Special In ear monitoring
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Special – In-Ear-Monitoring
Besser hören mit In-Ear-Monitoring
Rock-’n’-Roll-Bühnen mit Tür-
men aus Gitarrenboxen, furcht-
einflößenden Bassanlagen und
überdimensionierten Monitor-
boxen sind selten geworden.
Moderner Standard sind eher
die kleinen unauffälligen
Ohrstöpsel, die professionelles
In-Ear-Monitoring garantieren.
Dieses Special erklärt, wie das
Hören damit funktioniert.
Ich kann mich noch gut an meinen allerersten
richtigen Gig erinnern: eine riesige Bühne,
ein riesiges Drumset und dahinter ein riesi-
ger Turm von eindrucksvollen Monitorboxen
inklusive 18-Zöllern nur für mich. Bei die-
sem superlauten und druckvollen Sound,
der mir jeden Bassdrumschlag direkt und
mit aller Macht in die Magengrube schau-
felte, war mir nach drei Takten klar: „Boaah
cool, ich muss Profimusiker werden.“ Nach
etwa weiteren fünf Takten fürchtete ich: „Das
überleb ich nicht.“ Denn was da an brachi-
alem Schalldruck auf meinen Kreislauf traf,
tat mir wirklich nicht sehr gut. Und obwohl
ich den Gig heil überstanden habe, bin ich
sehr froh über die Entwicklung der In-Ear-
Monitorsysteme. Diese kleinen Stöpsel im Ohr
machen vieles einfacher, haben aber leider
immer noch mit vielen Vorurteilen unerfah-
rener Musiker zu kämpfen. Versuchen wir also
mal Licht ins Dunkle beziehungsweise Klang
ins Stille zu bringen.
Was Monitoring überhaupt ist
Viele von euch werden mit Monitoring viel-
leicht noch nicht in Berührung gekommen
sein, denn bei kleineren Gigs, wie etwa dem
ersten Auftritt bei einer Privatparty benö-
DrumHeads!! 6/08
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Special – In-Ear-Monitoring
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In-Ear-Hörer können
auch modisch aussehen,
wie die Designs von Compact
Monitors beweisen.
mehrere
tausend
Instrumente
versandbereit
billiger
kaufen...
frei Haus
tigt ihr so etwas nicht. Da spielen einfach
der Gitarrist und Bassist der Band mit ih-
ren Verstärkern, den Gesang verstärkt eine
kleine PA (PA steht für Public Address) und
ihr zimmert euren Beat auf dem normalen
Drumset dazu. Eigentlich ist da alles wie im
Proberaum, nur hören halt ein paar Freunde
mit. Was aber, wenn ihr auf größeren Bühnen
spielt, wie der Schulaula oder einem Club?
Dann muss eure Musik auch bis in die letz-
te Reihe fett rocken. Eine große PA sorgt für
den guten Ton, den der Tontechniker auf
seinem Mixer im Saal zusammenmischt.
Da die Boxen von euch weg zum Publikum
hin abstrahlen, wird es auf der Bühne sehr
schwer sich gegenseitig sauber zu hören.
Die Lösung sind Monitorboxen, mit denen
sich die Musiker selbst hören können. Im
Idealfall gibt es dafür ein eigenes Mischpult
und angeschlossene Monitorboxen für je-
des Bandmitglied. Dann kann sich jeder auf
der Bühne seinen eigenen Sound aus allen
Signalen der Band zusammenmixen lassen.
Monitoring direkt im Ohr
Das größte Problem dieser Monitorboxen
ist der Soundmüll, den die Dinger auf der
Bühne verbreiten. Euer Drumset wird zum
Beispiel mit vielen Mikrofonen abgenom-
men, damit die Leute vor der Bühne auch
was davon hören. Diese Mikros nehmen
dann allerdings auch alles mit auf, was sich
Der Music Store....ca. 13.000m2 Lager,
Service-, Demofläche
Glossar
Monitoring:
wörtlich übersetzt „überwachen“. Im
Musiker-Jargon überwacht man mit dem Monitoring
also seinen eigenen und den Band-Sound.
In-Ear-Monitoring:
Wie der Name schon sagt findet
hier das Hören direkt im Ohr statt. Kleine Miniatur-
hörer sitzen im Ohr und schirmen es gleichzeitig vor
den Außengeräuschen ab.
Monitorbox:
auch Wedges genannt sind diese
speziellen Boxen für Musiker meist seitlich abgeflacht
und können dadurch auf dem Boden liegend dem
Musiker das Signal direkt ins Gesicht strahlen.
Auf der Bühne wird es dadurch sehr laut, schwer
kontrollierbare Bedingungen für alle Beteiligten
entstehen. Viele Mucker stehen aber auf den Druck,
den die Monis erzeugen können.
