DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
© PPVMEDIEN 2008
Special:
Open Air
Teil 1:
SOUNDCHECK 07/2008
Teil 2:
SOUNDCHECK 08/2008
Unter freiem Himmel
So bekommt ihr euer Freiluft-
Event in den Griff
SPECIAL
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Die 11 Gebote
Rent A Gig
für euer erstes Open Air
1-2-3 … dabei!
Ein Special von Uli Hoppert
Unter freiem Himmel
So bekommt ihr euer Freiluft-Event in den Griff
Sommerzeit – Festivalzeit! Keiner hat mehr Lust, in muffigen Hallen oder
notorisch zu kleinen Clubs zu spielen. Es locken die Open-Air-Bühnen, die
Gigs auf der grünen Wiese mit Camping und dem Flair von Klassikern
wie Rock am Ring oder Rheinkultur.
D
Günstiges digitales Vertical Array im Flugrahmen:
dB Technologies DVA
Wirklich geplant hatten die Veranstalter von
Woodstock, Michael Lang, Artie Kornfield und
Tim Hardin eigentlich nichts.
Genau genommen
wollten sie etwas Bier verkaufen, illegale Drogen
konsumieren und auf der benachbarten Wiese ei-
nes Landwirts ein paar Bands auftreten lassen. Der
erhoffte Gewinn sollte helfen, das eigene, neu ge-
Jetzt aber genug zur Geschichte, wir packen
die Sache an und kümmern uns mit euch um die
Technik und das Drumherum.
Häufig hört ihr zu-
allererst „Du brauchst eine dicke PA“, wenn ihr
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F O T O S : B E U G - R A P P, S T E I N I G K E & H O P P E R T
ie Idee draußen Musik zu machen, hatten
womöglich bereits die Neandertaler. Ihre
legitimen Erben – die Straßenmusikanten
und Gaukler – bevölkerten dann das gesamte Mit-
telalter. Der eigentliche Beginn des Phänomens
„Open Air“ jedoch lässt sich recht genau datieren:
Nämlich der 15. August 1969. Alleine der Begriff
„Woodstock“ setzt bei den älteren Semestern
noch heute lebhafte Erinnerungen in Gang, aber
auch die Jüngeren unter uns verbinden womög-
lich noch immer ein paar Namen mit der legendä-
ren Ortschaft etwa 100 Meilen südlich von New
York in den USA.
gründete Tonstudio zu finanzieren. Was daraus
wurde, ist mittlerweile unter Musikern Kulturgut
und nach wie vor in aller Munde.
Keine Bange, wir fangen etwas kleiner an, als
damals Michael, Artie und Tim.
Die hatten ur-
sprünglich mit maximal 10.000 Besuchern ge-
rechnet, tatsächlich haben sich wohl über 400.000
Menschen auf den Weg zu Bauer Yasgurs Weide
gemacht und zwischen drei und fünf Tagen lang
mit etwa 30 Bands gefeiert. Genaue und belegte
Angaben gibt es dazu bis heute nicht. Unser Festi-
val dauert nur einen Tag, bietet Platz und Zeit für
drei bis fünf Bands und erwartet zwischen 300
und 500 Zuschauern. Ein durchaus überschauba-
rer Rahmen also.
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Der richtige Weg zur funktionierenden PA
führt über einen ausgewiesenen Fachmann –
den Verleiher eures Vertrauens zum Beispiel.
Solche Leute kennen das Geschäft und womög-
lich sogar eure angepeilte Location und können
euch bei einer Ortsbesichtigung oder einer Vor-
besprechung meist sicher und realistisch nennen,
was gebraucht wird. Eindeutig abraten möchte
ich an dieser Stelle von der berüchtigten „Patch-
work-PA“, also einem zusammengewürfelten
Haufen von Komponenten, die in den jeweiligen
Bandproberäumen gefunden und mitgebracht
werden. Band X hat einen dicken Amp, Band Y
coole Subwoofer und Band Z vier martialisch
aussehende Topteile, die eventuell dazu passen
könnten. Deutlich besser aufgestellt seid ihr mit
einem in sich schlüssigen System aus Lautspre-
chern, Endstufen und Controllern. Alternativ da-
zu natürlich auch mit einer aktiven Beschal-
lungslösung mit integrierten Amps und Control-
lern. Solche Systeme bieten ein Optimum in
Sachen Betriebssicherheit und Performance.
