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Workshop
Bühne
BühnenLicht Für einsteiger
Farbe ins Spiel
Der Workshop
In der Reihe „Bühnenlicht für Einsteiger“
wollen wir die Grundlagen erklären, damit Sie
verstehen, welche Komponenten es gibt, wie
sie arbeiten und was Sie beim Einsatz in der
Praxis beachten sollten.
In dieser Ausgabe
erfahren Sie, welche Lichteffekte zur
Grundausstattung eines Bühnenmusikers
gehören und welche Art von Lichteffekt sich
hinter den einzelnen Fachbegriffen verbirgt.
Hans-Joachim
Schäfer
ist promovierter
Diplom-Biologe und
arbeitet als software-
entwickler. seine
aktivitäten als musiker
sind vielfältig: im stu-
dio spielt er synthesizer
und Keyboards, auf der
Bühne unplugged in
einem Gitarren-Duo.
Zudem befasst er sich
seit Jahren mit dem
Thema recording im
eigenen Home-studio.
N
icht nur das Ohr, sondern auch das Auge
möchte einen Live-Auftritt genießen. Sie sollten
deshalb die optische Seite der Performance,
vor allem das Bühnenbild und das Bühnenlicht, nicht
vernachlässigen. Gefragt ist ein kreativer Einsatz der
Möglichkeiten, aber immer unter Einhalten eines
gewissen Augenmaßes. Sicherlich ist für eine Stim-
mungsband eine statische Umgebungsbeleuchtung
zu fade. Andererseits kann bei einem Unplugged-
Gitarrenduo ein Stroboskopeffekt oder gar Laser de-
plaziert wirken.
Es ist also wichtig, dass man für seinen Musikstil
die richtigen Lichteffekte aussucht, um die passen-
de Atmosphäre zu schaffen. Hierfür ist es wichtig,
das Angebot an Lichteffekten zu kennen. Nur so kann
man die richtige Auswahl treffen. Die Bezeichnungen
der Lichteffekte bringen einen oft nicht weiter, da
sie für Einsteiger zum größten Teil aus Fachchi-
nesisch bestehen. Was verbirgt sich hinter einer
„Floodbox“, einem „Gobo“ oder einem „Flower“?
Brauche ich einen „Scanner“ oder besser einen
„Moving Head“? Muss ich unbedingt eine „Traverse“
aufbauen? Welche Geräte sich hinter den verschie-
denen Bezeichnungen verbergen, erfahren Sie in
dieser und der nächsten Folge dieses Licht-Work-
shops.
Grundlage eines jeden Beleuchtungsdesigns ist
die Umgebungsbeleuchtung. Mit ihr bringt man
mehr oder weniger dezent Farbe ins Spiel, ohne das
Publikum mit Diskoeffekten zu erschlagen. Und
mit ihr schafft man die Grundlage für weitere Licht-
effekte. Der Aufwand, der hierfür nötig ist, kann ganz
unterschiedlich sein.
LeD-Floodboxen
als flexible Allrounder
Alleinunterhalter oder Duos, die oft auf kleineren
Bühnen oder in Pubs gastieren, sind mit LED-Flood-
boxen (Flood = engl. Flut, gemeint: Flutlicht) bes-
tens bedient. Dabei handelt es sich um kompakte
Lichtboxen, in denen meist drei Strahler in den
Grundfarben Rot, Grün und Blau untergebracht sind.
Durch Mischung der drei Farben in unterschiedlichen
Intensitäten entstehen beliebige Farben. Alle drei
Farben, im gleichen Verhältnis gemischt, ergeben
weißes Licht. Manche Geräte verfügen für weißes
Licht über eigene LEDs.
Eine Floodbox beleuchtet großflächig die Umge-
bung der Musiker oder aber die Musiker selbst. Die
LED-basierten Floodboxen (LED = light emitting
diode = Leuchtdiode) haben den Vorteil, dass sie klein
und handlich sind und somit sehr unauffällig seitlich
vom Musiker oder im Bereich der Monitorboxen plat-
ziert werden können. Außerdem verschlingen sie,
anders als ihre mit herkömmlichen Leuchtmitteln
bestückten Kollegen, nur einen kleinen Bruchteil
an Strom. Eine typische LED-Floodbox ist bereits
mit 50 bis 80 Watt aus der Steckdose zufrieden,
während die konventionell arbeitenden, großen Brü-
der 2000 Watt und schon mal mehr verschlingen.
