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VOCALS
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Gesangsaufnahme für Rock und Härteres
Emotionen
SO NEHMT IHR EINE HEFTIGERE GESANGS-PERFORMANCES DRUCKVOLL AUF
Ecken, Kanten
Die Vocals transportieren einen Großteil der Emotionen eines Songs.
Gerade in den raueren Stilrichtungen der populären Musik wird die
Stimme oft sehr emotional und manchmal auch unkonventionell einge-
setzt. Wie ihr diesen Heavy Soul der Stimme in die Produktion übertragen
könnt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
ROCK VOCALS
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Foto: Wilschewski
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Ob gequälte Schreie á la Joe Cocker, raue Raspel-
stimme oder fieses Flüstern: Die menschliche Stimme
ist ein extrem wandlungsfähiges und vielseitiges ein-
setzbares Instrument. Und diese Vielfalt spiegelt sich
in den härteren Spielrichtungen der Popmusik wieder
– sei es nun Hardrock, Nu Metal oder auch Grunge. Im
Unterschied zur typischen Schmusepop-Nummer, bei
der die Akkordbegleitung meist durch dezentere
Synthesizer flächen erzeugt wird, ist die Musik der här-
teren Fraktion meist sehr gitarrenlastig. Oft erzeugen
mehrfach gedoppelte und stark verzerrte Gitarren eine
Klangwand, gegen die sich die Vocals irgendwie durch-
setzen müssen. Aus diesem Grund singen die Sänger
vieler Metal-Bands auch häufig in den höheren Ton-
lagen, um über die Gitarren-Dominanz hinweg strahlen
zu können.
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Gesangsaufnahme für Rock und Härteres
Die Stilrichtungen der härteren
Fraktion
Um den Bereich der härteren Musik für unse-
re Betrachtungen etwas einzugrenzen, schau-
en wir uns die wich-
tigsten
Spielarten
einmal näher an. In
den siebziger Jahren
entwickelte sich der
Hard Rock aus der
härter gespielten Vari-
ante des Rock´n´Roll
Regieraum
und des Blues Rock.
Bass
Vocal-
Booth
Haupt-
Aufnahmeraum
Drumset
Heavy Metal der späten Siebziger finden sich
daneben auch Einflüsse des Hardrock wieder,
die mit der Energie und der Geschwindigkeit
der gerade aufkeimenden Punkmusik kombi-
niert wurden. Auch die Akkordfolgen wurden
im Heavy Metal vielschichtiger: Die reinen
Blues-Kadenzen des Hardrock wurden abge-
löst durch Akkordmuster, wie sie teilweise in
der Klassik zu finden sind. Bands, wie Iron
Maiden, Judas Priest oder Motörhead stehen
für diese Variante und die Vocals werden teils
mit Kopfstimme, teils in tieferen Tonlagen
vorgetragen – sehr gut zu hören zum Beispiel
Back-
ground
Vox
Die Vocals sollen an vorderster
Front wahrgenommen werden.
Guitar-
Booth
Optimaler Studio-Aufbau für die
Einspielung eines Songs mit der
ganzen Band.
Zu den Urvätern des
Hard Rock gehören
weltbekannte Bands
wie Deep Purple, Led Zeppelin, Uriah Heep
und Black Sabbath. Auch AC/DC, Kiss und die
deutsche Band Scorpions können zu den Ver-
tretern dieses Genres gezählt werden. Im
bei dem Titel „Number of the Beast“ von Iron
Maiden. Anfang der achtziger Jahre entwickel-
te sich aus einer Synthese der Stilrichtungen
Progressive Rock und Metal der Progressive
Metal, der sich durch einen komplizierten
Song-Aufbau, viele Breaks und komplizierte
Taktarten auszeichnet. Bekannte Vertreter
Eine leichte Kompression
bei der Aufnahme ist
oft sinnvoll, um beim
Mixdown nicht mehr
so hart eingreifen zu
müssen.
