Workshop Live Mixing Teil 3
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Workshop:
Mixing
Live-Mixing-Workshop – Teil 3
Auf die Plätze – Aufbau, los!
Alles benötigte Equipment steht vor der Bühne und es geht an den Aufbau. Wo
liegen nun aber die Zugänge der Stromversorgung, welche Kiste muss wo hin und
wie fängt man am besten an? In dieser Folge wollen wir euch mit den Abläufen
vertraut machen, sowie einige wertvolle Tipps für die Installation geben.
E
infach auf die Bühne und los
sollte man tunlichst vermei-
den. Vielmehr muss erst ein-
mal sichergestellt sein, dass das,
was da auf der Bühne realisiert wer-
den soll, mit den technischen Ge-
gebenheiten am Auftrittsort in Über-
einstimmung gebracht werden kann.
Bevor es los geht
Bei etwas größeren Live-Musik-
Produktionen geschehen derlei Din-
ge bereits im Vorfeld.
Indem typi-
scherweise der so genannte Techni-
cal Rider, die technische Anforderung
einer Produktion an den örtlichen
Veranstalter geschickt wird und im
Gegenzug sämtliche Spezifikatio-
nen der Auftritts-Location in Form
eines Hallen- bzw. Bühnenplans,
Festivalriders oder ähnlichem da-
mit abgeglichen werden. Darin an-
gegeben sind unter anderem die
Bühnenmaße, reine Spielfläche, Be-
lastbarkeit, Trussing-Plan, Stromver-
sorgung, PA- und Monitorsystem,
etc. Wenn dann die Trucks am Ve-
nue eintreffen ist in aller Regel alles
so vorbereitet, dass die Technik-Crew
gleich loslegen kann.
Aber auch bei kleineren Gigs,
und sei es nur in einer Musikknei-
pe, gibt es einige Dinge auf die
man achten sollte, bevor man mit
dem Aufbau loslegt.
Hier gilt es
aufgrund der oftmals beengten
Bühnensituation und den nicht im-
mer ausreichend vorhandenen Zu-
gängen zur Stromversorgung einen
guten Kompromiss zwischen ge-
wohntem Bühnen-Setup und dem
was der Auftrittsort zulässt zu fin-
den. Natürlich spielt auch der Si-
cherheitsaspekt eine wichtige Rol-
le. Boxen-Stative beispielsweise,
die nur zur Hälfte auf der Bühne
Stand finden und mit einem Bein
auf einem Bierkasten neben der
Bühne abgestützt sind, gehören zu
den Klassikern der Pannenstatistik.
Was beim Soundcheck sicher zu ste-
hen scheint, ist während des Gigs
keine Garantie dafür, dass nicht doch
Vibrationen von der Bühne oder
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SOUNDCHECK 06 | 08
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haben an diesem Stromkreis nichts
zu suchen. Im Dauerbetrieb kann
so ein Anschluss mit 3 kW belastet
werden. Bei größeren Musikpro-
duktionen erfolgt die Stromversor-
gung stets vorschriftsmäßig für
Licht und Ton getrennt und wird je
nach Bedarf und abhängig von den
verfügbaren Leistungskapazitäten
über Drehstromanschlüsse mit ei-
ner Absicherung bis zu 48 Ampere
(CEE 16) gewährleistet.
der Frontline, sprich auf die
an der Bühnenvorderkante
platzierten Gesangmikrofone
abstrahlen, da dies wiederum
zu Rückkopplungen (Feed-
back) führen kann. Sollten
sich die Boxen aufgrund der
räumlichen Gegebenheiten
nicht anders aufstellen las-
sen, ist es sinnvoll die Front-
line etwas nach hinten zu ver-
lagern.
Nun kann es natürlich
auch vorkommen, dass diese
Lautsprecherboxen zugleich
auch das Monitoring für
die Musiker erledigen
sollen.
In diesem
Falle gilt es
Aufbau
Für den Aufbau und die sichere
Installation einer Gesangsanlage
oder Club-PA bedarf es ver-
nünftiger Boxen-Stative die
dem Gewicht der Laut-
sprecher gemäß zu-
gelassen sind.
Zudem gilt es diese
auf kleinen beeng-
ten Bühnen so zu plat-
zieren, dass sie mög-
lichst nicht hinter
Stromfresser:
Im Bereich der Beschallungstechnik haben Endstufen den größten
Strombedarf.
Wissen
Line Array vs. PA-Stack
Eine konventionell positionierte PA
bedeutet ein als gestackt bezeich-
neten Aufbau, der die Anordnung
von PA Komponenten in horizon-
taler Anordnung beschreibt. Dieses
kann sowohl ebenerdig als auch am
Fluggeschirr umgesetzt werden.
