Besser hoeren In Ear Monitoring
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TOP-THEMA
Besser hören
Knopf im Ohr
IN-EAR-MONITORING
In-Ear-Monitoring-
Systeme, wie hier
von Sennheiser,
geben nicht nur
Sängern die nötige
Bewegungsfreiheit
auf der Bühne.
Bewegungsfreiheit und Gehörschutz – zwei wichtige Argumente für den Einsatz von
In-Ear-Monitoring-Systemen. Wir erklären, was aus praktischer Sicht wichtig ist. Zudem
stellen wir eine Auswahl von Ohrhörern und Sendeanlagen in einer Kaufberatung vor.
S
ysteme für In-Ear-Monitoring finden
immer mehr Verbreitung. Nicht nur
bei den Popstars, die heute fast ausnahms-
los den Knopf im Ohr tragen, sondern auch
bei den Newcomern, für die so ein System
fast zu einer Art Statussymbol geworden
ist. Viele Musiker, die mehr oder weniger
professionell Musik machen, tragen sich
irgendwann mit der Überlegung, auf ein
In-Ear-System umzusteigen.
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Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
Sperrige Monitorboxen fallen weg, die Büh-
ne sieht aufgeräumter aus, es muss wenig-
er geschleppt werden. Jeder Musiker hat
seinen ganz persönlichen Mix, und der
bleibt an jedem Ort auf der Bühne gleich.
Feedback-Probleme gibt es nicht mehr,
und die Bühnenlautstärke ist deutlich
geringer. Außerdem kann jeder Musiker
seinen individuellen Mix zusammenstellen
und so laut hören, wie er es als ange-
nehm empfindet. Mit einem richtig ein-
gesetzten In-Ear-System kann man also
etwas für den persönlichen Gehörschutz
unternehmen – vorausgesetzt, man dreht
die Lautstärke der Ohrhörer nicht zu laut
auf und der eingebaute Limiter arbeitet
zuverlässig. Zudem muss der verwendete
Ohrhörer den Außenschall so weit als mög-
lich vom Trommelfell fern halten.
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Foto: Sennheiser
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Herstellen einer Otoplastik: Nach einem kurzen Check des Gehörgangs kann die Masse für den Abdruck eingespritzt werden. Ist die
Masse ausgehärtet, dient der Abdruck als Vorlage für In-Ear-Hörer nach Maß oder individuellen Gehörschutz.
In-Ear-Systeme sind für
viele gewöhnungsbedürftig
Es gibt aber auch immer noch Vorbehalte
gegen diese Art des Monitorings: Oft
wird vom mangelnden Live-Feeling
gesprochen. Und in der Tat klingt ein
In-Ear-Hörer oft viel präziser, analyti-
scher. Intonationsfehler oder rhythmi-
sche Unsauberkeiten, die vorher vom
Monitormatsch zugeschmiert wurden,
treten nun deutlich zu Tage. Gegen das
Gefühl der Isolation hilft ein dezent zuge-
mischter Hall oder ein mit einem Stereo-
Ambience-Mikrofon im Saal aufgenomme-
nes Live-Signal. Bei Sängern und Bläsern
können eventuell Probleme mit den
Körperresonanzen entstehen, die das
Klangbild unangenehm verfälschen. Des-
halb verwenden manche Sänger oder
Instrumentalisten nur einen Ohrhörer. In
diesem Fall sollte man aber regelmäßig
das Ohr wechseln, um Hörschädigungen
vorzubeugen.
In-Ear-Monitoring
im Praxiseinsatz
In-Ear-Monitoring-Systeme können
kabelgebunden oder drahtlos betrieben
werden. Das Monitorsignal wird dabei aus
dem Aux-/Monitorkanal des Mischpults
anstatt in die Monitorendstufe in die
Sendestation oder ein entsprechendes
Mischpult geleitet. Speziell für diese Fälle
eignen sich Produkte, die sich ins Rack
einbauen lassen und auch einen inte-
grierten Limiter besitzen, um das Gehör
vor Pegelspitzen zu schützen. Alternativ
wird auch gerne ein preisgünstiges Mini-
mischpult verwendet.