18-Zöller:
Die Größe einer Box wird mit dem
Durchmesser der Membran in Zoll angegeben. Ein
18“er-Side Fill oder Monitor steht also für eine
wirklich große Box und kann extrem druckvolle und
tiefe Bässe mit aller Macht auf und in den Musiker
prügeln.
Side Fill:
Side Fills stehen am Rand der Bühne und
beschallen wie eine normale PA die Bühne um die
Musiker zusätzlich zu In-Ear oder herkömmlichen
Monitorboxen mit dem richtigen Schalldruckgefühl
zu versorgen. Gerade die Rocker können von diesem
körperlichen Feeling gar nie genug kriegen.
PA:
Abkürzung für Public Address. Eine so
bezeichnete Anlage ist also für das Beschallen des
Publikums gedacht.
FOH:
Abkürzung für Front of House. Hiermit ist
der gesamte Bereich vor der Bühne gemeint, das
Gegenteil etwa wäre der für Fans oft unerreichbare
Backstage hinter der Bühne. Der FOH-Mischer mixt
also den Sound für alles was vor der Bühne passiert.
Wired/Wireless:
Kabel heißt im Englischen Wire. Hier
gehts also darum, etwas kabelgebunden zu benutzen
oder im Falle von wireless ohne Kabel, dafür aber mit
Sendetechnik.
Bass Shaker:
Der Bass Shaker simuliert den von
einer normalen großen Monitorbox gefühlten
Schalldruck. Dafür vibriert der Shaker mit seiner
integrierten Schwingspule und rüttelt zum Beispiel
am Drumhocker. Bei jedem Tritt in die Bassdrum gibt
es so das einzigartige Gefühl einer riesigen Bühne mit
riesigen, pumpenden Monitorboxen.
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Special – In-Ear-Monitoring
der Drummer auf seine Monitorbox geben
lässt und schicken es erneut ins Mischpult.
Beim Sänger bemerkt ihr solche Probleme am
schnellsten, denn das Gesangsmikro quittiert
zu laute und falsch platzierte Monitorboxen
gerne mit übelst pfeifenden Rückkopplungen.
Diesen ganzen Soundbrei verbreiten die In-
Ear-Hörer gar nicht erst, denn die kleinen
Stöpsel sitzen, wie der Name ja schon sagt,
direkt im Ohr. Das sorgt für viel mehr Ruhe
on stage und keine klobigen Monitorboxen
verschandeln das Bühnenbild. Gerade unter
Drummern gibt es Kandidaten, die gerne mit
aufgesetztem Kopfhörer spielen. Optisch de-
zenter und sicherer beim Tragekomfort sind
aber die In-Ears.
Anatomie des Ohrs
Hammer
Amboss
Hörnerv
Vestibuläres Labyrinth
Hörschnecke
(Cochlea)
Gehörgang
Trommelfell
Eustachsche Röhre
Noch mehr Vorteile,
aber auch Nachteile
Das Schönste beim In-Ear-Monitoring ist: Ihr
hört euch selbst einfach besser. Wer sich bes-
ser hört, spielt auch besser. Ein richtiger In-
Ear-Hörer dämpft den Schall von außen ab,
dadurch benötigt ihr im Ohr eine geringere
Lautstärke. Euer Ohr hört dann differenzier-
ter und kann besser auf Details achten ohne
zu schnell zu ermüden. Was uns Drummern
mit unserem lauten Instrument nur recht
sein kann, bringt Sänger und Gitarristen da-
gegen oft zum Maulen. Schnell fühlen sich
die Mitmusiker zu abgeschlossen von der
Außenwelt und wehren sich heftig gegen jede
Art von In-Ear. Dabei lässt sich die Atmosphäre
ganz einfach mit zwei Zusatzmikros rechts
und links auf der Bühne verteilt einfangen
und im In-Ear-Mix individuell beimischen.
Weil die leistungsstarken Hörer tief im Ohr,
quasi direkt am Trommelfell sitzen, ist viel
Eigenverantwortung gefragt. Das Ohr ist su-
perempfindlich und hält nicht viele Shows
mit ohrenbetäubenden Lautstärken aus.
