recording
MIXDOWN
Mix-Gimmicks aus der Trickkiste
Griff in die
Trickkiste
MIT BESONDEREN TECHNIKEN DEN EIGENEN MIX AUFPEPPEN
SPEZIELLE MIXDOWN-EFFEKTE NUTZEN UND UMSETZEN
Wenn man sich mit Thesen und Meinungen über das
Mixing von Songmaterial beschäftigt, stößt man auf
ein paar immer wiederkehrende Punkte, was denn
einen guten Mix ausmacht. Stets wichtig sind dabei
herausragende Besonderheiten: Make your mix
special! Wir geben euch Anregungen wie ihr eure
eigenen Mischungen durch ein paar wirkungsvolle
Foto: Wilschewski
Gimmicks aufwertet.
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Das Ergebnis des Band-Stopp-Effekts klingt, als
würde der Song langsamer und tiefer werden, bis
er komplett „eingefroren“ ist. Dieser Effekt hat
aber nichts mit diversen Frequenzbearbeitungen
zu tun, wie man es oft lesen kann, das wäre
dann so was ähnliches wie ein „Notch-Filter“,
der aber in diesem Zusammenhang nicht zum
Einsatz kommt. Mit dem Band-Stopp soll ein
Klangeindruck entstehen, der sich so anhört, als
würde man bei einer richtigen Bandmaschine
einfach das Band stoppen, indem man die lau-
fenden Rollen physisch versucht, fest zu halten.
Dieser Effekt klingt immer sehr anspruchsvoll,
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MIXDOWN
Mix-Gimmicks aus der Trickkiste
und man kann damit durchaus an verschie-
denen Pausen oder gerade am Ende eines
Songs einen coolen Gimmick setzen.
Nun kann man natürlich heute im
Zeitalter der DAWs nicht einfach die
Festplatte festhalten, um diesen Effekt zu
erzielen.
Dafür gibt es mittlerweile die ein
oder andere Möglichkeit, diesen Sound mit
Hilfe eines PlugIns zu realisieren, das dem
Original doch verwechselnd ähnlich klingt. Bei
diesem Effekt ist es aller-
dings nicht möglich mit
einem realtime PlugIn
zu arbeiten, denn ein
realtime PlugIn würde
in diesem Fall eine 1:1 input-to-output Ratio
in Bezug auf die zu bearbeitenden Samples
benötigen. Im Grunde genommen wird hier
ein Time-Streching-Effekt eingesetzt, der die
Anzahl der Samples im Audiomaterial verrin-
gern muss. Das kann wiederum nur über ein
File-basierendes PlugIn umgesetzt werden.
Also muss es destruktiv oder offline umge-
rechnet werden.
In der Pro-Tools-Umgebung gibt es
etwa ein sehr einfaches PlugIn aus der
„Analog und Retro Processing“ Familie
und nennt sich „Vari-Fi“.
Es wird nur der
Bereich eines Files selek-
tiert, im AudioSuite-Bereich
das PlugIn aufgemacht,
und dann auf Prozess ge-
drückt, schon ist der ge-
wünschte Effekt erstellt.
Die Länge der Selektion bestimmt hier die
Zeitachse, in der die Bandmaschine virtuell
die Geschwindigkeit verändert. Man kann al-
so von einem laufenden Programm bis zum
absoluten Stopp gehen. Das funktioniert in
beide Richtungen. Also nicht nur der Effekt,
dass ein Band stoppt, sondern man kann es
dadurch auch anlaufen lassen, was sich natür-
lich am Anfang eines Songs als kleines Intro
ganz witzig gestaltet. Eine weitere Variante
in Bezug auf diese Software gibt es mit der
so genannten „Elastic Audio“ Funktion. Auch
hier kann man sehr interessante Effekte mit
dieser Time-Streching Möglichkeit erarbei-
ten – beispielsweise lässt sich in einzelnen
Tracks ein Tom etwas in die Länge ziehen,
wenn es vom Sustain her zu kurz ausgefal-
len ist oder ähnliches. Auch in der neuen
Version 9 der Software Logic Audio gibt es
diese Möglichkeiten über die so genannte
„Flex-Time“ Variante. Noch etwas aufwändi-
ger gestaltet sich „Serato Pitch´nTime“. Es ar-
beitet prinzipiell wie das Vari-Fi Plug In, mit
mehr Möglichkeiten der Editierung, aber auch
kostenintensiver.
