INSTRUMENTS
Kontrabass aufnehmen
mit Tiefgang
BASSGEIGEN CLEVER MIKROFONIEREN
Persönlichkeiten
HERAUSFORDERUNG KONTRABASS
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Foto: Wilschewski
recording magazin 2/10
© PPVMEDIEN 2010
Die Aufnahme des Kontrabasses kann in Fummelkram ausarten.
Wird das Instrument gestrichen, sind die Mikros im Weg, aber auch
wenn es gezupft wird, gibt es eine Fülle von Problemen, die auf-
treten können. Die Klang- und Richteigenschaften der Bässe unter-
scheiden sich gewaltig, was goldene Regeln noch schwieriger macht.
Hier bekommt ihr die notwendigen Aufnahmetipps.
Viele Erfahrungsberichte fachsimpeln von Mik-
rofonmodellen, nach dem Motto: „Welches
Mikro kann man für den Bass am Besten neh-
men? Wie machen es die anderen?“ Doch
diese Fragestellung hilft nicht weiter, wenn es
am Ende doch auf ein Herumprobieren hin-
www.recmag.de
ausläuft und der betreffende Bass letztlich
ganz anders klingt als die Instrumente, auf die
sich die guten Tipps beziehen. Hilfreicher ist
eine Auseinandersetzung mit der Theorie, die
es erlaubt, beim Mikrofonieren in die richtige
Richtung zu denken.
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INSTRUMENTS
Kontrabass aufnehmen
© PPVMEDIEN 2010
Alle Kontrabässe klingen anders. Klas-
sische Bässe folgen zumeist einem sehr
grundtönigen Klangideal.
Ein guter grund­
töniger Bass eines Orchesterbassisten kann
schon einmal 30.000 Euro wert und weit über
100 Jahre alt sein. Jazz­Bassisten arbeiten
jedoch vielfach mit „billigeren“ Instrumenten,
die mehr als „Tenor“­Instrumente arrangiert
werden und schön näselnd­mittig klingen sol­
len, um ein charak­
terstark­penetrantes
Melodie­Instru­
ment abzugeben.
Ähnliches gilt für
den extremeren Fall des Rockabilly­Basses,
auf dem herumgeturnt und herumgeslappt
wird, der nicht so edel klingt und einer nahen
Tonabnahme und elektrischer Verstärkung mit
Tiefenanhebung bedarf.
Bei der Wahl des Mikrofons sind diese
Kriterien relevant:
• Wie stark ist die Richtwirkung, und wel­
che Frequenzcharakteristik hat sie?
• Wie verfärbt wird Umgebungsschall ein­
gefangen?
• Wie ausgeprägt ist der Nahbesprechungs­
effekt?
• Welchen Frequenzgang (Übertragungs­
maß) weist das Mikrofon auf?
• Wie empfindlich reagiert es auf Impulse?
• Wie gut ist die Körperschalldämpfung?
len verbunden. Die stärkere Richtwirkung des
Mikrofons geht mit einer stärkeren Verfärbung
des Umgebungsschalls einher. Ein näheres
Positionieren an der Schallquelle bedingt den
Nahbesprechungseffekt, also eine (möglicher­
weise unerwünschte) Bassanhebung, sowie
einen weniger ausgeglichenen Klang, wenn
nur eine Zone des Basses übertragen wird
anstelle des sich in der Distanz entwickeln­
Grundtöne bis unter 30 Hertz werden
nur von wenigen Mikros erfasst.
Mikrofonierung mit zwei Kleinmembranern:
Einmal auf die Saiten gezielt und einmal auf
denn Übergang zwischen Korpus und Hals.
Wolfram Nerlich
ist Kontrabassist im
Philharmonischen Orchester Kiel,
spielt in diversen Jazzbands, einem
Tangotrio und auf den Musical-Theater-
bühnen Norddeut schlands. Seine ver-
schiedenen Bässe kommen dabei sehr
vielseitig zum Einsatz: Druckvoll verstärkt auf Open-
air-Bühnen, Micro-gestützt bei einer Tango Milonga
oder unplugged im Sinfonie-Orchester. Er spielt vor
allem live aber auch im Studio, immer mit dem
Bestreben nach dem authentischen Bass-Sound.
