Vocals Shouter Choere aufnehmen
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VOCALS
Shouter-Chöre aufnehmen
© PPVMEDIEN 2008
Shout with
the Devil
WIE DIE PROFIS POWER IN DIE BACKING VOCALS BRINGEN
DIE PRODUKTION MÄCHTIGER CHORSPUREN
Der Begriff Shouter-Chöre ist in den vergangenen Jahren
vielleicht etwas aus dem Studio-Sprachgebrauch verschwunden,
dennoch sind größere Chöre ein probates Mittel um Songs
einen gewissen Push zu verpassen. Jedoch muss man wie immer
auch hier wissen, was man tut. Wir schildern euch mögliche
Problemstellungen und liefern Lösungsansätze.
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Chöre werden äußerst gewinnbringend als
Unterstützung der Lead-Vocals für einen
Song im Pop/Rock-Bereich eingesetzt.
Machen wir uns zunächst einmal Gedanken
darüber, welche verschiedenen Arten von
Chören es für diese Standard-Anwendung
gibt. Es lassen sich zwei generelle Bereiche
unterscheiden: Zum einen spricht man von
Harmonie-Vocals oder Harmonie-Chören,
die andere Variante sind die größeren
Shouter-Chöre. Diese beiden Arten unter-
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scheiden sich nicht wirklich bezüglich der
aufgenommenen Stimmen, sondern eher
in der Art der Produktion: Also wie oft man
die Stimmen aufnehmen möchte, oder wie
viele Spuren zur Umsetzung verwendet
werden.
Es ist wichtig, sich vorher Gedanken zu
machen, wie groß man sich die Chöre wirk-
lich wünscht. Chöre wirken eigentlich nur
voluminös wenn man auch die benötigte
Masse an Stimmen zur Verfügung hat. Oder
man arbeitet mit der Stimmenverteilung.
Mit geeigneten Vorkenntnissen der Har-
monielehre lässt sich mit relativ geringen
Mitteln auch ein Chor umsetzen, der größer
wirkt als er eigentlich ist. Die Kunst dabei
ist es, die geeigneten Stimmlagen zu fin-
den, die zum Song und natürlich zu der
Gesangslinie passen. Ausgangspunkt und
Basis sind natürlich immer die Lead-Vocals,
auf denen man das Ganze aufbauen sollte.
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Choraufnahme
Stereo oder Mono?
So viele Chorstimmen ergeben sich rechnerisch
für euren Mix:
Die Stereo-Variante:
5 Sänger/-innen x 5 Stimmlagen x à 4 Takes
(8 Spuren weil Stereo) = 100 Stimmen (40 Spuren)
Die Mono Variante:
5 Sänger/-innen x 5 Stimmlagen x à 4 Takes
= 100 Stimmen (20 Spuren)
Bei der Stereo-Technik kommt es verstärkt darauf an,
wie akkurat die Sänger/-innen beim Recording sind.
Zum einen sollen sie natürlich richtig singen, zum an-
deren im Sinne des Gesamtbildes ihre Intonation der
Gruppe anpassen. Denn die Änderungsmöglichkeiten
an Stereospuren sind sehr beschränkt.
Man darf sich bei der Stereo/Mono-Entscheidung
durchaus vom Ergebnis von Probeaufnahmen leiten
lassen. Ebenso spielt die Stilrichtung der Musik
eine Rolle. Während man bei einem Gospel- oder
Kirchenchor doch eher auf Stereomikrofonierung
setzt, wird man in der Pop/Rock-Musik häufiger die
Mono-Variante im Einsatz sehen.
Bei unerfahrenen Chor-Sängern kann es
Probleme bei der Phrasierung des Textes
geben.
Unter Phrasierung versteht man die
Art und das Timing wie die Worte des Textes
gesungen werden. Nicht nur ein gemeinsames
Starten des Chors ist wünschenswert, sondern
auch das Ende sollte synchron sein. Je mehr
Interpreten an den Aufnahmen beteiligt sind,
desto schwieriger gestaltet sich aber oftmals die-
ser Punkt. Explosivlaute wie „T“ und
„K“ bringen bei der Phrasierung oft-
mals Probleme. Wo man bei Einzel-
Jeder überlegt natürlich, dass er den
Chor letztendlich stereo in seinem Mix ein-
bringen will.