Möglichkeiten der
Stereobasisverbreiterung
Mittlerweile gibt es viele Geräte, die einen
Algorithmus zur Stereobasis-Bearbeitung in
ihrer Preset-Liste aufweisen. Der Nachteil
bei diesen Geräten ist ganz einfach beschrie-
ben: Sie kosten alle Geld, sind oftmals nicht
gerade monokompatibel oder ändern und
verfälschen die Panoramazuordnung des
Mixdowns. Deswegen möchte ich hierzu
gerne einmal eine mögliche Variante anspre-
chen, wie man eine Stereobasisverbreiterung
auch selbst umsetzen kann, aber ohne viel
Geld ausgeben zu müssen.
Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach.
Man nutzt einfach ein Stereosignal als
Ausgangsmaterial, extrahiert daraus das
Seitensignal, und mischt dieses wieder-
um zum Orginalsignal dazu.
Dadurch zieht
es die Seiten zusätzlich nochmals in die
Breite. Diese Umsetzung kann man im Mix
verwenden. Aber auch fehlerhafte Mixdowns
Der Band-Stopp-Effekt wirkt,
als würde die Musik einfrieren.
Manchmal hat man im Mix das
Problem, dass eine Snare (Natur oder
Sample) nicht den richtigen „OINK-
Sound“ bereitstellt. Das ist oftmals
auch nicht über das Verstimmen
eines Samples zu erreichen bzw. zu
verbessern. „Was tun?“ stellt man
sich nun die Frage. Gerade bei auf-
genommenen Holz-Snares kann man
schon mal die Obertöne vermissen.
Dieses Problem kann gelöst werden,
indem ihr in einem Channel einen
Sinustongenerator einbaut, dann ein
Gate darauf legt, wobei das Gate wie-
derum über den Side-Chain Eingang
von der Original-Snare gesteuert
wird. So öffnet das Gate bei jedem
Snare-Schlag und ihr könnt über den
Sinuston-Generator einen tonalen
Aspekt zur Snare dazu mischen. Reicht
dies noch nicht aus, lest im Kasten
auf seite 68 weiter, wie ihr die Snare
mit Modulationseffekten nochmals be-
reichern könnt.
Die allermeisten Sequencer bieten
Timestretching-Algorithmen.
in denen man am Ende feststellt dass die
Effekte etwas zu leise geworden sind, kann
man so wieder etwas aufpeppen.
Grundvoraussetzung ist, an seinem
Mischpult noch genügend Platz zu haben,
denn man braucht für die Verbreiterung
vier Channelinputs, ein flexibles Routing
und zwei Busse für eine Audiosubgruppe.
Und das ist ja in einer DAW eigentlich schon
mal kein Problem. In einem reinen Inline-
Pult benötigt man entsprechend sechs
I/O-Module. Hier wird nun der Ablauf be-
schrieben für die Situation mit einem nor-
malen Stereomix als Ausgangsmaterial. Wir
brauchen das Ausgangsmaterial doppelt und
holen uns dieses auf den nächsten zwei
Kanälen nochmals in das Mischpult. Dabei
ist es besser, die Signale bereits vor dem
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Eine sehr einfache Methode, um einen Songbeginn ein
wenig interessanter zu machen: Der Snare-Schlag am
Songbeginn wird, rückwärts abgespielt, noch einmal
davor kopiert – im Sequencer kein Problem.