Weiterhin wichtigste Komponente dabei, und
so was wie der Generalschlüssel zum Erfolg ist
und bleibt aber bei jeder PA der kompetente Sys-
temtechniker.
Bei modernen Systemen ist die
Vielfalt der Parameter, die zum guten Sound füh-
ren für einen unerfahrenen Anwender beinahe
unüberschaubar. Dazu kommt auch noch immer
das Quäntchen Erfahrung und Know-how das
Fachleute aus einer Vielzahl von Veranstaltungen,
mitbringen. Oft genügt ein Griff oder eine mini-
mal veränderte Position – und alles klingt plötz-
lich gut. Ein versierter Systemer sieht so etwas oft
mit einem Blick.
Häufig ist es so, dass gerade bei Festivals un-
endlich viele Vorstellungen aufeinanderprallen
und jeder Künstler und jede Band das Optimum
herausholen will.
Gerade beim Monitoring keine
leichte Aufgabe. Versucht, aus all den Anforde-
rungen ein kleinstes, gemeinsames Vielfaches zu
bilden. Klärt ab, wo es Gemeinsamkeiten gibt und
welche exotischen Anforderungen ihr vielleicht
wegdiskutieren könnt. Ein potentes Drumfill, eine
Line aus drei bis vier Frontwedges und zwei sepa-
rate Wege rechts und links des Drummers sind ein
guter Ausgangspunkt und mit vier Auxwegen zu
bedienen. Wer dann noch Raum und Kapazitäten
hat, der kann noch zusätzliche Wege fahren oder
über den Einsatz von Sidefills nachdenken.
Übrigens – im Zeitalter der modernen Bühnen-
technik solltet ihr auch frühzeitig klären, ob oder
welche der teilnehmenden Bands In-Ear-Moni-
toring verwenden und auf diesen Fall natürlich
auch vorbereitet sein.
Viele Bands führen für sol-
che Fälle ihr eigenes Monitorrack mit Mischpult
Freunde oder Bandkollegen mit eurem Ansinnen
konfrontiert, mal ein Open Air zu veranstalten.
Grundsätzlich richtig, allerdings stellt dieser Teil
alleine bei der Technik nur einen Teilbereich dar.
Was benötigt wird
Bleiben wir der Einfachheit halber gleich bei der
PA.
Oft hört man hier beeindruckend klingende Er-
fahrungswerte und Faustregeln alter Tontechnik-
recken, die „soundsoviel kW pro Mann“ empfehlen,
selbstverständlich großzügig nach oben aufzurun-
den. Andere hingegen greifen grundsätzlich zur
Wunderwaffe Line Array und empfehlen ein All-
roundsystem für die Jazzband beim Töpfermarkt
ebenso wie für die Thrashmetaller beim Jugendfe-
stival. Beides klingt irgendwie unrealistisch – und
ist es tatsächlich auch.
Sound auf und vor der Bühne
Besonders oft wird die Monitoranlage stief-
mütterlich behandelt.
Auch hier ist die Sammellö-
sung aus den verschiedenen Proberäumen nicht
der richtige Weg. Jeder Monitorweg klingt hier
nämlich anders; zudem sind unzählige Adapter
notwendig, Pegel müssen umständlich aufeinan-
der angepasst werden und trotzdem ist das Ergeb-
nis immer noch irgendwie unbefriedigend. Keine
gute Ausgangsposition - weder für die Bands, noch
für die Techniker. Lasst euch also auch hier von
den Profis beraten und plant mit deren Tipps.
