt.
Hier
wird in einen realen Raum ein Signal – meist
ein Sinus-Sweep – geschickt und das Klang-
verhalten als so genannte Impuls antwort auf-
(das zugegebenermaßen nicht zu verachten ist). Sonn-
ox-Oxford-Nachhall zählt mittlerweile zur Standar-
dausrüstung vieler professioneller Studios. Der Reverb
lässt sich sehr flexibel programmieren und verfügt au-
ßerdem über einen fünfbandigen parametrischen EQ.
Ganz andere Anwendungen ermöglicht Celemony
Melodyne.
Es handelt sich bei dieser Software ei-
gentlich um ein komplettes Audio-Editing-Programm.
Aufgrund seiner revolutionären Technologie emp-
fiehlt es sich aber auch für kreative Vocal-Bearbei-
tungen. Die Software erkennt und zerlegt Melodien
automatisch. Die einzelnen Elemente können
schließlich ähnlich flexibel wie MIDI-Noten bear-
beitet werden. Tonhöhe, Tonlänge, und die Phrasie-
rung befinden sich im direkten Zugriff. Klar dass hier
auch so mancher kreative Vocal-Effekt machbar ist.
gezeichnet. Im Gerät (beziehungsweise in der
Software) findet schließlich eine mathema-
tische Faltung von zu bearbeitendem Signal
und aufgezeichneter Impulsantwort statt – als
Ergebnis liegt letztlich eine möglichst genaue
Annäherung an den natürlichen Klang des
Originalraums vor. Ein Faltungshall klingt sehr
realistisch, erfordert aber sehr viel Rechen-
leistung und kann häufig weniger flexibel bear-
beitet werden als ein traditioneller Reverb auf
Basis eines Algorithmus.
In Apples Logic integrierter Faltungshall:
Der Space Designer
ders die Kontrollmöglichkeiten sind ziemlich beein-
druckend. Ein Nachteil üblicher Faltungstechnologie
liegt nämlich bislang in ihrer Parameter-Starre.
Echte Live- und Studio-Oberklasse findet sich
selbstredend auch auf Hardware-Ebene.
So bietet
der 19“-Effekt M3000 von T.C. Electronic realisti-
sche Hallräume für diverse Anwendungen auf Spit-
zenniveau (2.142
g).
Auch andere Effekttypen sind
möglich. Die enthaltenen Algorithmen basieren auf
TC Electronics bekannter VSS3-Technologie. Insge-
samt stehen 600 Presets und 300 User-Programme
bereit. Klar, dass dieses Profi-Werkzeug nicht nur im
Live- sondern auch im Studio-Rack eine gute Figur
macht. Der Prozessor arbeitet überdies mit einer Du-
al-Engine, kann also zwei verschiedene Effekte
gleichzeitig realisieren.
Das absolute Highend ist schließlich mit Geräten
wie dem Lexicon 960L erreicht.
Bei letzterem han-
delt es sich um einen Mehrkanal-Hallprozessor und
um den Nachfolger des langjährigen Industriestan-
dards 480L. Mit dem 960L spielt man in der Holly-
wood-Liga. Was unter anderem die UVP von 15.499
g
relativ deutlich macht. Das 960L bietet vor allem
für Filmproduktionen exquisiten, superrealistischen
Reverb auf DSP-Basis. Aber natürlich ist dieser edle
Prozessor mit seinen 16 Ein- und Ausgängen auch
für anspruchsvolle Audio-Produktionen nutzbar.
✦
Schon mal Chöre in Surround gemischt?
Hardware-Effektprozessor mit
zusätzlicher VST- und AU-
Parameterkontrolle:
Lexicons MX400
Umfassendes Highend-Effekt-Bundle fürs
Softwarebasierte Studio:
Waves Platinum Native
SPX 2000 ließe sich mit seinem Preis von 1.189
g
fast schon in die Oberklasse einordnen. Gerade im
Live-Bereich ist die SPX-Reihe über die Jahrzehnte
zu fast legendärem Ruf gelangt (das SPX 90 war ei-
ner der ersten tauglichen Digitaleffekte). Kurz: Wer
vor allem für Gigs nach einem guten Multieffekt
sucht, der sollte den SPX 2000 antesten.
Wesentlich günstiger ist das Sonnox Oxford Reverb
Native (362
g),
ein Plugin für VST, AU und RTAS.
Allerdings verfügt man hier lediglich über ein Reverb
Oberklasse
In der Effekt-Oberliga spielt etwa das Waves Pla-
tinum Native Bundle (1.749
g).
In dieser Plugin-
Sammlung dürfte für jeden Geschmack das richtige
Tool enthalten sein. Reizvolle Modulationseffekte
(Enigma, MondoMod) treffen auf Retro-Reverb und
-Delay (Renaissance Reverb, SuperTap). Zusätzlich
erhält man mit dem Platinum Bundle sehr taugliche
Dynamikprozessoren und EQs. Wer es in Sachen Fal-
tungshall ernst meint, der sollte überdies das separat
zu erstehende IR-1-Plugin checken (666
g).
Beson-
42
SOUNDCHECK 01
|
09
WWW.SOUNDCHECK.DE