ESSENTIALS
Kabelverbindungen
Passt
schon!
DIE RICHTIGEN KABEL, ADAPTER UND STECKVERBINDUNGEN FÜR EURE SIGNALE
SIGNALFLUSS- GRUNDLAGEN
Eigentlich ist die Verbindung zwischen zwei Geräten sim-
pel: Ein Kabel, also ein Stück Draht, das an beiden Enden
mit dem passenden Stecker versehen ist, transportiert
das Signal von einem Gerät zum anderen. Hat man aber
nicht das passende Kabel, ist es schon nicht mehr ganz
einfach und unkompliziert. Mit dem richtigen Wissen um
die Bedeutung von symmetrischer und unsymmetrischer
Übertragung ist alles aber halb so schwer – auch wenn
man mal einen Adapter braucht.
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Foto: Wilschewski
recording magazin 6/09
© PPVMEDIEN 2009
Zunächst soll noch mal in Erinnerung
gebracht werden, dass ein Signal (egal
ob analog oder digital) einfach nur eine
Spannung ist. Besser gesagt, ein Span-
nungsverlauf, der durch die Form seines
Verlaufs den Inhalt des Signals abbildet.
Eine Spannung ist per Definition „der
Potenzialunterschied zwischen zwei Po-
len“. Um eine Spannung übertragen zu
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können, müssen also zwei Pole an einem
Geräteausgang mit zwei Polen an einem
Geräteeingang miteinander verbunden
werden. Doch manche Stecker haben drei
Anschlüsse. Wenn jedoch zwei reichen,
wozu dann der dritte? Doch bevor es zu
den Steckern gehen soll, sollen erstmal
zwei grundlegend unterschiedliche Arten
der Signalübertragung geklärt werden.
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ESSENTIALS
Kabelverbindungen
Professionelle Pulte wie dieses PreSonus
StudioLive 16.4.2 sind fast nur mit symmet-
rischen Outs bestückt. Für unsymmetrische
Geräte bietet es auch Cinch-Buchsen.
Die unsymmetrische
Signalübertragung
Diese, sehr einfache Signalübertragung
hat zwei Anschlüsse (Pole): Signal und
Masse. Der Signalanschluss führt hierbei das
Signalpotenzial, wel-
ches sich abhängig
von der Wellenform
des Audiomaterials
ändert. Der Masse-
anschluss führt ein festes Potenzial von 0Volt,
welches sich (im Idealfall) nicht ändert. Die
Signalspannung ist der Unterschied zwi-
schen dem Signal und dem Massepotenzial.
Das Signalpotenzial wird durch einen
Ausgangswiderstand im Gerät künstlich et-
was geschwächt, damit ein Kurzschluss am
Ausgang das Gerät nicht zerstören kann. Dies
hat aber auch den Nachteil zur Folge, dass
sich das Signalpotenzial leichter durch externe
Einstreuungen stören lässt. Das Massepotenzial
hingegen ist ein sehr stabiles Potenzial und
lässt sich nicht leicht stören.
Da die Signalspannung (die wir am Ende
zu hören bekommen) der Unterschied
zwischen Signal- und Massepotenzial ist,
werden Störungen ebenfalls leicht hörbar.
Das Signalpotenzial ist leichter zu
stören als das Massepotenzial.
Übertragung einer Spannung jedoch nur zwei
Anschlüsse erforderlich sind, ist eigentlich ein
Anschluss zu viel da. Dies ist die Masse, die tat-
sächlich nicht für die Signalübertragung erforder-
lich ist. Doch dazu gleich mehr. Die Anschlüsse
Hot und Cold führen die Signalpotenziale. Bei
einer echten symmetrischen Signalübertragung
befindet sich auf Hot das halbe Signalpotenzial
und auf Cold das invertierte (phasengedrehte)
halbe Signalpotenzial. Der Unterschied zwi-
schen Hot und Cold ist dann wiederum
die Signalspannung – also das zu hörende
Audiosignal. Wichtig ist die Tatsache, dass
auf Hot und auf Cold nur jeweils das halbe
Signalpotenzial anliegt und nicht, wie bei der
unsymmetrischen Signalübertragung, das gan-
ze. Diese Tatsache führt zum berüchtigten 6-
dB-Pegelverlust-Problem bei falschen Adaptern
zwischen unsymmetrisch und symmetrisch
(dazu später noch mehr).
Bei einem trafosymmetrischen Ausgang
liegt zwischen Hot und Cold ebenfalls die
Ausgangsspannung an.