Paul Tietze
ist als Bassist, Arrangeur
und Produzent tätig. Als Bassist spielt
er in den verschiedensten Stilistiken
live und im Studio E-Bass und Kontra-
bass. Er arbeitet als musikalischer Lei-
ter und Bassist für Lou Bega und war
an der gerade erst vor kurzem erschienenen CD
Produktion ‚Bossarenova‘ der SWR Big Band als
Produzent mit beteiligt. In München betreibt er im
Verbund mit den Weltraum Studios sein Projektstudio
„Paul‘s Room“.
RecMag: Was zeichnet Bässe aus, mit denen Ihr
Jazz und im klassischen Orchester spielst?
Wolfram Nerlich:
Meine beiden Jazzbässe sind eher
kleiner, damit sie im tiefen Mittenbereich mehr Druck
haben und sie sich in der Band gut durchsetzen.
Mein Orchesterbass ist ein richtig großer 5-Saiter mit
einer unglaublichen Tieftonwolke.
Paul Tietze:
Ich spiele für alle Stilistiken nur ein Instru-
ment, einen etwa 80 Jahre alten deutschen Bass, der
mit einem Fishman BP-100 Tonabnehmer ausgestattet
ist. Der Bass hat eine sehr gute Ansprache, kräftige
Mitten und ist im Bassbereich etwas leiser. Er ist für
Aus tonmeisterlicher Sicht die einfachs-
te Situation ist die Aufnahme eines Kon-
trabass-Solo-Albums mit einem perfekt
klingenden Bass in einem Raum mit schö-
ner Akustik.
Hier gilt es, neutral abzubilden,
was da ist, und dafür gibt es die einschlägigen
Stereo­Mikrofonverfahren mit Kleinmembran­
Kondensatormikrofonen. Der Abstand zur
Schallquelle und die Richtwirkung der Mikro­
fone bestimmen den Raumhallanteil. Eine
Orientierung an den f­Löchern verstärkt den
Tiefenanteil.
Allein: Meist klingen in der Umgebung
des Basses noch andere Instrumente.
Ver­
schiedene Perspek tiven bieten sich an, mit
diesen umzugehen. Der Wunsch nach Kanal­
trennung spricht für ein Mikro mit stärkerer
Richtwirkung, ein näheres Positionieren am
Instrument, für einen trockeneren Raum und
womöglich für abschirmende Stellwände um
den Bass. All dies ist aber auch mit Nachtei­
Mit seinen fünf umschaltbaren Richt-
charakteristiken, zu denen auch die „breite
Niere“ zählt, ist das AKG C 414 C-XLS einer
der interessantesten Großmembraner für den
Kontrabass. Eine für die Größe der Membran
hohe Neutralität und exzellente Rausch- und
Verzerrungswerte sprechen sehr für das
Produkt aus Österreich.
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den Gesamtklangs. Außerdem, wenn der Bass
bewegt wird, gibt es Probleme mit wechseln­
den Abständen, oder das Mikrofon ist dem
Bassisten im Weg.
Der Equalizer ist beim
Kontrabass kein Tabu.
Interessant sind daher Druckempfänger,
also omnidirektionale Mikrofone
(Charak­
teristik „Kugel“). Omnidirektionale Mikrofone
kennen keinen Nahbesprechungseffekt, bie­
ten eine konkurrenzlos gute und lineare Wie­
dergabe tiefster Frequenzen, und sie verfärben
den Umgebungsschall fast überhaupt nicht.
Allerdings übertragen sie maximal viel
Umgebungsschall und Raumhall. Eine
omnidirektionaler Kleinmembraner
kann gut unterhalb des Stegs ange­
bracht werden. Optimal ist aber auch
eine zu nahe Position nicht, da die
längeren Wellenlängen der Bassfrequenzen
einen größeren Abstand wünschenswert er­
scheinen lassen. Elegant ist die distanzierte
Kugel in einem eher trockenen Raum und bei
In der Bonusbox auf www.recmag.de
findet ihr ein kurzes Video, in dem der
Bassist aus untenstehendem Interview,
Paul Tietze, euch ein wenig über seine
Praxis bei der Aufnahme erzählt.
INTERVIEW mit den Bassisten Wolfram Nerlich und Paul Tietze
das Pizzicato-Spiel optimiert, hat aber auch gestri-
chen eine gute Projektion.
RecMag: Gibt es für Bässe, die vermehrt ge-
zupft werden, andere Qualitätskriterien als für
den gestrichenen Kontrabass?
