zur Mischpultauswahl
Was euer Mixer alles braucht
Wenn ihr euch ein Mischpult für die Band gekauft habt, ist die Enttäuschung groß, wenn
beim Gig, bei der nächsten Demo-Produktion oder schon im Proberaum die entscheidenden
Funktionen fehlen. Auch der umgekehrte Fall frustiert, wenn ihr merkt, dass das Gebotene
auch billiger hätte sein können.
Ohne Equalizer gehts nicht
Equalizer müssen entweder im Pult integriert
sein, oder sie müssen angeschlossen werden kön­
nen.
Der Knackpunkt sind die Klangregelungen
in den Kanalzügen. hier sind durchstimmbare,
halbparametrische Mitten pflicht – vornehm-
lich mit zwei Mittenbändern. Dazu kommen die
höhen- und tiefen-regler das shelving-Filter
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ischpulte gibt es in einer unüberschau-
baren Anzahl verschiedener Modelle
auf dem Markt. Jedes einzelne hat laut
hersteller seine Berechtigung und sein ganz
spezielles einsatzgebiet. Da kann es also durch-
aus vorkommen, dass ihr im laden steht und
nicht so recht wisst was ihr eigentlich für eure
Band braucht oder gar kaufen wollt. unsere 7 gol-
denen regeln geben euch nun einen leitfaden an
die hand, an dem ihr euch orientieren könnt.
Regel 1
(„hF“ und „lF“ oder „treble“ und „Bass“) sowie
das trittschallfilter. räume sind nämlich in der
regel nichtlinear und müssen entzerrt werden,
egal welches Mikrofon oder welche pA ihr be-
nutzt. Wenn ein Beschaller das Gegenteil be-
hauptet, hört euch seine live-Mixes an und
hinterfragt, ob bei allen songs beispielsweise
die sprachverständlichkeit gegeben ist. es ist
eigentlich ganz einfach: Die einzelnen Kanal-
züge brauchen flexible Klangregelungen und
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die Front, sowie jeder Monitorweg müssen eben-
falls präzise entzerrt werden. präzise heißt in
diesem Fall: 31-Band-Grafik-eQ oder vollpara-
metrische eQs mit mindestens vier Bändern. Mit
einem nicht entzerrten Monitorweg ruiniert
man sich nämlich schnell den Gesamtsound –
auch im saal. Nur um hier ein praktisches Bei-
spiel zu nennen: Wenns auf den Bühnenmoni-
toren pfeift, pfeifts logischerweise auch auf der
Front-pA.
Regel 2
Bandbreite:
ein transparenter Mix lässt sich in der regel
mit vollparametrischen eQs erstellen.
Dynamikprozessoren
für alle Kanäle
Alle Gesangs­ und Sprachmikrofone müssen
komprimiert werden.
Wenn jemand das Ge-
genteil erzählt, hört euch seinen live-Mix an
und achtet darauf, ob in passagen, wo trotz
»
stellt euch nur mal vor, was für ein Klang sonst
beispielsweise über das tom- oder hi-hat-Mikro-
fon abgenommen wird. Dieses sogenannte Über-
sprechen der anderen instrumente ist insbeson-
dere beim schlagzeug ein größeres problem, da ja
in der regel hier eine ganze Menge Mikros auf
Das sogenannte Übersprechen ist insbesondere
beim Schlagzeug ein größeres Problem.«
engstem raum stehen und sehr laute instrumen-
te abnehmen. Das Gate (über die inserts einge-
schleift) sorgt dann bei korrekter einstellung für
ruhe und einen transparenteren Klang.
Band-Begleitung leise gesungen werden müss-
te, durchgebrüllt wird. Wenn die sängerinnen
und sänger immer nur laut singen müssen, da-
mit man sie hören kann, ignoriert, was euch
der techniker für Weisheiten über Kompres-
soren und „tot-Komprimieren“ und „Kompres-
soren machen rückkopplungen“ erzählt. Das
sind alles Märchen von leuten, die der Bedie-
nung des Kompressors und equalizers unkundig
sind. Also: Kompressoren müssen sein. leider
gibt es nur wenige analoge Mischpulte, die
Kompressoren integriert haben. Man muss sie
also einschleifen können, und dazu brauchen
die Gesangskanäle inserts (einschleifpunkte).
Die Drummikros für die einzelnen Trommeln müs­
sen meist mit einem Gate bearbeitet werden.
Regel 3
Zählt die Ein- und Ausgänge
Der Blick auf die Rückseiten von (teuren) Di­
gitalpulten kann ganz schön erschrecken:
Gerade mal acht oder zwölf oder auch mal 16
Xlr-Buchsen mit Analogeingängen gibt es da,
denn A/D-Wandler sind genau das, was das
Mischpult teuer machen, wohingegen ein paar
effektprozessoren mehr, den Kohl nicht fett
machen. im Vergleich dazu sind viele eingänge
beim Analogpult leicht und günstig zu haben.
