Synth Zone FXpansionBFD2
praxis
© PPVMEDIEN 2009
Synth-Zone: FXpanSion BFD 2
BFD 2 bietet sehr komplexe Routing- und Mischmöglichkeiten, die wir uns in diesem Beitrag näher anschauen. Die „Kit-piece-Presets“ sind eines der mächtigen Werkzeuge,
um die Klangformungsmöglichkeiten in den Griff zu bekommen
Synth-Zone:
FXpansion BFD 2
Strategien zur Klangformung
M
114
it der Version 2 ist BFD
kräftig erweitert worden.
Neben dem neuen, sehr
gut klingenden Con-
tent liegt ein Schwerpunkt in der
Klangbearbeitung. Im Unterschied
zur sehr puristischen Vorgänger-
version gibt es jetzt zahlreiche
hilfreiche Effekte und Routing-
Möglichkeiten, mit denen man den
Sound ordentlich verbiegen kann.
Wir wollen uns die grundsätzliche
Struktur einmal genauer ansehen.
Nachdem Sie ein Kit oder ein
BFD-2-Preset geladen haben,
KEYS 06/2008
sollten Sie auf jeden Fall zunächst
den Master-Bereich unten rechts
in der Kit-Page-Ansicht und den
Regler „Gain“ (global) oben rechts
im PlugIn-Fenster beobachten.
Wenn man die Master-Fader
für die Direct-Outs und die drei
Raumsignale (Overheads, Room
und Ambience 3) in Ihrem Pegel
ändert, führt das schnell zu uner-
wünschten Klangveränderungen.
Den Master-Gain-Regler oben
rechts sollte man zunächst höchs-
tens auf 0 dB einstellen, um Über-
steuerungen zu vermeiden. Falls
Sie später das Gefühl haben, dass
der BFD-Output-Pegel zu gering
ist, haben Sie allein über diesen
Regler noch erhebliche Reserven.
Die Klangformungsmöglich-
keiten am Beispiel Snare
Für die Snare stehen allein drei
verschiedene Direkt-Mikrofonie-
rungen (Bottom, Top 1 und Top 2)
zur Verfügung. Das bietet erheb-
liche
Gestaltungsmöglichkeiten
für den Snare-Sound. Das Bot-
tom-Signal ist nah am Teppich der
Trommel abgenommen und hat
einen sehr hellen Klang, die Mikro-
fonsignale von oben (Top 1 und 2)
sind dunkler und kräftiger. Top 1
und 2 klingen zwar verschieden,
aber die Unterschiede sind längst
nicht so drastisch wie zwischen
Bottom und Top. Es bietet sich fol-
gende Strategie an: Gestalten Sie
den grundsätzlichen Snare-Sound
aus dem Bottom- und einem der
Top-Kanäle und verwenden Sie
den zweiten Top-Kanal für spezi-
elle Klangeigenschaften/Verfrem-
dungen. Fassen Sie die verwen-
deten Snare-Kanäle anschließend
Fotos:
© PPVMEDIEN 2009
praxis
von
M
ark
Z
iebarth
| nQ
zu einer Gruppe zusammen. Viele
Signalbearbeitungen wie EQing,
Kompression, Reverb kann man
prima auf die gesamte Gruppe
anwenden.
Um
schnell
verschiedene
Klangeinstellungen für die
Snare (oder eine andere Drum-
Komponente) auszuprobieren,
eignen sich die „Kit-piece-
Presets“.
Zum Werksbestand
gehören sechs verschiedene,
die schon sehr gut verschiedene
Kategorien an Snare-Sounds an-
deuten. Die Kit-piece-Presets
gelten immer für den jeweiligen
Kit-piece-Typ, sprich: die Snare-
Presets werden auf alle Sounds
angewendet, die sich im Snare-
Slot befinden. Deshalb sollte man
bei der Programmierung darauf
achten, möglichst universelle
Presets zu erstellen, die für alle
BFD-Snares verwendet werden
können. Verfeinerungen kann man
ja später in der konkreten Anwen-
dung immer noch vornehmen.
Zu beachten ist jedoch, dass mit
den Kit-piece Presets keine Rou-
tings oder Mischpultparameter
gespeichert werden können. Wel-
che Klangformungsparameter mit
dem Mischpult und welche über
die Kit-piece-Presets gespeichert
werden, ergibt sich aus dem Si-
gnalfluss, den wir am Beispiel zei-
gen wollen:
Die drei Kanäle aus der Direktmik-
rofonierung sind als unabhängige
Mischpulkanäle gestaltet: Man
kann also die Inserts und Sends
für jeden Kanal individuell konfigu-
rieren. Pro Mischpultkanal stehen
vier Insert-Slots und vier Send-
Wege zur Verfügung. Außerdem
kann jeder Kanal individuell auf
einen Ausgang geroutet werden.
Dafür stehen der Master-Ausgang,
acht weitere Stereo-Ausgänge,
16 Mono-Ausgänge und alle Aux-
Kanäle zur Verfügung, die bereits
erzeugt wurden. Das ist bereits
eine ganze Menge, aber es wird
noch ein wenig komplexer: Denn
unabhängig von den Routing-
Möglichkeiten im Mixer-Fenster
kann für das gesamte Kit-piece, in
unserem Beispiel also die Drum-
Komponente „Snare“, eingestellt
werden, wie viel Signalanteil an
die Raummikrofone (Overheads,
Room und Ambience 3) gesen-
det werden soll. Das wird kon-
sequenterweise in der Ansicht
„Kit-Page“ und nicht im Mixer
eingestellt. Da BFD auf größtmög-
liche Authentizität ausgerichtet
ist, kann Snare-Sound auch aus
weiteren Mischpulkanälen ertö-
nen: Das Zauberwort heiß „Bleed“
und meint das Übersprechen auf
die benachbarten Mikrofone. Bei
realen
Schlagzeugaufnahmen
ist das Übersprechen nicht zu
vermeiden, bei BFD schon. Um
Komplikationen beim Erstellen
des bestmöglichen Drum-Sounds
zu vermeiden, ist es am besten,
„Bleed“ zunächst aus zu lassen
und nur dann einzuschalten, wenn
man es aus Gründen der Authen-
tizität wirklich benötigt.
