recording
VOCALS
Duette
© PPVMEDIEN 2009
Gemeinsam
DUETTPRODUKTION
stark!
SO NEHMT IHR SONGS MIT MEHREREN VOKALISTEN AUF
Viele starke und erfolgreiche Songs sind erst durch Duette zu etwas Besonderem
geworden. Der Dialog zweier Sänger bringt eine ganz spezielle Spannung mit, die
man bei der Vocal-Aufnahme einfangen muss. Wie das geht und wie man dabei auch
Foto: Ametsbichler
technisch die optimalen Vocaltakes für den Mix bereitstellt, soll euch hier aus
verschiedenen Blickwinkeln einmal vorgestellt werden.
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Zu Beginn solltet ihr euch sicher sein, dass
die Stimmen der beiden Künstler des
Gesangsduetts zueinander passen und ob
diese Kombination dann wiederum auf den
Stil und den Charakter des Songs angewen-
det werden kann. Dabei gibt es geschlech-
terspezifisch keinerlei Einschränkungen, je
nach Song geht alles – zwei Frauen, zwei
Männer oder auch ein gemischtes Duo, wie
mannigfaltige Beispiele zeigen: Brian Adams
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mit Tina Turner, Eros Ramazotti mit Anastacia,
Bill Medley und Jennifer Warnes (Titelsong
für den Film Dirty Dancing) oder auch
Michael Jackson und Paul McCartney, die ei-
ne Menge an Songs im Duett gesungen ha-
ben. Eine sehr bekannte Zusammenarbeit
von zwei weiblichen Künstlern wäre Whitney
Houston mit Mariah Carey. Wichtig ist, dass
ihr euch in Vorfeld bereits genau überlegt,
welchen Charakter der Song haben soll, wel-
che Sänger sich dafür eignen oder zur
Verfügung stehen und wie ihr mit diesen
dann auf welche Weise das beste Ergebnis
erzielen könnt. Wenn ihr nicht nur einen
Sänger auf Band oder Festplatte bannt, ist es
doppelt wichtig, dass ihr euch vorher
Gedanken zur Koordination der Aufnahme-
Session macht. Überlegt euch genau, in wel-
cher Abfolge ihr aufnehmen wollt und wel-
che Technik ihr zum Einsatz bringen werdet.
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Die Art der Aufnahmetechnik leitet sich
meist aus der individuellen Situation ab.
Dabei gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Die
einfachste und wohl populärste Art, ein Duett
aufzunehmen ist immer noch das Overdub-
Verfahren. Dabei werden alle zwei (oder auch
mehr) Künstler unabhängig voneinander, nach-
einander aufgenommen. Das verschafft selbst-
verständlich schon mal Unabhängigkeit in der
Zeitplanung. Dass die Takes individuell eingesun-
gen werden, bringt euch außerdem den Vorteil,
Durch Stellwände kann man die
Reflexionen der gegenüberliegenden
Wände reduzieren.
die Spuren separat bearbeiten zu können. Ein
wichtiger Punkt dabei ist die Entscheidung, wer
den Vorzug bekommt, als erster zu singen. An
dessen Stimme orientiert man sich dann auch
im Nachhinein. Eigentlich sollten ja die zwei
Künstler absolut gleichberechtigt sein und im
Mix ein Gefühl des Miteinanders umgesetzt
werden. Hier müsst ihr auf des Feeling und
die Abstimmung der Vocaltracks aufeinander
achten. Meist sind die Gesangslinien an einem
Frage-und-Antwort-Spiel ausgerichtet. Somit
sollten die Künstler nicht nur ihren eigenen Part
Vorsicht! Bei einer Achtercharakteristik hat
man zwar nur ein Signal, aber zwei unter-
schiedliche Phasenlagen der Sänger.
gut können, sondern auch den Gegenpart be-
herrschen, um sich in ihrer Performance daran
orientieren zu können. Einfacher ist es, wenn die
Aufteilung an abgeschlossene Songpassagen
gebunden ist. Ein Beispiel:
Künstler eins singt den ersten
Je unterschiedlicher die beiden Stimmen
sind, desto notwendiger wird es, zwei
Mikrofone zu verwenden.
Künstler ein höheres Maß an Eigendisziplin. Nur
so kann man dann den Charakter eines Duetts
optimieren. Und wenn einer der beiden einen
Fehler macht, muss die Aufnahme auch von bei-
den wiederholt werden.