Diese hat jedoch kei-
Die CleanBox
von ART vermittelt
zwischen symmet-
rischer und unsymmetrischer
Signalführung und bietet dabei sogar
eine regelbare Pegelanpassung.
recmag
tipp
Quick & Dirty
Möchte man ohne Schaltbild und
Datenblatt herausfinden, ob ein sym-
metrischer Ausgang echt symmetrisch
oder pseudosymmetrisch ist, so steckt
man einfach einen Kopfhörer in die-
sen Ausgang. Hört man auf beiden
Seiten ein Signal, so ist der Ausgang
echt symmetrisch, ist nur links was zu
hören, so ist er pseudosymmetrisch.
Achtung: auch bei unsymmetrischen
Ausgängen hört man nur links etwas!
Die symmetrische
Signalübertragung:
Bei der teureren und aufwändigeren, sym-
metrischen Signalübertragung findet man
drei Anschlüsse: Hot, Cold und Masse. Da zur
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recording magazin 6/09
Dies liegt daran, dass sich die Störungen
eben hauptsächlich auf das Signalpotenzial,
nicht jedoch auf die Masse auswirken.
Unsymmetrische Signalverbindungen sind
daher von Nachteil, wenn es um länge-
re Verbindungen geht, denn da haben die
Störungen mehr „Angriffsstrecke“. Auch im
Einflussbereich starker elektrischer oder ma-
gnetischer Störfelder werden schon bei kurzen
Signalverbindungen Störungen stark hörbar.
nerlei Bezug zum Massepotenzial, sondern ist
galvanisch getrennt. Bei einer elektronischen
Symmetrierung kann zwischen Hot und Masse
die halbe Signalspannung und zwischen Cold
und Masse die invertierte halbe Signalspannung
gemessen werden. Der eigentliche Gag bei der
symmetrischen Signalübertragung sind jedoch
die identischen Ausgangswiderstände auf Hot
und auf Cold. Dadurch lassen sich Hot und
Cold gleich gut stören. Das klingt zunächst
wenig vorteilhaft, ist in Wirklichkeit aber ganz
entscheidend. Wenn die Störungen durch elek-
trische und magnetische Störfelder gleich stark
auf Hot und Cold auftreten, dann sind sie nicht
hörbar, da die Signalspannung der Unterschied
zwischen Hot und Cold (also Hot-Cold) ist und
somit die Störungen auf Hot und auf Cold sich
gegenseitig aufheben, wie euch auch unser
kleiner RecMag-Wissen-Kasten dazu zeigt.
Die Masse dient bei symmetrischen Ver-
bindungen nicht der Signalübertragung und
müsste eigentlich gar nicht angeschlossen
werden.
Sie ist lediglich ein stabiles Potenzial,
an das die Abschirmung des Kabels ange-
schlossen wird. In einer elektrisch „ruhigen“
Studioumgebung wird die Masse bei symmet-
rischen Verbindungen in der Regel nur an der
Patchbay angeschlossen und beim Outboard-
Equipment weggelassen. Dadurch vermei-
det man mögliche Brummschleifen. Geht es
© PPVMEDIEN 2009
recmag
wissen
Adapterlösungen gibt es für
(fast) alles: Auf dass alle
Signale stets gut ankommen!
Ohne Störungen: Signalspannung =
Hot - Cold
Mit Störungen: Signalspannung = (Hot
+ Störung) - (Cold + Störung),
Quick & Dirty
jedoch darum, Störungen abzuschirmen, so
muss die Masse auf beiden Seiten eines sym-
metrischen Kabels angeschlossen werden.
Dann gibt es noch den Sonderfall pseu-
dosymmetrischer oder quasisymmetrischer
Ausgang.
Aus Kostengründen – und weil es
seitens der Störunterdrückung genauso gut
funktioniert, wie ein echter symmetrischer
Ausgang – baut man neuerdings immer
mehr pseudosymmetrische Ausgänge in die
Geräte ein. Bei diesen Ausgängen liegt an
Hot das volle Signalpotenzial an, auf Cold ist
das Massepotenzial und Masse ist Masse.
dies ergibt: Signalspannung = Hot +
Störung - Cold - Störung, und somit:
Signalspannung = Hot - Cold
Wie man sieht, werden identische
Störungen vollständig heraus gerech-
net und erscheinen daher nicht mehr
im Signal.