Auf einer ausgewachsenen Bühne sind mehrere die-
ser Stromfresser sicherlich kein Problem, in einem
nicht darauf vorbereiteten Pub wird aber irgendwann
mal die 16-A-Sicherung protestieren (230 V x 16 A
= 3680 W).
Ein weiterer Vorteil des geringen Stromverbrauchs:
LED-Leuchten erzeugen kaum Wärme und benötigen
Das innenleben eines Par-
scheinwerfers ist eigent-
lich recht unspektakulär.
ein splitterschutz im Tubus
verhindert, dass eventuell
platzende Leuchtmittel
größeren schaden anrichten.
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so könnten typische
Beleuchtungssituationen
aussehen: Par-Kannen
bzw. floodboxen sorgen
für das Bühnenlicht. als
sehr effektiv erweist
sich das Beispiel rechts
oben, da zwei flood-
boxen genügen, um die
Bühne und den Hinter-
grund in szene zu setzen.
für das Umgebungslicht
(violett) eignen sich fluter,
Par-Kannen oder Wash-
Lights. mit spots (rot) färbt
man Partien gezielt ein,
akzente setzt man mit
effektlicht (gelb).
daher meist keinen lärmenden Lüfter – ideal für
etwas gedämpftere Tisch- und Unplugged-Musik.
Zu guter Letzt ist dank der geringeren Wärmeent-
wicklung auch die „thermische Belastung“ des Mu-
sikers geringer. Man ist somit nicht gleich nach den
ersten zehn Minuten des Auftritts völlig durchge-
schwitzt.
Floodboxen platziert man entweder am Stativ,
oder man stellt sie einfach auf den Boden, um z.B.
Wände anzustrahlen. In beiden Fällen ist der Instal-
lationsaufwand relativ gering. Die Möglichkeiten der
Positionierung werden in einer der nächsten Folgen
dieses Workshops detailliert besprochen. LED-
Geräte bieten inzwischen meist genügend Helligkeit,
die zumindest für kleine und mittelgroße Bühnen
ausreicht. Je nach Bühnengröße sollte man jedoch
mehrere Floodboxen einplanen. Ein realistischer
Daumenwert ist ein Gerät pro Musiker.
standard-Floodboxen
für mehr Lichtausbeute
Par-Kannen sind unverzicht-
bar für die Grundausleuch-
tung größerer Bühnen.
Wer auf den größeren Bühnen dieser Welt zu Hause
ist und deshalb mehr Lichtleistung benötigt, greift
zu Floodboxen, die mit herkömmlichen Leuchtmitteln
bestückt sind (Standard-Floodbox). Während bei
LED-Strahlern die Farben direkt von den farbigen
LEDs erzeugt werden, müssen bei herkömmlichen,
weiß leuchtenden Leuchtmitteln dichroitische Filter-
scheiben im Strahlengang stehen. Diese Filter erzeu-
gen recht schmalbandige aber sehr satte Farben.
Die Standard-Floodboxen einiger Hersteller sind zu-
sätzlich zu den Grundfarben mit einem gelben
Strahler bestückt. Der Farbeindruck wird dadurch
insgesamt etwas wärmer. Vor allem auf kleineren
Bühnen, in Pubs und Clubs sowie bei den leisen
Songs (beispielsweise unplugged gespielt) sorgen
jedoch gerade bei den lichtstarken 2000-Watt-Kon-
sumenten sehr laute Lüfter oft für Unmut. Außer-
dem treibt einem die enorme Wärmeentwicklung der
Boxen gleich nach dem Einschalten den Schweiß
auf die Stirn.
