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ESSENTIALS
M/S-Mikrofonierung
© PPVMEDIEN 2010
Ab durch die
Mitte/Seite
WIE DIE M/S-MIKROFONIERUNG FUNKTIONIERT UND WIE IHR SIE ANWENDET
STEREOMIKROFONTECHNIK
Keine Scheu vor der M/S-Mikrofonierung! Bei dieser
Stereotechnik arbeitet man wie bei den verschiedenen Links-
Rechts-Verfahren ebenfalls mit zwei Mikrofonen, die hier
aber eben ein Mitten- und ein Seitensignal aufzeichnen.
Das ist bei Beachtung des technischen Hintergrunds in
vielen Situationen eine sehr hilfreiche und flexible
Aufnahmemethode.
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Es gibt drei verschiedene Hauptkategorien von Ste-
reo-Mikrofonierungsverfahren: Intensitäts-, Lauf-
zeit- und Äquivalenz-Stereomikrofonierung. Das
M/S-Verfahren gehört zur Gruppe der Intensitäts-
Stereoverfahren und wird wie die meisten anderen
Techniken mit zwei Mikrofonen umgesetzt. Bei den
Intensitäts techniken geht es darum, dass bei der
Übertragung eines Schallereignisses über beide
Mikrofone nur Intensitätsunterschiede zwischen
den ausgegebenen Signalen der beiden Mikrofone
auftreten können – und eben kein Zeitversatz. Des-
halb bezeichnet man die Intensitäts- und damit das
M/S-Verfahren als Koinzidenz-Mikrofontechnik.
Um ausschließlich Intensitätsunterschiede zu er zeu-
gen, müssen beide Mikrofonkapseln sich am glei-
chen Ort befinden oder, wie in den meisten Situa-
tionen realistischer, eben so nah wie möglich
zusammen aufgebaut werden.
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ESSENTIALS
M/S-Mikrofonierung
aus. Als Seitenmikrofon muss immer ein Mikro-
fon mit der Richtcharakteristik Acht eingesetzt
werden, da die Acht zwei gegenphasige Signale
in einem Mikrofonkanal vereint. Es entstehen
also zwei Spuren oder Signale, ein Mitten-
und ein Seitensignal, die die L/R-Stereoinfor-
mation enthalten. Für die korrekte Umsetzung
ist primär die sorgfältige Aufstellung der Mikro-
fone von entscheidender Bedeutung.
Mikrofonaufbau
Für die M/S-Mikrofonierung werden in der
Regel Kondensatormikrofone benutzt. Wegen
des gleichmäßigen Klangs greift man auf zwei
identische Mikrofone mit schaltbarer Richt-
charakteristik zurück. Sollten aber speziellere
Anforderungen gefragt sein, werden auch
unterschiedliche Mikrofontypen verwendet.
Das Mittenmikrofon wird mit der Direktein-
sprechrichtung auf die Quelle gerichtet, das
Seitenmikrofon entweder direkt darunter oder
Auch für die Aufnahme eines
Konzertflügels wird die M/S-
Mikrofontechnik gerne verwendet.
Um M/S-
Aufnahmen
immer nach dem
gleichen Schema
decodieren zu
können, muss das
Achtermikrofon in
Aufnahmerichtung
um 90° nach links
versetzt aufgestellt
werden.
Mittenmikro in
Richtung Quelle
90° Versatzwinkel
Ausgeschrieben bedeutet M/S-Verfah-
ren Mitte/Seite-Verfahren.
Zum Einsatz
kommen hier also zwei Mikrofone, ein Mit-
tenmikrofon und ein Seitenmikrofon. Wichtig
sind hierbei vor allem die Richtcharakteristiken
dieser Mikrofone. Das Mittenmikrofon wird
sehr gerne mit der Richt-
charakteristik Niere oder
Kugel verwendet. Aber im
Grunde genommen kann
auch jede andere Richt-
charakteristik zur Anwendung kommen (Super-
niere, Hyperniere, Keule, Acht). Die Richtcha-
rakteristik des Mittenmikrofons wirkt sich am
Ende auch im Klang und der Abbildungsbreite
Für das Mittenmikrofon kann jede
Richtcharakteristik verwendet werden.
darüber positioniert und die Direkteinsprech-
richtung um 90° zum Mittenmikrofon versetzt
aufgebaut. Beide Mikrofone sollten so aufge-
stellt werden, dass die Kapseln so nah wie
Theoretischer Hintergrund zur M/S-Decodierung
Eines vorweg, ihr könnt die Decodierung der M/S-
Signale entweder direkt bei der Aufnahe tätigen und
das decodierte L/R-Signal aufnehmen, oder die auf-
gezeichneten M/S-Spuren nachträglich decodieren.