Fehlenden Schalldruck vermissen gerade die
Rocker unter uns. Es soll halt wummern und
dafür installieren viele zusätzlich noch Side
Fills am Rand der Bühne. Diese Boxen beschal-
len die Band. Für Drummer gibt es statt der
zusätzlichen Monitorbox einen netten Trick,
mit dem ihr diesen Druck geräuschlos spüren
können. Bass Shaker heißt das Zauberwort
und bezeichnet ein kleines Teil, das meist am
Drumhocker befestigt wird. Die Schwingspule
darin vibriert bei jedem bassigen Ton und rüt-
telt am Stuhl. Das ergibt ein tolles Livegefühl.
eurer Ohren (siehe Kasten), nach dem dann
der Hörer mit seinen elektronischen Innereien
gefertigt wird. Die gleiche Hörer-Technik
kann auch in einem für jedes Ohr passen-
den Universalgehäuse verbaut werden. Mit
Aufsätzen aus Silikon oder Schaumstoff
dämpfen diese Hörer ähnlich gut ab und
kommen fast an den hohen Tragekomfort ei-
nes angepassten Ohrformteils heran. Einige
Hersteller bieten für diese Universalhörer
dann als Upgrade wiederum einen ange-
passten Ohrabdruck an, in den ihr die Hörer
dann eingeklickt. Walkman-Phones sind da-
gegen völlig fehl am Platz, denn sie flutschen
nicht nur schnell aus dem Ohr, sondern
bringen dabei auch keinerlei Dämpfung der
Außengeräusche und müssten damit unnö-
tig laut gefahren werden. Maßanfertigungen
sind für Jugendliche fragwürdig. Bei Mädchen
ist der Gehörgang nämlich erst im Alter von
etwa 16–17 Jahren ausgewachsen, bei Jungs
mit 18. Jüngere Schlagzeuger sollten also zu-
nächst mit Universalhörern agieren. Ist der
Gehörgang ausgewachsen, lohnt sich eine
Maßanfertigung.
Beim In-Ear-Hörer entscheidet der
richtige Sitz über das Klangergebnis
Profi-Hörer werden individuell ans Ohr an-
gepasst. Dafür macht ein Akustiker Abdrücke
Statement des Umsteigers
Wolfgang Haffner zählt zu den führenden Jazz-
Drummern Europas. Sah man ihn bei seinen Solo-
Performances in der Vergangenheit immer mit
herkömmlichen Kopfhörern, überraschte er bei der PPC
Drum Night im August mit In-Ear-Monitoring.
DH:!! Wann bist du auf In-Ear umgestiegen und
warum?
Wolfgang:
In Hannover habe ich zum ersten Mal die
wunderbaren In-Ear-Hörer von Compact Monitors
verwendet. Der Sound ist einfach direkter am Ohr als
mit einem Kopfhörer. Zumal je nach Bühne unter den
Ohrmuscheln unangenehme Frequenzen im Tiefbereich
auftreten können. Im Studio benutze ich aber weiterhin
den Studiohörer von Beyerdynamic.
DH:!!
Gab es für dich Eingewöhnungsschwierigkeiten?
Was ihr außer dem Hörer benötigt
Nur mit dem In-Ear-Hörer ist es noch nicht
getan, denn irgendwo muss der Sound ja
herkommen. Die kleinste, denkbare In-Ear-
Monitoring-Situation für Drummer ist ein
Click aus dem Metronom, an das ihr den Hörer
Wolfgang:
Eingewöhnungsschwierigkeiten gab es für
mich überhaupt nicht.
DH:!!
Welchen Monitormix bevorzugst du?
Wolfgang:
Meine Stereo-Playbacks kommen vom iPod
und sind alle ohne Click. Ich höre also exakt den gleichen
Mix, der über die PA kommt.
anschließt. Fürs Üben allein ist das eine sehr
gute Lösung. Durch die Außenabschirmung
hört ihr die Drums aber sehr gedämpft. Seid
ihr das vom Gehörschutz gewohnt, umso bes-
ser. Wenn nicht, hütet euch davor, die Becken
zu überspielen. Sie liefern die meisten Höhen
und werden durch die Dämpfung am meisten
beschnitten. Für den größeren Hörgenuss,
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Special – In-Ear-Monitoring
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Gehörschutz
Schlagzeuger sollten immer mit Gehörschutz spielen. Am
einfachsten und nicht teuer sind Ohrstöpsel aus Silikon
oder verwandten Materialien. Durch den gedämpften
Klang, vermisst ihr die Höhen. Betont die Becken
dann nicht übermäßig. Ihr bekommt sonst muskuläre
Probleme und fürs Publikum ist der Sound nicht mehr
ausgewogen. Ist der Gehörgang ausgewachsen, lohnt
sich maßgefertigter Gehörschutz. Oft lassen sich diese
Passstücke als Gehörschutz verwenden und zum In-
Ear-Hörer umfunktionieren.
Gehörschutzstöpsel sind
effektiv und nicht teuer.
nehmt ihr euer Schlagzeug mit Mikrofonen ab. Bereits mit einem
Bassdrum-Mikro und zwei Overheads erhaltet ihr bei richtiger
Positionierung einen guten Gesamtsound. In einem Mischpult fasst
ihr dann die Signale zusammen.