Part der Strophe, Künstler zwei
den zweiten Part. Nun kommt
Künstler eins wieder in der
Bridge zum Zug, während Künstler zwei dann die
zweite Bridge weiter hinten im Song übernimmt.
Sollten die Sänger oder Sängerinnen sich ein-
zelne Phrasen oder Textzeilen aufteilen, ist das
Lautstärkenunterschiede können bei
Einsatz einer Kugelcharakteristik durch
Abstandsveränderungen ausgeglichen werden.
beim Overdub-Verfahren doch etwas schwie-
riger. Achtet darauf, dass die Gesangslinie nicht
die Homogenität verliert und lasst im Zweifelsfall
lieber noch einen weiteren Take einsingen.
Möchte man Homogenität und Miteinan-
Miteinander einsingen fängt mehr
echtes Gefühl ein als Overdubs.
Bei Aufnahmen mit zwei Sängern in
ein und demselben Raum sollte man dar-
auf achten doch eher zwei Mikrofone
einzusetzen.
Das bringt natürlich weniger
Kanaltrennung mit sich als das Overdub-
Verfahren. Optimieren kann man das schon
durch die Mikrofonaufstellung. Wenn man die
Mikrofone und die Künstler einander gegenüber
platziert, sodass beide sich ansehen, bietet das
einiges an Kanaltrennung. Das klappt am Besten
mit Mikrofonen mit Nieren-Charakteristik. Die
Niere hat ihre geringste Restempfindlichkeit
(Off-Axis) um 180° versetzt, also gegenüber der
Direkteinsprechrichtung. Somit singen die sich
gegenüberstehenden Künstler jeweils genau auf
die Stelle des anderen Mikros, die am wenigsten
aufnimmt. Jeder einzelne singt allerdings über
die 0°-Achse auf sein eigenes Mikrofon, was
ein sehr hohes Maß an Nutzsignal bedeutet.
Optimieren kann man diese Technik, wenn man
hinter den Künstlern Absorber (Stellwände) plat-
ziert. Nackte Wände hinter dem einen Sänger
können nämlich Schall des gegenüber eigent-
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der in den Vordergrund bringen, dann bietet
es sich an, beide Gesangsparts synchron
und parallel einzusingen.
Dabei stehen beide
Künstler gleichzeitig im Aufnahmeraum und sin-
gen jeweils in einem Take alle ihre persönlichen
Parts im Wechsel. Das Miteinander kann durch
Blickkontakt oder Zeichen wesentlich besser her-
gestellt werden. Allerdings habt ihr hier einen et-
was erhöhten technischen Aufwand zu bewerk-
stelligen. Ein Mikrofon reicht nicht mehr und ihr
braucht mehrere Kopfhörermischungen, um nur
einiges zu nennen, doch dazu später mehr. Zu
zweit einsingen bedeutet natürlich auch für die
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von Klang und Lautstärke auch stark von den
Vokalisten kontrolliert. Das relative Verhältnis
der Stimmen hängt nun vom Abstand und der
Einsprechrichtung jedes Einzelnen ab. Bei einem
Kugelmikrofon verhält sich das ähnlich. Die
re einen Schritt näher in Richtung Mikrofon. Seid
euch allerdings bewusst, dass sich damit auch
das Verhältnis von aufgenommenem Direktschall
zu Raumreflexionen ändert. Nicht wenige
Künstler sind während der Aufnahme auch mit
zuviel Bewegungsdrang gesegnet.
Um deren Positionierung möglichst
stabil zu halten, kann man für jeden
Mit dem Poppschutz kann man die
Sänger auch auf Position halten.
Lautstärken können durch Veränderungen des
Abstands zum Mikrofon austariert werden. Ist nun
ein Sänger zu laut gegenüber dem anderen, kann
er einen Schritt nach hinten gehen, oder der ande-
Sänger einen Poppschutz anbrin-
gen. Das hilft oft ungemein, um die
Position des Sängers zu halten – und natürlich die
Explosivlaute zu dämpfen. Hat man diese Balance
optimiert, nimmt man nun auf eine einzelne Spur
auf. Bedenkt bitte, dass man im Gegensatz zu den
lich Off-Axis stehenden anderen Sängers
reflektieren. Der landet dann On-Axis in
dem Gesangsmikrofon, für das er gar nicht
bestimmt ist. Mit Stellwänden kann man das
aber sehr gut in den Griff bekommen.
