Workshop Bandvocals Teil 7
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Workshop: Bandvocals
Bandvocals – Teil 7
Werkzeug für den Stimmklang
Im Vocal-Workshop der letzten Ausgabe haben wir uns mit der Auswahl des passenden
Gesangsmikros beschäftigt. Diesmal schauen wir uns an, wie ihr das Vocalmikro richtig
einsetzt und welche Techniken es gibt, um das Beste aus eurer Stimme herauszuholen.
P
Auf der Bühne werden in der Regel Mikrofone
mit einer bestimmten Richtwirkung eingesetzt,
um Rückkopplungen zu vermeiden.
Bühnenmik-
Alle Mikrofone mit einer gewissen Richtwirkung
werden Richtmikrofone genannt und sie haben
eine physikalisch bedingte Gemeinsamkeit:
Sie
bilden die Bässe überproportional laut ab, wenn der
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SOUNDCHECK 06 | 09
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Foto: ShutterStock
rofis wissen in der Regel, was sie mit ihrem
Gesangsmikro machen müssen, um der Stim-
me den optimalen Klang zu verleihen. Die Art
wie ihr das Mikrofon zum Mund positioniert, wirkt
sich direkt auf den Klang eurer Stimme aus. Natürlich
macht es auch einen Unterschied, ob ihr ein billiges
50-g-Mikro oder ein Modell mit einer Null mehr auf
dem Preisschild verwendet. Aber bitte beachten: Bei
schlechter Mikrofontechnik wird auch das teuerste
Mikro eure Stimme nicht zum Glänzen bringen.
ros weisen meist die Richtcharakteristik Niere auf.
Bei Einsprache von Hinten, also aus 180°, be-
dämpft das Mikrofon den einfallenden Schall sehr
stark, sodass der rückwärtig einfallende Störschall
praktisch nicht oder kaum übertragen wird. Auch
die Richtcharakteristik Superniere wird häufig ge-
wählt – hier entsteht die maximale Bedämpfung
bei den Einsprechwinkeln 125°, bzw. 255° – also
schräg hinter der Kapsel.
Mikrofonabstand verringert wird. Dieses physika-
lische Phämomen wird Nahbesprechungseffekt ge-
nannt und kann als künstlerisches Ausdrucksmittel
genutzt werden. Wenn ihr das Mikro mit Lippenkon-
takt zum Einsprechkorb haltet, klingt die Stimme
somit sehr kräftig. Nimmt der Mikrofonabstand zu,
dann wird das Klangbild der Stimme flacher und we-
niger definiert. Der Grad der Bassanhebung ist aller-
dings abhängig vom Mikrofontyp: einige Mikros
weisen einen starken Bass-Boost auf, andere verhal-
ten sich bei Nahbesprechung neutraler und heben
die Bässe nicht so stark an. Der Bass-Boost bei Nah-
besprechung wird durch den Aufbau der Kapsel so-
wie durch die Form des Einsprechkorbs vorgegeben.
Foto: Frank Seifert
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Mikrofonkapsel
Rückwärtige
Einlassschlitze frei
Mikrofonkapsel
Sänger umschließt
die hinteren
Schall-Einlass-
Öffnungen
Einsprechkorb
Einsprechkorb
Das linke Bild zeigt, wie der Sänger das Mikro in der Hand halten sollte:
Die Hand umschließt den Mikrofonschaft, aber nicht den Einsprechkorb.
Wir brauchen Bass:
Der Nahbesprechungseffekt
Den Nahbesprechungseffekt eures Gesangsmik-
ros könnt ihr leicht selbst ausprobieren:
Ihr steckt das Mikro auf ein Stativ, stellt euch einen
halben Meter davor und singt oder sprecht hinein.
Die Gesangsanlage wird so weit aufgedreht, dass es
nicht koppelt. Dann nähert ihr euch dem Mikro
langsam an, während ihr die gleiche Gesangs- oder
Textphrase weiter sprecht oder singt. Dabei werdet
ihr hören, wie sich der Sound eurer Stimme in der
PA verändert, wenn der Mikrofonabstand langsam
verringert wird. Einerseits wird die Stimme lauter,
aber die Bassanhebung ist ebenfalls deutlich zu hö-
ren. Probiert aus, bei welchem Einsprechabstand
sich euer Gesang am besten anhört und wie ihr die
Emotionalität und Aussage eures Gesangs mit der
Abstandswahl zum Mikro gezielt verändern könnt.
