Workshop Vocals Real Balance Singing Teil 4
© PPVMEDIEN 2007
Workshop:
Vocals
Bilder von dir ...
Emotionen und Bilder im Kopf sind der schauspielerische Aspekt des
Sängerjobs – wie ihr diese Bilder und Emotionen in eure Gesangsperformance
bringt, verrät euch Robin D. im diesmonatigen Vocal-Workshop.
allo ihr Lieben, wie klappt
es mit der Lippenflatter-
Übung aus dem letzten
Heft? Bestimmt gut? Nachdem ich
davon ausgehe, dass ihr unsere Real-
Balance-Singing-Basic-Übungen
nach den ersten Workshopfolgen mit
Warm Up, Atemtechnik, Präsenz und
Vokalübungen sicher schon perfekt
drauf habt, ist es nun an der Zeit,
dieses gesangliche Können anhand
eurer Songs im passenden emotio-
nalen Gewand zu präsentieren. Ohne
Emotion und die Fähigkeit den Fun-
Real Balance Singing – Teil 4
H
ken überspringen zu lassen, ist
schließlich die beste Gesangstechnik
nur halb soviel wert.
Real Balance Singing
– Gänsehautfeeling
Die Basis und der wichtigste
Schritt dahin ist erstmal eine gute
Gesangstechnik um euer Instru-
ment „Stimme“ richtig zu beherr-
schen.
Real Balance Singing bietet
euch aber auch in den wichtigen
Bereichen Interpretation, Ausdruck,
Emotion, Performance alles was ihr
für erfolgreiches Singen braucht.
Performances wie wir sie von den
Größten der Welt kennen, sind ein
Stimme & Emotion
Ihr kennt bestimmt alle einen
Song und/oder eine/n Sänger/in der
euch Gänsehaut beschert und euch
wirklich berührt, oder?
Genau das ist
unser Job beim Singen – Menschen
und ihre Seelen zu berühren. Nur Ge-
sangsakrobatik zu fabrizieren macht
auf Dauer nämlich niemanden an.
Ergebnis der Faktoren: Stimme,
gesangliches Können, Emotion,
sowie Schauspiel- & Erzählerquali-
täten, Persönlichkeit, Ausstrahlung,
Talent, Begabung, Disziplin, Image,
etc. Ihr seht also, es gibt noch sehr
viele Themen zu behandeln.
Jeder hat sie
Genau wie bei der Stimme, stellt
ihr euch beim Thema Emotion
vielleicht die Frage, kann man sie
lernen?
Ich kann euch beruhigen:
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SOUNDCHECK 12 | 07
www.soundcheck.de
Fotos: Robin D., Imago & Markus Beug-Rapp
© PPVMEDIEN 2007
Echt sein und
Schauspielern – kein
Gegensatz!
Manche von euch sagen jetzt viel-
leicht, ja aber wenn ich Schauspie-
lere, dann bin ich doch nicht mehr
echt, oder?
– Es geht bei unserem
Schauspielansatz als Sänger nicht um
künstliches Verstellen, sondern darum,
zu der Emotion die ihr beispielsweise
beim Schreiben eines traurigen Songs
vor ein paar Monaten verspürt habt,
heute auf der Bühne wieder neuen
Zugang zu finden. Auch wenn ihr
gerade super lustig drauf seid.
Robin D. Vocal Tipp:
Emotion & Schauspiel
nehmt euch ein aufnahmegerät – zur
not tuts auch ein Handy – und sprecht
eine beliebige phrase – beispielsweise
den märchenklassiker „ es war ein-
mal....“ – mehrmals hintereinander in
verschiedenen emotionen wie fröh-
lich, traurig, zornig, enttäuscht, über-
rascht, erfreut usw. auf band und hört
euch das ergebnis an. Danach dassel-
be mit melodie gesungen.
Es geht dabei also ganz klar wie-
der darum, unsere gesanglichen
Fähigkeiten und den Sängerhori-
zont noch mehr zu erweitern. Dazu
bedienen wir uns Techniken und
Übungen wie sie auch Schauspieler
einsetzen. Hier gleich die erste:
Sicher merkt ihr schon beim an-
hören, dass es manchmal gar nicht
so leicht ist die Emotionen klar zu
unterscheiden.