Die gegenüber stehende Anordnung
hat also einige Vorteile:
Der Blickkontakt
und die Abstimmung aufeinander funktio-
nieren sehr gut, der Übersprechdämpfung
wird durch gegenüberstehende Mikrofone
und die Absorber hinter den Künstlern
Rechung getragen. Der Abstand zwischen
den Künstlern, kann je nach Bedarf und
Wohlfühlfaktor individuell verändert werden.
Ein bis anderthalb Meter wären hier eine gute
Ausgangsposition. Grundsätzlich gilt das aber
eher für unterschiedliche Typen von Sängern
oder Sängerinnen. Auch bei gemischten
Performances würde man im ersten Moment
eher so vorgehen, da die Sänger meist unter-
schiedliche Klangfarbe und Dynamik haben.
Dafür sind zwei getrennte Mikrofone ideal.
Hat man dagegen sehr ähnlich klin-
gende Stimmen, gibt es auch eine ein-
fachere Option, ein Duett einzufangen.
Der Aufwand lässt sich etwa mit einem
Mikrofon mit Richtcharakteristik Acht ver-
ringern. Jeder Sänger singt von einer der
beiden um 180 Grad versetzt liegenden
Haupteinsprechrichtungen in das Mikrofon.
Bei dieser Platzierung wird die Balance
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zuvort angesprochenen Techniken keine großen
Änderungen im Nachhinein mehr machen kann.
Man sollte sich beim Aufnahme-Setting also si-
cher sein. Die Ein-Mikrofon-Technik ist möglich,
wenn die Künstler eine ähnliche
Stimme haben und auch einen
ähnlichen Stil. Allerdings funkti-
oniert das kaum, wenn der eine
unabhängigen Kopfhörer-Mix anbieten. Ihr müsst
also im Regieraum jederzeit euren abgehörten Mix
verändern können, ohne dass der Künstler diese
Veränderungen auf dem Kopfhörer mitbekommt.
Zwei Mikrofone erlauben bessere
Kopfhörermischungen als nur eins.
Dafür verwendet ihr einen Pre-Fader-Aux–Abgriff,
der genau diesen Anforderungen gerecht wird. So
bietet ihr dem Künstler seinen individuellen Mix
auf dem Kopfhörer an, damit er sich wohl fühlt.
So könnt ihr bei der Aufnahme die Performance
und das Feeling am Besten einfangen. Optimal ist
natürlich immer, wenn ihr die Möglichkeit habt,
dem Künstler diese Kopfhörersignale Tape-Return
zu schicken, damit alle das gleiche Signal hören
können, wenn es auch an unterschiedlichen
Signalfluss-Positionen abgegriffen wird.
Situation 1: Ihr nehmt zwei Sänger oder
Sängerinnen mit zwei gegenüberstehen-
den Mikrofonen auf.
Hier sind zwei getrennte
Kopfhörermischungen möglich. Jeder Künstler
Ein auf Kugel geschaltetes Mikrofon mit
Poppschutz um Explosivlaute zu unterdrücken.
Künstler sehr dynamisch singt,
und der andere nicht. Man könnte dann zwar
nach der Aufnahme versuchen, zu schneiden und
mit manueller Gain-Nachregelung oder einem
Kompressor die unterschiedlichen Signale beide
optimal zur Geltung zu bringen, jedoch kann das
sehr aufwendig sein und große Schwierigkeiten
bereiten. Durch die geringere Flexibilität und die
eingeschränkte Nachbearbeitung müssen hier
Disziplin und Exaktheit der Sänger beim Recording
sehr im Vordergrund stehen.
In jedem Fall gilt es, sich mit der Kopf-
hörersituation zu beschäftigen.
Abhängig von
der angewandten Technik gibt es unterschied-
liche Anforderungen. Grundsätzlich solltet ihr den
Künstlern wie immer bei Studiorecordings einen
Auch mit einer Achter-Charakteristik kann man
mit einem Mikrofon beide Sänger einfangen.
Die Mikrofonwahl für das Duett
Bei der Wahl des Mikrofons fällt
es aufgrund der mittlerweile groß-
en Anzahl an sehr gut klingenden
Modellen schwer das richtige zu emp-
fehlen. Das teuerste Mikrofon ist oft
nicht das beste Mikrofon. Man sollte
ein Mikrofon wählen, das zu den je-
weiligen Sängertypen passt.
Es müssen für unser Duett nicht zwei
gleiche Mikrofone sein.