Überschaubar und aufgeräumt:
Eine komplette Bühne
mit Backline, Ton- und Lichtanlage, sowie Überdachung.
und Sendern mit und benötigen keinerlei Hilfe
von der örtlichen Technik, andere hingegen er-
warten beinahe selbstverständlich, dass man drei
bis vier Auxwege – natürlich in Stereo – für sie
reserviert hat. Rechtzeitige Absprachen beugen
hier hektischer Betriebsamkeit vor.
Fehlt noch der Frontplatz, um in Sachen Ton
alle Komponenten unter Dach und Fach zu haben.
Viele Techniker gehen dabei nach einem ganz ein-
fachen Prinzip vor: „Keep it Simple“ lautet die
super.
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Open Air
Ganz ähnliche Gesetze gelten übrigens für di-
gitale Konsolen.
Tag für Tag werden es mehr und
langsam aber sicher entdecken immer mehr Bands
und Techniker die Vorteile dieser Pulte. Solange
jedoch in Sachen Bediengeschwindigkeit und
Übersicht der Digitalmischer noch immer hinter
dem Analogmischpult zurückbleibt, wird man die-
se Pulte weiterhin nur als „Gastmischer“ auf Festi-
vals finden. Also bleibt dabei – einfach und funk-
tional muss es sein, dann klappts am besten.
Was dem Mischpult recht ist, ist übrigens der
Peripherie und natürlich auch den Mikrofonen auf
der Bühne nur billig.
Auch hier heißt es „Finger weg
von exotischen Wunderwerken“, dafür gute, be-
kannte und funktionale Helfer. Manches 19"-Equip-
ment für Effekt, Dynamik oder Klang hat sich auch
hier in den Jahren den Ruf eines Schweizer Messers
erarbeitet, bei den Mikrofonen gilt analog dazu eine
ähnliche Regel. Wer solche Konstanten einplant, ist
immer auf der sicheren Seite. Raum zum Experi-
mentieren bleibt aber trotzdem. Wer seine Band nur
mit genau diesem, einen Effektgerät abmischen
kann oder welcher Sänger nur und ausschließlich
mit diesem Mikrofon so klingt, wie die Fans es wol-
len – der bringt es selbst mit. So einfach ist das
manchmal.
Ohne Licht geht nicht
Bis hier hin alles bestens, spätestens ab 19 Uhr
jedoch ergibt sich ein Problem.
Mit sinkender
Sonne – womit in unseren Breiten im Sommer zu
dieser Tageszeit zu rechnen ist - wirds auf der
Bühne zappenduster. Das muss nicht sein, schließ-
lich gibts ja Scheinwerfer, über die sich sicherlich
auch die Bands freuen, die noch bei Tageslicht
ihren Auftritt haben. Sicher nicht so eindrucksvoll,
effektvoll eingesetzt sicherlich aber bestimmt
auch nicht langweilig.
Woraus die perfekte Lichtanlage für euer
Event besteht, ist von vielen, kleinen Variablen
abhängig.
Zuallererst die harten Fakten: Wie viel
Strom steht zur Verfügung und woran könnt ihr
die Scheinwerfer befestigen? Reichlich Strom – 3
Safety First:
Lichter und sonstiges Equipment über den
Köpfen müssen gewissenhaft installiert und gesichert werden.
Devise, die am Festival-FoH zum Erfolg führt. Je-
der Gaststechniker freut sich natürlich über sein
Lieblingspult und seine bevorzugten Peripheriege-
räte, doch so unterschiedlich hier die Geschmä-
cker, so unterschiedlich auch die Technik. Beim
Einsatz von Exoten läuft man also Gefahr, auf Kos-
ten persönlicher Vorlieben seinen Kollegen den
Job unnötig schwer zu machen. Beachtet man
hingegen ein paar einfache Grundregeln und
wählt geschickt aus, ist meist allen Beteiligten
mehr Erfolg beschieden.
Diese Auswahl beginnt bereits bei der Schalt-
zentrale – dem Mischpult.