Low Budget für den Drummer
Ein kleiner Mixer mit vier Kanälen reicht schon aus. Die Kanäle 1–3
belegt ihr mit den Mikros für Bassdrum und Overheads. Im vierten
Kanal liegt das Metronom oder ein CD-Player an und ab geht die
Post. Falls ihr im Band-Proberaum eine kleine Gesangsanlage be-
sitzt, sollten an deren Mischpult eigentlich auch Gitarre, Bass und die
angesprochenen Drummikros Platz finden. Mit dem Aux-Out (zu-
sätzlicher Hilfsausgang am Pult) könnt ihr diese Signale unabhängig
vom Hauptausgang (Main Out) für euch passend mischen und in
euren kleinen Mixer einspeisen, der direkt bei euch am Drumset ste-
hen sollte. So habt ihr immer Zugriff auf die Abstimmung von Musik
und Metronom.
Einfache Variante für Profi-Drummer
Profis spielen meist in verschiedenen Bands und bekommen ein
beim Soundcheck vorgemischtes Monitorsignal zur Verfügung ge-
stellt. Statt eines kleinen Mixers bietet sich eine Mischer-Verstärker-
Kombi wie der Drum InEar Amp von Fischer Amps an (siehe Test in
DrumHeads 05/08). Den kleinen Würfel befestigt ihr an der Hi-Hat.
Er bietet diverse Eingänge und Regelmöglichkeiten für Monitorsignal
und Specials wie den Click oder Sequenzer. Die
eingebaute Endstufe speist einen oben be-
schriebenen Bass-Shaker.
Die Ohrstöpsel aus Hearsafes
Elacin-ER-Serie lassen sich mit Filtern bestü-
cken oder an die HS-15-Hörer anschließen.
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Special – In-Ear-Monitoring
Passgenau – Anfertigung eines Ohrabdrucks
Abb. 1
Seid ihr alt genug und ist euer Ohr ausgewachsen, lohnt es
sich, die Hörer des In-Ear-Systems darauf maßschneidern
zu lassen. Das hat mehrere Vorteile: kein Verrutschen, kein
Drücken, kein Lockern und Herausfallen mehr. Einen weiteren
Pluspunkt gibt es zudem noch, wenn ihr etwas tiefer in die
Tasche greift. Denn dann könnt ihr euch so genannte Kombi-
Stöpsel fertigen lassen, die ihr zum einen mit Filter als Gehör-
schutz oder mit Hörern für das Monitoring benutzen könnt.
Für solch einen maßgeschneiderten In-Ear-Hörer müsst ihr
zu einem Hörgeräteakustiker. Denn er erstellt zunächst ein
Negativ, die Concha von euren Ohren. Diese ist sozusagen
der Rohling, aus dem dann die Otoplastik, das Ohrpassstück
für den In-Ear-Hörer, hergestellt wird. Wenn ihr den Akustiker
aufsucht, denkt daran eure Ohren zu reinigen (auch wenn
noch nicht Weihnachten ist), damit der Abdruck auch wirklich
genau wird. Hierfür schaut euch der Hörgeräteakustiker in
die Ohren. Der eigentliche Abdruck ist schnell gemacht und
tut nicht weh. Ganz im Gegenteil: Der Akustiker berät euch,
und fragt, ob er von beide Ohren auf einmal den Abdruck
nehmen kann oder jedes Ohr einzeln. Wenn ihr beide Conchas
gleichzeitig machen lasst, seid ihr nach 15 Minuten fertig.
So lange dauert das Aushärten der Masse, die euch ins Ohr
gespritzt wird.
Bevor die blaue Masse auf Silikonbasis euer Ohr für kurze
Zeit versiegelt, legt euch der Akustiker zuerst ein bisschen
Watte vor das Trommelfell (Abb. 1). Die sorgt dafür, dass jenes
nicht verunreinigt wird. Nun spritzt der Hörgeräteakustiker
die Masse mit etwas Druck in euer Ohr (Abb. 2). Das ist ein
ungewohntes Gefühl. Vor allem auch deshalb, weil ihr merken
werdet, wie sie sich im Ohr verteilt und durch Öffnen und
Schließen des Mundes Bereiche des Ohres ausfüllen, von
denen man vorher nicht mal wusste, dass sie existieren.