Paul Tietze:
Ja, absolut. Orchesterbässe sind an-
ders besaitet, anders eingestellt und haben kaum
Sustain. Das Sustain wird ja mit dem Bogen erzeugt
und wirkt hier eher störend. Auch werden Orches-
terbässe meist unverstärkt gespielt, aus diesem
Grunde müssen sie andere akkustische Eigenschaften
besitzen als Jazz-Kontrabässe. Ich habe schon sehr
teure Orchesterbässe in der Hand gehabt, die für
Jazz völlig ungeeignet waren.
Wolfram Nerlich:
Beim gestrichenen Bass ist das
Oberton-Spektrum sehr entscheidend. Ich mag
Bässe die weniger Mitten haben. Sie klingen weicher.
Dieses ist leider nur bei alten sehr teuren Instru-
menten zu haben. Gezupfte Bässe haben andere
Aufgaben. Sie brauchen für mich einen guten Bauch
im Ton, Ausgewogenheit und Grundton für die
Tragfähigkeit. Ich habe schon günstige Sperrholz-
bässe gespielt, die das geboten haben.
Paul Tietze:
Ja, gezupfte Bässe brauchen eine
schnelle Ansprache und einen klar definierten
Grundton, die beim Orchesterbass notwendige
Kraft in den Bässen ist hier nicht so wichtig, da sich
das Instrument häufig gegen Drums und andere lau-
te Instrumente durchsetzen muss und die Subbass-
Region besser mit einem Verstärker kontrolliert und
angepasst wird.
RecMag: Mit was für Tonabnehmersystemen
habt Ihr gute Erfahrungen gemacht?
Wolfram Nerlich:
Der Pickup ist sehr entschei-
dend für den verstärkten Sound. Es gibt Modelle die
sehr nach Fretless-E-Bass klingen. Andere verstär-
ken speziell die Schlaggeräusche (Rockabilly). Ich
bin immer auf der Suche nach dem natürlichsten
Sound. Zur Zeit bin ich mit dem Nanoflex von
Shadow ganz zufrieden. Er sitzt zwischen Steg und
Decke und nimmt auch die Schwingungen der
Decke mit auf. So klingt auch der gestrichene Ton
recht gut. In Kombination mit einem Mikrofon er-
ziehlt man damit sehr gute Ergebnisse, die aber nur
draußen auf der PA zu hören sind. Auf der Bühne
habe ich nur den Pickup Sound.
Paul Tietze:
Die Suche nach dem richtigen Tonab-
nehmersystem gestaltet sich recht schwierig. Es gibt
meiner Erfahrung nach kein System, das auf allen
Bässen gut klingt. Ich benutze den Fishman BP-100
Pickup, das Pickup habe ich mit Sekundenkleber auf
den Steg geklebt, das hat sehr viel gebracht. Sehr
wichtig ist aber auch der Preamp. Die meisten
Tonabnehmer für Kontrabass basieren ja auf dem
Piezo-Prinzip, daraus resultiert meistens ein sehr
hochohmiges Signal. Normale Preamps haben eine
Eingangsimpedanz von weit unter 1MOhm. Die
Eingangsimpedanz sollte aber weit darüber liegen.
Sehr gut Ergebnisse habe ich mit dem Fishman Pro-
EQ Platinum Bass Preamp erzielt.
RecMag: Wie begegnet Ihr Wolfstönen?
Wolfram Nerlich:
Bei meinen Bässen habe ich
zwischen Steg und Saitenhalter auf der E-Saite spe-
zielle kleine Gewichte angebracht. Durch Hin- und
Herschieben und Ausprobieren habe ich die Wolfs-
töne gut neutralisiert.
Paul Tietze:
Auch ich habe hier mit Gewichten expe-
rimentiert. Man kann damit die Wolfstöne etwas lin-
dern.
RecMag: Was kann man gegen Klappergeräusche
bei Mikrofonen und Tonabnehmern tun?
Wolfram Nerlich:
Gerade im Bereich der Wolfs-
töne hat der Bass die größte Resonanz, so das alles
mitschwingt, was am Saitenhalter oder Steg ange-
bracht ist. Wenn man ein Mikro direkt am Bass befes-
tigen möchte, haben sich dafür Halter bewährt, die
an der Zarge befestigt sind. Mein Vorverstärker mit
samt Buchse ist fest am Saitenhalter verschraubt.