Seht euch mal mit offe-
nen Augen um und bewertet Mischpulte mal aus
rein praktischen Gesichtpunkten: Ist die Oberfläche
aufgeräumt und finde ich mich schnell zurecht? Ist
die Anordnung der einzelnen Funktionsgruppen
logisch und durchdacht? Ist genug Platz für die
Regler auf der Oberfläche? Ist die Ausstattung auch
praxisnah? Wenn ihr diese Fragen kritisch abklopft,
kommt ihr schnell zu einer Auswahl an Pulten, die
sich für den Festivaljob eignen, andere Konsolen
hingegen lassen in der ein oder anderen Disziplin
zu wünschen übrig. Ein namhafter Hersteller zum
Beispiel kam vor geraumer Zeit auf die Idee, bei
einer Mischpultserie das Gain nicht traditionell
ganz oben, sondern viel weiter unten, unmittelbar
beim Kanalfader anzuordnen. Aus Sicht der Bedien-
barkeit sicher sinnvoll und schlüssig, weshalb dieses
Pult auch heute noch einen exzellenten Ruf im
Kreis der Bandmischer und vor allem bei Tontech-
niker für Rundfunk und Fernsehen genießt. Beim
Festival? Fehlanzeige! Wer innerhalb der knappen
Zeit eines Festivalsoundchecks wie gewohnt ganz
oben das Gain justieren möchte, dreht plötzlich die
Höhen auf oder zu, ein Griff zum Panoramapoti
hingegen sorgt für unerwartete Pegelschwankun-
gen ohne schnell erkennbaren Grund.
Praxistipp
Des einen Freud ...
„Musik wird störend oft empfunden,
dieweil sie mit Geräusch verbunden ...“
hat einst Wilhelm Busch einen Umstand beschrie-
ben, mit dem sich auch heute noch fast jeder
auseinandersetzen muss, der eine Veranstal-
tung plant. Die Gesetzeslage weist – wie fast
immer in Deutschland – mindestens mehrere
Schichten auf und bereits das Vorhandensein
eines außergewöhnlichen Ereignisses gilt
in unserem Land als Störung, ja eventuell
sogar als Gefahr. Verantwortlich dafür – man
spricht von einer sogenannten Verkehrssi-
cherungspflicht – ist der Veranstalter. Also
ihr! Eure Aufgabe ist es also, Schaden für alle
Beteiligten zu verhindern. Kein leichter Job,
wie ich euch exemplarisch am Landes-Im-
missonsschutz Gesetz, von den zuständigen
Behörden auch liebevoll LImschG genannt,
kurz aufzeigen will.
Unter Immissionen verstehen die Ordnungs-
hüter unter anderem Hundegebell, Brand-
geruch, Feuerwerk zu Unzeiten, laufende
Motoren und – hier kommt ihr ins Spiel: die
Benutzung von Tongeräten.
So formuliert der
Gesetzgeber die PA, mit der ihr eure Besucher
beschallt. Der sich in seiner Wochenendruhe
gestört fühlende Anwohner bezeichnet so was
wohl eher als „Teufelswerk“, „Radau“ und „Un-
verschämtheit“, was rein rechtlich genau das
Gleiche ist und bereits nach dem ersten Anruf
die Ordnungshüter zum Eingreifen veranlasst.
Wenns erst mal so weit ist, ist eigentlich
schon alles zu spät.
Was tun? Sprecht mit dem für euch zu-
ständigen Ordnungsamt, lasst euch beraten
und holt die notwendigen Genehmigungen
ein.
Vor Ort kann man euch genau sagen, wie
lange und wie laut eure Veranstaltung sein
darf und worauf ihr sonst noch achten müsst.
Allgemeinverbindliche Regeln gibt es leider
nicht, denn die zulässigen Werte weichen
stark voneinander ab. Jedes Bundesland hat
ein eigenes LimschG, zum Teil verfahren
Städte und Kommunen ebenfalls unterschied-
lich. Erfahrungsgemäß ist es aber überall
einfacher, abseits von reinen Wohngebieten,
in sogenannten Gewerbe- oder Mischgebieten,
eine Genehmigung zu bekommen.
Ein kleiner Tipp für ein Festival mitten in
der Stadt: Sucht den Termin gewissenhaft
aus.