Die Installation eines Line
Array bezeichnet ein Beschall-
ungskonzept
bei dem die Laut-
sprecher in Form einer Säule
angeordnet sind und deren Leis-
tungsabgabe in einem bestimm-
baren Winkel (Curving) genutzt
werden kann um phasengetreu
und zielgerecht eine vorgegebene
Fläche zu beschallen. Auch diese
Anordnung lässt sich sowohl
geflogen als auch ebenerdig
im Fluggeschirr-Rahmen
betreiben.
ein begeisterter Zuschauer Auslöser
für den Absturz eines solchen man-
gelhaften Konstrukts sein könnte.
Und die Folgen eines solchen Mal-
heurs können im Ernstfall durchaus
kostspielig werden.
Wo gibts Strom?
Was die Stromversorgung an-
belangt, so liegt in vielen Musik-
Pubs so einiges im Argen, worauf
man als Musiker nur bedingten
Einfluss hat.
Selbst wenn das ei-
gene Equipment allen Anforde-
rungen gerecht wird. Nicht selten
liegen in diesen Locations neben
der Anlage und der Backline der
Band auch noch die hauseigene
Musikanlage und – im Worst Case
– auch noch diverse Scheinwerfer
mit auf dem selben Stromkreis.
Uralte ausgediente Steckdosen
oder nervige Brummschleifen und
Einstreuungen sind da noch
das geringste Problem. Kri-
tisch wird es allerdings, wenn
die Endstufe der bandeigenen
PA, sowie Bass- und Gitarren-
verstärker eingeschaltet werden
und dadurch die Sicherung
raus fliegt.
Als ausreichend gilt an sol-
chen Auftrittsorten eine mit 16
Ampere abgesicherte Steckdose
für alles was mit Ton und Backli-
ne zusammenhängt.
Lichtsteue-
rungen, Dimmer, Bühnenschein-
werfer oder sonstige Beleuchtung
Standfest:
Vernünftige
Boxenstative sind ein Muss.
Line Array:
dB
Technologies DVA
PA-Stack:
HK Audio CT 112
& CT 118 Sub
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Workshop:
Mixing
weiter nach außen zu drehen, um
den Bühnensound möglichst sau-
ber zu halten. Aber nicht zu weit,
da sonst die Gäste in der Mitte nur
noch Mitten und Bässe abbekom-
men. Sofern möglich, kann man in
besonders beengter Bühnensitua-
tion die Monitor-Wedges auch vor
die Bühnenkante auf einen stand-
festen Untergrund auslagern. Das
schafft Platz und zudem steht der
Musiker in einem deutlich verbes-
serten Winkel zur Monitorbox.
Hat man einen geeigneten Platz
für das Mischpult/Powermixer ge-
funden, geht es an die Verkabe-
lung.
Dabei sollte man darauf ach-
ten, sämtliche Kabel sorgsam am
Bühnenrand zu verlegen, um et-
waige Stolperfallen zu vermeiden.
Auch das Verlegen der Line-, Ins-
trumenten- und Mikrofonkabel
über Steckdosen, Verstärker-Top-
teile und Endstufen hinweg sollte
dabei vermieden werden, da dies
zu Einstreuungen führen kann.
Aktives/Passives
PA-System
Wissen
sich wiederum kostensparend auf
den Transport und die erforderliche
Manpower auswirkt.
Der Vorteil passiver Systeme
liegt in deren Flexibilität eine
PA nach eigenen Vorstellun-
gen und Bedarf zusammen
stellen zu können.
Auch was den
Service anbelangt, lässt sich bei
technischen Problemen, etwa einer
Endstufe, diese unproblematisch
austauschen, ohne beispielsweise
gleich eine ganze PA-Komponente
in Reparatur geben zu müssen.
Zudem hat man während einer
Show jederzeit Zugriff auf die
Endstufen, falls ein technischer
Defekt auftritt.
Bei Beschallungsanlagen unter-
scheidet man in aktive und passive
Systeme. Aktive Systeme haben
die Endstufeneinheiten in den
Gehäusen der Lautsprecherkompo-
nenten integriert und sind über ein
spezielles Kabel an die Frequenz-
weiche-/Controller-Einheit ange-
bunden, von denen diese mit dem
auf die Komponente abgestimmten
Signal gespeist werden. Der Vorteil
eines solchen Systems liegt in der
optimalen Abstimmung sämtli-
cher systemrelevanten Einheiten.
Zudem benötigen derartige
PA-Typen weniger Platz und haben
insgesamt weniger Gewicht, was
Unsichtbare Kabel durch flexibel zu verle-
gende Kabelbrücke.
Immer schön den
Überblick behalten
Im Falle einer Produktion mitt-
lerer Größe, etwa einer Stadthalle
für 2.000 Personen erfolgt die
Aufteilung des technischen Mate-
rials bereits beim Load In.
