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Tolle Kisten
So viel Spaß bereiten Cajons
So unscheinbar die Kistentrommel auf den ersten Blick wirkt, das
Cajon ist das Percussioninstrument der Stunde. Kein Wunder, ist
es doch vielseitig einsetzbar und leicht zu erlernen. Dass hinter
einem Cajon etwas mehr steckt als eine Holzkiste, zeigt unser
Blick ins Innere des Instruments.
Cajon seinen Weg nach Europa fand und von
Paco de Lucia in der Flamencomusik verwandt
wurde. Lange fristete es sein Schattendasein als
„Rumbakiste“ und ist erst in den letzten Jahren
durch sein Vielseitigkeit in allen nur erdenkli-
chen Musikstilistiken populär geworden.
Gut auf dem Instrument sitzen
Die Hersteller bieten Cajones in unterschied-
lichen Größen an. Die gängigsten Höhen sind
dabei 45 und 50 cm. Für kleinere Spieler ist es
auf jeden Fall ratsam, die kleineren Modelle zu
benutzen, um ein längeres ermüdungsfreies
Spiel zu gewährleisten. Die Sitzfläche sollte
aufgeraut oder mit einem Sitzpolster verse-
hen sein, um die leicht gekippte Spielhaltung
zu ermöglichen und nicht vom Instrument zu
rutschen. Wenn ihr auf dem Cajon sitzt und
von oben herab auf die Schlagfläche schaut,
fällt euch sicherlich auf, dass die Spielfläche
im oberen Bereich geschraubt und im unteren
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C
Am oberen Rand ist die Schlagfläche des Cajons mit dem
Korpus verschraubt, um den Sound beeinflussen zu können.
ajon ist spanisch und heißt Kiste oder
auch Box, und genau das sind Cajons
ursprünglich gewesen. Sklaven in Peru
und Kuba nutzten Zigarettenkisten als
Trommelersatz. Die Regierungen hatte ihnen
die mitgebrachten Trommeln weggenommen,
aus Angst, sie könnten ihre Kultur verbreiten
und durch das gemeinsame Spiel Kraft erlan-
gen. Die Sklaven begannen auf verschieden
großen Kisten zu spielen und erfanden auf die-
se Weise ein völlig neues Percussioninstrument.
Es dauerte bis in die frühen 70er-Jahre, bis das
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Bei Meinls Snarecajons lässt sich regulieren, wie
fest die Spiraldrähte an der Schlagfläche anliegen.
So wählt ihr das passende Instrument aus
Der klangliche Unterschied zwischen Randton
(am oberen Rand des Instruments) und Basston
(Mitte der Schlagfläche) sollte nicht zu klein
sein. Beide Sounds sollten auch bei leichtem
Spiel sensibel ansprechen. Es gibt keine Regeln,
mit welchem Cajon-Typ ihr eure Musik zu be-
gleiten habt. Erlaubt ist, was gefällt! Vergleicht
mehrere Modelle verschiedener Hersteller im
Musikgeschäft oder bei einem Workshop. Das
Instrument, auf dem ihr euch wohl fühlt und
mit dem ihr gut zurecht kommt ist das Richtige
für euch. Der Preis sagt auch ein wenig über
die Qualität des Instruments aus. Ein gutes
Instrument für Einsteiger liegt bei ca.135–150
Euro. Das ist vergleichsweise gering, wenn ihr
bedenkt, wie lange das Cajon euch bei etwas
Pflege (eine Transporttasche ist unerlässlich)
begleitet.
n
Andreas Kampmeier
Stahlsaite an der Rückwand der Schlagfläche bei einem
Saitencajon von Schlagwerk
Bereich geleimt ist. Dies gewährleistet, dass
die Platte im oberen Bereich frei schwingen
und sich auch ein wenig verformen kann um
möglichst schön knallige Randtöne spielen zu
können. Mit den Schrauben könnt ihr bestim-
men, wie fest die Schlagfläche am Korpus an-
liegt. Die Leimung im unteren Bereich bewirkt
fette Basstöne, die zu erzeugen euch bei einem
guten Cajon nicht schwer fallen darf.