Wenn bereits sämtliche Wochenenden
vor und nach eurem Wunschtermin mit Ver-
anstaltungen auf dem begehrten Marktplatz
ausgebucht sind, stehen die Zeichen bereits
auf Ärger und aufgebrachte Anrufe erboster
Anwohner sind vorprogrammiert.
Und noch ein ganz genereller Tipp:
Wenn ihr
die begehrte Genehmigung habt, dann habt
sie auch unbedingt am Veranstaltungstag
dabei! Meist finden Festivals am Wochenende
statt, das zuständige Amt ist geschlossen und
die Polizei taucht auf dem Gelände auf. Jetzt
müsst ihr nachweisen, dass alles ordentlich
genehmigt ist und dafür braucht ihr dieses
Papier. Sonst blasen die freundlichen Damen
und Herren von der Wache womöglich nur
noch zum Zapfenstreich.
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x 63 Ampere CEE oder mehr, sowie ein solides Bühnendach sind da schon
mal die optimalen Voraussetzungen. Von da an setzen nur noch die Krea-
tivität der Lichttechniker und die Wünsche der Bands eine Grenze. Stufen-
linsen mit 1.000 Watt Leistung für das Grundlicht, sechs oder mehr Sech-
serbars als klassisches Rocklicht, dazu Effekte, Movingheads und Blinder
ganz nach Lust und Laune. Nebel gehört natürlich auch dazu, und ein
bisschen Pyro als Knalleffekt zum Abschluss
Meist sieht jedoch die Realität ganz anders aus – und die kreative
Frage dreht sich darum, wie man mit möglichst wenig Kosten eine effek-
tive Lichtanlage zusammenstellen kann.
Sechserbars und Einzelscheinwer-
fer sind die Versatzstücke dafür. Sie helfen Geld sparen und geben gleich-
zeitig Gestaltungsmöglichkeiten. Zudem sind sie schnell installiert und bei
entsprechender Aufteilung auch ruck zuck zu einer schönen Show pro-
grammiert – deutlich schneller als Movingheads oder Scanner, bei denen
wegen der Kürze der verfügbaren Zeit oft nur die Standardprogramme
abgespult werden. So was wird meist schneller langweilig wie eine enga-
giert und kreativ programmierte Show mit Kannen. Wer mehr darüber wis-
sen will, dem empfehle ich die Specials des Kollegen Andi Zöllner, der hier
an anderer Stelle über die
kreativen Seiten des Büh-
nenlichts geschrieben hat.
Wer trotzdem schon
mal planen will, der sollte
sich auch hier schon mal
vertrauensvoll an die Pro-
fis wenden.
Lichttechnik
geht praktisch zwangs-
weise mit gefährlich hoher
Netzspannung einher. Die
Leistungen, die hier Verar-
beitet werden, erreichen
schnell beachtliche Grö-
ßenordnungen und die
PA-Box mit dem Abstrahlverhalten eines Line
Summe dieser Anforde-
Arrays:
Martin Audio WF8 VDQ
rungen erfordert einfach
fundierte Kenntnisse der geltenden Richtlinien und Bestimmungen. Also
hört auf die Leute vom Fach und geht kein Risiko ein! Wenn alles sicher
installiert ist, könnt ihr mit dem kreativen Part loslegen. Übrigens: Ab-
baulicht nicht vergessen! Nachts sind nicht nur alle Katzen grau sondern
auch die Arbeitsbedingungen mehr als schlecht. Wer also nicht erst am
nächsten Morgen abbauen will und Grubenlampen oder Taschenlampen
zu vermeiden sucht, der sollte mindestens 3.000 Watt aus Baustrahlern
als Arbeitslicht mit einplanen.
Erstens kommt es anders – und zweitens
als man denkt!
Bis hier hin alles klar, wir haben hoffentlich an alles gedacht und
nichts dem Zufall überlassen.