Pult zu splitten. Bitte teilt die Signale nicht
erst über den Insert-Abgriff auf. Alle vier
Signale werden nun auf die gängige Weise
im Pult eingepegelt. Um die Signale ab jetzt
besser auseinander halten zu können wol-
len wir sie ab jetzt mit L, R, L*, und R* be-
zeichnen. Ist dieser Vorgang abgeschlossen,
müssen wir in den beiden Kanalzügen der
*-Signale den Phasendreherschalter aktivie-
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MIXDOWN
Mix-Gimmicks aus der Trickkiste
ren. Das Ziel muss nun sein, die Signale L, L*
und R, R* jeweils zueinander zur maximalen
Auslöschung zu bringen.
Zuerst schaltet man über das Routing
alle vier Signale auf die Stereosumme wo-
bei alle Panorama-
Regler in der Mitte
bleiben und die
Fader noch unten
sind.
Nachdem wir
gewissenhaft eingepegelt haben, können
wir jetzt den Fader L auf Unity Gain schie-
ben. Unity Gain ist der Punkt bei einem Fader
an dem dieser das Signal weder abschwächt
noch lauter macht
(auch 0-dB-Punkt ge-
nannt). Danach schie-
ben wir den Fader L*
langsam nach oben,
bis wir den maximalen
Auslöschungspunkt
gefunden
haben.
Hier bleibt dieser
Fader erstmal ste-
hen, danach nehmen
wir ihn wieder aus
der Stereosummen-
zuweisung
heraus.
Das Gleiche macht
man nun mit den Sig-
nalen R und R*, nach-
dem man das L-Signal
gemutet hat.
Nun kommt der
eigentlich spannen-
de Teil an dieser
Umsetzung.
Wir
benötigen zwei Sam-
melschienen (Audio-
subgruppen) damit
wir das Seitensignal
separieren können.
Nun muss man die
Quellsignale durch
ein „Kreuz-Routing“
diesen Bussen zuweisen. Das bedeutet L
wird zusammen mit R* auf Buss 1 gerout-
ed, R mit L* auf Buss 2. Bitte darauf achten,
dass momentan nur noch L und R auf die
Stereosumme zugewiesen sind! Jetzt muss
man nur noch Buss 1 auf den linken und
Buss 2 auf den rechten Stereo Buss zuwei-
sen, und das Routing ist abgeschlossen.
Als letzter Punkt werden in den Kanälen
1 (L) und 2 (R) die Panoramaregler hart
nach links und rechts gedreht, womit wir
den Stereomix somit hören können.
Nach
unserem „Kreuz-Routing“ haben wir nun
das extrahierte Seitensignal auf den Bussen
Die selbstgebastelte Stereobasisverbreiterung
erlaubt viele Eingriffe ins Signal.
1 und 2 liegen, und das auch noch auf bei-
den Seiten phasenrichtig zur Verfügung um
es jetzt langsam zum Stereomix addieren
zu können. Somit kann man hören, wie die
Seiten um so breiter wirken, je weiter man
die Fader der Subgruppen nach oben zieht.
Fertig ist unsere selbst gemachte Stereobas
isverbreiterung.
Die Vorteile dieser Umsetzung lie-
gen darin, dass man sich jede Menge
Eingriffsmöglichkeiten erhält.
Man könnte
etwa die Seitensignale mit einem EQ oder
anderen Tools bearbeiten, falls man ein
reines Inline-Pult zur Verfügung hat, denn
dann habe ich jetzt einen normalen Channel-
Input als Subgruppe definiert und somit alle
Bearbeitungsmöglichkeiten eines regulären
Kanals. Damit könnte man auch durch ei-
nen Low-Cut-Filter in den Seitensignalen die
Bässe etwas wegfiltern um zu vermeiden,
dass der untere Frequenzbereich zu matschig
klingt. Weiterhin ist diese Umsetzung zum ei-
nen auch noch absolut monokompatibel und
kostet ganz nebenbei kein zusätzliches Geld
für ein Effektgerät.