Versucht es nach
dem Real-Balance-Singing-Prinzip
abwechselnd mit Über- dann wieder
mit Untertreibung. Habt dabei etwas
Geduld mit euch selbst, auch hier gilt
es die richtige Balance zu finden.
Inhalt, so fesselnd und emotions-
geladen wie möglich zu erzählen.
Wenn man von der Sängerin Annie
Lennox behauptet, sie könne auch
ein Telefonbuch singen und es wür-
de toll klingen, dann ist das neben
ihrer stimmlichen und gesangstech-
nischen Qualität vor allem ihrem
emotionalen Storyteller – und damit
Schauspielerqualitäten zuzuschreiben.
Julis Frontfrau eva briegel schafft es live
gekonnt die Fans in ihren bann zu ziehen.
Live Emotion ins
Studio bringen
Wer schon einmal das Gefühl
hatte vom Publikum „getragen“ zu
werden, weiß worum es geht,
wenn
ich von Mehr an Emotion spreche,
das sich dadurch im Song wieder fin-
Robin D. Vocal Tipp:
Versteht worüber ihr singt!
eigentlich selbstverständlich, aber be-
sonders bei Coverbands leider nicht
immer der Fall. Wie alleine unter-
schiedliche betonung den sinn einer
phrase verändern kann zeigt euch die
nächste Übung – Wortspiel.
Emotion müsst ihr nicht lernen, denn
so gut wie jeder trägt sie in irgendei-
ner Form in sich. Diese Emotion zu
zeigen oder rüber zu bringen ist
allerdings dann schon wieder etwas
schwieriger. Was ihr beim Gesang
aber sehr wohl lernen und üben
könnt ist die Fähigkeit, ähnlich wie
ein Schauspieler, jederzeit Zugang zu
euren Emotionen zu finden und sie
entsprechend authentisch und inten-
siv in euren Songs auszudrücken.
Was braucht es dazu?
Storyteller –
Geschichten
erzählen ...
In einem guten Song erzählt ihr
wenn er nicht gerade, sehr Beat-
und Groove-orientiert ist (wie zum
Beispiel bei Dance- oder House-
tracks) eine kleine Geschichte.
Diese Geschichte gilt es, je nach
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Workshop:
Vocals
Übungen aus diesem Workshop und
singt so viel wie irgend möglich live.
Robin D. Vocal Tipp:
Bilder im Kopf
macht euch genaue bilder zur song-
geschichte einzelner Worte und deren
persönlicher emotionaler bedeutung
für euch. Jedes eurer Worte im song-
text soll dabei wie ein Film mit bil-
dern unterlegt sein. probiert es ruhig
aus, und achtet darauf, ob ihr raus-
hört, welche der Worte die ihr mit
bildern assoziiert sich klanglich und
emotional verändern.
Nicht in Emotion
ersaufen
Dass bei überwältigendem Live-
feeling mal der eine oder andere
gesungene Ton in der Emotion
„absäuft“ oder übers Ziel hinaus
schießt, kommt schon mal vor.
Dass
man aber beides, also eine authen-
tische, ausdrucksstarke Bühnen-
performance sehr wohl mit gutem
Gesang verbinden kann, beweist
unsere Real-Balance-Singing-
Methode.
zum anderen strahlt. Auf dem Sil-
berling jedoch muss eure Stimme
diese Bilder im Zuhörer erzeugen.
So bleibt die Entscheidung was zum
Unterstreichen einer Emotion passt
und was nicht, eben ein Stück weit
Geschmacksfrage und ist von der
Erfahrung des Coaches bzw. Vocal-
producers abhängig
Original
statt Kopie sein –
auch beim Covern
Nicht immer singt ihr auf der
Bühne eure eigenen Songs, umso
wichtiger ist es zum Beispiel beim
Covern also Nachsingen bekannter
Songs, die Inhalte zu verstehen.