Lasst ihr euch von beiden Ohren gleichzeitig den Abdruck
nehmen, erfahrt ihr zudem akustisches Neuland. Denn ihr
seid abgeschottet von der Außenwelt und nehmt nur noch
passiv akustische Reize wahr. Das ist mal ne ganz andere
Erfahrung. Ist die Masse ausgehärtet, zieht der Akustiker sie
einfach aus dem Ohr. Es fluppt ein wenig und schon könnt
ihr wieder hören. Danach reinigt der Akustiker noch den
Gehörgang. Jetzt habt ihr die fertige Concha vor euch und
seht, wie euer Ohr von innen aussieht (Abb. 4). Ihr wählt
lediglich noch, ob ihr die Concha selbst an die Firma schickt,
bei der ihr euer In-Ear-System ausgewählt habt, oder ob der
Akustiker das erledigen soll. Der Vorteil von Letzterem ist,
dass bei Abholung der Hörgeräteakustiker die Otoplastik
noch mal auf exakte Passgenauigkeit kontrollieren kann und
ihr einen Ansprechpartner in Sachen Garantie habt.
In-Ear-Monitoring in der Hobby-Band
Mit einem mittelgroßen Mischpult für die
gesamte Band seid ihr gut bedient. Neben ge-
nug Kanälen für alle Instrumente und Mikros
sollte es vor allem auch einige Aux-Wege fürs
Monitoring bieten. Mit diesem Pult könnt ihr
den Saalmix fahren und gleichzeitig über die
Aux-Wege eure einzelnen In-Ear-Hörer oder
Monitore beschallen. Für den ganz persönli-
chen Sound benutzt der Drummer wiederum
einen eigenen Mini-Mixer
Profi-Equipment für Profi-Bands
Bei der Profiband ist alles größer. Hier gibt es
ein eigenes Mischpult nur fürs Monitoring.
Dafür wird jedes Mikro auf der Bühne in die
Stagebox gesteckt und von dort auf Hauptpult
und Monitormixer verteilt. Das kostet! So
agiert ihr auf der Bühne aber völlig unabhän-
gig vom Saalmix. Bei genügend Aux-Wegen
ist sogar Stereo-Monitoring im In-Ear-Hörer
möglich. Die meisten In-Ear-Anlagen können
diese Stereosignale auch verwalten.
Abb. 2
Was In-Ear-Monitoring kostet
Bei den Hörern solltet ihr nicht zu sehr spa-
ren. Es muss zwar nicht gleich der angepasste
Profihörer mit Ambience Filter für knappe
1.000 bis 1.200Euro sein. Individuell angepas-
ste Hörer mit guter Technik gibt es aber schon
ab ca. 500Euro und auch die empfehlenswer-
ten Universalhörer mit Preisen von 70 bis um
die 500Euro machen selbst Profis glücklich. Die
nachträgliche Anfertigung von Ohrpassstücken
kosten einschließlich Abdrucknahme etwa
150Euro. Eine Einsteiger-Band muss mit etwa
500 bis 1.000 Euro für einen Powermixer und
Boxen rechnen, hat dann aber auch anders
als bei manch wirklich billigen Mini-PAs um
die 200 Euro auch schon genug Kanäle und
etwas mehr Dampfreserve für die ersten klei-
nen Gigs. Ein guter Hörer samt Ersatzkabel
oder Backup-Hörer sollte Standard für den
Profidrummer sein. Mit einem Bodypack für
etwa 200 Euro lassen sich In-Ear-Hörer und
kabelgebundenes Monitorsignal direkt am
Gürtel einstecken. Ein voll brauchbares draht-
loses Wireless-System bekommt ihr schon
für etwas unter 300 Euro. Das ist dann sogar
schon stereofähig.
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 1: Ein Stück Watte sorgt dafür, dass euer
Trommelfell nicht verschmutzt wird.
Abb. 2: Mit einer Spritze wird die weiche Masse auf
Silikonbasis in euer Ohr gespritzt.
Abb. 3: Zehn Minuten dauert das Aushärten des
Rohlings für eure Otoplastik, dem Concha.
Abb. 4: Die fertige Concha beschreibt das Passiv
eures Gehörganges und bietet die Grundlage für die
Otoplastik.
Wireless ist nicht notwendig,
aber verbreitet
Drummer sitzen immer an derselben Stelle
und sind mit einer kabelgebundenen Lösung
gut bedient. Der In-Ear-Hörer würde also di-
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rekt in des Schlagzeugers Mixer oder dem
Drum InEar Amp von Fischer Amps eingesteckt
und hätte eine stets sichere und störungsfreie
Verbindung. Sänger und Gitarristen wollen
sich während der Show auf der Bühne bewegen
und setzen daher auf Wireless In-Ear. Dabei
wird das Signal des Monitormixers per Funk
von einem Sender an den kleinen Empfänger
am Gürtel des Musikers übertragen, in den
der Hörer eingesteckt ist. Das garantiert völ-
lige Bewegungsfreiheit, allerdings auch recht
hohe Kosten für professionelle Lösungen. Bei
einem Stereosystem hat der Drummer die
Option neben einem Monitorsignal in Mono
den zweiten Eingang zum Beispiel für sein
Metronom nutzen. Übrigens können auch
mehrere Empfängerteile die Signale eines In-
Ear-Senders empfangen. Wer also innerhalb
der Band nicht unbedingt komplett indivi-
duelle Wege braucht, sondern kompromiss-
bereit die Monitorwege mit den gleichen
Höreinstellungen teilen mag, kann eine Menge
Geld und Aufwand sparen.
