Buehne Workshop Buehnenlicht fuer Einsteiger Farbe ins S
© PPVMEDIEN 2009
Bühne
Workshop
Bühnenlicht für Einsteiger
Farbe ins Spiel
Der Workshop
In der Reihe Bühnenlicht für Einsteiger
wollen wir die Grundlagen erklären, damit Sie
verstehen, welche Komponenten es gibt, wie
sie arbeiten und was sie beim Einsatz in der
Praxis beachten sollten.
Hans-Joachim
Schäfer
ist promovierter
Diplom-Biologe und
arbeitet als software-
entwickler. seine
aktivitäten als musiker
sind vielfältig: im stu-
dio spielt er synthesizer
und Keyboards, auf der
Bühne unplugged in
einem Gitarren-Duo.
Zudem befasst er sich
seit Jahren mit dem
Thema recording im
eigenen Home-studio.
In dieser Ausgabe
werden die Unterschiede zwischen
konventionellen Leuchtmitteln und der
modernen LED-Technik thematisiert. Lesen
Sie, wo die Vor- und Nachteile der einzelnen
Technologien liegen.
scanner werden wegen
Größe und arbeitsaufwand
in der regel auf großen
Bühnen eingesetzt.
ine Rock- oder Pop-Show kann man sich kaum
noch ohne Lichteffekte vorstellen. Zu einer
musikalischen Darbietung gehört immer auch
etwas fürs Auge: ein pfiffiges Bühnenbild, stilge-
rechte Kleidung, rhythmische Bewegung und – nicht
zuletzt – eine passende Beleuchtung. Dies gilt nicht
nur für Top-Acts, sondern in reduziertem Ausmaß
für jeden Live- oder Bühnen-Musiker. Akustik und
Optik ergeben einen Gesamteindruck, der weniger
frenetisch ausfällt, wenn die Optik außer Acht gelas-
sen wird. Egal, ob Entertainer, Unplugged-Duo, Volks-
musik-Kapelle oder Rockband, eine passende Be-
leuchtung bringt im wahrsten Sinne des Wortes
Farbe ins Spiel.
Bisher war der Einsatz von Licht mit teilweise
erheblichem Aufwand – sowohl finanziell als auch
bei Transport und Aufbau des Bühnen-Equipments
verbunden. Da war es nur allzu verständlich, wenn
sich so mancher Musiker vor diesem Aufwand drückte.
Heutzutage ist eine kleine Lichtanlage durchaus
bezahlbar und fällt auch im Bandbus kaum noch
auf. Nur wer die große Lightshow will oder braucht,
muss etwas tiefer in die Tasche greifen und vor
allem werden Transport und Aufbau deutlich auf-
wendiger. Dieser Aufwand ist jedoch nicht für jede
Stilrichtung notwendig, für einige Musikstile oder
Locations sogar unpassend.
Der Markt an Licht-Ausstattern ist übersichtlich:
IMG Stage Line, JB-lighting, Koch Lichteffekte,
Martin, MultiForm Stairville (Thomann Hausmarke)
und Steinicke Showtechnic (Eurolite sind wohl die
wichtigsten Anbieter, die meist auch moderne Ger-
äte für das kleine Setup anbieten. Einige der Firmen
E
haben uns für diese Workshop-Reihe ihre Unter-
stützung zugesagt.
Qual der Wahl
beim Leuchtenkauf
Um bei der Anschaffung von Lichteffekten nicht
orientierungslos durch den Leuchtendschungel zu
irren, wird man sich mit etlichen Fachausdrücken
auseinandersetzen müssen. Reicht eine Floodbox
oder müssen auch noch Scanner, Flowers und Spots
angeschafft werden? Sollte man besser mehrere
PAR-Kannen oder lieber einen Farbwechsler kaufen?
Kommen für die geplante Anwendung LED- oder
Glaskolben-Leuchtmittel in Frage? Warum ist der Ab-
strahlwinkel wichtig? Was fängt man eigentlich mit
DMX an?