Den
Song sozusagen zu eurem Song zu
machen und ihm so euren Stempel
aufzudrücken. Auch wenn man sich
Anfangs durch Vergleiche mit dem
Robin D.s Übungs Tipp:
Wortspiel – Betonung
Betont beim singen oder sprechen
die Worte unterschiedlich. Falls euch
keine passenden Worte einfallen wol-
len, hier eine kleine Anregung ;-)
i
love
you
i love
you
I
love you
Ausdrucksstark:
annie Lennox versteht es
mit technik und emotion zu überzeugen.
sönlichkeit natürlich auch von Stil-
richtung, Arrangement, Komposition
abhängig. Ich muss mich also gemein-
sam mit dem Künstler intensiv mit
diesen Themen beschäftigen um als
Lehrer das optimale herauszuholen.
Die Künstlerpersönlichkeit, Stimm-
gesundheit und der individuelle
Stimmsound, stehen für mich dabei
an oberster Stelle. Mein Ansatz geht
dabei hauptsächlich in Richtung
Stärken ausbauen und in den Vor-
dergrund stellen. Damit ist auch klar,
dass das Verhältnis Künstler – Coach
von gegenseitigem Vertrauen und
Respekt geprägt sein muss.
Ebenso unterschiedlich wie die
Stile, sind auch die Ansprüche an
Emotion und Ausdruck.
Beispiel:
Stöhnen, Knurren, Seufzen das in
einem R-’n’-B-Song durchaus pas-
send sein kann, wird möglicherweise
in einer anderen Stilrichtung bereits
als übertrieben und unpassend
empfunden. Auch dürfen bei einer
CD-Produktionen die Emotionen
eher übertrieben werden als auf der
Bühne. Denn on Stage sehen euch
eure Fans ja und erleben damit haut-
nah mit, welches Leid euch gerade
quält oder wie ihr von einem Ohr
Robin D.
Emotionsträger–
Komposition und
Arrangement
Letztlich tragen Komposition
und Arrangement auch ihren Teil
zur Songstimmung bei.
Ein starker
Titel führt somit bereits die Emotion
in der Gesangslinie und Melodie in
Irrtümer und Wahrheiten
Wahrheit
Was emotional nicht richtig
gesungen ist, kann auch die beste
Produktion nicht ausgleichen.
Richtig: Legt euch also ins Zeug,
wenn ihr glaubhaft rüberkommen
wollt.
det. Künstlern im Studio als Vocal-
coach die Emotion zu entlocken die
sie sonst nur in ihren besten Live-
Performances bringen ist eine der
Herausforderungen bei einer gelun-
genen Vocalproduction.
Die Band die ihr live so toll fan-
det,
lässt auf der CD plötzlich die
Intensität und das Feeling das sie so
einzigartig für euch machte, vermis-
sen. Das soll euch selbst nicht passie-
ren, deswegen trainiert eure Stimme
mit unseren Real-Balance-Singing-
Irrtum
Heiße Milch mit Honig hilft bei
Heiserkeit und angeschlagener
Stimme.
Falsch: sicher ist dieses Hausmit-
telchen gut fürs Wohlbefinden, hilft
euch aber recht wenig bei einem
angeschlagenen stimmapparat.
sich. Wenn so ein Song dann auch
noch von einem fähigen Vokalisten
gesungen wird, ist das Publikum
berührt und die Mission erfüllt.
In diesem Sinne bis zur nächsten
Ausgabe und viel Spaß bei euren
Übungen ;-)
Robin D.
Originalinterpreten („du
klingst ja genau wie ...“)
geschmeichelt fühlt, solltet
ihr Mut zur eigenen Identi-
tät entwickeln.
Geschmacks-
sache – Emotion
& Ausdruck
Emotion ist relativ.