Ebenso kann man so nun auch zu
weiche Gitarren in den Mittenbereichen
etwas anheben und nochmals hinzu-
mischen.
Und im Bereich der hohen Fre-
quenzen lassen sich ebenfalls interessante
Effekte erzielen, die manchmal sogar einem
Exciter ähnlich sind. Man merkt also, dass die
Möglichkeiten mit dieser „Hausmannskost“
durchaus sehr ergiebig sein können – und
das noch zu einem sehr guten Preisleistungs-
verhältnis. Doch lasst Vorsicht walten! Man
sollte das Seitensignal nicht zu stark einset-
zen, weil sich auch hier ab einer bestimm-
ten Lautstärke die Ortung zum Negativen hin
verändern wird. Das liegt ganz einfach daran,
dass ja in den Seitensignalen L, R, L* und R*
jeweils überall enthalten sind.
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Ein schönen Effekt erzielt man mittels Reverse
Reverb bei Gesang: Zuerst kopiert man die
Vocalspur und wendet auf diese Kopie den
Reverse-Befehl an. Das entstandene Signal
schickt man im DAW-Mixer in ein Hallgerät,
dessen Output man aufzeichnet. Dann kehrt
man diese Aufnahme wiederum um und passt
sie im Timing an die Original-Vocals an.
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Die Umsetzung in einer DAW funkti-
oniert auf eine ähnliche Art und Weise,
allerdings muss man das Eingangssignal
nicht mehr splitten, sondern dupliziert
die Files einfach auf benachbarte Tracks.
Das Einpegeln fällt in dem Moment eigent-
lich auch weg. Die Trackbeschriftung kann
man übernehmen. Die Phasendrehung der
„*“ – Tracks (duplizierten Tracks) kann jetzt
über zwei verschiedene Arten umgesetzt
werden. Entweder man verwendet ein PlugIn
das die Phase drehen kann, oder man lässt
die kopierten Audiofiles über einen „Invert“
Befehl in die entgegengesetzte Phasenlage
umrechnen. Beides funktioniert hier sehr gut,
mit dem Vorteil, dass ich beim PlugIn einfach
keine weiteren Files produziere.
Nachdem man selten ein vollwertiges
Bussrouting eines Pultes in der DAW
findet, setzt man das ganz einfach über
Buss-Zuweisungen der Sends um.
verwendet nicht die Inserts. Die Sends sind
hier ganz einfach auf die Busse zu routen. In
Lasst eurer Kreativität einfach mal
freien Lauf – seid unkonventionell!
jeder Software ist es ja möglich, so genannte
Aux-Inputs oder Buss-Returns in den virtuellen
Mixer zu integrieren. Hier wählt man ganz ein-
fach Buss 1 für Links und Buss 2 für Rechts.
In den Quell-Channels 1 und 2 geht
man über einen Aux-Send auf die jewei-
ligen Busse.
Diese Aux-Wege einfach auf
Pre-Fader umstellen und dann passt das.
Die „*“-Tracks kann man ja direkt mit Hilfe
des oben ange-
sprochenen „Kreuz-
Routings“ über die
Ausgangszuweisung
auf die Busse rou-
ten. Also L* auf Buss 2 und R* auf Buss 1.
Nun liegt hier das Seitensignal, dass man jetzt
zum Original dazumischen kann. Nachdem
es möglich ist, in den meisten DAWs bei
Ein Klassiker unter den kreativen
Mischpult-Anwendungen: Die selbst-
gebastelte Stereobasisverbreiterung.
Seit 1957 entwickelt Universal Audio einzigartige Klangmaschinen, deren unverwechselbarer Sound auf zahlreichen
Klassikern der Musikgeschichte verewigt wurde. Soundlegenden, die modernen Produktionen eine Seele geben.