Die Anschaffung eines In-Ear-Moni-
toring-Systems lohnt sich dann ganz
besonders, wenn die Lautstärke auf der
Bühne sehr hoch ist. Gerade an klei-
neren Veranstaltungsorten kommt dies
dem Gesamtsound und (zunehmend
auch immer wichtiger) der Einhaltung
von Lärmgrenzen entgegen. Auf gro-
ßen Bühnen hilft ein In-Ear-System
Wayne Gittens
Monitoring-Spezialist
Wayne „Heights“ Gittens ist
unter anderem verantwortlich
für den Monitorsound von Her-
bert Grönemeyer und der
Söhne Mannheims. Seine Mei-
nung zum Thema: „In-Ear-Moni-
toring macht ein aufgeräumtes
Bühnendesign möglich. Ich
habe damit noch nie Stress
gehabt. Man muss nur daran
denken, die Akkus rechtzeitig
zu laden und sich an gewisse
Routinen halten. 1992 bin ich
bei einem Konzert von Rein-
hard Fendrich das erste Mal
mit In-Ear-Monitoring in Berüh-
rung gekommen. Heute arbei-
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te ich mit diversen digitalen
Mischpulten, auf denen ich ver-
schiedene Szenen program-
miere, teilweise auch pro Song,
da sich z.B. je nach verwen-
deter Gitarre die Pegel ändern
können. Oder ich setze Mutes,
damit die Musiker das Ausstöp-
seln der Kabel nicht hören.
Bei Herbert Grönemeyer sind
16 In-Ear-Strecken im Einsatz.
Acht Empfänger tragen die Mu-
siker, die anderen 8 sind je-
weils die Ersatz-Systeme, die
von den Backlinern getragen
werden, um im Problemfall so-
fort eingreifen zu können. Ich
mische immer so, als ob ich
selbst auf der Bühne stünde.
Davon ausgehend teilen mir
die Musiker dann noch ihre
speziellen Wünsche mit. Ich
lasse die Jungs jammen und
schraube dabei den Monitor-
sound zusammen. Wenn ich
für Herbert mische, bin ich so-
zusagen Herbert. Ich nehme
den Mix durch seine Ohren
war, verändere ich auch schon
mal die Pegel oder mische
die Atmo-Mikros anders, je
nachdem, wo er sich gerade
auf der Bühne befindet.“
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Besser hören
Laufzeitunterschiede auszugleichen und
schafft die Basis dafür, dass alle im selben
Tempo spielen. Sinnvoll ist der Einsatz
auch, wenn man mit Zuspielungen wie
z.B. Clicktracks arbeitet, die alle Musiker
hören müssen und die sonst über die
Monitorboxen wiedergegeben würden.
Ideal ist der Einsatz auch, wenn Sie
regelmäßige Auftritte an unterschiedli-
chen Orten bestreiten und das System fest
in einem Rack verkabeln. Dadurch ver-
kürzen sich die Aufbau- und Soundcheck-
Zeiten erheblich.
Ohrhörer: Auf Sound
und Passform achten
Das wichtigste Element einer In-Ear-
Monitoring-Anlage stellen die Ohrhörer
selbst dar. Denn ein Sendesystem, das
auf zahllosen Frequenzen empfangen
kann, nützt natürlich nichts, wenn aus
dem Hörer ein matschiger, undefinierter
Klangbrei ertönt.
Walkman-Hörer sind zwar sehr preis-
günstig zu haben, aber aus mehreren
Gründen ungeeignet: Sie bieten meistens
einen zu unkonkreten Sound mit zu vielen
Bässen und Höhen und zu wenig Mitten.
Die Mitten sind aber der zur akustischen
Orientierung wichtigste Frequenzbereich,
hier werden die maßgeblichen akusti-
schen Informationen übertragen: Gesang,
Gitarre, Keyboards. Ein überbetonter
Bass matscht diese Informationen bis zur
Unkenntlichkeit zu.
Es gibt aber auch durchaus klangneu-
trale Hörer, etwa von Bose, Sony, Koss
Standard-In-Ear-Hörer sind in unterschiedlichen Bauweisen und Farben erhältlich. Hier:
Beyerdynamic DT60 Pro in Beige und der Ultimate Ears Super.fi 5 Pro in Schwarz.
oder anderen Herstellern. Diese kann
man sich z.B. beim Hörgeräteakustiker in
eine maßgefertigte Otoplastik einsetzen
lassen. Allerdings ist die Verarbeitungs-
qualität dieser Hörer professionellen
Ansprüchen nicht immer gewachsen.