Die bevorzugte Umsetzung richtet sich in erster Li-
nie nach dem Anwendungszweck, wobei ihr bei der
nachträglichen Decodierung flexibler seid.
Die M/S-Mikrofonierung soll der stereophonen Abbil-
dung einer Schallquelle in die für uns üblichen linken
und rechten Signalanteile dienen. Die Quellinforma-
tion aus den zwei Mikrofonen kann zwar aufge-
zeichnet werden, liegt aber im Pult nicht als Links-/
Rechts-Information, sondern lediglich als Mitte-/
Seite-Signal codiert vor. Um damit weiter arbeiten zu
können muss dieses Signal nun decodiert werden.
Diese Decodierung erfolgt über die Gleichungen:
L = (M + S) * 0,707
R = (M – S) * 0,707
Der Multiplikator 0,707, der einer Pegelreduktion
von 3 dB entspricht, muss rechnerisch mit einflie-
sen damit der Pegel der durch die Addition entsteht
relativ gleich bleibt. Diese Pegelreduktion soll dafür
sorgen, dass rechnerisch, bei idealer Aussteuerung
der Mikrofone, keine zu hohen Pegel und somit kein
Clipping entstehen kann.
Die nebenstehende Grafik soll euch die Aufnahme-
situation im Bezug auf die Mikrofonaufstellung ver-
deutlichen.
Bei der Decodierung wird eine phasengedrehte Ko-
pie des Seitensignals benötigt, um den gegenpha-
sigen Aufnahebereich der hinteren Acht in positiver
Amplitudenauslenkung zum Gesamtsignal zumischen
zu können. Um lediglich die positiven Seiten der
beiden Achteraufnahmen zu erhalten, werden die
Panoramaregler des jeweiligen Kanals nach ganz
außen gedreht (Originalsignal ganz nach rechts, Ko-
pie ganz nach rechts).
Schallquelle
Die Mikrofonaufstellung einer M/S-Technik
im Bezug auf eine konkrete Schallquelle
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Auch mit unkonventionellen
Mitteln, wie dem Einsatz
von Klebeband, kann ein
möglichst geringer Abstand
der Mikrofonkapseln er-
reicht werden.
möglich zusammenstehen, um auftretende
Laufzeitunterschiede so gut es geht zu mini-
mieren. Nachdem bereits erwähnt wurde, dass
die Acht zwei gegenphasige Signale abwirft,
sollte darauf geachtet werden, dass die posi-
tive Seite der Achtercharakteristik in Aufnah-
merichtung nach links gedreht positioniert
Beide Mikrofonkapseln sollten so
wird. An den Mic-Preamps bzw. am Misch-
pult werden die Mikrofone angesteckt und
eingepegelt. Um das Einpegeln des Seitenmi-
krofons zu erleichtern, könnt ihr jemanden
vor die positive Seite des Achtermikrofons
stellen, der dort einen relevanten Schallpegel
erzeugt. Würde man lediglich auf Basis eines
mittigen Schallereignisses einpegeln, könnte
es zu Problemen bei der späteren Addition
der Signale kommen, weil in dieser Position
die konstruktionsbeding te Off-Axis und damit
die geringste Empfindlichkeit dieser Richtcha-
rakteristik liegt. Nachdem beide Mikrofone
entsprechend aufgestellt und eingepegelt
sind, wollen wir uns an dieser Stelle mit der
Decodierung befassen. Das theoretische Hin-
tergrundwissen zur Decodierung findet ihr im
entsprechenden Kasten in diesem Artikel.
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nah wie möglich zusammen sein.
Die Decodierung der M/S-Signale in ein
L/R-Stereosignal kann in der Praxis auf
unterschiedlichste Weise erfolgen.
Für die-
sen Zweck gibt es beispielsweise M/S-Deco-
der als Einzelgerät, in PlugIn-Form oder als
Algorithmus in einigen Effektgeräten integriert.
Auch einige Mic-Preamps werden mittlerweile
mit internen Decodern
bestückt. Da man diese
Decodierung auch ohne
spezielle Vorrichtungen, z.