Die stärksten Auswirkungen ergeben sich, wenn der
Mikrofonabstand nur noch einige Zentimeter groß
ist: in diesem Fall kann eine Veränderung der Posi-
tion des Mundes um wenige Millimeter eine drasti-
sche Soundveränderung hervorrufen.
Diesen Effekt könnt ihr für eure Performance
nutzen, indem ihr mit kleinen Abstandsände-
rungen zur Kapsel den Ausdruck der Stimme ver-
ändert.
Ein intimer, eindrücklicher Text verlangt
meist einen sehr kleinen Mikrofonabstand, um die
Emotionen des Gesangs durch eine Präsenzanhebung
und den Bass-Boost zu unterstützen. Wenn ihr eine
Textphrase mit starker Dynamik herausschreien
müsst, dann ist ein großer Abstand besser. So erzeugt
ihr ein Gefühl von Weite und Größe, den ihr dem
Klang eurer Stimme auf diese Weise verleihen könnt.
Wenn der Sänger den Einsprechkorb umfasst, werden die hinteren Einlass-Öffnungen der
Mikrofonkapsel verschlossen.
Dadurch verliert das Mikro seine Richtwirkung und es kommt
zur Rückkopplung.
»
Die Background-Sänger unter euch fahren übri-
gens sehr gut mit einem Kondensatormikrofon:
Die Kondensatorkapsel gibt – im Unterschied zu den
dynamischen Mikrofonen - auch bei etwas größe-
Wenn die Bässe zu stark angehoben werden, wird
der Sound schell matschig und schwammig.«
rem Besprechungsabstand noch ein verwertbares
Signal ab. Da die meisten Background-Sänger diesen
Part nur nebenbei ausfüllen und sich hauptsächlich
auf ihr Instrument konzentrieren, können sie nicht
immer den optimalen Mikrofonabstand einhalten.
Außerdem sollte der Einsprechabstand bei den Ba-
ckingvocals sowieso etwas größer gewählt werden,
damit der Gesang nicht so dominant rüberkommt
wie der Frontgesang. Deshalb ist es wichtig, dass ein
Mikro für die Backingvocals auch bei 5 bis 10 cm
Mikrofonabstand noch gut klingt. Doch auch – oder
sogar gerade - für Background-Sänger gilt: Probiert
den optimalen Mikrofonabstand in einer stillen
Stunde aus. Diese Experimente solltet ihr nicht gera-
de dann durchführen, wenn die komplette Band im
Proberaum anwesend ist. Nehmt euch die Zeit und
beschäftigt euch mit dem Mikrofon, als wenn es eu-
er Instrument wäre. Gerade wenn der Gesang „nur
nebenbei“ erledigt wird, kann euch das Gefühl für
eine gute Einspechposition dabei helfen, euren Ge-
sangssound entscheidend zu verbessern.
Bitte freimachen:
Wenn der
Mikrokorb zugehalten wird,
steigt die Feedbackanfälligkeit.
Ein Problem taucht bei absoluter Nahbespre-
chung jedoch immer wieder auf:
Wenn die Bässe
zu stark angehoben werden, wird der Sound schell
matschig und schwammig. Die tiefen Frequenzan-
teile überlagern die Mitten und Höhen und da die
Bässe mehr Energie haben, übertönen sie die hohen
Frequenzen. Um einen matschigen Klang bei Nah-
besprechung zu vermeiden, bleibt euch nur die Wahl
eines anderen Mikros oder die Betätigung des Low-
cuts am Pult. Viele Bühnen-Vocalmikrofone mit
kondensatorkapsel, wie zum Beispiel das Sennhei-
ser E 965, das Neumann KMS 105 oder das Audio
Technica AE5400 bilden die Bässe besonders gut ab.
Besteht der Bedarf nach einem „schlankeren“ Sound
im Bassbereich, solltet ihr eventuell auf ein dyna-
misches Modell zurückgreifen. Wenn eure Band ei-
nen eigenen Mischer hat, dann weiß der am besten,
welche Frequenzen im Sinne einer Frequenzstaffe-
lung beim Vocal-Signal gecuttet werden müssen. In
diesem Fall ist es sinnvoll, wenn ihr den Einsprechab-
stand einigermaßen konstant haltet.