Gefährdet sind die dünnen Kabel; beson-
ders am Miniklinkenstecker können nach
längerem Gebrauch Bruchstellen oder Pro-
bleme mit den Kabelkontakten auftreten.
Standard-In-Ear-Hörer sind zwar etwas
teurer, aber in vielerlei Hinsicht für die
Verwendung im Bühnenalltag deutlich
besser geeignet: Sie glänzen nicht mit
der HiFi-typischen Mittensenke, sondern
liefern einen präsenten, mittenbetonten
Sound, wie er beim In-Ear-Monitoring
hilfreich ist. Die Verarbeitung ist robus-
ter als bei den Consumer-Modellen. Die
Ohrhörer werden mit Passstücken ausge-
liefert, die in der Regel einen bequemen
Sitz in fast jedem Ohr gewährleisten.
Mit individuell angepassten Ohrhörern
können Sie in punkto Tragekomfort meist
nicht konkurrieren, dafür sind sie aber
erheblich günstiger zu haben. Es gibt
zwar auch hier die Möglichkeit, die Hörer
in Standard-Gehörschutz einzusetzen.
Hierdurch relativiert sich aber erstens
der Preisvorteil und zweitens sitzen diese
Lösungen auch nicht so optimal im Ohr
wie komplett vergossene Hörer.
Individuell angepasste In-Ear-Moni-
toring-Ohrhörer bieten – das entsprechen-
de Kleingeld natürlich vorausgesetzt – opti-
malen Sound für jeden Geschmack und in
jeder Situation. Sie verbinden dies mit aus-
gezeichneten Gehörschutz-Eigenschaften
und einem hohen Tragekomfort. Verschie-
denste Varianten sind dabei möglich,
vom 1-Weg-Modell bis zum High-End-
Modell UE 11 von Ultimate Ears, das
mit immerhin vier Treibern arbeitet. Wer
auf Live-Feeling großen Wert legt, kann
sich z.B. bei Hearsafe eine so genann-
te Ambience-Bohrung in den Hörer set-
austauschbares
Kabel
Patentierte
Dual-Bohrung
Hochton-Treiber
Alfred Kritzer,
Keyboarder
Alfred Kritzer ist Keyboarder
in der Band von Herbert
Grönemyer und hat vielfälti-
ge Erfahrungen mit In-Ear-
Monitoring gemacht. Seine
Meinung: „Wir haben 1998
während der Probe für die
„Bleibt alles anders“ Tour
auf In-Ear Monitoring umge-
STATEMENT
stellt. Nach anfänglicher Be-
geisterung über den diffe-
renzierten und feindosierten
Monitor-Sound wurde aber
klar, dass auch dieses Sys-
tem nicht die perfekte Lösung
ist. Besonders an das Fremd-
körpergefühl, den „Propf im
Ohr“ musste ich mich erst
gewöhnen. Wir haben zwar
Mikrofone, über die etwas
Außenakustik wieder zuge-
spielt wird, aber ein Rest
Unbehagen bleibt. Es klingt
zwar großartig, aber es fühlt
sich nicht „live“ an. Ich neh-
me die Hörer oft auch ein
wenig heraus, um natürlichen
Außenschall an die Ohren
zu lassen. Ich stehe hinten,
und da habe ich dann auch
nicht das Problem, dass mich
das laute PA-Signal zu-
dröhnt, wie das bei Herbert
der Fall ist. Als wir in diesem
Jahr auf der Unplugged-Tour
wieder einmal mit konven-
tionellem Monitoring ge-
probt haben, kam schon
beim einen oder anderen der
Wunsch auf, es auch mal
wieder damit zu probieren.
Man kommuniziert damit
einfach direkter. Allerdings
muss man sagen, dass be-
sonders auf den großen
Bühnen wo wir teilweise 10
bis 20 Meter auseinander
stehen, die Vorteile des In-
Ear-Monitorings sehr deut-
lich überwiegen. Die perfek-
te Lösung gibt es halt nicht,
und Disziplin erfordern bei-
de Methoden.“
Akustische Dämpfer
Tiefton-Treiber
Komplexer Aufbau:
Ultimate Ears Super.fi 5 Pro.