Wer noch nie im Scheinwerferlicht gestanden hat,
wird sicherlich erst mal eine Eingewöhnungsphase
durchleiden müssen. Oft ist der Blendeffekt auch
kleiner Strahler so stark, dass man sich eine Sonnen-
brille wünscht, um nicht mit zusammengekniffenen
Augen vor dem Publikum stehen zu müssen. Da die
Augen aber recht schnell adaptieren, ist dieses
Problem von kurzer Dauer. Vor allem bei herkömm-
lichen Lampen ist nicht nur die Licht- sondern auch
die Wärmeentwicklung so stark, dass man bereits
nach kurzer Zeit ins Schwitzen gerät. Da helfen
auch die luftigen Sommerklamotten nicht weiter.
Die stärksten „Heizöfen“ sollte man daher etwas
weiter entfernt aufstellen. Linderung schaffen aber
auch LED-Leuchtmittel. Sie erzeugen nur wenig
Wärme und werden daher auch direkt neben dem
Musiker geduldet.
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Die erste Frage wird sein, für welches Leuchtmittel
man sich entscheidet. Diese Frage stellt sich für
jeden Lichteffekt neu. Es ist natürlich kein Problem,
eine gemischt ausgestattete Lichtanlage einzuset­
zen. Ein Beispiel: Die Floodboxen können mit LEDs
bestückt sein, die Flowers mit Halogenbirnen und
der Scanner mit einer herkömmlichen Glaskolben­
lampe.
Traditionell werden Leuchtstäbe und Glaskol­
benlampen als Leuchtmittel für alle möglichen Licht­
effekte benutzt. Filterscheiben, die vor dem Leucht­
mittel installiert sind, erzeugen die gewünschte
Farbe. Ein Scheinwerfer ist somit für eine bestimmte
Farbe zuständig. Mit den Farben Rot, Grün und Blau
lassen sich der additiven Farbmischung zufolge
sämtliche Farben des Spektrums erzeugen (siehe
Kasten). Oft wird noch ein gelber Scheinwerfer hin­
zugenommen, um die Farbmischung etwas flexibler
zu gestalten. Herkömmliche Leuchtmittel liefern ein
helles, warmes Licht, das eine angenehme Atmos­
phäre erzeugt. Sie lassen sich problemlos dimmen.
Das passende
Leuchtmittel aussuchen
Die klassische PAR-Kanne
(links) und Flood-Boxen
(rechts) gehören zur
Grundausstattung beim
Bühnenlicht. Beide Typen
sind inzwischen auch mit
LED-Technik verfügbar.
Additive Farbmischung
In der Physik unterscheidet man zwischen additiver und subtraktiver Farbmischung.
Die additive Mischung findet man bei allen Arten farbiger Lichtquellen (z.B. Computer­
monitor), die subtraktive Mischung z.B. bei Malfarben. In beiden Fällen geht man von
den Grundfarben Rot, Grün und Blau aus, erhält aber bei deren Mischung unterschied­
liche Ergebnisse. Eigentlich jeder hat in der Schule schon einmal Wasserfarben
gemischt. Nimmt man von jeder Grundfarbe die gleiche Menge, ergibt sich ein
schwarzer Klecks. Mischt man hingegen drei Lichtquellen in den Grundfarben bei
gleicher Intensität, erhält man weißes Licht.
Entsprechend führen alle Farbmischungen bei den beiden Methoden zu unterschied­
lichen Ergebnissen. Für die additive Farbmischung gilt: Rot + Grün ergibt Gelb, Rot +
Blau ergibt Magenta (eine Art Violett) und Blau + Grün ergibt Cyan (eine Art Hellblau).
Nahezu unendlich viele weitere Farben entstehen bei der Mischung der drei
Grundfarben mit unterschiedlichen Intensitätsverhältnissen.