Wenn ihr jetzt mit einer Stereo-
Mikrofonierung arbeiten möchtet, solltet ihr eini-
ge Punkte berücksichtigen. Die Mikrofontechnik
mit der hier gearbeitet werden soll ist auch wie-
derum zweitrangig. Nehmen wir an, wir haben
fünf Sänger zur Verfügung, dann verteilen wir
jetzt erst einmal die Stimmen. Eine Möglichkeit
Einer der Sänger führt den Chor,
bestimmt Einsätze und Endungen.
wäre nun, dass einer die Lead-Stimme singt,
einer die Terz darüber, der nächste die Terz da-
runter. Die restlichen zwei Sänger übernehmen
jeweils die Oktave darüber und darunter. Jetzt
sollten wir uns überlegen, wie die Sänger zum
Mikrofonsystem aufgestellt werden. Wir haben
jetzt eine relativ klare Panorama-Einteilung und
könnten sofort aufnehmen. Wenn man nun 3
bis 4 Durchgänge macht, haben wir auch einen
Chor der sich größer anhört als er ist.
Allerdings haben wir jetzt verschiedene
Punkte noch nicht angesprochen, die uns bei
dieser Art zu arbeiten zum Verhängnis wer-
den könnten.
Die technische Problemstellung
beginnt bei der Anzahl der Spuren. Pro Auf-
nahmedurchgang benötigen wir zwei Tracks.
Weiter haben wir bei jeder Aufnahme feste
Panoramapositionen
und
gleichzeitig
feste
Spuren mit Tools wie Melodyne oder
VocAlign noch gute Ergebnisse er-
zielt, muss man hier sehr aufpassen, denn die
Fehler passieren bereits im Chor, und diese sind
dann nicht auf Einzelspuren zu finden, statt-
dessen werden meist mehrere Chorsänger auf
einer Spur aufgenommen. Behelfen kann man
sich oft, indem man eine Person des Chors als
Chorleiter bestimmt, der durch Zeichensetzung
den Anfang und das Ende angeben kann.
Auch durch Taktgebung auf die Viertel- oder
Achtelnoten kann man hier sehr gut den Rest
der Mannschaft unterstützen.
Weiterhin muss man sich zwischen Stereo-
oder Mono-Mikrofonierung entscheiden.
Es
geht hierbei natürlich auch um den weiteren
Verlauf der Aufnahmen, der Schwerpunkt hier
liegt nicht bei dem Hintergedanken ob der Chor
nun stereo oder Mono werden soll. Nein, hier
Die Lösung mit einzelnen Kopfhörern
funktioniert monitortechnisch sehr
gut. Bei der Aufnahme muss man
drauf achten, dass die
Abstände zum
Mikrofon nicht
zu klein und
sind.
geht es um etwas anders.
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Foto: Wilschewski
unregelmäßig
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Lautstärkenverhältnisse innerhalb des Chors.
Diese sind im Nachhinein nicht mehr verän-
derbar. Man kann lediglich die verschiedenen
Aufnahmen durch unterschiedliche Aufstellung
der Personen verändern. Das war es bereits.
Zusätzlich müssen wir darauf achten, dass
die fünf Stimmen zueinander im richtigen
Lautstärkenverhältnis zum Mikrofonsystem
stehen und gleichzeitig das Tuning innerhalb
des Chors stimmt. Damit ist gemeint, dass die
Stimmen zueinander exakt gesungen werden
müssen, sonst fällt ein leicht falscher Ton sofort
auf. Wenn das jetzt noch ein sehr stimmgewal-
tiger Sänger ist, wäre das doppelt schlimm.
Eine mögliche Lösung ist, den Chor ein-
fach mono aufzunehmen, oder wenn man
noch weiter gehen will, sogar unisono.
Das
Prinzip phasengedrehtes Playback:
Nach dem Auslöschen des Playbacks
bleibt der Gesang als Resultat übrig.
bedeutet, dass alle Sänger immer die gleiche
Stimme singen. Durch diese Technik schlagt ihr
mehrere Fliegen mit einer Klappe. Einerseits
fällt es kaum mehr ins Gewicht, wenn einer der
Terz darüber, vier mal eine Terz darunter und
das Gleiche noch mal für die Oktavlagen. Jetzt
könnt ihr sehr sauber arbeiten und die ver-
schiedenen Spuren in der Lautstärke und der
Panoramaverteilung individuell anpassen.
Die Aufnahme von Chören erfordert na-
türlich eine andere Monitorsituation als
bei nur einem Sänger.