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Der SCL2 von Shure wird auch
von Herstellern günstiger
Sendeanlagen ins Set gepackt.
Beim Sennhei-
ser IE7 wird
das Kabel hin-
ter dem Ohr
vorbeigeführt.
Der Ultimate Ears UE11
gehört zu den individuell
gefertigten High-End-Hörern.
In-Ear-Kopfhörer: Der Schall bleibt draußen
Wer Monitoring mit Gehörschutz verbin-
den will, benötigt einen speziellen In-Ear-
Ohrhörer, der Schall von außen weitgehend
ausschaltet und dabei klangneutral und
transparent klingt – eine Forderung, die viele
Consumer-Ohrhörer für MP3-Player nicht
erfüllen können, wohl aber die im folgenden
vorgestellten Produkte von verschiedenen
Herstellern.
Standard-Ohrhörer: Der SLC2 von Shure
ist ein einfacher 1-Weg-Hörer mit einem
unaufdringlichen, angenehmen und leicht
präsenten Klang. Ähnliches gilt für die 2-
Wege-Variante SLC5. Dieser Hörer bietet
einen definierten Bass, der Präsenz zeigt,
aber dennoch nicht aufdringlich wirkt. Wegen
seiner Bauart ist der Hörer etwas sperrigerer
zu tragen. Die Kabel sind sehr solide und
gegen Beschädigungen auf der Bühne gut
geschützt. Sie sind leider im Ohrbereich
etwas steif und damit für Brillenträger even-
tuell etwas unbequem zu tragen. Die Firma
Ultimate Ears
bietet unter der Bezeichnung
superfi.pro preisgünstige Standard In-Ear-
Hörer mit der selben Technik wie bei den
angepassten Profimodellen der UE-Serie.
Neben den sehr guten Klangeigenschaften
verfügen sie auch über ein steckbares
Hörerkabel. Dieses ist leicht auswechsel-
bar und erspart im Zweifelsfall kostspielige
Reparaturkosten: Der super.fi 3 Studio ist
ein 1-Weg-Modell, das unverbindlich für
99 Euro angeboten wird. Nicht nur für
basslastige Musik sehr gut geeignet ist der
super-fi 5 Pro, der in vier trendigen Farben
erhältlich ist, deutliche Tieftöne bietet und
für 249 Euro verkauft wird. Ein 3-Wege-
Modell namens super.fi 10 Pro wird für 399
Euro angeboten und markiert momentan
die Grenze des technisch und klanglichen
Möglichen bei Standard-Hörern.
Von Sennheiser kommt der IE4, ein preis-
lich interessanter In-Ear-Monitoring-Hörer
mit guten Geräuschdämmungseigenschaft
en und einem leicht in Richtung HiFi tendie-
renden Klangbild. Die Kabel sind aber leider
etwas dünn. Mit einer Preisempfehlung von
89 Euro ist dieser Hörer besonders für
Ein- und Aufsteiger im In-Ear-Monitoring zu
empfehlen. Von ähnlicher Bauart ist der IP 2
von
AKG
für etwa 50 Euro.
Die In-Ear-Monitoring-Hörer EP 2 und EP 4
der Marke
T.Bone
im Vertrieb von Thomann
weisen ein Klangbild auf, das die Mitten und
Höhen stark betont. Zu empfehlen sind sie
besonders bei kleinem Budget, wenn man
in die Welt des In-Ear-Monitorings hinein-
schnuppern möchte und noch nicht weiß,
ob man mit dieser Art der Selbstkontrolle
zurecht kommt.
Angepasste Ohrhörer: Im Vertrieb von Fisher
Amps befindet sich ein großes Sortiment an
Ohrhörern, beginnend bei den preiswerten
Standardmodellen von Voicetronic bis hin
zu den High-End-Systemen von Ultimate
Ears. Letzere werden in eine Otoplatik
gegossen und sind in Versionen mit 2, 3
und mittlerweile sogar 4 Wegen erhält-
lich. Einer der Klassiker ist der UE 5 Pro.