B. mit dem Mischpult oder
in der DAW umsetz ten kann, wollen wir uns
dieser Methode nun etwas genauer widmen.
gedrehte Signal liefert, benötigt ihr in dem
duplizieren Kanal einen Phasendreher. Betä-
tigt ihr nun diesen und schiebt beide Fader in
Stellung Unity Gain, solltet ihr hier eine maxi-
male Phasenauslöschung beider Signale erhal-
ten und somit nichts mehr hören. Mutet doch
einen der beiden Kanäle kurz zum Gegen-
checken – jetzt sollte wieder das reguläre
Seitensignal erklingen. Wenn ihr nun die Pan-
oramaregler der beider Kanäle in entgegenge-
setzte Richtungen (Originalkanal ganz links und
Duplikat ganz rechts) dreht, erhaltet ihr für
beide Seiten ein positivphasiges Signal das
beide Seiten abbildet. Wichtig ist jetzt, dass
ihr beide Kanäle nicht mehr verändert, da sich
sonst das L/R Gleichgewicht verändern würde.
Aus diesem Grund erzeugt ihr nun am besten
einen Stereo-Bus in eurer DAW und routet
beide Seitensignale hinein. Mit diesem Kanal-
Fader könnt ihr die Lautstärke beider Seitenka-
näle nun zeitgleich verändern. Jetzt könnt ihr
den Mute-Schalter im Mittenkanal wieder lösen.
Somit hört ihr die aufgenommene Quelle als
Mono-Information durch das Mittenmikrofon.
Wenn ihr jetzt den Kanal-Fader im Stereo-Bus
langsam nach oben schiebt (wir regeln nun
beide Seitenkanäle mit einem Fader) greifen
die Gleichungen aus den Kasten: Theoretischer
Hintergrund zur M/S-Decodierung. Es wird
nun zu dem Mittensignal das Seitensignal
hinzu addiert. Je mehr der Fader nach oben
geschoben wird, desto höher wird der Seiten-
anteil in das System integriert. Das bedeutet,
dass jetzt das Gesamtergebnis immer mehr in
Richtung Stereo geht.
Decodierung in der DAW
Das Mittensignal wird sowohl für die linke wie
auch die rechte Seite des finalen Stereosignals
zu gleichen Teilen verwendet. Aus diesem
Grund könnt ihr diesen Kanal in eurer DAW
erst einmal muten. Etwas aufwendiger dage-
gen ist die Zerlegung des Seitensignals in seine
Einzelteile, positiv und negativ, die momentan
ja noch über ein Mikrofon in einem Kanal lie-
gen. Die einfachste Variante ist hierbei den
Seitenkanal zu duplizieren. Jetzt liegt das Signal
des Seitenmikrofons in zwei identischen Spu-
ren in eurem Mixer an. Da die linke Seite des
Achtermikrofons die positive Phase des Signals
aufzeichnet und die rechte Seite das phasen-
Quick & Dirty
Wenn ihr euch entschließen solltet bei
M/S-Aufnahen eine Zumischeffekt wie
beispielsweise einen Hall zu verwen-
den, beachtet bitte folgendes. Wenn
man den Hall über zwei Kanäle aus
dem Seitensignal ansteuert, laufen
zwei gegenphasige Signale über den
Aux-Weg in Richtung Effektgerät. Die
Folge sind heftige Auslöschungen,
also würde das Effektgerät kein
sinnvolles Signal ausgeben. Beschickt
das Effektgerät also besser mit dem
Mittensignal!
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M/S-Mikrofonierung
Decodierung am analogen Mischpult
Da im analogen Mischpult keine Kanäle dupli-
ziert werden können, muss man sich in diesem
Fall mit anderen Mitteln behelfen. Um beide
Seitensignale in Abhängigkeit zueinender zu
steuern, sollte man sich eines Post-Fader
Abgriffs bemächtigen. Hierzu könnt ihr eine
Aux-Sammelschiene, eine Bus-Sammelschiene
oder im günstigsten Fall einen Direkt-Out ver-
wenden. Alle Möglichkeiten sind normalerweise
Post-Fader geschalten. Was für Aus- und Ein-
gäng ihr verwendet hängt von eurem Pult ab.
Im einfachsten Fall nehmt ihr einen
symmetrischen Bus-Out und geht dann
mit diesem Signal in den symmetrischen
Line-Eingang wieder rein.
Wenn kein sym-
metrischer Line-Eingang am Pult zur Verfü-
gung steht, kann man den Mikrofoneingang
wählen und das Kabel dann dementsprechend
adaptieren (z.B. symmetrische Klinke auf XLR
oder XLR auf symmetrische Klinke). Nachdem
ihr wie in der DAW-Umsetzung den Mittenka-
nal gemutet habt, stellt ihr nun den ersten
Seitenkanal auf Unity Gain. Das Seitensignal
ist voll zu hören. Drückt nun den Phasendreher
im zweiten Seitensig-
nalkanal und schiebt
den Fader nach oben.