ESSENTIALS
Kabelverbindungen
Elektrotechnischer
Glossar
Die folgenden Fachausdrücke sind nötig, um zu
beschreiben, wann, wie und warum elektrische
Signale durch Kabel fließen.
Potenzial:
Ein Potenzial ist eine Ladungsmenge, die
an einem bestimmten Anschluss vorhanden ist.
Spannung:
Spannung ist der Unterschied zwischen
zwei Potenzialen. Hierbei ist immer zu beachten,
dass auch scheinbar „stabile“ Potenziale, wie die
Masse, Schwankungen aufweisen können, die sich
dann in der Spannung störend bemerkbar machen.
Magnetisches Störfeld:
Magnetische Störfelder
Symmetrischer Stecker: So wie hier
bei XLR gibt es drei Kontakte, die auf
der Rückseite natürlich auch jeweils
mit dem Kabel verlötet sind.
entstehen durch wechselnde Magnetfelder. Diese
sind ein „Abfallprodukt“ von stromdurchflossenen
Leitern, wie zum Beispiel Netzkabeln. Netzkabel
sollten daher nicht zu sehr in der Nähe von
Audiokabeln verlegt werden. Ein Mindestabstand
von 10cm ist jedoch in Ordnung.
Elektrisches Störfeld:
Elektrische Störfelder ent-
stehen immer zwischen zwei verschiedenen elek-
trischen Potenzialen. In der Praxis sind wir ständig
von elektrischen Störfeldern umgeben und fangen
diese wie eine Antenne ein. Daher brummt es auch,
wenn wir einen offenen Audioeingang mit dem
Finger berühren. Um möglichst wenig elektrische
Felder zu bekommen, benötigt man eine sehr
überlegte Stromkabelführung. Am besten man
verlegt sie nur in einem einzigen Kabelkanal und
nicht in Decken oder Wänden. Letzteres ist jedoch
in Wohnungen und Wohnhäusern ein Ding der
Unmöglichkeit.
Masse:
Die Masse ist ein stabiles Potenzial, das
Somit ist zwischen Hot und Cold wieder die
komplette zu übertragende Signalspannung.
Die Besonderheit liegt darin, dass sowohl Hot
als auch Cold durch identische Widerstände
genauso instabil sind und sich Störungen
deshalb wiederum gleich stark auf Hot und
Cold auswirken. Cold führt also ein „instabiles
Massepotenzial“. Der einzige Nachteil besteht
darin, dass kein invertiertes (phasengedrehtes)
Signal übertragen wird, welches jedoch ohne-
hin in der Praxis kaum benötigt wird.
Bei Verwendung als Insert-Send-Return-Kabel:
Shield-Masse, Ring-Receive, Tip-Send
Leider gibt es keine wirkliche Norm für Insert-
Kabel, so dass auch Send und Return ver-
tauscht sein können.
Multipinstecker:
Diese gibt es leider in
ganz unterschiedlichen Ausführungen. Hier
lohnt sich der Blick ins Datenblatt, da kei-
ne wirkliche Norm existiert. Oft sind auch
Ein- und Ausgänge zusammen auf einen
Multipinstecker gelegt.
Steckerbelegungen
Im Folgenden lest ihr, wo
bei welchen Steckern oder
Buchsen welches Signal
oder Potenzial anliegt.
Der Witz sind gleiche Ausgangs-
widerstände für Hot und Cold.
Adapter zwischen unsymmetrisch
und symmetrisch
Die Belegung eines solchen Adapters (egal
in welche Richtung) wird verständlich,
Unsymmetrische Ein- und Ausgänge:
In die-
auch mit 0 V gleichgesetzt wird. Sie besteht in der
Praxis aus viel Metall, also breiten Leiterbahnen,
Blechkäfigen und Metallgehäusen. Durch diese
Maßnahmen wird die Masse relativ störunanfällig.
Achtung: Masse ist nicht gleich Erde!
Abschirmung:
Ein Kupfergeflecht oder eine Alufolie,
Galvanische Trennung:
Keine elektrische Verbindung
vorhanden.
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Bei diesem unsymmetrischen Cinch-
Stecker sind mit dem Kabel zwei
Kontakte beschaltet: Einmal Signal
und einmal der Masseschirm.
recording magazin 6/09
die sich um den/die Signalleiter herum befindet und
mit Masse verbunden ist. Die Abschirmung ist in
der Lage elektrische Störfelder weitestgehend abzu-
schirmen. Für magnetische Störfelder ist sie jedoch
wirkungslos.
sem Fall gibt es nur zwei Anschlüsse – Masse
ist in der Regel der größere.