Sound in Hi-Fi-Qualität
Der richtige Soundgenuss beim In-Ear-Moni-
toring setzt erst nach einer Eingewöhnungs-
zeit ein. Das be-
darf
einiger
Feineinstellung, die ihr am besten schon im
Proberaum erledigt. Diesen voreingestellte
Sound braucht ihr auf der Bühne höchstens
minimal verändern und an die jeweilige
Location anpassen. Das sorgt für kurze Sound-
checks. Weil ihr mit den In-Ears dif-
ferenzierter hört, sind es manch-
mal übrigens gar nicht die Laut-
stärken, die ihr regeln müsst.
Versucht stattdessen erst mal
die Frequenzen einzustellen. Oft
hilft zum Beispiel ein leicht in den
Nie ohne Limiter
Dieses kleine Schutzgerät ist Gott sei Dank
heute in fast jeder In-Ear-Anlage eingebaut
und bewirkt die Begrenzung allzu großer
Pegelsprünge. Das Ohr wird so wirksam vor
kurzen, ganz lauten Klängen geschützt. Anders
kann man es mit teilweise unerfahrenen oder
nicht gewissenhaft arbeitenden Monitormi-
xern gar nicht aushalten. Der Supergau sind
dann noch Sänger, die meinen das Publikum
in die Show einbeziehen zu müssen und dort
dann leider einen ungehemmt gröhlenden
Besoffski erwischen, der das Mikro an sich
reißt, es mehrfach auf den Boden kloppt und
am Ende in sein volles Bierglas stopft … genau
das habe ich schon erlebt und kann sagen: So
schnell kriegst du die In-Ears gar nicht aus
dem Ohr gezogen!
ÆCarsten
Buschmeier
Universalhörer eignen sich beson-
ders für junge Schlagzeuger, deren
Gehörgänge noch nicht ausgewachsen
sind. Die Außendämpfung ist in der
Regel top, der Tragekomfort aber etwas
geringer als bei Maßanfertigungen.
Mitten ausgedünnter Bass den Kick
der Bassdrum besser zu orten. Oder
etwas angehobene Mitten bei der
Snare sorgen für mehr Druck und
Durchsetzungskraft gegen bretthar-
te Gitarren.
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Special – In-Ear-Monitoring
In-Ear-Monitoring-Equipment für Drummer
Der Trend geht zu Wireless-
Systemen. Auch wenn Schlag-
zeuger die Bewegungsfreiheit,
die die Funkübertragung
ermöglicht, nicht benötigen,
sind diese Pakete bestehend
aus Taschenempfänger zur
Befestigung am Gürtel und
Sender für sie durchaus
empfehlenswert. Außerdem
stellen wir passende Hörer für
jeden Geldbeutel vor.
Audio-Technica M2
Mit seinem Preis von 653,31 Euro (UVP)
liegt das M2 in der mittleren Klasse und rich-
tet sich an Musiker, die vornehmlich klei-
nere bis mittelgroße Gigs bestreiten. Die
Taschenempfänger sind stereo ausgelegt.
Bei schwierigen Funkbedingungen ist ein
Umschalten in den Mono-Modus möglich.
Über den zusätzlichen 3,5-mm-Klinken-Ein-
gang könnt ihr einen Clicktrack einspeisen.
Die spezielle Personal Mix Control gestattet
jedem Bandmitglied eine individuelle Zusam-
menstellung des Mixes zwischen dem eigenen
Instrument und dem Bandmix. Zum M2-
System gehört der In-Ear-Hörer EP3. Er bietet
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DrumHeads!! 6/08
professionelle Soundqualität und wird mit drei
unterschiedlich großen Gummi- und weiteren
Schaumstoff-Ohrpolstern ausgeliefert, um be-
quemen Tragekomfort zu gewährleisten.
Infos: www.audio-technica.com
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Special – In-Ear-Monitoring
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Hearsafe HS 15
Hearsafe hat sich als eine der ersten Firmen in Deutschland in-
tensiv um Gehörschutz und In-Ear-Monitoring gekümmert. Diese
Kombination findet sich in den Produkten der HS-15-Serie wieder.