Ihr werden feststellen,
dass mit steigendem
Pegel des gegenphasigen Seitensignals, die
Lautstärke des positiven Seitensignals auf-
grund der Phasenauslöschung kontinuierlich
sinkt. Sucht nun den Punkt der maximalen
Auslöschung, der aufgrund von Bauteildiffe-
Bei diesem M/S-
Mikrofonaufbau
wurden zwei
identische
Sennheiser MKH
800 Mikrofone
mit schaltbarer
Richtcharakteristik
verwendet .
renzen nicht zwangsweise auch bei Unity Gain
sein muss. Sobald ihr diesen Punkt erreicht
habt, könnt ihr den Fader in Kanal zwei wieder
komplett herunter ziehen, und die Panorama-
potis der beiden Seitenkanäle maximal nach
außen drehen (im ersten Seitenkanal ganz
nach links und im gegenphasigen Seitenkanal
Einige Digitalpulte bieten neben
der Stereokanalgruppierung die
Mögichkeit zur direkten M/S-
Decodierung.
Je mehr Seitensignal zugemischt wird
desto mehr Stereo wird abgebildet
ganz nach rechts). Von diesem Punkt an, dürft
ihr keine Änderungen im kompletten gegen-
phasigen Seitenkanal sowie im Panorama des
ersten Seitenkanals mehr vornehmen, da hier-
durch die korrekt eingestellten Verhältnisse der
Seitensignale beeinflusst werden würden. Der
Kanal-Fader des ersten Seitensignals steuert
nun, wie in der DAW der Bus-Fader, beide
Kanäle und dient der Einstellung des Seitenan-
teils. Durch Zuschalten des Mittensignals könnt
ihr, wie bei der DAW-Umsetzung, das Mitte/
Seiten-Verhältnis regeln.
Decodierung am Digitalpult
Will man diese Technik an einem digitalen
Pult umsetzen geht man prinzipiell gleich wie
beim analogen Pult vor. Ein kleiner Unter-
schied ergibt sich dennoch. Das umpatchen
vom ersten Seitenkanal auf den zweiten kann
unter Umständen aufgrund von Latenzen durch
die Wandler problematische Auslöschungen
hervorrufen, da man einmal aus dem Pult
raus und wieder rein muss. Diese Problema-
tik kann man umgehen indem man, wie bei
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Hier wird die M/S-
Decodierung an
einem analogen
Mischpult grafisch
verdeutlicht.
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den meisten digitalen Consolen möglich, den
physikalischen Input vom Kanal trennt. Somit
hat man hier die Möglichkeit ein Mikrofon,
welches an einem physikalischen Input ange-
steckt ist über die digitale Input-Patch-Matrix
auch auf zwei Kanäle zu routen. Im somit ent-
standenen Parallelkanal muss man jetzt nur
noch die Phase drehen und eine Link-Fader-
bzw. Group-Fader-Funktion aktivieren. Fertig
ist die Umsetzung im Digitalpult.
Mischungsverhältnisse
Wie bereits erwähnt bedeutet mehr Seitensig-
nal auch mehr Stereo. Folglich ergibt das
Abschalten des Seitensignals eine reine Mono-
aufnahme durch das Mittenmikrofon (L=R).
Das Seitensignal jetzt leicht hinzugemischt
ergibt den Effekt, dass der virtuelle Öffnungs-
winkel eher kleiner ist, der Aufnahmebereich
dafür etwas größer zum Tragen kommt. Virtuell
deswegen, weil man ja die Winkel der Mikro-
fone nicht verändert. Wird das Seitensignal
lauter hinzugemischt, ergibt sich daraus eine
Vergrößerung des Öffnungswinkels und der
Aufnahmebereich wird kleiner. Das kann dann
auch im Extremfall zu einem kleinen Mitten-
loch führen. Bei einer Aufnahme mit nur zwei
Mikrofonen ist das dann ein grober Fehler, weil
die Quelle nicht optimal in der Pegelverteilung
abgebildet wird. Man kann sich diesen Effekt
aber auch positiv zu Nutze machen, denn ein
Mittenloch kann im Mix wiederum etwas Platz
für andere Signale schaffen. Das gilt dann aller-
dings nur wenn die M/S-Technik als ein Teil
der gesamten Mikrofonierung eingesetzt wird.