Cinch: Innen-Signal, Außen-Masse
Mono-Klinke: Tip-Signal, Shield-Masse
Für eine funktionierende Übertragung müssen
immer Masse und Signal angeschlossen sein.
Symmetrische Ein- und Ausgänge:
Hier gibt
es drei Anschlüsse, Masse muss nicht unbe-
dingt verbunden sein und könnte frei bleiben.
Die wichtigsten Anschlussbelegungen lauten:
XLR: 1-Masse, 2-Hot, 3-Cold
Stereo-Klinke (egal welche Größe): Shield-
Masse, Ring-Cold, Tip-Hot
Stereo-Klinkenstecker:
Sie können neben
der symmetrischen Signalübertragung auch für
Stereosignale verwendet werden. Dann sind
sie allerdings immer unsymmetrisch belegt:
Shield-Masse, Ring-Rechts, Tip-Links
© PPVMEDIEN 2009
Sollte es zu Brummstörungen kommen,
Somit gilt:
empfiehlt sich folgendes:
Variante 2:
Unsymmetrisch auf Symmetrisch
Signal
<---->
Hot
Masse
<---->
Cold
Masse
-> frei lassen!
Der nächste Adapter stellt eine falsche
Lösung dar.
Sie wird hier nur erwähnt, um
Die Steckerbelegung bei XLR
kann man an den kleinen aufge-
prägten Nummern erkennen:
1 = Masse, 2 = Hot, 3 = Cold
euch davor zu warnen, da solche Adapter lei-
der immer wieder anzutreffen sind. Mit ihnen
kann die Übertragung möglicherweise funk-
tionieren, jedoch mit 6 dB Pegelverlust oder
mehr. Von der folgenden Variante wird also
ausdrücklich abgeraten!
Falsche Variante:
• Symmetrischer Ausgang auf symmetrischer
Eingang: Stereo-Klinkenkabel verwenden.
• Unsymmetrischer Ausgang auf symmetri-
scher Eingang: Mono-Klinkenkabel verwen-
den.
• Symmetrischer Ausgang auf unsymmetri-
scher Eingang: Mono-Klinkenkabel verwen-
den.
• Unsymmetrischer Ausgang auf unsymmetri-
scher Eingang: Mono-Klinkenkabel verwen-
den.
Die Verbindung
zwischen einem un-
wenn man sich die Potenziale der verschie-
denen Übertragungsarten ansieht: Das
Signalpotenzial (unsymm.) muss mit dem
Hot-Potenzial (symm.) verbunden werden.
Das Massepotenzial (unsymm.) muss mit
dem Cold-Potenzial (symm.) verbunden wer-
den. Die Masse auf der symmetrischen Seite
kann (muss aber nicht!) mit der Masse der
unsymmetrischen Seite verbunden werden.
Variante 1:
Unsymmetrisch/Symmetrisch
Signal
<---->
Hot
Cold frei gelassen
Masse
<---->
Masse
Sowohl Adaptervariante 1 wie auch 2
kann man sich leicht selber löten.
Oft ist dies
Unsymmetrisch auf Symmetrisch
Signal
<----> Hot
Masse
<----> Cold und Masse
jedoch gar nicht erforderlich. Da Line-Ein- und
Ausgänge in der Regel über Klinkenbuchsen re-
alisiert werden, ist ein einfaches Klinkenkabel
bereits ein korrekter Adapter. Dazu muss
man sich nur einen Mono-Klinkenstecker
neben einem Stereo-Klinkenstecker anschau-
en: Beim Mono-Klinkenstecker ist Cold und
Masse verbunden.
symmetrischen und einem symmetrischen
Gerät (egal in welcher Richtung) mit einem
Stereo-Klinkenkabel ist dagegen unbedingt
zu vermeiden. Damit hättet ihr euch nämlich
einen falschen Adapter gebaut und bräuchtet
euch über das Nichtfunktionieren oder über
Pegelverluste nicht zu wundern. Da ihr mit
diesem Artikel nun aber ohnehin mit allen
Signalwassern gewaschen seid, steht dem
fröhlichen und dabei allzeit richtigen Stecken
und Verkabeln eures Studio-Equipments ja
nun nichts mehr im Wege.
Der Autor
Andreas
Friesecke
Audio Engineer und Fachbuchautor.
Als Dozent unterrichtet er an der
SAE München u. a. Pegelrechnen,
Filmton und Lautsprechertechnik.