Ein weiterer wichtiger Klangfor-
mungsparameter eines Kit-piece
ist das so genannte „Damping“.
Damit kann das Ausklingverhalten
einer Drum-Komponente beein-
flusst werden. Hohe Damping-
Amount-Werte sorgen für einen
sehr kurzen Klang. Außerdem kann
Für die Parallelkompression schicken wir einen Send der Snare-Gruppe auf den
Kompressions-Bus
die Damping-Frequenz eingestellt
werden: Unterhalb der eingestell-
ten Frequenz ist die Bedämpfung
am stärksten, oberhalb nimmt sie
langsam ab. Die Tonhöhe („Tu-
ning“) und die Dynamics stehen
ebenfalls als Kit-piece-Parameter
zur Verfügung.
Damit wird die Struktur von BFD 2
klar: Kit-piece-Presets speichern
mehr oder weniger alle Einstellun-
gen, die Sie auf der Kit-Page vor-
nehmen können: Das sind primär
die Sends zu den Ambience-Ka-
nälen sowie die Einstellungen für
Damping, Tuning und Dynamics.
Alle weiteren klangformenden Ein-
griffe finden im Mischpult statt.
Wenn Sie die drei Snare-Direkt-
kanäle, wie oben vorgeschlagen,
zu einer Gruppe zusammenfassen
und erst im Gruppenkanal wei-
tere Bearbeitungen vornehmen,
minimieren Sie die Komplexität
schon erheblich. Dazu erzeugen
Sie im Mixer-Fenster mit dem
Symbol „Aux +“ am linken Rand
des PlugIn-Fensters einen neu-
en Aux-Weg. Der wird zunächst
ganz rechts im Mischpult ange-
ordnet. Wenn Sie in den oberen
Bereich des Aux-Kanals klicken,
können sie ihn verschieben. Am
übersichtlichsten ist es, ihn direkt
neben den drei Snare-Mikrofonk-
anälen zu platzieren. Nach einem
Doppelklick auf den Kanalnamen
(am oberen Ende des Mixer-Ka-
nals) können Sie ihn umbenennen,
zum Beispiel auf „Snare Grp“ (für
Snare-Group).
Außerdem bietet es sich an, für
einen modernen Drum-Sound
einen weiteren Signalweg für
die Parallelkompression ein-
zurichten.
Dazu werden die ein-
zelnen Drum-Komponenten – pri-
mär: Kick, Snare und Toms – per
Send auf einen weiteren Aux-Weg
geroutet, in dem ein Kompressor
das Signal sehr stark in der Dyna-
mik einschränkt. Dieser Aux-Weg
wird schließlich dem Gesamt-Mix
in moderater Lautstärke beige-
mischt.
Um einen solchen Weg zu basteln,
erzeugen wir wieder einen neuen
Aux-Weg, indem wir auf „Aux +“
am linken Rand des Mixer-Fens-
ters klicken. Diesen Kanal benen-
nen wir anschließend, zum Beispiel
„Parallel“. Per Klick auf einen der
Insert-Slots des Aux-Kanals öff-
nen wir den „Comp-Bus“. Er bietet
bereits ein Preset namens „Drum
parallel“, das für unsere Zwecke
gut egeeignet ist. Anschließend
Die Parametrisierung für ein einzelnes
Kit-piece sind schon umfangreich, wer-
den aber durch den flexiblen Mixer noch
einmal enorm erweitert
erzeugt
man
entsprechende
Sends auf allen Mischpultkanälen,
die von der Parallelkompression
profitieren sollen. Für die Snare in
unserem Beispiel reicht es, wenn
wir den Snare-Gruppenkanal in
den Kompressions-Bus schicken.
Klicken Sie im Mixer-Fenster auf
den Send-Slot, den Sie benutzen
möchten. Es erscheint eine Mar-
kierung, die den Weg zum Utili-
ty-Bereich am rechten Rand des
PlugIn-Fensters weist. Dort kön-
nen Sie das Ziel des Send-Wegs
auswählen. In unserem Beispiel ist
es der Kanal „Parallel“. Den Send-
Level stellt man mit dem „Türm-
chen“ rechts im Utility-Fenster ein.
Für Parallel-Kompression emp-
fiehlt es sich, alle beteiligten Ka-
näle mit 0 dB an den Kompressor
zu schicken. Würde man die Ka-
näle mit unterschiedlichen Send-
Einstellungen an den Parallel-Bus
schicken, wäre die Mischung auf
dem Kompressions-Bus anders.
Und das will man in den meisten
Fällen nicht.
Übrigens: Die vier Send-Slots
im BFD-Mixer sind unabhängig
von den drei Send-Wegen, die
pro Kit-piece zur Verfügung
stehen.
Man kann also aus dem
Vollen schöpfen. Wenn man noch
berücksichtigt, dass die Kit-pi-
ece-Sends nicht zwangsläufig auf
die drei Ambience-Busse geführt
werden müssen, hat man so pro
Instrument letztenendes sieben
frei konfigurierbare Send-Wege
K
zur Verfügung.
www.keys.de
115