Leider – und das ist ein universelles Ge-
setz – gibt es gerade bei Freiluftveranstaltungen eine ganze Reihe von
Problemherden, mit denen ihr rechnen müsst. Von euch als Veranstalter
wird verlangt, dass ihr gut gerüstet und auf alle Eventualitäten vorberei-
tet seid. Euer Equipment und alle involvierten Personen wollen schließ-
lich sicher das Event überstehen. Das Wetter gehört wohl zu den größ-
ten Unwägbarkeiten, mit denen in unseren Breiten zu rechnen ist –
gleichwohl Deutschland von den Meteorologen als gemäßigte Klimazone
bezeichnet wird. Was darunter zu verstehen ist, zeigt dieses kleine Bei-
spiel: Freitags bedeckt, aber trocken mit 12 bis 15° C, Samstags 31° C
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und wolkenloser Himmel, spät am Abend Wol-
kenbruch, Starkregen und vereinzelte Sturmbö-
en, Sonntags morgen noch ein paar Schauer und
dann Temperaturen um die 22° C.
Fiktion? Keinesfalls, sondern der verkürzte
Wetterbericht eines Juniwochenendes im Rhein-
land.
Gemäßigte Klimazonen können also ganz
schön extrem sein und ihr müsst darauf vorberei-
tet sein. Unabhängig von den technischen Maß-
nahmen, die es zu ergreifen gilt, solltet ihr auch
das Wetter im Blick haben. Portale dafür gibt es
genug, angefangen von den bekannten Wettersei-
ten im Internet bis hin zu Infohotlines des Deut-
schen Wetterdienstes (sehr exakt, aber mittlerwei-
le leider auch kostenpflichtig) oder eines nahege-
legenen Flughafens. Auch hier ein kleiner Tipp – es
muss nicht Frankfurt/Main International oder der
Flughafen im Erdinger Moos sein, auch kleine, re-
gionale Segelflughäfen sind ständig mit den Wet-
terdiensten verbunden und meist deutlich freund-
licher und hilfsbereiter. Für euch wichtige Daten
sind vor allem Niederschlag und Wind sowie Un-
wetter- oder Blitzschlagwarnungen. Wichtig da-
bei: Regenschauer und Böen sind unschön, aber
zu verschmerzen, Unwetterwarnungen hingegen
dürft ihr keinesfalls auf die leichte Schulter neh-
men, der Personenschutz geht hier vor.
Für Wind und Sturm zum Beispiel gibt es für
Bühnen oder fliegende Bauten klare Regelungen,
die festlegen, ab wann zum Beispiel Dächer abge-
fahren oder Planen auszuhängen sind.
Ein Stand-
sicherheitsnachweis mit den notwendigen Anga-
ben zum Ballast oder ein Baubuch sind je nach
Größe für eine Bühne obligatorisch. Euer Bühnen-
bauer weiß darüber hoffentlich Bescheid und
handelt entsprechend. Wer solche Angaben und
Auflagen hingegen auf die zu leichte Schulter
nimmt, der handelt sträflich. Beim Zusammenwir-
ken hoher Windgeschwindigkeiten und großer
Segelflächen entstehen schnell gewaltige Kräfte.
Wissen
Die Sache mit dem Lärm
Zwei Vorschriftenwerke betreffen euch als
Veranstalter: Die TA Lärm (Technische Anwei-
sung Lärm) und die DIN 15905/Teil 5:
Die TA Lärm legt fest, wie laut es rund um
eure Veranstaltung sein darf und schützt
damit Anwohner und Unbeteiligte.
Gemes-
sen wird im Falle eines Falles mit geeignetem
Messgerät und durch eine befähigte Person
50 cm vor dem Fenster des nächstgelegenen
Gebäudes. Beim Ordnungsamt kann man euch
sagen, in welcher Kategorie der von euch beab-
sichtigte Veranstaltungsort liegt.
Die DIN 15905/Teil 5 schützt hingegen
eurer Publikum.
Kaum eine Meldung hat die
Musikerszene so aufgerüttelt wie die Meldung,
es gäbe hier ein neues Gesetz. Wichtig: Es
handelt sich hierbei um eine Norm (zudem
noch keine fertige), die den Stand der Technik
wiedergibt und im Falle eines Falles als Ent-
scheidungsgrundlage herangezogen werden
kann. Auch hier das Wichtigste in Kürze:
•
Messungen erfolgen mit geeignetem
Messgerät am lautesten, vom Publikum
erreichbaren Ort.