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Ein Röhrenvorverstärker ist manch-
mal in Verbindung mit einem dyna-
mischen Mikrofon die richtige Wahl.
Das Shure
SM 57 ist ein
Geheimtipp
für die
Abnahme
rauer Vocals.
dieser Stilrichtung sind Dream Theater und
Queensryche, die auch Synthesizerklänge in
ihre Arrangements mit einfließen lassen.
Eine ganz andere Variante
der härteren Fraktion ent-
stand Anfang der 90er Jahre
mit dem Grunge-Sound.
Grun-
ge heißt auf deutsch Schmutz
oder Schund und steht für einen rauen, dis-
harmonischen Klang, der durch die Punkmu-
sik inspiriert wurde – zu hören auf dem Al-
bum „Nevermind“ von Nirvana, das 1991
veröffentlicht wurde. Mit dem Tode Curt Co-
bains am 5. April 1994 ebbte der Grunge-
Hype jedoch genauso schnell wieder ab, wie
er von der Plattenindustrie nach vorn gepusht
worden war. In den späten 90er Jahren fusio-
nierten die Stilrichtungen Punk, Hardcore,
Grunge und Metal zum Nu Metal, wobei auch
Einflüsse des HipHop eine Rolle spielen.
Während Gesang und Akkordbegleitung im
Heavy Metal immer melodisch ausgeführt
werden, spielt die Gitarre im Nu Metal fast
ausschließlich Riffs und übernimmt damit ei-
ne rhythmisch tragende Rolle. Auch der Ge-
sang ist im Nu Metal nicht mehr nur auf die
hohen Tonlagen festgelegt: Die vokalistischen
Äußerungen erstrecken sich von Rap über
Growl bis hin zum Flüstern oder auch mal
Schreien.
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Stimme nach vorn
Die Bandbreite der Stimmungs- und Stimm-
lagen, in der die Stimme im härteren Musik-
bereich vorgetragen wird, ist also sehr groß.
In den 70er Jahren entwickelte sich
Hardrock aus Rock`n Roll und Blues.
Aber egal, welches Genre die Band bedient:
Die Vocals sollen sich durchsetzen und an
vorderster Front des
Arrangements wahr-
genommen werden.
Gerade bei gitarren-
Drums
lastiger Musik ist die-
ses Problem eine
echte Herausforde-
rung für den Toninge-
nieur, der von Anfang
an die richtigen Tools
einsetzen muss, da-
mit die Stimme prä-
sent in Szene gesetzt
werden kann. Das
Keyboards/DI
fängt mit der Wahl
des passenden Mik-
ros an: Das Mikrofon
sollte die Stimme präsent nach vorn bringen,
ihre Stimmungen unterstützen und die Schwä-
chen selbst verständlich kaschieren. Dabei ist
Aufnahme-/Proberaum
Bass/DI
Vocals
Schall-
trenn-
wände
Git-Amp
Mögliche Aufstellung der Band, wenn alle
Bandmitglieder gemeinsam in einem Raum
einspielen.
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Gesangsaufnahme für Rock und Härteres
Spirit des Songs in die Produktion zu übertra-
gen. Und da können auch ungewöhnliche
Lösungen, wie zum Beispiel eine unkonventi-
onelle Mikrofonwahl durchaus das Mittel der
Wahl sein.
Wenn man an Gesangsaufnahmen im
Studio denkt, fällt einem natürlich sofort
das
Großmembran-Kondensatormikro
mit dem edlen Neumann-Emblem ein.
Aber gerade in der härteren Fraktion könnt ihr
auf der Suche nach dem perfekten Mikro für
euren Sänger auch ruhig ein bisschen experi-
mentieren – warum dem Sänger nicht einmal
ein dynamisches Mikro vor die Nase setzen?