Gerade wenn ihr
einen Sänger und eine Sängerin aufzuneh-
men gedenkt, dann werdet ihr sicherlich
nicht zweimal das gleiche Mikrofon ver-
wenden. Wichtig ist es sich den Sänger oder
die Sängerin erst einmal im Aufnahmeraum
anzuhören, um dann durch den gewon-
nenen Eindruck das richtige Mikrofon aus-
wählen zu können. In der Regel wird die
Wahl meist auf ein Großdoppelmembran-
Kondensatormikrofon fallen. Mikrofone
dieser Bauart geben die Vocals eigentlich
optimal wieder.
Bei einem Sänger mit einer sehr wei-
chen Stimme könnte es sein, dass sich
dieser Sound nur sehr schwer im Sprach-
verständlichkeitsbereich durchsetzen
kann.
Hier eignet sich ein Mikrofon
mit Durchsetzungskraft im Bereich von
circa 2 kHz bis 5 kHz. Ein Beispiel wäre
das Neumann U87i, welches von vielen
Technikern gerade deswegen bevorzugt
für Sprach- und Gesangsaufnahmen
genommen wird. So ein Mikrofon hebt
eben genau im Sprachverständlich-
keitsbereich die Stimme sehr gut in
den Vordergrund. Habt ihr dagegen
einen Sänger oder eine Sängerin, die
in diesem Frequenzbereich schon sehr
stark zur Geltung kommen, könnt ihr
euch dagegen überlegen ein Mikro zu
benutzen, das in diesem Bereich et-
was weicher ansetzt. Dieses würde im
Falle von leicht übertriebenen nasalen
Mitten wieder etwas ausgleichen (zum
Beispiel AKG C 414 B-ULS).
Diese zwei Beispiele sollen ledig-
lich verdeutlichen, welche Grund-
überlegungen nochmals mit ins Spiel
kommen können, wenn es um die
Auswahl des geeigneten Mikrofons
geht.
Beide oben angesprochenen
Mikrofone sind sehr gute Studio-
Allround-Mikrofone mit schaltbaren
Richtcharakteristiken. Das muss aber nicht
heißen, dass nur diese Mikrofone zum
Einsatz kommen dürfen. Röhrenmikrofone
klingen beispielsweise häufig etwas
wärmer als Mikros mit einer normalen
Elektronik, können aber auch ein höheres
Eigenrauschen mit sich bringen. Für viele
Techniker ist der warme Röhren-Sound
oftmals wichtiger, dafür sehen sie über das
leicht erhöhte Eigenrauschen hinweg.
Wenn ihr für eure Aufnahmen jeweils
einzelne Mikrofone für jeden Künstler
verwendet, seid ihr relativ frei in
der Wahl des Mikrofons.
Wenn die
Sänger sich dabei gegenüber stehen,
bieten sich wegen der oft gewollten
Übersprechdämpfung Mikrofone mit
einer festen Nieren-Charakteristik an.
Davon gibt auf dem Markt eine reich-
liche Auswahl. Bei der Technik mit nur
einem Mikrofon stellt sich die Situation
ganz anders dar. Will man sein Duett
also mit einem einzelnen Mikrofon
mit Achter-Richtcharakteristik aufneh-
men, ist die Auswahl an Mikrofonen
schon stärker eingeschränkt. Es kom-
men hauptsächlich Mikrofone in Frage,
die eine schaltbare Kapsel besitzen.
Mikrofone mit fester Richtcharakteristik
Acht sind demgegenüber nur wenige
auf dem Markt. Gerade im Bereich der
Kleinmembran-Kondensatoren gibt es
hier ein paar wenige Modelle, die wie-
derum nicht immer für die individuellen
Stimmen der Künstler zum Einsatz kom-
men können. Manchmal würde dann in
der Aufnahme die Wärme des Klangs
fehlen, gerade im Grundtonbereich.
Der liegt bei Frauen ungefähr zwischen
300 und 400 Hz, bei Männern ungefähr
zwischen 100 hz und 200 Hz.
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Fotos: Ametsbichler, Lausmann; Grafiken: Lausmann
Zwei gegenüber gestellte Nieren-Mikrofone: Separate Spuren erhalten Bearbeitungsmöglichkeiten.
kann sich somit seinen individuellen Kopfhörer-
Mix anpassen lassen. Gerade wenn es um zwei
Leadvocal-Stimmen geht, ist oft das richtige
Mischverhältnis auf dem Kopfhörer ausschlagge-
bend und wirkt sich direkt auf die Performance
des Künstlers aus. Man braucht dafür dann min-
destens zwei Mono-Aux-Wege, besser wären
logischerweise vier, weil man dann jeweils zwei
zu einem Stereo-Auxweg zusammenfassen kann.