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LeD-Technik - hier in der
easylight colour floodbox
HL 64LeD - spart strom
und Wartungskosten.
nachteil: Warmes, gelbes
Licht ist nicht möglich.
flower-effekte machen sich
z.B. auf Tanzflächen gut.
Die traditionellen Leuchtmittel sind allerdings
recht stromhungrig und verbraten oft schnell mal
500 Watt Stromleistung und mehr. Bei vier Leucht-
mitteln pro Vierfarb-Floodbox macht dies immerhin
2000 Watt, bei zwei Floodboxen 4000 Watt. Dies
erfordert einen Strom von über 17 A bei 230 V
Netzspannung. Hinzu kommt auch noch der Ver-
brauch der Instrumente, Verstärker, Mixer und
Effektgeräte. Dies erfordert in der Summe eine
Drehstromleitung. Herkömmliche Sicherungen, wie
man sie in den meisten Clubs, Pubs oder in Sälen
der Gastwirtschaften vorfindet, lösen jedoch bereits
bei 16 A aus. In diesem Bühnen-Umfeld muss man
entweder mit weniger Licht arbeiten oder man hofft
auf gutes Gelingen durch ordentlich reduzierte Leis-
tung (Dimmen).
Ein klassisches Leuchtmittel erzeugt nicht nur
Licht, sondern auch viel Wärme. Steht der Schein-
werfer also nahe beim Musiker, wird dieser ab und
zu zum Schweißtuch greifen müssen. Aber auch
eine eventuell in die Scheinwerfer eingebaute
Steuerelektronik macht bei solch hohen Tempera-
turen schon mal schlapp. Daher müssen leistungs-
starke Lüfter eingebaut werden, die oft deutlich
hörbar sind. Für einen 110-dB-DJ ist dies kein
Problem, für Unplugged-Musik mit Gitarre im Pub
hingegen schon. In die Kategorie Krawallmacher
fallen oft die Floodboxen, die sich durch besonders
günstige Preise auszeichnen. Auch wenn diese
meist ein schönes Licht abgeben, bleibt bei zu
günstigem Preis offensichtlich kein Entwicklungs-
spielraum mehr, um für einen erträglich leisen
Betrieb zu sorgen.
LeD-technik
als Alternative
Abhilfe in Bezug auf Wärmeentwicklung, Lüfterge-
räusch und Leistungsaufnahme schaffen LED-Leucht-
mittel. Sie bringen inzwischen eine gute Licht-
leistung auf die Bühne und kommen mit einem
Bruchteil des Stroms aus, produzieren dadurch auch
kaum Wärme und benötigen aus diesen Gründen
nur einen leisen oder gar keinen Lüfter. Außerdem
sind sie deutlich kleiner und leichter als her-
kömmliche Strahler. Sie leuchten selbst in einer
bestimmten Farbe und benötigen somit keine vor-
gesetzten Filterscheiben.
Die dreifarbige LED-Floodbox Multiform LS3042/
PS020A beispielsweise kommt mit nur 44 Watt aus
und arbeitet ohne Lüfter. Mit dieser vergleichsweise
geringen Leistung werden immerhin 126 LEDs in
den Farben rot, grün und blau versorgt. Die Strahler
sind hell, klein, leicht und schick. Allerdings wirkt
das von LED-Leuchtmitteln erzeugte Licht grund-
sätzlich etwas kälter als das von klassischen Leucht-
mitteln, was z.B. auf den fehlenden Gelbton zurück-
zuführen ist.
Im Zuge der immer helleren und preisgünstigeren
LEDs ist zur Zeit ganz klar ein Trend zu diesen
Leuchtmittel erkennbar. Ein weiterer Vorteil der
LEDs ist ihre lange Lebensdauer. Während herkömm-
liche Leuchtmittel bereits nach wenigen hundert
bis einigen tausend Stunden ausgetauscht werden
müssen, spricht man bei LEDs von 50.000 bis
100.000 Stunden. Dies ist also nicht nur eine auf
Dauer preisgünstige, sondern auch eine umwelt-
tw
freundliche Lösung.
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