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MIXDOWN
Mix-Gimmicks aus der Trickkiste
würden die Auslöschungen nicht funktionie-
ren. Da sollte es aber mittlerweile bei fast kei-
nem Anbieter mehr Schwierigkeiten geben.
Ein nicht zu unterschätzender Punkt
ist, dass man ja als Quellsignal auch das
Mixsignal einsetzen kann, oder eine spe-
ziell dafür gebastelte Audiosubgruppe.
Dadurch wird es möglich, im Mix auch mal
nur die gewünschten Signale auf diesen
Audiosubgruppen-Buss zu routen, um ih-
nen dann eine Verbreiterung bereits im Mix
verpassen zu können.Ein kleiner Tipp zum
Schluss noch. Um die Routings besser in
Griff zu bekommen, ist es sinnvoll mit einzel-
nen Files zu arbeiten. Also verwendet keine
Interleaved Stereofiles und auch keine Stereo
Tracks sondern nur Einzel-/Mono-Tracks.
Reverse-Effekte in der DAW
Als weiters kleines Gimmick, kommt der
gerne eingesetzte Reverse-Effekt ins Spiel.
Natürlich könnte man jetzt sagen: „Ist doch
nicht so schwierig. Man nimmt sich einfach ein
File, lässt es in der DAW mit einem Reverse-
Befehl umrechnen, dass ist doch einfach.“
Schon klar. Das funktioniert aber auch nur
Um die Stereobasis in der DAW zu ver-
ändern, gibt es eine Riesenauswahl an
spezialisierten PlugIns.
den Aux-Inputs (hier die Audiosubgruppe)
über die Inserts mit Filtern etc. zu bearbei-
ten, hat man jetzt
eigentlich die glei-
che Basis wie bei
einem analogen
Inline-Pult.
Der
einzige potenzielle Schwachpunkt, den die
DAW-Lösung beinhalten könnte, wäre eine
fehlende Kompensation von Latenzen, die
bei der Signalbearbeitung entstehen. Dann
Richtet euch mal in der Mischung eine
Stereoverbreiterungs-Subgruppe ein.
ohne Probleme bei richtigen nackten Audio
Files. Möchte man zum Beispiel die Reverse-
Technik bei einer Hallfahne einsetzen, müss-
te man diese wiederum erst mit oder ohne
Originalsignal heraus bouncen, und dann mit
dem Reverse-Befehl umdrehen. Will man
nun beispielsweise einen Reverse-Hall auf
den Lead-Gesang anwenden, wird das wie-
derum eher zum Problem. Prinzipiell spre-
chen wir von einem Effekt, der sehr gerne bei
etwas mystischeren Gesangspassagen zum
Einsatz kommen kann. Der Effekt klingt dann
etwa so, als würde man in der einfadenden
Hallfahne bereits den Text hören, den der
Sänger danach auch wirklich singt.
Wenn man das jetzt umsetzen möchte,
sucht man sich erst einmal die richtige
Stelle im Text aus, und macht daraus ein
eigenständiges Audio-File.
Dieses File wird
nun mit dem Reverse-Befehl einfach umge-
dreht. Jetzt hört man den Gesang rückwärts
ab, und führt über einen ganz normalen
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Modulations-FX auf Snare und HiHat
Gehen wir davon aus, wir haben ein
Naturschlagzeug aufgenommen und mer-
ken gerade bei der HiHat, dass diese doch
sehr gleichmäßig gespielt wurde. Manche
Drummer haben eben gerade da ein Problem,
eine groovige Dynamik mit zu intergrieren.
Diese Problematik lässt sich oftmals durch Modu-
lationseffekte wie Chorus, Flanger oder Phaser lösen.
Man legt einfach einen dieser Modulationseffekte
leicht mit dazu und schon klingen diese Sounds nicht
mehr so steril. Durch die Modulation verschwindet die
ungewollte Gleichmäßigkeit im Sound.