Diese zweifache Stereo-Konstellation kann das
Kopfhörer-Feeling nochmals sehr verbessern. Mit
nur zwei Mono-Aux-Wegen kann man zwar auch
einen einzelnen Stereo-Kopfhörer-Mix anbieten,
dann müssen sich die Künstler aber über einen
Kompromiss in der Kopfhörersituation einigen.
Situation 2: Ihr arbeitet nur mit einem
Mikrofon und Richtcharakteristik Acht oder
Kugel.
Dann sind von Anfang an die Möglichkei-
ten des Kopfhörer-Mixes etwas eingeschränkt.
Ihr habt nur ein Signal, das vom Mikrofon zur
Verfügung steht, könnt also auch nur eine gemein-
same Kopfhörermischung anbieten. Es gibt hier
keine Möglichkeit, das Mischverhältnis der Sänger
zueinander unterschiedlich zu gestalten. Ähnlich
wie bereits angesprochen, muss man jetzt ein-
fach ein gutes Lautstärkeverhältnis zwischen den
beiden Künstlern durch die Abstandsregulierung
zum Mikrofon finden. Die steht nun aber in di-
rektem Zusammenhang mit dem eigentlich auf-
zunehmenden Signal. Man wird also nicht umhin
kommen, hier einiges auszuprobieren. Was sich
hier realisieren lässt, ist eine individuelle Mischung
des Playbacks für jeden Künstler – also alles bis
auf die Leadvocal-Signale. Wenn man das Gefühl
der Künstler beim Singen steigern kann, dann
sollte man auch nichts unversucht lassen.
Bei der Bearbeitung einer Vocal-Aufnahme
hält man sich normalerweise eher etwas
zurück.
Das Meiste kann man durch die richtige
Auswahl und Positionierung des Mikrofons zum
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Künstler umsetzen. Auf keinen Fall sollte der natür-
liche Charakter des Gesangs durch die Aufnahme
so stark beeinflusst werden, dass man in Edit und
Mixdown nur noch Fehlerbegrenzung betreiben
muss. Bei einer Aufnahme mit zwei Mikrofonen,
die auf getrennte Spuren aufgezeichnet werden,
ist man bei der Bearbeitung natürlich immer et-
was flexibler. Gerade wenn es darum geht, die
Zischlaute noch zu bearbeiten oder auch die
Dynamik in der Stimme zu optimieren. Mit zwei
Mikros könnt ihr die Bearbeitung nach Bedarf
flexibel gestalten, habt aber zusätzlich durch das
Miteinander-Einsingen die Emotionen der Sänger
zueinander eingefangen.
Vollkommen
anders
dagegen
verhält
Transformatorlose
SMD-Schaltung
Eigenrauschen
7 dBA
es sich, wenn ihr mit der Acht oder Ku-
gel arbeitet.
Hier seid ihr nicht nur bei der
Kopfhörermischung eingeschränkt, sondern auch
in der Bearbeitung. Einen aufnahmeseitig einge-
setzten Kompressor könnt ihr jetzt nur mit einem
akzeptablen Allroundsetting einschleifen. Dasselbe
gilt natürlich auch für den Einsatz eines Equalizers
oder DeEssers. Es wird immer das gesamte Signal
bearbeitet. Solltet ihr also das Glück haben, mit zwei
Künstlern ähnlichen Stimmcharakters und ähnlicher
Technik zu arbeiten, klappt das ganz gut. In einem
Extremfall, wenn etwa ein männlicher Sänger mit
starken dynamischen Schwankungen auf einen
weiblichen Gegenpart mit etwas überhöhten s-
Lauten trifft, könne diese Einschränkungen proble-
matisch werden. Ihr könnt bei der Duett-Aufnahme
also mit der richtigen Technik schon entscheidend
darauf hinwirken, dass die ganze Produktion er-
folgreich verläuft. Und jetzt seid Ihr dran, auf ein
fröhliches Miteinander. Euer Chris.
Der Autor
Chris
Lausmann
Gitarrist (Bonfire, Frontline), freier
Produzent und Engineer. An der SAE
München unterrichtet er verschiedene
Fächer, u.a. Mikrofontechnik.
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