Paul Tietze:
Ich habe mein Pickup auf den Steg
geklebt. Ein kleines Stück Gaffa-Tape hilft oft
Wunder.
RecMag: Wo strahlt der Bass welche Frequenz-
bereiche ab? Was spricht Erfolg, wohin man
das Mikrofon richten sollte?
Wolfram Nerlich:
Ich habe die Erfahrung gemacht,
das der Bass unterhalb des Steges fetter und bassiger
klingt, aber auch schnell wummert. Je höher ich das
Mikro stelle, desto schlanker wird der Ton und die
Spielgeräusche nehmen zu. Meine Lieblingsposition
ist in 100 cm Höhe leicht nach unten geneigt.
Paul Tietze:
Das kann ich bestätigen. Aber man
muss einfach experimentieren.
RecMag: Erzielt man gute Resultate damit, das
Mikrofon auf die f-Löcher zu richten?
Paul Tietze:
Nein, der Sound neigt hier zum
Wummern und zu starken Resonanzen im Bass-
bereich.
Wolfram Nerlich:
Der Klang, der aus den f-
Löchern kommt, ist ja nur die eine Hälfte des
Klanges. Die andere kommt von der Decke und den
Saiten. Man kann es im Notfall machen, wenn man
mehr Pegel braucht. Es klingt aber immer ein biss-
chen „topfig“
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Kontrabass aufnehmen
des Mikrofons zu realisieren, heute so noch
zeitgemäß ist. Fast alle Mikrofone besitzen
integrierte elektronische Filter­Glieder.
Eine Mikrofonierung mit Kleinmem-
branern wirft eine stereophone Mikrofo-
nierung mit zwei Kleinmembranern auf
den Plan.
Hier besteht die Möglichkeit, das
akustische Resonanz­Fundament des Instru­
ments mit dem Attack der Griff­ und Zupfge­
räusche und eben mehr „Treble“ aufzubrezeln.
Das A und O bei Aufnahmen eines Instru­
ments mit mehreren Mikrofonen ist das sorg­
fältige Phasing. Hier kann man nicht genau
genug sein, wenn nicht Kammfiltereffekte die
Gesamtqualität ruinieren sollen.
Kein Mikrofon wird – auch für Bassauf-
nahmen – so oft genannt wie das Neumann
U 87 Ai. Gleichermaßen „warm“ und „neut-
ral“ zu klingen, mit bestem Bassantrieb, das
ist die Stärke des Tonstudio-Klassikers. Im
oberen Bild sieht man eine typische Platzie-
rung für gezupften Kontrabass. Rechts steht
es in einiger Entfernung vom gestrichenen
Instrument, um einen gewissen Raumanteil
mit einzufangen und dem Bogen mehr Platz
zu lassen.
Der Abstand der beiden Mikrofone muss
mindestens drei mal so groß sein,
wie der
Abstand zur Schallquelle. Bei 30 cm Abstand
von Mikrofon zum Instrument müssen die
Mikros also schon 90 cm voneinander ent­
fernt sein. Erst dann ist der Schall, der das
eine Mikro erreicht, am anderen so schwach,
dass kaum noch destruktive Interferenzen
auftreten. Da am Kontrabass aber eine große
Korpus­Fläche schwingt, muss auch dann noch
sorgfältiges Phasing erfolgen. Wenn die
Mikros dichter zusammen kom­
men, sollten sie voneinander weg
gerichtet werden. Dabei ist es ein
Kunststück, die Mikros so auszu­
richten, dass sie immer noch die
erwünschten spektralen Anteile des Kontra­
basses erfassen – die ja vom Korpus kom­
men. In der Praxis wird man die Drei­zu­Eins­
Regel
also
beugen,
die
Mikrofone
herumrücken und nach Gehör urteilen. Die
Regel weist aber den Weg, wie man Proble­
men mit Kammfiltereffekten aus dem Weg
geht. Sie gilt auch für den Abstand zu reflek­
tierenden Wänden. Diese sollten gerade vom
langwellig abstrahlenden Bass möglichst weit
entfernt sein.
Wenn die Zimbeln des Jazz-Schlagzeugs
dem Bass-Kanal fernbleiben
und der Bass
am Ende mumpfig gründeln soll, ist auch ein
diffuser klingendes, dynamisches Mikrofon
einen Versuch wert. Dies ist auch in der
Beschallung beliebt, da weniger rückkopp­
lungsanfällig. Jedoch ist es je nach Musikstil
fragwürdig, zu extravagante Klangeigen­
schaften eines Mikrofons für den Instrumen­
talklang zu benutzen.