Kontrolle bezüglich
des Playbacks ist doch sehr wichtig. Brauche
ich einen Kopfhörermix, oder lässt sich diese
Situation auch anderweitig lösen? Das hängt nun
von der Personenanzahl und der gewünschten
Größe des Chors ab. Bei normalen Harmonie-
Vocals, die meist vom Sänger der Band, oder
einzelnen anderen Sängern gesungen werden,
Das Master/Slave-
Verfahren:
Eine heutige DAW bietet wesentlich mehr Spuren
als ADAT und Konsorten vor einigen Jahren.
Die
20 bis 40 Spuren, die wir für eine Choraufnahme benö-
tigen, müssen ja überhaupt erstmal zur Verfügung ste-
hen. Doch darf man dabei nicht vergessen, dass auch
das Playback noch aus Audio-, und Instrumentenspuren
besteht, die das System belasten. Bei einer durch-
schnittlichen Instrumentierung sind wir jetzt bereits
bei 40 bis 70 Spuren und die muss man erst einmal
ruckelfrei verwalten können.
Ein einfaches Mittel wenig an Leistung zu ver-
lieren und den Überblick zu behalten ist das
Master/Slave Verfahren:
Man bastelt sich aus den
zur Verfügung stehenden Playback-Einzelspuren ei-
nen so genannten Vocal-Slave, der nichts anderes als
ein Stereo-Rough-Mix ist. Hier kann man variieren:
Man kann das auch auf drei bis vier Gruppen auswei-
ten um beispielsweise Stereo-Playback, die Mono-
Lead-Vocals und Stereo-Harmonie-Vocals separat
zu exportieren. Also fünf Spuren gegenüber ca. 30
Spuren bei dem Master-Playback. Diese fünf Spuren
legt man in einem neuen Songfile mit den gleichen
Kriterien (Tempo, FX etc.) wie der originale Song
ab. Nun kann man aus fünf Spuren den Abhörmix
gestalten. Den Rest haben wir frei, um Chorspuren
aufzunehmen. So gewinnen wir Rechenpower und
Spurenzahl zurück. Gehen wir von der oben an-
gesprochenen Stimmenverteilung aus, also fünf
Sänger/Sängerinnen x 5 Stimmlagen x a 4 Spuren
= (20 Spuren) ergeben sich 100 Stimmen. Diese
Spuren können wir jetzt in Lautstärkenverhältnissen und
Panoramapositionen bearbeiten, auch in klanglichen
Oft empfiehlt es sich, eine Kerngruppe
der besseren Sänger zu bilden.
fünf manchmal nicht ganz die Tonhöhe trifft
– die anderen werden das übertönen. Sollte
ein Sänger nicht genügend Kraft in der Stimme
haben, dann sind im-
mer noch vier andere
da, die diesen Part
zusammen stützen.
Eine weitere Mög-
Foto: Wilschewski, Grafik: Lausmann
Die verschie-
denen Vocal
Layer werden
auf Stereo
Tracks zusam-
mengefasst
lichkeit: Nehmt nur
Monospuren auf und
lasst pro Spur nur je-
weils eine Stimmlage
singen, aber jeweils
von allen. Das heißt
beispielsweise
vier
Spuren Lead-Stimme,
vier Spuren eine
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kann man logischerweise nach altbewährter
Manier mit Kopfhörer arbeiten. Bei zwei oder
drei Personen ist das auch noch machbar. Wenn
die Anzahl der Personen größer wird, braucht ihr
Einfacher geht es, indem man den Mix
(oder Talkback) über eine Abhöre in den
Aufnahmeraum einspielt.
Dazu braucht man
natürlich mindestens eine Monitorbox, besser
noch eine Stereo-Abhöre, um den
Kopfhörer-Mix zu ersetzen und die
Sänger einfach zu diesem Raum-
Playback singen zu lassen. Da es
die den Takt durch Dirigentenbewegungen
angeben kann. Diese Methode ist weitgehend
raumunabhängig. Ist im Aufnahmeraum keine
geeignete Technik vorhanden, kann man auch
in den Regieraum wechseln, wo meist mehr
zur Verfügung steht. Wenn der Engineer des
Singens einigermaßen mächtig ist, kann auch
er dann noch ein paar Stimmen beisteuern. Im
Folgenden behandeln wir die Choraufnahme
mit Raum-Playback.
Die nächsten Punkte sind die Mikrowahl
nach Typ und Richtcharakteristik sowie die
Positionierung.