Gerade auch bei einer Sample Snare, und gera-
de wenn vielleicht nur ein einziges Sample zur
Verfügung steht, bewirkt die Modulation dann ei-
ne Art Tonhöhenveränderung, die eben bei einem
menschlichen Drummer auch durch das Abwech-
seln von linker und rechter Hand kommen könnte.
Bei der HiHat kann man dadurch eine leichte
Dynamik ins Spiel bringen. Allerdings aufpassen,
bitte keine Stereo Effekte einsetzten, hier besteht
die Gefahr, dass das Endergebnis zu schwammig
wird und nur noch schlecht positioniert werden
kann. Dann würde sich wiederum die Ortung die-
ser Signale im Mix verschlechtern.
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Post-Fader-Aux-Abgriff das Signal einem Hall-
PlugIn zu, also als Zumisch-Effekt. Und das ist
auch genau der wichtige Punkt: Man bastelt
sich einen Aux-Stereo-Input, baut sich hier
über einen Insert ein Hall-PlugIn hinein, um
dieses dann später hinzu zu mischen. Also
bitte den Hall auf keinen Fall einfach über ei-
nen Insert im Original Track einbinden.
Den Aux-Abgriff sollte man dann noch
auf „Pre“ schalten, um unabhängig vom
Originalsignal sein zu können.
Nun kann
man den Hall (und nur den Hall) auf eine
weitere Spur (Mono oder Stereo – je nach
Bedarf) aufnehmen. Man hat also jetzt im
Hall das rückwärts laufende Vocal Signal ent-
halten. Diese Aufnahme wird nun wiederum
mit dem Reverse-Befehl umgedreht, und so-
mit hat man den Vocal Track in der Hallfahne
enthalten, der jedes Mal erst wie ein leichter
Fade-In klingt. Jetzt muss diese Spur nur noch
so unter die Lead-Vocal-Spur gelegt werden,
So einfach gestaltet
sich die Anwendung
des Band-Stopp-
Effekts in der DAW:
Man wählt den zu be-
arbeitenden Bereich
des Audiomaterials
aus, ruft das PlugIn
auf und klickt auf
„Process“.
Audio rückwärts abspielen, mit Hall
versehen und diesen aufnehmen.
dass das Timing zur Originalspur passt. Also
die Endungen sollten jetzt auf dem gleichen
Punkt gezogen werden, wo der Anfang des
gesungenen Textes ist. Schon klingt der
Gesang schön strange und abgefahren. Wie
fast immer gibt es auch hier schon wieder
eine Sache zu beachten: Sollte der Text mit
harten Lauten wie K, T, P, B etcetera anfan-
gen oder auch mit Zischlauten wie S, Z, oder
SCH, dann muss man besonders aufpassen,
ob das noch mit dem Original-File überein-
stimmt. Denn gerade hier gibt es Probleme.
Eine einfache Lösung ist hier, einen Fade zu
ziehen. Das heißt dass man das Ende mit
dem harten Laut ausfadet, und stattdessen
den harten Laut von den eigentlichen Vocals
übernimmt. Dies vermeidet doppelte Attack-
Phasen zwischen Effekt- und Originalsignal,
die im Mix stören würden.
Ihr seht – es ist eine Menge möglich,
um die eigene Mixarbeit nochmals zu
veredeln.
Also probiert, diese Gimmicks
doch einfach mal aus. Sie passen sicher
nicht in jeden Mix, aber man kann dadurch
bei bestimmten Songs einfach das Alltägliche
und Gewohnte etwas aufpeppen. Lasst eurer
Kreativität freien Lauf!
www.recmag.de
Der Autor
Chris
Lausmann
Gitarrist (Bonfire,
Frontline), freier
Produzent und
Engineer. An der
SAE München unter-
richtet er verschie-
dene Fächer, u.a.
Mikrofontechnik.
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