Eine einzige Maßanfertigung nimmt je nach Anwendung Filter für
den Gehörschuz auf, oder ihr klickt stattdessen einen der vier HS-
15-Hörer ein. Der HS 15-4 für 255 Euro ist bei Drummern wegen
seiner Bassbetonung beliebt, während Sänger eher den mittenbe-
tonten HS 15 (229 Euro) bevorzugen. HS 15-twin (298 Euro) und HS
15-2 (509 Euro) arbeiten mit Zwei-Wege-Technik. Hearsafe bietet für
diese Hörer auch Otoplastiken an. Den Abdruck müsst ihr mitbrin-
gen, und dann bekommt ihr für 180 Euro allerbesten Tragekomfort.
Ein maßgefertigter Hörer, wie der HS 4-Pro Flex mit bassbetontem
Sound schlägt mit 498 Euro zu Buche.
Infos: www.meineohren.de
AKG IVM4
Das AKG IVM 4 vereint als erstes In-Ear-Monitoring-System drei Fea-
tures, die für hervorragenden Hörkomfort essentielle Vorrausetzung
sind: erstklassige Audioqualität, eine für In-Ear-Monitoring opti-
mierte digitale Signalbearbeitung und die störungsfreie drahtlose
Übertragung des Ganzen. So kann der Musiker den Klang individu-
ell auf seine Bedürfnisse abstimmen und direkt am Gerät abspei-
chern. Gleichzeitig kommt die Audioübertragung nahezu verlust-
frei an seinem Ohr an. Mit dem Equalizer lässt sich der Klang an
unterschiedliche Ohrhörer und Klangvorstellungen anpassen. Die
binaurale Raumsimulation von AKG verhindert die beim Hören
mit Ohrhörern so genannte Im-Kopf-Lokalisation. Dadurch hört
der Musiker das normale Monitorsignal annähernd so, als würde er
keine Ohrhörer tragen, sondern mit optimalen Bühnenmonitoren
arbeiten. Für die professionelle Umsetzung von Mehrkanal-Anlagen
steht umfangreiches Zubehör zur Verfügung. Preis: 777 Euro (UVP).
Infos: www.audiopro.de
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Fischer Amps Drum
InEar Amp
Statt auf Wireless-Systeme setzt Fischer Amps
auf kabelgebundenes Equipment mit einfa-
cher Bedienung speziell für Schlagzeuger. So
besitzt der Drum InEar Amp einen Halter zur Montage an der Hi-Hat.
Ein kleiner Mischer erlaubt den Anschluss von vier getrennt regelbaren
Signalen. Der Drum InEar Amp ist zusätzlich in der Lage Bass-Shakern
kräftig Power zu liefern. Das Set aus Amp und Shaker kostet 525 Euro (UVP).
Fischer Amps liefert auch maßgeschneiderte Ohrhörer, Otoplastiken,
Gehörschutz und Universalhörer. Bei den Universalhörern der Ultimate-
Ears-Super.fi-Serie erhaltet ihr professionelle Ein-Weg-Hörer schon ab 79
Euro (UVP), der Super.fi 5 EB mit Zwei-Wege-Technik und Bassanhebung
kostet 159 Euro (UVP). Die maßgefertigten UE-Hörer gehen bei 599 Euro
(UVP) los – der UE-5 Pro bietet dabei bereits Zwei-Wege-Technik.
Infos: www.fischer-amps.de
Shure PSM 200
Mono-Einsteigersystem, das sowohl kabelgebunden als auch
wireless nutzbar ist. Die Kombination aus Taschenempfänger P2R
und Hörer E2 für 439 Euro (UVP) ist ein erschwinglicher Einstieg
in die In-Ear-Monitoring-Welt. Am Empfänger könnt ihr als drit-
tes Signal zum Beispiel einen Click hinzufügen. Der Hörer steht
in drei Größen zur Auswahl, um bestmöglichen Sitz und eine
optimale Abschirmung zu garantieren. Das komplette Paket mit
Sender, Empfänger und Hörer ersteht ihr für 629 Euro (UVP).
Infos: www.shure.de
T.Bone IEM 100
Trotz seines attraktiven Preises von 399 Euro (UVP), beinhaltet das IEM-100-System von
T.Bone eine beachtliche Ausstattung. Am Empfänger könnt ihr zwei Signale, die an getrennten
Combi-Inputs anliegen, regeln. Das Set, bestehend aus Taschenempfänger, Sender und In-
Ear-Hörer ist mit zwei verschiedenen Frequenzbereichen lieferbar. Ein Limiter bis +/-12dB ist
ebenfalls integriert. Der In-Ear-Hörer EP 3 wird mit verschiedenen Ohrpassstücken geliefert.