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Verwendung von abschirmenden Stellwänden.
Die anderen Instrumente werden prominent
mit auf dem Kontrabass­Kanal vertreten sein,
aber viel muss das nicht stören, da sie dort
authentisch mitklingen. Das Zumischen des
Großmembraner klingen deshalb warm, weil sie
in den Tiefen mehr Raum aufnehmen.
Kontrabasses wird die anderen Instrumente
etwas räumlicher klingen lassen.
Ein Klassiker auch für den Kontrabass
sind Großmembran-Kondensatormikro-
fone.
Ihnen wird ein besonders warmer Klang
zugeschrieben. Die Wärme ist dem Umstand
geschuldet, dass wegen der Abnahme der
Richtwirkung zu tieferen Frequenzen hin der
Raum­Anteil in den Tiefen zunimmt. Wenn
also der Großmembraner „runder“ klingt als
der Kleinmembraner, darf man sich fragen,
was denn wäre, wenn man beim Kleinmem­
braner z.B. mit einem flachen Shelving­Filter
unterhalb von 300 Hz die Tiefen leicht anhebt.
Diese trockeneren Tiefen ergeben oft die Trans­
parenz, die man sich wünscht.
Zu Zeiten phasenlinearer voll paramet-
rischer EQ-Plug-Ins darf die Frage erlaubt
sein,
ob der Tonmeister­Anspruch, alle Klang­
farben allein mit der Wahl und Positionierung
Ob als Mikrofonkapsel MK 2 am Colette-Sys-
tem oder als subkompaktes Komplettmikrofon
CCM22 – mit der „offenen Niere“ bietet
Schoeps etwas sehr Transparentes an. Sie rich-
tet ein bisschen mehr als eine breite Niere,
bleibt aber neutraler in der Umgebungsschall-
Verfärbung als eine reguläre Schoeps-Niere
– die auf diesem Sektor schon zum Besten
vom Besten gehört.
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Die Nichtlinearitäten von Mikrofonen
sind so komplex,
dass zufriedene Stimmen
über den Gebrauch eines Mikrofons bei der
Aufnahme eines bestimmten Basses nur sehr
wenig darüber aussagen, ob dessen krisse­
liger Frequenzgang auch mit dem nächsten
Bass bestens harmonieren wird. Bei in sich
stimmigen edlen Kontra­
bässen wird der Gebrauch
edler Kleinmembranmik­
rofone zu den besten
Resultaten führen. Nach
sorgfältiger Platzierung durch das Gehör ist
eine Optimierung mit dem EQ vertretbar und
führt zu weniger Verfärbung als die Wahl eines
ungünstigen Mikrofons. Die abzusenkende
Frequenz ist durch Durchstimmen im EQ
schnell ermittelt: Wo es am penetrantesten
tönt, muss eine Absenkung erfolgen.
zen haben lange Periodendauern, die die gän­
gigen Integrationszeiten („Attack Time“) des
Kompressors weit überschreiten. Ein schnel­
les Zuschlagen des Kompressors mit zu kur­
zer Attack Time verzerrt die Wellenform und
bringt ein Knackgeräusch ins Spiel – das beim
E­Bass ein beliebter Effekt ist, nicht aber beim
Die Kompression eines Basses
erfolgt nach eigenen Regeln.
Kontrabass. Bei der Kompression des Basses
sind daher längere Attack Times und im Aus­
gleich längere Release Times und ein nied­
rigerer Threshold angebracht.
Der Autor
Jan-Friedrich
Conrad
…findet, dass Beschallung die
härteste und beste Schule für alle
Tonleute ist. Außer einem Studio
betreibt er noch den Service
„JFC­Beschallungstechnik“.
Auch die Kompression eines Basses
erfolgt nach anderen Regeln als die Kom-
pression etwa von Gesang.
Tiefe Frequen­
Nicht den besten Klang für Aufnahmen,
aber die beste Kanaltrennung und
Mitkopplungsvermeidung bieten Kontakt-
Tonabnehmer wie der Shadow Nanoflex
SH 965 NFX. Sein Signal kann live auch
laut auf den Monitor geroutet werden.
Und in der Aufnahme lässt sich ein mit
dem EQ entzerrter Pickup sehr gut mit
Mikrofonsignalen mischen.