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Workshop: Bandvocals
Viele Sänger nehmen ihr Mikro während der
Show in die Hand, um ihren Emotionen noch
mehr Ausdruck verleihen zu können.
Dabei
taucht immer wieder das Problem auf, dass der
Sänger den Einsprechkorb der Kapsel mit einer
oder beiden Händen (teils) umfasst. Meist pas-
siert das unbewusst – manchmal wird dieser Ef-
fekt jedoch vom Sänger auch gezielt eingesetzt,
um die Stimme nasaler und bissiger klingen zu
lassen. Leider gibt es bei dieser Mikrofontechnik
einen gravierenden Nachteil: Die Rückkopplungs-
gefahr steigt drastisch an. Wenn der Sänger den
Einsprechkorb umfasst, dann werden die hinteren
Schalleinlass-Schlitze der Mikrofonkapsel ganz
oder teilweise verschlossen. Diese hinteren Ein-
strahlt und noch einmal aufgenommen – der Rest
ist bekannt: es entsteht eine rückkopplung. Die
rückkopplung kann nur unterbrochen werden, in-
dem der Mischer den regler des Gesangskanals
runterzieht oder der Sänger den einsprechkorb frei-
gibt. Mit diesem trick prüfen die tontechniker vor
dem Gig übrigens auch die rückkopplungsfestigkeit
der anlage: Dabei fahren sie das Gesangsmikro bis
knapp unter die rückkopplungsgrenze und legen
dann die hände um den einsprechkorb. auf diese
Weise bekommt der toningenieur heraus, wie rück-
kopplungssicher die anlage bei ungünstigen Bedin-
gungen noch ist. Doch Vorsicht: Macht solche ex-
perimente nur, wenn keine anderen Personen im
raum sind, da ihr sonst Gehörschäden provoziert.
Praxistipp
Was tun, wenns koppelt?
Kommt euch folgendes Szenario bekannt
vor? Obwohl beim Soundcheck alles gut
war, fängt es doch irgendwann an zu kop-
peln.
Mit einem ganz einfachen Trick könnt ihr
versuchen, die Rückkopplung zu unterbinden:
tretet einfach einen halben Schritt zur Seite
oder nach hinten, sodass sich das Schallfeld im
Proberaum oder auf der Bühne ändert. Wenn
ihr eine andere Position einnehmt, dann wird
das Mikro mit einem etwas anderen Reflexi-
onsmuster beschallt, wodurch sich die Klang-
verhältnisse an der Mikrofonkapsel ändern.
Eventuell wird die am stärksten koppelnde
Frequenz dadurch bedämpft und das Problem
ist behoben. Auch durch Drehen des Mikrofons
in die eine oder andere Richtung lässt sich
meist ein wenig mehr „Gain Before Feedback“
herausholen: So könnt ihr ausprobieren,
welche Einsprechseite am unempfindlichsten
ist und diese dann zum Monitor oder zu den
Gesangsboxen hin ausrichten.
»
Viele Frontsänger arbeiten mit einem extrem
kleinen Mikrofonabstand.«
Es gibt durchaus Unterschiede in der Rückkopp-
lungsfestigkeit verschiedener Bühnen-Vocalmi-
krofone beim Umfassen des Einsprechkorbs.
Wenn ihr auf diese technik (des korb zuhaltens)
nicht verzichten wollt, dann probiert verschiedene
Mikros dahingehend aus, wie diese sich mit umfass-
ten einsprechkorb verhalten. Baut eure testkandi-
daten nebeneinander auf je einem Stativ auf und
steuert alle Mikrofone in der Gesangsanlage gleich
laut aus. Beim einsingen in die Mikros und frei lie-
gendem einsprechkorb sollte die Stimme auf allen
kanälen gleich laut übertragen werden. ideal ist es,
wenn die kanäle, die ihr gerade nicht braucht, stumm
geschaltet werden. nun macht ihr den „klammer-
test“ – also das umfassen des einsprechkorbs nach-
einander bei allen Mikros. Die unterschiede im rück-
kopplungsverhalten der einzelnen kandidaten müs-
sen nicht immer dramatisch groß sein, aber schon
kleine nuancen entscheiden manchmal darüber, ob
die anlage anfängt zu koppeln oder nicht.