Infos: www.thomann.de
IMG Stage Line IMS-700
Mit einer UVP von 475 Euro gehört das IMS-700 zu den erschwinglichen
Stereo-Komplettsystemen. Es genügt dennoch professionellen Ansprüchen
und bringt sehr gute Ohrhörer mit. Ein zuschaltbarer Peak-Limiter verhin-
dert Schäden des Gehörs bei plötzlich auftauchenden Lautstärkespitzen.
Empfänger und In-Ear-Hörer IMS-10EP sind separat erhältlich. Gerade der
Hörer überzeugt mit einem tollen Klangbild
und kostet attraktive 64,90 Euro (UVP).
Damit ist er auch eine sehr gute Wahl,
wenn ihr bloß einen super klingenden
Hörer zum Playalong-Trommeln
am CD-Spieler anschließen wollt.
Infos:
www.monacor.de
Beyerdynamic IMS 900
Bei der vollprofessionellen Stereo-Funkstrecke Beyerdynamic
IMS 900 (UVP: 1.150 Euro) schützen eine Sperrfunktion vor
Fehlbedienung und der integrierte Limiter vor Gehörschäden.
Am Taschenempfänger gibt es einen Lautstärkeregler für den
Hörer, einen Balanceregler sowie einen An-/Ausschalter. Als In-
Ear-Hörer liefert Beyerdynamic den DT 60 PRO mit. Über eine
innovative, direkte Ankopplung der Miniatur-Schallwandler an
die Luft vor dem Trommelfell überträgt der DT 60 PRO satte
Bässe ans Ohr. Um den Klang, den Tragekomfort und auch die
Isolierung von Außengeräuschen noch weiter zu steigern, ist es
sogar möglich den DT 60 PRO, der einzeln für günstige 70 Euro
(UVP) zu haben ist, individuell anzupassen. Das Upgrade-Kit ist
für 130 Euro im Beyerdynamic-Internetshop erhältlich und be-
inhaltet einen Gutschein für die Anfertigung von Otoplastiken
bei einem Hörgeräte-Akustiker.
Infos: www.beyerdynamic.de
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Special – In-Ear-Monitoring
81
Compact Monitors The Jack
Compact Monitors produziert hauptsächlich maßgefertigte In-
Ear-Hörer (Stage-Serie), die die Kölner Firma auf Kundenwunsch
mit Logos, Bandnamen, kombinierten Farben oder auch aufwän-
digen veredelt. Die Preise zwischen 484 und 930 Euro werden den
meisten von euch die Ohren schlackern lassen. Für Vollprofis lohnt
sich die Anschaffung aber. Weitaus volksnäher wirkt da das Angebot
für den Hörer The Jack für 189 Euro. Er ist kompatibel mit dem weit
verbreiteten Gehörschutz ER-15 und kann einfach anstelle des
Filters in die Maßanfertigung geklickt werden. Sein druckvoller,
ausgewogener Klang ist ideal für die Bedürfnisse von Drummern.
Infos: www.compact-monitors.de
Sennheiser ew 300
IEM G2
Herzstück des Sennheiser
ew 300 IEM G2 ist der sta-
tionäre Sender SR 300 IEM
G2, der die Monitorsignale
drahtlos überträgt. Alle
Funktionen sind gegen Fehlbedienung geschützt. Mit
der Focus-Funktion lässt sich von Stereo-Empfang
auf Doppel-Mono umstellen. Ihr empfangt dann auf
einem Kanal den Gesamtmix und auf dem anderen
Kanal euer eigenes Instrument. Der mitgelieferte Hörer IE4 verfügt
über wechselbare Ohrpassstücke, die eine Anpassung an verschie-
den große Gehörgänge ermöglicht. Die Klangeigenschaften wur-
den für eine natürliche Wiedergabe und Dynamik ausgerichtet.
Infos: www.sennheiser.com
LD Systems MEI 1000
Angesichts des günstigen Preises von 299 Euro (UVP) eignet
sich das MEI 100 gut für Einsteiger und Fortgeschrittene mit
schmalem Geldbeutel. Ihr bekommt dafür ein Wireless-In-Ear-
Monitoringsystem mit korrigiertem Frequenzgang für optimale
Hörbedingungen. Durch einen Limiter im Eingang sind selbst bei
einer Übersteuerung von +12 dB keinerlei Verzerrungen möglich
und das Gehör ist opti-
mal geschützt. Ihr könnt
das System sowohl mono
als auch stereo betreiben.
Hochwertige Ohrhörer für
den Empfänger liegen bei.
Sender (196 Euro UVP), Emp-
fänger (178 Euro UVP) und
Ohrhörer (25,80 Euro UVP)
sind auch einzeln erhältlich.
Infos: www.adamhall.com
DrumHeads!! 6/08