Die 3-Wege-Variante bietet einen zusätzli-
chen Treiber für den Tiefbass und empfiehlt
sich damit insbesondere für Hip-Hop und
Verwandtes. Darüber hinaus bietet Fisher
Amps eine breite Palette an Zubehör, von
den tragbaren Kopfhörerverstärkern, Body
Packs über modifizierte Mischpulte bis hin
zu Bass-Shakern und speziellen Sitzen mit
Bass-Shaker (Butt Kicker).
Die Firma
Hearsafe
gilt als Pionier in Sachen
Gehörschutz für Musiker in Deutschland.
Das Unternehmen bietet Modelle mit ver-
gossenen Hörern (Pro Flex) in 1-Weg-
Technik in der mittenbetonten Variante
HS-1 und das etwas bassstärkere Modell
HS-4. Das Topmodell HS-2 ist in 2-Wege-
Technik ausgeführt. Alle Hörer gibt es ent-
weder vergossen oder zum Einstecken in
Standardgehörschutz (HS-15, HS-15-4,
HS-15-2). Leider sind die Kabel hier nicht
ansteckbar, beim Kabelbruch „on stage“ ist
man also auf die Lötkünste der Techniker
oder Mitmusiker angewiesen.
KAUFBERATUNG
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Besser hören
Seit Jahren
bewährt: das
Shure PSM 200.
Das In-Ear-Monitoring-System AKG
IVM 4 gilt als eines der High-End-
Systeme schlechthin.
zen lassen, über die etwas Außenschall
eindringen kann. Einige Ultimate-Ears-
Modelle sind in der Ambience-Variante
schon ab Werk mit einem entsprechen-
den Außenschallkanal ausgerüstet. Über
verschiedene Dämpfungsfilter kann der
Außenschallpegel angepasst werden. Diese
Verfahren bieten sich z.B. für Sänger und
Bläser an, die sonst unter Umständen
Schwierigkeiten haben könnten, ihre
Intonation optimal zu kontrollieren.
Sendeanlagen zwischen
Kabel und Wireless
In-Ear-Monitoring ist nicht zwingend an
Sendesysteme gebunden. Keyboarder und
Schlagzeuger werden auch mit kabelge-
bundenen Varianten bestens zurechtkom-
men. Aber auch sie sollten darauf achten,
einen Limiter einzuschleifen, der bei plötz-
lichen Pegelspitzen die Ohren schützt. In
den meisten Fällen wird man sich aber für
ein Sender-System entscheiden, mit dem
man fast unbegrenzte Bewegungsfreiheit
genießt. Zudem ist zu erwarten, dass sich
der Preisrutsch in diesem Marktsegment
noch weiter fortsetzen wird. Bei der Wahl
Sendeanlagen für In-Ear-Monitoring: Systeme für jeden Anspruch
Beim In-Ear-Monitoring geht der Trend wie bei
Mikrofonen zum Drahtlossystem, das mehr
Bewegungsfreiheit erlaubt. Wir stellen Ihnen
Systeme von acht Herstellern in unterschiedli-
chen Preis- und Leistungsklassen vor – ein
repräsentativer Marktquerschnitt, der keinen
Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Allen
genannten Systemen sind Ohrhörer beige-
legt, die man aber in den meisten Fällen durch
höherwertige In-Ear-Hörer ersetzen sollte.
AKG IVM 4:
Das IVM 4 des österreichischen
Herstellers ist das High-End-System schlecht-
hin, da sich auf 1200 Festfrequenzen und
vier Bändern je 14 parallele Systeme betrei-
ben und per Computer konfigurieren lassen.
Damit gibt es garantiert nie Überlagerungs-
probleme. Der Sender bietet diverse Lecker-
bissen wie Mischfunktion, Loop-Ausgang
zum Weiterschleifen des Signals, Raumsimu-
lation, Equalizer-Presets und Kompressor für
den persönlichen Traumsound. Der beigelegte
Kopfhörer IP 2 klingt gut und sitzt dezent im
Ohr. Das Gebotene hat seinen Preis, doch ist
das System jeden der 1639 Euros wert.