Meist eignet sich ein Groß-
Gutes Monitoring ist die Grundlage
für Intonation und Timing.
genügend Kopfhörer und eventuell ausreichend
Mischmöglichkeiten um jedem Sänger seinen
eigenen Kopfhörer-Mix zu schicken. Um diese
Möglichkeiten in einem Studio anbieten zu kön-
nen braucht man die nötige Hardware und die
kostet Geld.
sich meist um kurze Phrasen einer
Gesangsline handelt, ist es auch einigermaßen
möglich das Timing zu halten. Oft ist das Playback
in dem Moment, wenn der Chor zu singen be-
ginnt, kaum mehr zu hören. Deshalb empfieh-
lt es sich auch hier, eine Person auszuwählen,
Dinge kann man geringfügig eingreifen. Zu beur-
teilen ist dies immer im Bezug auf die Lead- und
Harmonie-Vocals, die uns auf Grund des Rough
Mixes einzeln vorliegen. Natürlich muss man das
auch zum Playback hören und beurteilen. Dieses
Playback kann uns nun noch zusätzlich behilflich
sein, wenn es um die Auslöschungsmethode geht.
Momentan konzentrieren wir uns erstmal besser
auch unsere Chormischung. Dabei müssen wir
nicht immer alle Einzelspuren aus dem Playback
mit berücksichtigen.
Die simpelste Methode ist, den Chor jetzt zu
einem Stereo-Submix zu mischen.
Stellt sich im
End-Mix aber heraus, dass dieser Stereochor nicht
mehr so exakt passt wie zum Roughmix, muss man
nun wieder in den Slavemix gehen um zu bearbeiten.
Man kann sich das Leben sehr viel einfacher machen,
wenn man die verschiedenen Stimmlagen (Layer)
des Chors jeweils in eigene Group-Mixes exportiert.
Somit kann man sich unabhängig von der Zahl der
Quellspuren auf zehn Export-Spuren beschränken.
Beispielsweise werden die vier oder sechs Spuren
einer Stimmlage (Terz über der Lead-Vocal-Spur)
im Panorama verteilt, die unterschiedlichen Spuren
im Verhältnis angepasst und als Stereofile erstellt.
Bei diesen Lautstärkeverhältnissen geht es aber nur
um die diversen Sänger, nicht um das Verhältnis der
unterschiedlichen Stimmlagen.
Diese Vorgehensweise versucht man nun für
alle Lagen gleich umzusetzen.
Damit kommt
man auf zehn Spuren Chöre, wenn die Verteilung
wie folgt eingesetzt wird: Lead-Vocal-Lage, Oktave
darüber, Oktave darunter, Terz darüber und Terz
darunter.
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membran-Kondensatormikrofon, wenn mög-
lich mit schaltbarer Richtcharakteristik, um die
passende Konfiguration wählen zu können. Ein
gebräuchliches Vorgehen ist, ein Mikrofon mit
Kugel-Charakteristik in den Raum zu stellen und
die Sänger um das Mikrofon zu platzieren. So
braucht man auf Richtcharakteristik und mög-
liche Pegelschwankungen nicht zu achten, denn
im 360°-Aufnahmewinkel nimmt man alles mit
auf (Abb.1). Das funktioniert allerdings nur wenn
man mit wenigen Personen arbeitet und einen
Kopfhörer-Mix anbieten kann.
Beim Einspielen des Playbacks über
Lautsprecher sollte man nicht mit Kugel-
Richtcharakteristik mikrofonieren.
Um das
Übersprechen der Abhöre auf die Aufnahme zu
minimieren bieten sich Niere oder Superniere
an. Allerdings gilt es dabei auch die Aufstellung
der Sänger und den Aufnahmeraum zu berück-
sichtigen. Zur besseren Kanaltrennung sollte die
Abhöre in der Off-Axis
des Mikrofons sein.