Vor- und Nachteile in der Anwendung
Was macht das M/S-Verfahren jetzt so
interessant? Die M/S-Mikrofonierung birgt eine
absolute Monokompatibilität in sich. Durch
das Mittenmikrofon hat man die komplette
Information der Quelle integriert. Der Raum-
anteil und die Ortung erfolgen durch das Zumi-
schen des Seitensignals. Zusätzlich bekommt
die Mittenlokalisation eines Signals in der
gesamten Stereobasis noch mehr Bedeutung,
da das Mittenmikrofon ja auf die Mitte der
Schallquelle zeigt. Die X-Y Technik, ein ver-
gleichbares Koinzidenz-Verfahren, bildet die
Mitte nicht ganz so gut ab, denn die Kapseln
stehen zwar in der Mitte, haben aber einen
Öffnungswinkel. Somit wird die Mitte als Pha-
tomschallquelle dargestellt wenn auf beiden
Mikrofonen der gleiche Pegel (Intensität)
anliegt.
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Das MS-Stereoset von Schoeps mit Rohr-
Richtmikrofon CMIT 5 U ist ein komplettes
Set für MS-Stereoaufnahmen. Das Richt
-
mikrofon liefert den Mittenkanal, das
Kompaktmikrofon CCM 8 Lg (Acht) den
Seitenkanal. Durch geringes Gewicht und
Körperschallisolierung der mobilen Halterung
ist es etwa gut am Film-Set einzusetzen.
Wie schon angesprochen ist ein wei-
terer Gesichtspunkt die stufenlose Rege-
lung des Raum-
anteils
durch
das Seitensig-
nal.
Lästiges Ver-
ändern der Mikro-
fon-Öffnungswinkel fällt diesbezüglich weg,
weil man die Stereobasisbreite auch im Re-
gieraum verändern kann. Der direkte Vergleich
sowie Veränderungen sind gut hörbar. Mitten-
signal und Seitensignal kann man auch in der
kodierten Form auf ein Medium aufzeichnen,
und hat die Möglichkeit die räumliche Verän-
derung oder eben das Stereo-Image erst im
Mix oder in der Post-Produktion auf das ge-
wünschte Ergebnis hin abzugleichen. Auch in
der Film-Postproduktion ist dies eine durch-
aus gängige Vorgehensweise. Dadurch kann
man den Ton der Szene optimiert anpassen.
Bei der Aufnahme von Chören kann man
mit der M/S-Mikrofonierung auch sehr
gute Ergebnisse erzielen.
Auch als Stütz-
system bei diesen Aufnahmen wird die M/S-
Technik oft erfolgreich eingesetzt. Bei Produk-
tionen von kommerziellen Musikrichtungen
kommt dieses Verfahren häufig zum Einsatz.
Die einfache räumliche Veränderung mit dem
Seitensignal kann hier gute Dienste leisten
um die Drums so im Mix zu platzieren, dass
in den Randbereichen des Mixes noch genü-
gend Platz bleibt für Sounds wie Gitarren oder
Keyboards.
Mit der MS-Technik lassen sich sehr
viele Sound-Varianten umsetzen, alleine
Die M/S-Mikrofonierung birgt eine
absolute Monokompatibilität
schon durch die beliebige Wahl des Mit-
tenmikrofons in Bezug auf die Richtcha-
rakteristik.
Hier kann man z.B. auch einmal
ein Kugelmikrofon, also einen reinen Druck-
empfänger für das Mittensignal einsetzen um
dadurch eine bessere Bassabbildung zu
bekommen. Ein Chor kann hier sehr wuchtig
wirken. Natürlich muss man auch eine rela-
tive Frequenzstabilität über einen sehr großen
Frequenzbereich ansprechen. Hier kommt ein
kleiner Vorteil der „Achter“-Charakteristik zum
Vorschein. Jedes Polar-Pattern ist in den unte-
ren Frequenzen relativ ungerichtet und wird
zu den hohen Frequenzen hin eine stärkere
Richtwirkung. Eine Acht bleibt hier über einen
größeren Bereich stabil. Eine gute Höhenab-
bildung ist hier die Folge. Der Mehraufwand
durch die Decodierung lohnt sich in vielen
Fällen. Viel Spaß beim ausprobieren!
Der Autor
Chris
Lausmann
Gitarrist (Bonfire, Frontline), freier
Produzent und Engineer. An der SAE
München unterrichtet er verschie-
dene Fächer, u.a. Mikrofontechnik.
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