Beyerdynamic IMS 900:
Mit 16 vorpro-
grammierten Frequenzen und 8 möglichen
simultanen Systemen hat man nicht so viel
Frequenzauswahl wie bei anderen Systemen.
Jedoch sorgen zwei Antennen am Empfänger
für True Diversity, was die Gefahr von unan-
genehmen Flattergeräuschen durch Funkaus-
setzer minimieren soll. Auch mit weiteren
Features wie Stereo-Tauglichkeit und einge-
bautem Limiter positioniert sich das Gerät in
der Semiprofi- bis Profi-Liga. Das rechtfertigt
auch den Preis von 955 Euro. Ein System,
das sich für Tanz-, Gala- und Top40-Bands
anbietet, die ihre eigene Monitoranlage konfi-
gurieren wollen. Zudem hat Beyerdynamic die
chinesische Marke Mipro (System M 808 zu
Straßenpreisen ab 500 Euro) im Programm.
dB Technologies IEM 600:
Das IEM 600
UHF Mono ist ein preiswertes und einfach zu
bedienendes System. Es bietet 8 Festfre-
quenzen und erlaubt 4 parallele Strecken. Es
eignet sich besonders für kleine Besetzungen,
die auf Stereo-Mix keinen Wert legen, oder
ohnehin meist nur mit einem Hörer arbeiten.
Mit einer Preisempfehlung von 349 Euro
gehört es zu den günstigsten Systemen.
IMG Stage Line IMS-700:
Das IMS-700 von
IMG Stage Line überrascht mit einer sehr
interessanten Ausstattung: 64 Kanal-Presets
ermöglichen 16 parallele Strecken, der Sender
kann mono oder stereo arbeiten und Mix-Sig-
nale aus zwei Monoquellen übertragen. Ein
Limiter ist selbstverständlich auch dabei. Der
Preis lässt aufhorchen: 579 Euro sind ange-
sichts dieser Ausstattung mehr als angemes-
sen. Ein interessantes System auch für größe-
re Besetzungen.
LD Systems MEI100:
LD Systems bietet mit
dem MEI100 einen wahren Preisbrecher: Für
nur 299 Euro erhält man ein waschechtes
Stereo-System mit Limiter. 160 Frequenzen
sind schaltbar, 10 Systeme können intermo-
dulationsfrei parallel betrieben werden. Ein
preislich sehr interessantes Stereosystem für
kleine bis mittlere Besetzungen, das zudem
Vertrauen erweckend verarbeitet ist.
Sennheiser EW 300 IEM G2:
Diese Anlage
aus der Sennheiser Evolution Serie ist auf allen
großen Bühnen zu Hause, bietet 1440 Fre-
quenzen und 9 Bänke mit jeweils 12 mögli-
chen Funkstrecken, kann also bedenkenlos
auch zu den größten Festivals mitgenommen
werden. Das System überträgt stereo sowie
doppel-mono, also mit unterschiedlichen
Signalen für beide Seiten. Der beigelegte
Hörer klingt sehr ansprechend. Ein weit ver-
breitetes professionelles System für 1010
Euro mit minimalem Frequenzstress und aus-
gezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Shure PSM 200:
Das Shure psm 200 ist
schon einige Zeit auf dem Markt und hat sich
vielerorts bewährt. Es ist qualitativ absolut
hochwertig verarbeitet, sendet in Stereo oder
Mono und bietet 8 Festfrequenzen. 4 Systeme
können parallel betrieben werden. Der Sen-
der bietet Mischfunktionen und kann so z.B.
eine Mischung aus FOH-Signal und dem ei-
genen Individualsignal erstellen. Interessanter-
weise lässt sich das System auch kabelge-
bunden betreiben: Dabei wird der Empfänger
als Bodypack-Kopfhörerverstärker benutzt.
Den Sender kann man dann später dazukau-
fen. Ein Limiter ist enthalten. Die UVP von 1233
Euro ist heutzutage nicht mehr konkurrenzfä-
hig, weshalb das Set oft darunter angeboten
wird. Das System ist eine Empfehlung, wenn
vorrangig die Sänger versorgt werden sollen
und der Rest der Band kabelgebunden oder
mit Monitorboxen arbeitet.