So
klar sich für mich gesangs-
technische Fragen beant-
worten lassen, so sehr ist der
emotionale Aspekt im Song
neben den oben genannten
und dem Faktor Sängerper-
ist einer der gefragtesten Vocalcoaches im Musikbusiness
mit europaweiten Top-Charterfolgen seiner Klienten und
Schüler. Er hat so manchen Größen gesanglich das Quänt-
chen mehr entlockt, junge Vocalartisten auf Chartkurs
gebracht, oder Stimmprobleme auf Tour gelöst. Er arbeitet
als Vocalcoach für Plattenfirmen, TV-Produktionen,
Managements und deren Künstler. Des Weiteren ist er
Dozent an der Pop Vocal Academy München, Fachautor, bil-
det Gesangslehrer aus, ist Leiter der Voice-Train-Pop-Vocal-
studios und ist zu guter Letzt dem breiten Publikum als
Pro7-Popstars-Vocalcoach bekannt. Die außergewöhnlichen
Fortschritte seiner Schüler gründen auf der von ihm entwickelten Real-Balance-Ssin-
ging-Methode, mit der immer mehr Sänger aus den verschiedensten Bereichen wie
Pop, Rock, Soul, R’n’b bis Metal große Erfolge verbuchen und die wir euch in diesem
mehrteiligen Vocal-Workshop mit Robin D. gerne vorstellen wollen. Näheres zu
unserem Autoren erfahrt ihr unter: www.robin-d.com und www.voice-train.com
www.soundcheck.de
© PPVMEDIEN 2007
Workshop:
Vocals
Legendärer
Schallwandler
Nach den ersten – hoffentlich – erfolgreichen Gesangsstunden fragt ihr euch
eventuell, mit welchem Equipment ihr eure Stimme angemessen präsentieren
könnt. Aus diesem Grund gibts ab sofort in jeder Ausgabe einen Steckbrief zu
ausgesuchten Gesangstools. Der Anfang macht hierbei Shures legendäres SM58.
Steckbrief: Shure SM58
I
n unserem Vocal Workshop ver-
mitteln wir euch seit geraumer
Zeit die Grundlagen für eine
solide und sichere Gesangsdarbie-
tung. Um eure Stimme zu verewigen
oder auf der Bühne zu verstärken
reicht dies aber nicht aus. Dafür gibt
es dann eine Menge Tools die eure
Stimme auch fürs große Publikum
zugänglich machen. In unserem ers-
ten Equipment-Steckbrief stellen wir
euch deshalb das legendäre Mikrofon
Shure SM58 vor. Übrigens: Die dyna-
mische Kapsel dieses Mikros kommt
aus dem nicht minder legendären
SM57. Dieses Instrumentenmikro
wird seit Jahrzehnten für Live- und
Studioabnahmen diverser Gitarren-
amps und Snares verwendet.
Doch zurück zum SM58.
Dieses
Mikro hat wie kein anderes den
Live-Sound rockiger Gesangsstim-
men geprägt. Es wird wahrscheinlich
kaum einen Top-Act oder Beschaller
geben, der noch nicht mit diesem
Schallwandler gearbeitet hat. Dank
der frequenzstabilen Nierencharak-
teristik neigt dieses Mikro kaum zu
Feedback, wodurch Gesangsstim-
men auch recht laut übertragen
werden können. Die Anhebung der
Mitten ab 2 kHz sorgt zudem für
eine gute Sprachverständlichkeit.
Nicht zu unterschätzen ist auch
die Möglichkeit, den Korb und die
Schaumstoffeinlage mit mini-
malem Aufwand zu reinigen.
Ihr
nehmt dazu einfach ein mit Rei-
nigungsalkohol befeuchtetes Tuch
für die Säuberung des Korbs und
wascht das Vlies mit einem Sei-
fenwasser sorgfältig aus. Anschlie-
ßend lasst ihr es trocknen.
Für gerade mal 152 € UVP
bekommt ihr also ein professio-
nelles Tool für die Bühne –
womit
eure Idole sicher auch immer mal
wieder live performen. Also lasst
euch überraschen, welches wich-
tige Gesangs-Tool für den Stu-
dio- oder Bühneneinsatz wir euch
nächsten Monat vorstellen.
Technische Daten
Frequenzgang
Richtcharak-
teristik
ausgangs-
impedanz
Leerlauf-
empfindlichkeit
gewicht
50 Hz–15 kHz
niere
300 ohm
54,5 dbV/pa
(1,88 mV)
298 g
Markus Beug-Rapp
Feedback-Resistent:
Die nierencharakteristik
bedämpft rückwärtigen schall, während die kerbe
bei etwa 7 kHz kritische Feedback-Frequenzen
unterdrückt.
www.soundcheck.de
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