Floodboxen sind meist mit einer Lauflichtsteuerung
ausgestattet. Die fest vorgegebenen Programme er-
zeugen Helligkeits- und Farbwechsel, die in Ge-
schwindigkeit und Auf-/Abblendzeit individuell re-
gelbar sind, so dass sowohl ruhige, sanfte als auch
schnelle, rhythmische Farbenspiele entstehen kön-
nen. Sogar Stroboskopeffekte sind abrufbar. Ein
eingebautes Mikrofon steuert die Helligkeits- und
Farbwechsel im Rhythmus der Musik. Weitere, viel-
seitigere Möglichkeiten bietet eine Steuerung über
DMX – mehr darüber im nächsten Teil des Licht-
Workshops.
tastenwelt 2/2009
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Alleine mit Floodboxen kommt man zum Beispiel
bei Tisch- und Unplugged-Musik, aber auch bei
anderen Spielarten der Unterhaltungsmusik sehr gut
aus. Hier genügt es oft schon mal, den Musiker und
seine nähere Umgebung etwas zu kolorieren. Be-
sonders gut eignen sich Farbwechselprogramme,
bei denen sowohl die Auf-/Abblendzeit, als auch
die Überblendzeit recht langsam eingestellt ist.
Dies peppt den Gig optisch bereits deutlich auf, ohne
eine aufdringliche und nervöse Stimmung zu ver-
breiten.
Konventionelle Ausleuchtung
mit PAr-Kannen und traversen
PAR, die Abkürzung von „Parabolic Aluminum Re-
flector“, bezeichnet einen hinten halbrund abge-
schlossenen Aluminiumzylinder („Kanne“), der als
Halter und Reflektor für eine PAR-Lampe dient.
Eine vor dem Zylinder angebrachte Halterung dient
bei Bedarf zur Aufnahme einer Farbfilterscheibe.
Mehrere PAR-Kannen, ausgestattet mit Filtern unter-
schiedlicher Farben, erlauben wie Floodboxen die
Erzeugung beliebiger Mischfarben.
Auf größeren Bühnen bieten PAR-Kannen eine
größere Helligkeit und mehr Möglichkeiten, was
allerdings mit deutlich mehr Aufwand beim Trans-
port und Aufbau verbunden ist. In aller Regel wer-
den die Kannen an einer Traverse aufgehängt (siehe
Abbildung), für kleinere Locations kann man Mini-
Traversen für vier bis sechs Leuchten auch auf ein
Boxenstativ montieren. Zwei dieser Mini-Traversen,
bestückt mit leistungsfähigen PAR-Kannen, sorgen
auch bei mittelgroßen Bühnen für eine gute Aus-
leuchtung.
Anders als bei den meisten Floodboxen, mit Aus-
nahme etwa der Multiform Multiflood, kann jede
PAR-Kanne (und damit jede Farbe) unabhängig aus-
gerichtet werden. Auf einen gemeinsamen Punkt
gerichtet, erzeugen sie Mischfarben, auf unterschied-
liche Punkte ausgerichtet, ergeben sich entspre-
chend mehrere, in den Grundfarben eingefärbte
Farbflächen. Mit PAR-Kannen ist man also bei einem
umfangreicheren Lichtdesign flexibler als mit Flood-
boxen. Dies bezahlt man aber mit einem deutlich
erhöhten Platz- und Montageaufwand. Gerade bei
kleineren Bühnen passen PAR-Kannen außerdem
auch nicht so gut ins Bühnenbild wie eine unschein-
bare Floodbox.
Im Zuge des LED-Booms sind inzwischen auch
PAR-Kannen mit LED-Leuchtmitteln erhältlich. Die
Vorteile sind dieselben wie bei Floodboxen: geringer
Stromverbrauch, geringe Wärmeentwicklung und
wartungsfreundlich (lange Lebenszeit der Leucht-
tw
mittel, keine dichroitischen Farbfilter nötig).
stromsparende alternative:
Par-scheinwerfer gibt es
inzwischen auch mit LeD-
Technologie.
Konventionelle floodboxen
sind beliebt wegen ihrer
einfachen Handhabung und
des angenehmen Lichts.
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