T.Bone TIE 16 ST:
Das T.Bone-System TIE
16 ST arbeitet mono, ist jeweils mit den
Trägerfrequenzen 800, 854 oder 864 MHz
erhältlich und erlaubt je 16 schaltbare Kanäle.
Der Sender ist in einem Metallgehäuse unter-
gebracht, bietet Eingänge für Mikrofon,- Line-
und Aux-Signale (Cinch) und einen Kopfhörer-
ausgang (Klinke, 3,5 Zoll). Ein Display informiert
über den gewählten Kanal. Die Pegel für
Mikrofon-, Line-Signal und Kopfhörer lassen
sich getrennt regeln. Der Taschenempfänger
arbeitet mit Diversity-Technik. Basispreis 399
Euro. Daneben gibt es auch einige Bundles
mit Hörern von T.Bone oder von Shure.
KAUFBERATUNG
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Thomann-Marke T.Bone: In-Ear-Monito-
ring zum Spartarif.
der In-Ear-Monitoring-Sendeanlage sollte
man folgende Punkte im Auge behalten:
Wie viele Frequenzen bietet die Sende-
anlage? Sind diese frei wählbar? Davon
hängt auch ab, wie viele Anlagen sich
parallel betreiben lassen, ohne sich dabei
frequenzmäßig ins Gehege zu kommen.
Im Fachjargon nennt man das intermodu-
lationsfrei. Das ist insbesondere wichtig,
wenn man öfters auf Veranstaltungen
spielt, auf denen mehrere Bands mit
Sende-Mikrofonen oder In-Ear-System
arbeiten und wo dadurch die Gefahr
von Interferenzen durch sich überlagern-
de Funkstrecken besteht. Für eine klei-
ne Band, ein Duo oder ein Trio kann
ein System mit maximal vier paralle-
len Funkstrecken schon völlig ausrei-
chend sein, wenn man vorwiegend bei
Hochzeiten oder ähnlichen Anlässen
spielt. Schwierig wird es bei Stadtfesten
oder Galaveranstaltungen, wo typischer-
weise sehr viele Funkstrecken benötigt
werden.
Stereosysteme sind heutzutage kein
Luxus mehr. Der Vorteil gegenüber Mono-
Systemen liegt darin, dass die Signale
im Panorama verteilt werden können.
Dadurch erhält man ein natürlicheres und
transparenteres Klangbild. Das macht es
auch einfacher, das eigene Instrument
oder die eigene Stimme zu orten, was vor
allem bei mehrstimmigen Chorsätzen von
Nutzen ist.
Der Audio-Übertragungsbereich liegt
typischerweise zwischen 50 und 15.000
Hz. Wer dabei die HiFi-Tauglichkeit dieser
Werte in Frage stellt, darf nicht vergessen,
dass extremer Tiefbass und spitze Höhen
das Gehör auf Dauer mehr ermüden als
dass sie etwas nützen. Klanglich wird man
auch dabei auf der Bühne nichts vermis-
sen. Einige Sender bieten an dieser Stelle
die Möglichkeit einer Höhenanhebung, die
man allerdings nur mit sehr viel Vorsicht
einsetzen sollte.
Die Ausstattung der Sender kann sehr
stark variieren. Ein eingebauter Limiter
ist Pflicht, um das Gehör vor Pegelspitzen
zu schützen, denen man mit einem In-
Ear-Monitoring-System ansonsten wehr-
los ausgeliefert wäre. Ebenfalls selbstver-
ständlich sollte ein Kopfhörerausgang am
Sender sein, mit dem sich die Mischung
kontrollieren lässt, die an den Empfänger
geht. Mischfunktionen, wie sie beispiels-
weise beim Shure PSM-200 zu finden sind,
erlauben es, einen Mix aus zwei Mono-
Signalen zu erstellen. Das AKG IV M4
schießt bei der Ausstattung den Vogel ab
und bietet mit Raumsimulation, Equalizer,
Kompressor und Hochpass-Filter alles
Nötige für den Luxus-Bühnensound. Eine
Raumsimulation kann aber auch vom
Monitor-Mischpult zugemischt werden
und wirkt dem oftmals sehr trockenen
und isolierten Klangeindruck entgegen.
Klaus Tenner
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