•
Der Pegel ist zeitunabhängig. Im Mittel
dürfen maximal 99 dB erreicht werden, die
Messung muss kontinuierlich ab Beginn bis
zum Ende der Veranstaltung durchgeführt
werden.
•
Der maximale Spitzenwert liegt bei 135 dB.
•
Ab einem zu erwartenden Durchschnittspe-
gel von 85 dB müsst ihr euer Publikum in
geeigneter Weise informieren, ab einem
Durchschnittspegel von 95 dB müsst ihr als
Veranstalter Gehörschutz bereitstellen und
die Besucher auch dazu anhalten, diesen
zu nutzen.
Beispiel gefällig? Windstärke 8 – spätestens ab
dann müssen bei den meisten Bühnen Planen
entfernt, Bühnendächer gesichert und die Sze-
nenfläche geräumt werden – beschreibt den stür-
mischen Wind nach Beaufort und der kommt mit
Windgeschwindigkeiten zwischen 62 und 74
Stundenkilometern an. Wer bei dieser Geschwin-
digkeit schon mal bewusst die Hand aus dem Au-
tofenster gestreckt hat, der kann spüren, welche
Kräfte dabei im Spiel sind.
Ähnlich verheerend kann sich auch Regen aus-
wirken.
Während ein kleiner Schauer womöglich
an einem heißen Festivaltag noch als angenehm
empfunden wird, können handfeste Gewitter zum
Abbruch eurer Veranstaltung führen. Überlaufen-
de Plätze, berstende Wassersäcke im Bühnendach
oder schlicht abgesoffenes Equipment sind nun
wirklich kein Vergnügen mehr. Umso gefährlicher:
Überall da, wo Strom im Spiel ist, wird die Kombi-
nation mit Wasser unter Umständen zur lebensge-
fährlichen Angelegenheit. Also keine Kompromisse
an dieser Stelle.
Trotz allem müsst ihr natürlich auch für die
kleinen Schauer vorbereitet sein.
Solide Überda-
chungen sind ein Muss, zusätzlicher Regenschutz
fürs Equipment in Form von Planen oder passge-
nauen Schutzhüllen sollte jederzeit griffbereit
sein. Wer klug ist und vorausschauend plant, der
hat zudem eine Lage Paletten oder ähnliches be-
reits beim Aufbau parat und konstruiert daraus
einen einfachen, aber wirkungsvollen Unterbau
für Equipment, das in Bodennähe seinen Platz
hat. Unterschätzt dabei auch nicht die Kraft des
Wassers, ähnlich wie beim Sturm treten hier be-
eindruckende Kräfte auf. Selbst stattliche Am-
pracks, die sich nur zu dritt bewegen lassen, trei-
ben bei richtigem Regen unter Umständen ab.
Rein der Fairness halber sei an dieser Stelle
noch eine letztes, klimatisches Risiko erwähnt.
Strahlender Sonnenschein. Klingt albern, ist aber
unter Umständen ein echtes Problem. Sollte euch
Petrus ein Supersonnenwochenende für eure Ver-
anstaltung vorhersagen, dann reagiert auch dar-
auf. Bestellt beim Getränkelieferanten reichlich
alkoholfreies nach, fragt dort direkt nach ein paar
großformatigen und leihweise erhältlichen Son-
nenschirmen und sorgt dafür, dass eure Helfer
und Kollegen sich gegen die Sonne schützen. Und
habt ganz allgemein ein Auge auf die Zuschauer-
zahl – schließlich ist ein ausverkauftes Festival ei-
ne tolle Sache, ein völlig überlaufenes und über-
fülltes hingegen verwandelt sich ganz schnell vom
✦
angenehmen Ereignis zum Alptraum.
Sonnensegel schützen:
Stundenlange Sonneneinstrahlung kann sich negativ auf das Publikumsgemüt auswirken.
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