Bei der Vokal-Aufnahme für einen Mainstream-
Poptitel würde man wohl nie auf die Idee
kommen, dem Sänger im Studio ein Shure
SM 57 in die Hand zu drücken. Aber gerade
für die raue männliche Stimme ist ein dyna-
misches Mikro oft besser geeignet, um den
Druck und die Power des Gesangs rüberzu-
bringen. Dynamische Mikrofone haben die
Eigenschaft und hier den Vorteil, dass sie die
Stimme etwas komprimieren und nicht jede
Nuance und jeden Hauch übertragen. Da-
durch klingen die Vocals zwar nicht so natür-
lich und voll wie mit einem Kondensatormikro,
passen sich aber der Klangstruktur eines Ar-
rangements mit verzerrten Gitarren und fetten
Drums besser an.
Dynamisches Mikro für raue Vocals
Das passende Mikro bringt Vocals nach vorn,
unterstützt Stimmungen, kaschiert Schwächen.
Hier seht ihr das Shure SM7B, ein dynamisches
Nierenmikrofon mit erweitertem Bassbereich.
es nicht in erster Linie wichtig, dass ihr eine
technisch perfekte Aufnahme auf die Fest-
platte bekommt: Vielmehr solltet ihr eure
ganze Konzentration darauf verwenden, den
Ein Geheimtipp für den männlichen Shouter
mit der tiefen Stimme ist das Shure SM 7 –
ein dynamisches Nierenmikro mit erweiter-
tem Bassbereich, das auch gern für den Gi-
tarrenamp eingesetzt wird. Schon bei vielen
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amerikanischen Produktionen wurden die
Lead-Vocals mit dem Shure SM 7 aufgenom-
men, während das Mikro hierzulande eher
noch ein Geheimtipp ist. Der Nahbesprechungs-
effekt dieses Mikrofons bringt den Druck der
Stimme richtig gut zur Geltung, so dass gerade
sehr tiefe oder
rauhe Stimmen
vom
Sound
des SM 7 pro-
fitieren können.
Für die Aufnahme mit dem SM 7 gilt deshalb:
Richtig nah ran ans Mikro und eine möglichst
Auch ein No-Name-Mikro
kann genau das Richtige sein.
trockene Aufnahme-Umgebung nutzen. Darü-
ber hinaus ist die Mikrofonwahl sehr stark
vom individuellen Geschmack des Sängers,
des Produzenten und der Band abhängig. So
kann es sein, dass ein billiges No-Name-Mi-
kro genau den Sound erzeugt, den eure Pro-
duktion braucht.
Auch das Shure SM 57 ist ein Mikro,
das sich für die Aufnahme rauer Stimmen
gut eignet.
Wie das SM 7 auch, ist das SM
57 ein dynamisches Nierenmikrofon und
wird sehr häufig zur Abnahme der Snaredrum
eingesetzt. Das SM 57 hat nicht die gute
Bass-Abbildung des SM 7, bringt dafür jedoch
die oberen Mitten gut zur Geltung. Deshalb
kann das Mikro genau dann sehr gut passen,
wenn ihr einen Sänger á la AC/DC vor dem
Mikro habt, der einen eher kratzigen Tenor
herausschreit. Der Vorteil des SM 57 ist, dass
es wesentlich günstiger zu haben ist als das
relativ teure SM 7. Wenn ihr euch unsicher
seid, ob das SM 57 für euren Sänger wirklich
das geeignete Mikro ist, dann baut ihr neben
dem üblichen Großmembraner einfach noch
das SM 57 auf und nehmt beide Signale auf.
Beim Mix könnt ihr euch dann entscheiden,
Verleiht der Stimme einen ana-
logen Touch. Der Röhren Mic-
Preamp TLA Ivory 5050.
Dynamisches
Mikro
Kondensatormikro
Sänger
Poppschutz
Eine gute Portion Röhrenklang mit
dem Z5600a II von SE Electronics.
Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob der
Großmembraner oder das Shure SM 57 bes-
ser für die Stimme passt, baut ihr einfach
beide Mikros auf und schneidet beide Signale
mit. So habt ihr beim Mixdown zwei unter-
schiedliche Klangfarben zur Verfügung.
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Gesangsaufnahme für Rock und Härteres
Wollt ihr die Vocals möglichst neutral auf das
Aufnahmemedium bannen, ist ein VCA-Mic-Pre-
amp wie der Focusrite Red 7 eine gute Wahl..
welche Klangfarbe besser passt oder eventu-
ell sogar beide Signale miteinander mischen.
Auf der anderen
Seite kann gerade
auch ein Röhren-
mikrofon dem Ge-
sang den Hauch und die Wärme geben,
die ihr mit einem dynamischen Mikro so
niemals bekommen würdet.
Eine blueslas-
tige Rockröhre bekommt durch ein Röhren-
mikrofon eventuell den letzten Kick, den die-
se Stimme braucht. Günstige Röhrenmikros
gibt es zum Beispiel von t.bone – mit dem
SCT 2000 bekommt die Stimme schon eine
gute Portion Röhrenklang mit auf den Weg.
Auch SE Electronics hat schöne Röhren-Mo-
delle im Programm, wie zum Beispiel das Ge-
mini oder das Z 5600. Wiederum andere
Es gibt für die Abnahme der
Vocals keine eisernen Regeln
Stimmen werden mit einem normalen Groß-
membraner, wie dem Neumann TLM 103
oder einem Røde NT2A am besten übertra-
gen. Auch die Klassiker unter den Großmem-
Der Live-Spirit
Viele Bands aus der härteren Fraktion wollen auf
der Aufnahme ähnlich druckvoll klingen wie auf
der Bühne. Um diesen Live-Spirit in die Produkti-
on zu übertragen, lässt sich mittels der Aufnahme-
technik, aber auch bezüglich der Organisation des
Aufnahmevorgangs einiges erreichen.
Mikro und seinen eigenen Aufnahmekanal zugeord-
net: Die Drums werden mit Einzelmikros abgenom-
men, der Gitarrenamp bekommt ein Mikrofon vor
den Speaker, der Bassist spielt eventuell per DI-Box
direkt ins Mischpult. Da der Sänger sich mit im Auf-
nahmeraum befindet, könnt ihr ihm ein dynamisches
Bühnenmikro in die Hand geben – so hält sich das
Wenn ein Studio mit mehreren Aufnahmeräu-
men zur Verfügung steht, dann habt ihr natürlich
keine Probleme mehr mit Übersprechungen.
Je-
Im Bereich des synthesizer-orientier-
ten Mainstream-Pop werden die
meisten Produktionen im Overdub-
Verfahren eingespielt: Zuerst wird
die Rhythmus-Gundlage gelegt, ent-
weder vom Rechner oder Live eingespielt. Dann ist
der Bass an der Reihe, falls dieser nicht schon zu-
sammen mit den Drums aufgenommen wurde.
Dann kommen die Gitarren, eventuell zusätzliche
Instrumente und schließlich die Vocals an die Reihe.
Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass die Musiker
ihre Parts so oft einspielen können, bis die perfekte
Version im Kasten ist. Der Nachteil des Overdub-
Verfahrens ist, dass sich in der Band kein gemein-
sames Spielgefühl entwickelt, so wie ihr es im Pro-
beraum gewohnt seid.
Der Monitormix ist mindestens
so wichtig wie der Endmix
Übersprechen im Grenzen. Wenn die Band den
Song durchspielt, fertigt ihr nun praktisch einen Live-
Mitschnitt an, bei dem die einzelnen Instrumente
auf unterschiedliche Spuren aufgenommen werden.
Dafür ist es wichtig, dass ihr die Mikros so aus-
wählt und aufstellt, dass ihr eine möglichst gute
Kanaltrennung bekommt.