lass-Öffnungen sorgen dafür, dass das Bühnen-
Vokalmikrofon seine definierte Richtwirkung be-
kommt. Wenn die Einlass-Schlitze verschlossen
werden, dann gelangt der Schall nicht mehr von
hinten in die Kapsel hinein und wird dementspre-
erzeugt, indem der Sänger die Lippen nach einer
Verschlussphase schlagartig öffnet. Dabei entsteht
ein Luftschwall, der die Mikrofonmembran eines
Kondensatormikros zum Überschwingen anregt.
Aber auch dynamische Mikrofone sind von der Popp-
laut-Problematik nicht ausgeschlossen.
Im Unterschied zur Gesangsaufnahme im Studio
ist es bei der Live-Performance nicht möglich,
einen externen Poppschutz vor das Mikro zu
stellen.
Aus diesem Grund ist es unbedingt not-
wendig, dass der Hersteller einen wirksamen Popp-
schutz in das Mikro eingebaut hat. Die meisten
Bühnen-Vocalmikros haben eine Schaumstoffein-
lage, die in den Einsprechkorb hineingelegt ist. Die-
ser Schaumstoff-Poppschutz schluckt den Haupt-
teil des Luftschwalls, wobei die Strömungsenergie
der Luft in Wärme umgesetzt wird. Auch der Auf-
bau des Einsprechkorbs beeinflusst die Popplaut-
Übertragung des Mikrofons – je weiter die Kapsel
vom Einsprechkorb entfernt ist, desto geringer die
Popplaut-Übertragung. Kondensatormikrofone nei-
gen dazu, die Popplaute deutlicher zu übertragen
als dynamische Mikros und müssen einen dement-
sprechend wirksamen Poppschutz an Bord haben.
Ob der Poppschutz des jeweiligen Mikros für eure
individuellen Bedürfnisse ausreicht, ist auch wieder
eine Sache, die ihr nur durch Ausprobieren heraus-
bekommt. Nehmt euch fünf Mikros vor und singt
bei gleicher Aussteuerung in alle Kandidaten die
überzeugende Textzeile „ohh baby“ hinein. Es gibt
deutlich hörbare Unterschiede zwischen den ver-
schiedenen Gesangsmikros, was die Poplautwie-
dergabe anbetrifft.
Andreas Ederhof
Popp- und Explosivlaute
Im Unterschied zu einer Gesangsaufnahme im
Studio kommt es bei der Performance auf der
Bühne nicht so sehr auf ein rundes, ausgewo-
genes Klangbild der Stimme an.
Vielmehr liegt
das Hauptaugenmerk auf der Durchsetzungsfähig-
keit der Sängers, da dieser als sehr leises Instru-
ment gegen wesentlich lautere Konkurrenten, wie
Drums oder Gitarre ansingen muss. Aus diesem
Grund arbeiten viele Frontsänger mit einem extrem
kleinen Mikrofonabstand – meist mit Lippenkon-
takt zum Einsprechkorb. Das Problem dabei ist,
dass sich bei solch geringem Mikrofonabstand
Popplaute bei schlechter Bedämpfung der Mikro-
fonkapsel deutlich bemerkbar machen. Popplaute
entstehen immer dann, wenn der Gesangstext Kon-
sonanten, wie „P“ oder „B“ enthält. Diese Geräusche
werden auch Explosivlaute genannt und werden
Intime Momente:
Besonders gefühlvoll wird es, wenn ihr
nah ans Mikro geht und den Nahbesprechungseffekt nutzt.
chend auch nicht mehr auf der Rückseite der
Membran aktiv. Die Folge ist, dass das Mikrofon
die Richtcharakteristik Kugel annimmt und von
hinten eintreffenden Schall genauso laut wieder-
gibt wie den Schall, der aus 0° auftrifft.
Wenn aus dem Nierenmikro eine Kugel wird,
dann wird das von hinten auftreffende Moni-
torsignal, das die Bodenmonitore abstrahlen,
genauso deutlich aufgenommen wie die Vocals.
Das Monitorsignal wird verstärkt, wieder abge-
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