Hier
weist einen das verantwortliche
Persona – etwa Stage Manager,
Systemtechniker, Licht- und Ton-
leute, sowie die Stagehands – meist
gleich entsprechend an, die ausge-
ladenen Cases an die entspre-
chenden Position zu schieben. Ab-
hängig von den örtlichen Gegeben-
heiten, sprich, je nachdem ob es
sich um eine fest installierte Bühne
mit vorhandener Truss-Konstrukti-
on handelt, oder ob ein Ground
Support (bodengestütztes Rigging-
Konstrukt) für die Ton- und Licht-
technik aufgebaut werden muss,
bedingen sich Ablauf und Reihenfol-
ge beim Aufbau. In aller Regel je-
doch hat das Personal für Licht- und
Bühnentechnik erst einmal die Vor-
fahrt auf der Bühne, da sowohl die
Befestigung und Ausrichtung der
Scheinwerfer als auch das Aufstellen
von Podesten (Riser) allen verfüg-
baren Platz in Anspruch nimmt.
Parallel dazu können jedoch be-
reits Arbeiten wie das Abdeckeln
von Endstufen-Cases die Montage
von PA-Komponenten am Flugge-
schirr und das Einstellen des Cur-
ving (Ausrichtung eines Line-Ar-
ray-Systems) vorgenommen wer-
den.
Auch die Installation von
Monitor- und FoH-Platz ist bereits
möglich. Das Equipment von Ton,
Licht und Video steht zumeist strikt
getrennt voneinander. Licht- und
Ton bekommen jeweils eine Büh-
nenseite; Video- und ähnlich gear-
tete Technik wird meist separat,
direkt hinter der Bühne platziert.
Zeitig solltet ihr auch an die
Verlegung des Multicores und der
Stromzuleitung von der Bühne
zum Mischpult und den Racks am
FoH-Platz gehen.
Einige Loca-
Endstufen und Controller-Einheiten in
Reichweite am Monitorplatz.
tions verfügen zu diesem Zweck
über spezielle Kabelschächte, in
denen sich derartige Kabelage un-
terbringen lässt. An allen übrigen
Spielorten wird zu diesem Zweck
mit so genannten Kabelbrücken
gearbeitet, einem flexibel zu mon-
tierendem Stecksystem, welches
sich auf jede gewünschte Distanz
problemlos verlegen lässt. Sofern
nicht ein aktives PA-System einge-
setzt wird, werden die Endstufen-
Racks und Controller-Einheiten
zur Steuerung der Beschallungs-
komponenten zu meist unter der
Bühne bzw. hinter den Sub-Bass-
Lautsprecherboxen der PA ge-
parkt, von wo man letztendlich
einen guten Zugriff darauf hat.
beim Soundcheck auszuprobieren,
inwieweit das Signal der Boxen
zum Abhören genutzt werden
kann, ohne dass dieses zugleich
Feedback verursacht. In aller Regel
besitzen die meisten dieser Boxen-
typen einen horizontalen Abstrahl-
winkel von 90 Grad. Dabei lässt
sich mit der Ausrichtung der Boxen
auf dem Hochständer experimen-
tieren. Manchmal hilft es da schon,
diese nur wenige Zentimeter nach
außen zu drehen und dabei immer
noch etwas vom Lautsprechersig-
nal auf der Bühne mithören zu
können. Sind zusätzlich Monitore
auf der Bühne vorhanden, ist es so-
gar ratsam die auf den Stativen be-
findlichen Boxen um wenige Grad
Ray Finkenberger-Lewin
Ray Finkenberger-Lewin
Ray Finkenberger-Lewin ist seit mehr als
20 Jahren hauptberuflich im Musikbusi-
ness tätig und außerdem Mitbegründer
der Musikproduktionsgesellschaft mell-o-
tron. Als Musiker und Produzent betreibt
er zudem einen weiteren Aufnahmebe-
trieb, das Deli-Sound- & Recording-Stu-
dio. Im Bereich der Veranstaltungstechnik
arbeitete er unter anderem als Produkti-
onsleiter, Stage Manager, TL, FOH- und
Monitor-Engineer sowie als Backliner für
Künstler wie Sabrina Setlur, Glashaus, Sebastian Hämer, Xavier Naidoo, die Söhne
Mannheims, Robert Palmer, Udo Lindenberg, Heinz Rudolf Kunze, Dieter Thomas Kuhn,
Reamonn und Bee Gees Robin Gibb. Auf dem Industriesektor betreut er mit eigenem
Material nebenher kleinere Konferenzen und Kongresse und schreibt als Musikjourna-
list, sowie als Fachbuch- und Workshop-Autor seit mehr als 10 Jahren für die Publika-
tionen SOUNDCHECK, PMA und Recording Magazin.
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