Bei einer solchen Auf-
der Musiker bekommt seinen eigenen akustisch Auf-
nahmeraum und wenn eine Sichtverbindung be-
steht, kann durchaus ein gemeinsames Spielgefühl
entstehen. Darüber hinaus ist es gerade die physische
Nähe der Musiker zueinander die das
Bandgefühl bringen, und dieser Spirit
ist für die härteren Musikstile von ex-
tremer Bedeutung. Außerdem können
sich Übersprechungen bei der Aufnah-
me durchaus positiv auswirken. Laufzeit-, bzw. Pha-
senunterschiede bewirken, dass die Aufnahme leben-
dig und somit weniger nach „Studio“ klingt.
Doch wie auch immer die Bedingungen sind –
eines müsst ihr auf jeden Fall beachten:
Die Auf-
Um den Spirit härterer Musik in die Produktion
zu übertragen, solltet ihr versuchen, möglichst
viel Live-Atmosphäre im Studio zu simulieren.
Auf diese Weise ist es der Band und dem Sänger
möglich, die Power eines Live-Gigs in der Aufnahme
festzuhalten. Versucht doch einmal, die gesamte
Band gemeinsam in einem Raum einspielen zu las-
sen. Dabei bekommt jedes Instrument sein eigenes
nahmesituation solltet ihr generell Nieren- oder Su-
pernierenmikrofone wählen und die Mikros so aus-
richten, dass die Einsprechwinkel mit der maximalen
Bedämpfung zu den Störschallquellen hin ausgerich-
tet sind. Indem ihr dem Sänger ein dynamisches
Bühnenvokalmikro mit Nierencharakteristik gebt,
bekommt die Aufnahmesituation mehr „Live-Gefühl“
und der Sänger singt eher so wie im Proberaum oder
auf der Bühne. Darüber hinaus wäre ein Studio-Kon-
densatormikro empfindlicher und könnte beim ge-
meinsamen Einspielen zu viel Übersprechen der an-
deren Instrumenten mit sich bringen.
nahme wird nur dann ein Kracher, wenn alle Musiker
und insbesondere der Sänger das beste Monitorsig-
nal auf die Ohren bekommt, das ihr erzeugen könnt.
Sorgt dafür, dass ihr dem Musiker euren besten Head-
phone-Amp, den besten Kopfhörer und den besten
Mix zur Verfügung stellt. Nehmt euch für den Moni-
tormix genauso viel Zeit, wie für den Endmix und
spart im Monitormix nicht an Kompression und Hall.
Denkt immer daran: Mit dem Monitormix müsst ihr
das im Proberaum existierende reale Spielgefühl so
gut es geht imitieren. Trotz aller Tricks und Kniffe ist
es häufig so, dass der Song im Studio einen anderen
Charakter bekommt als Live – aber das kann den
Song ja durchaus auch aufwerten.
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me der Vocals ist der Geschmack und die
Persönlichkeit der Band und des Sängers. Na-
türlich solltet ihr darauf achten, dass die Vo-
cals nicht verzerrt oder verrauscht auf der
Festplatte landen, aber darüber hinaus sind
euch wenig beziehungsweise keine Grenzen
gesetzt, um die Stimme in ihrem Ausdruck so
gut es geht zu unterstützen.
Meistens ist es sinnvoll, die Stimme bei
der Aufnahme leicht anzukomprimieren.
So gebt ihr den Vocals etwas Kompression
mit auf den Weg und müsst beim Mixdown
nicht zu hart zulangen. Gerade bei gitarrenlasti-
ger Musik wird die Stimme häufig stark kom-
primiert, damit sie sich im Mix hinterher gut
gegenüber der lauten Konkurrenz durchsetzt.
Wenn ihr bei der Aufnahme einen Kompressor
einsetzt, dann sollte diese Kompression jedoch
nur recht moderat ausfallen. Die Kompressi-
onsrate sollte Werte von 2:1 bis 6:1 nicht
überschreiten und den Threshold setzt ihr
dabei relativ hoch an. Dadurch werden Sig-
nalspitzen der Vocals nur leicht komprimiert
und eventuelle Einstellungsfehler am Kompres-
sor wirken sich nicht gravierend negativ aus.