Ist die Abhöre an ei-
ne absorptive Wand
montiert, eignet sich
recht kommen können. Der erste Schritt zur
besseren Trennung zwischen Nutzsignal und
Übersprechen der Boxen ist der richtige Einsatz
der Off-Axis-Richtung. Oder man verwendet ei-
nen Expander: Wenn das Mikrofon eingepegelt
ist, spielt man das Playback mit dem bei der
Aufnahme benutzten Wiedegabepegel ein, ohne
dass jemand singt. Anhand des solo abgehörten
Mikrofonsignals lässt sich nun der Expander-
Threshold so einstellen, dass das Übersprechen
gerade nicht mehr hörbar ist. Sollte nun ein
Sänger nur leicht schmatzen, muss das Signal
sofort durchgelassen werden. Ein Gate würde
hier zu hart arbeiten. Eine weitere Möglichkeit
ist, das Playback einfach phasengedreht in
den Aufnahmeraum einzuspielen. Der Gesang
wird dann phasenrichtig mit phasengedrehtem
Playback aufgenommen. Somit könnte man
später durch zumischen des gleichen Playbacks,
aber diesmal phasenrichtig, das Übersprechen
gegensätzlich auslöschen.
Ist der Chor nun editiert und klanglich be-
arbeitet, muss er wieder in den Master Song
integriert werden.
Hohe Stimmlagen haben
hier beispielsweise die Fähigkeit im Chormix al-
leine nicht besonders aufzufallen. Sie fügen sich
ganz normal in den Chorsound ein. Wenn ich
nun das fertige gesamt File des Chores in den
Mastermix integriere kommt es oftmals vor, dass
die tieferen Lagen vom Rest des Playbacks et-
was maskiert, also verdeckt werden. Somit ste-
chen die hohen Lagen auf einmal unangenehm
heraus, wie zuvor nicht hörbar und einschätzbar
war. Bei einem „Group-Mix“ Verfahren kann ich
genau dieses Problem kompensieren.
Abb.1: Die einfache Aufstellung im Kreis um
ein Kugel-Mikrofon hat die Problematik der
Einstrahlung der Boxen, falls man keinen
Kopfhörer-Mix bieten kann.
Mikroauswahl und Positionierung der
Sänger prägen den Sound-Charakter.
eine Superniere als Polarpattern, weil dann deren
zwei Off-Axis Richtungen etwa in die Richtung
der Boxen zeigen (Abb.2). Befindet sich wie bei
vielen Studios eine Glasscheibe zwischen den
Boxen, ist meist eine Nierencharakteristik bes-
ser (Abb.3). Mit einer Superniere würde man
Gefahr laufen, die Reflexionen der Scheibe auf
der Aufnahme zu haben, da eine Superniere aus
180°-Richtung noch relativ gut aufnimmt.
Bei der Aufstellung der Sänger will sich oft
jeder möglichst nahe vor das Mikrofon posi-
tionieren.
Um eine gewisse Ausgewogenheit al-
ler Stimmen im Signal zu schaffen, kann man im
Abstand von circa einem Meter auf dem Boden
eine trapezförmige Linie um das Mikrofon zie-
hen, zum Beispiel mit Gaffa-Tape. Die lauteren
Stimmen könnte man sogar mehr auf der Seite
platzieren und somit eine gleichmäßigere
Pegelverteilung der Stimmen erreichen, da ein
Nieren-/Supernierenmikrofon im Seitenbereich
mit dem geringerem Pegel aufnimmt.
Ein
gewisses
Übersprechen
in
die
Abb.2: Ist die Wand absorptiv, kann die Off-
Axis der Superniere besser zum ausblenden des
Signals von den Boxen eingesetzt werden.
Es ist immer noch überschaubarer mit
zehn Spuren zu arbeiten, als 20 bis 40
Spuren Chor ständig editieren und anglei-
chen zu müssen.
Logischerweise ist bei der
Multitrack-Technik alles auf direkten Zugriff und
nachträgliches Eingreifen ausgelegt, nur muss
man immer für sich selbst entscheiden, ob man
den Überblick über so viele Spuren insgesamt
noch behalten kann, oder ob man sich das
Leben im Mix doch vereinfachen möchte, und
sich auf das Wesentliche konzentrieren kann,
nämlich das Gesamtergebnis.
Der Autor
Grafik: Lausmann
Abb.3: Durch die Verwendung einer
Nierencharakteristik kann man rückwertigen
Schall bei reflektiven Scheiben besser ausblenden
50
Aufnahme ist bei dieser Arbeitsweise un-
vermeidlich.
Dieses gilt es jetzt so gering wie
möglich zu halten. Das Playback muss laut ge-
nug sein um Orientierung zu bieten, aber nur
so weit, dass die Sänger gerade noch damit zu
Chris
Lausmann
Freier Produzent, Engineer, Komponist.
Gitarrist (Ex-Bonfire, Ex- Frontline).
Dozent an der SAE u. a. für Fächer wie
Mikrofon- und Produktionstechnik
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