Der Schnarreffekt ist erwünscht
Spielt ihr auf der Schlagfläche, hört ihr zu
dem warmen Holzton stets einen raschelnd-
schnarrenden Sound, welcher den Randton
deutlich vom Basston abgrenzt, die einzelnen
Töne definierter hervortreten lässt. Dieser
Effekt basiert auf einer Idee der peruanischen
Cajonspieler, die Saiten und Stahldrähte von
hinten an die Schlagfläche des Instruments
klebten. Der deutsche Hersteller Schlagwerk
Percussion nahm diese Inspiration auf und ent-
wickelte vor 25 Jahren ein Saitensystem, das
über die gesamte Hinterseite der Schlagfläche
gespannt wird und unten in einem Block zu-
sammenläuft. Seit geraumer Zeit ist dieses
System auch verstellbar und sorgt damit für ei-
ne gleich bleibende Saitenspannung. Ein ande-
res System zur Erzeugung von Schnarreffekten
sind Snarespiralen, die an der Rückseite der
Schlagfläche anliegen. Vor- und Nachteile der
beiden Systeme entnehmt ihr dem Textkasten.
Trocken und mit einer besonderen Wärme
klingt hingegen das Cajon ohne Schnarrefekt.
Ich nenne dies den kubanischen Sound.
Jedes Holz produziert einen anderen Klang
Die Cajon-Schlagfläche besteht aus mehre-
ren Schichten Furnierholz. Jeder Hersteller hat
seine eigene Methoden der Produktion und
Zusammensetzung entwickelt. Die jeweilige
Holzart der Schlagfläche in Verbindung mit
dem Korpus produziert ihre ganz spezielle
Klangfarbe. Ein paar Beispiele:
Buche:
kräftiger Randton und ausgepräg-
ter Bass, meist großes Intervall von Rand- zu
Basston.
Wurzelholz:
warmer und mittiger Grundsound,
sehr ausgeglichenes Klangbild, Intervall von
Randton zu Bass harmonisch, aber nicht so
groß wie bei Buchenfurnier
Zebrano:
vereint beide Anteile der oben ge-
nannten Hölzer, Klangbild eher mittig warm
mit kräftigem Basston.
Wenge:
trockener und kräftiger Grundsound,
sehr differenziertes Klangbild
Birke:
heller, trockener Grundsound, sehr trans-
parent, scharfe Randtöne und trockener Bass
Schnarrvorrichtungen an Cajons
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Schnarrvorrich
tungen, die beide über Vorund Nachteile verfügen.
1. Saitencajones:
Gitarrensaiten werden Vförmig über die komplette
Rückwand des Cajons gespannt und am Boden mit
einem justierbaren Block fixiert.
sehr sensible Ansprache und phantastischer
Sound.
Die Saite läuft prallel zur Schlagfläche und
sorgt für einen überall gleichen Schnarreffekt,
ohne die Schwingung der Schlagfäche zu beein
trächtigen.
Saiten müssen öfter nachjustiert werden.
Schnarreffekt ist nicht unterdrückbar.
2.Snarecajones:
Snarespiralen sorgen für den Schnarreffekt, indem
sie rückseitig an die Schlagfläche gedrückt werden.
Der komplette Schnarrapparat ist häufig entweder
herausnehmbar oder mittels einer Mechanik ab
schaltbar.
leichte Handhabung
immer gleich bleibender Sound
kein Einstellen des Instruments nötig
zwei Sounds in einem Instrument durch
Herausnehmen oder Abschalten des
Schnarrapparats
nicht so obertonreich und voll wie ein
Saitencajon
Snarespiralen dämpfen die Schwingungen der
Schlagfläche ein wenig
Ansprache und das Verhältnis Schnarrefekt
zu Grundklang differieren an verschiedenen
Stellen der Schlagfläche
Bei den Cajons von Sonor sorgt ein Teppich aus
feinen Bambusstreifen für den Schnarreffekt.
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