Die Zeiten Attack und Release solltet ihr eben-
falls im mittleren Bereich justieren: 20 bis 50
ms für die Attacktime und ca. 200 ms für die
Releasetime sind einigermaßen passend.
Oft wird die Bühnen-Performance als
Maßstab genommen für die Intensität,
die mit der Studioproduktion erreicht
werden soll.
Diese Überlegung kann man
auch konkret in die Aufnahmemethode mit
einbeziehen, wie ihr in unserem Kasten „Live-
Spirit“ lesen könnt. Aber egal wie ihr vorgeht:
Versucht, mit Equipment, Studiostimmung
und Aufnahmemethode der Persönlichkeit
und der Stimme des Künstlers gerecht zu
werden, und die Aufnahme sollte gelingen.
Let there be rock!
Der hybride Mic-Preamp SPL Frontliner hat die Sauber-
keit einer diskreten Transistorstufe, kann die Stimme
aber auch mit den Obertönen einer Röhre anreichern.
branern, das AKG C 414 und das Neumann U
87 werden für die Aufnahme der Vocals im
härteren Fach immer wieder gern eingesetzt.
Es gibt für die Abnahme der Vocals keine ei-
sernen Regeln – auch bei härterer Musik
nicht.
Falls Ihr einen guten Röhren-Mic-
Preamp zur Verfügung habt, könnt ihr
den Vocals einen analogen Touch verpas-
sen, bevor das Signal im Audio-Interface
digitalisiert wird.
Einige Röhren-Preamps
färben die Vocals recht stark und mit dieser
Klangfärbung müsst ihr im weiteren Verlauf
der Produktion dann leben. Röhren-Preamps
geben dem Gesang zusätzliche Obertöne,
die für eine bessere Durchsetzungskraft der
Musikstilen meist etwas rauer klingen darf,
könnt ihr je nach Geschmack auch ein dyna-
misches Mikro mit einem Röhren-Preamp
kombinieren. So bekommt ihr die raue Textur
des dynamischen Mikros mit der Wärme
eines Röhren-Preamps – manchmal die idea-
le Kombination. Wenn ihr die Vocals neutral
aufnehmen wollt, ist ein Mic-Preamp auf
VCA-Basis meist die bessere Wahl. Hier könnt
ihr zum Beispiel den Red 7 von Focusrite
oder den Toft ATC ausprobieren.
Jede Produktion ist anders und keine
Stimme gleicht der anderen.
Deshalb ist es
sehr schwer, allgemeingültige Vorschläge für
die Aufnahme der Vocals im härteren Musik-
bereich zu formulieren – viel Experimentier-
geist und Er-
fahrung sind
not wendig,
um das Maxi-
male aus der
Stimme herauszuholen und die passende Mi-
krofon-Micpreamp-Kombination für die je-
weilige Stimme zu finden. Deshalb sind die in
diesem Beitrag gebrachten Vorschläge auch
nur Anregungen für euch, um selbst die opti-
male Aufnahme-Konfiguration herauszufin-
den. Das wichtigste Kriterium bei der Aufnah-
Der individuell Geschmack ist
das wichtigste Auswahl-Kriterium.
Vocals sorgen. Darüber hinaus wird die Stim-
me durch die Röhrensättigung bereits leicht
vorkomprimiert, was ihrer Durchset zungs-
fähigkeit ebenfalls zugute kommt. Ein Röh-
ren-Preamp, der eine eher neutrale Vor-
verstärkung der Vocals liefert, ist zum Beispiel
der Avalon VT737. Da es bei den härteren
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Der Autor
Andreas
Ederhof
arbeitete als Studiomanager und
Sendetechniker beim Rundfunk
und ist als freiberuflicher Toninge-
nieur und Dozent tätig.
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