Jedoch müsst ihr darauf achten, die Anzahl der
Monokanäle (mit Xlr-Buchsen) aufzuaddieren.
Nur die sind für euch ausschlaggebend, da ihr
in der regel nur bei diesen Kanälen volle Kon-
trolle über das signal habt. Vergesst bei der
planung über die Anzahl der Kanäle nicht die
effektprozessoren und den cD-player. und
dann sollte da immer noch etwas headroom
sein, denn irgendeine Klangquelle kommt im-
mer noch dazu – meist in Form von einer Gast-
sängerin. entsprechendes gilt für die Ausgänge,
wobei davon ausgegangen werden kann, dass
man mit vier Monitor- und zwei effektwegen
und einer stereo-Front fast alles abdecken
kann, was im Band-Alltag zu bewältigen ist.
inhalt
Die Schaltzentrale
So findet ihr den perfekten
Mixer für eure Band
zur Mischpultauswahl
SpeCial
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Seite 36
Die 7 goldenen Regeln
Auf zum Kauf
Basar der Kanäle
Jan-Friedrich Conrad
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SpeCial: daS ideale Band-MiSChpult
Regel 4
Kalkuliert die Peripherie und
den Installationsaufwand
Durch Digitalpulte und digitale Multicores las­
sen sich Systemkomponenten integrieren, die bei
analoger Technik jeweils individuell verkabelt wer­
den müssen.
ein siderack mit Kompressoren, Gates,
effektprozessoren und eQs aufzubauen kostet Zeit
und ist fehlerträchtig. insbesondere wenn ihr noch
keine vollständige sammlung von 19“-Geräten
fürs siderack habt, empfiehlt es sich, gleich ein
Digitalpult anzuschaffen. Vor dem Kauf ist also in-
ventur angesagt: Wenn weder prozessoren, also
hallgeräte, Dynamikprozessoren oder eQs, noch
Multicores vorhanden sind, stellt das vermeintlich
teure Digitalpult, womöglich mit digitalem Multi-
core, womöglich die preiswerteste lösung dar.
Regel 5
Kalkuliert die
Transport-Cases
Musikelektronik ist bei entsprechender Qualität
teuer – und Cases sind es auch.
Noch teurer ist es
allerdings, Musikelektronik regelmäßig neu kaufen
oder reparieren lassen zu müssen, weil an der
transportlösung gespart wurde. Am case führt also
kein Weg vorbei. Das case eines Mischpults muss
so beschaffen sein, dass man mit dem Mixer arbei-
ten kann, auch wenn er im case liegt. Wenn man
mit Multicores und harting-Anschlüssen arbeitet,
sollte auch die harting-Auflösung verkabelt im
case verbleiben. Das beschleunigt den Aufbau.
20 Monokanäle mit Mikro­Preamps sollten für die meisten Bands ausreichen:
Mackie onyx 24/4
Regel 6
tät und die Wartungsfreundlichkeit. Bei der Au-
dio-Qualität sind insbesondere die preamps, sowie
bei analogen pulten die Klangregelungen und
die Übersteuerungsfestigkeit der Ausgänge maß-
geblich. letztere könnten nämlich übersteuern,
wenn man in jedem Kanal vollen pegel gibt. Mo-
derne Mischpulte sind zwar rauscharm aber
Verzerrungen treten auch bei renommierten
Marken teils weit vor der 0-dB-Markierung auf.
um sich davon zu überzeugen muss man nur
mal einen sinuston in einen eingangskanal rou-
ten und aufdrehen. Wenn dessen Klangfarbe
sich ändert, sind das böse Verzerrungen.
Zur Servicefreundlichkeit gehört es, wenn ein­
zelne Kanalzüge oder Gruppen von Kanalzügen
individuell gewechselt werden können.
Bei al-
ten großen pulten besaß jeder Kanalzug eigene,
senkrecht angeordnete platinen – defekte Kanal-
züge konnten also getauscht oder ausgebaut und
repariert werden. Bei modernen pulten mit waa-
gerechten platinen und bei Digitalpulten kann
man dies leider nicht mehr erwarten.
Regel 7
Überlegt was für
euch wichtig ist
Mischpulte sind trotz ihrer vielen Regler und
Knöpfe übersichtliche Geräte.
Die entscheidung
zwischen dem einen oder anderen Modell sollte
man demnach von einer genauen Analyse der leis-
tungsmerkmale abhängig machen. stellt euch
demnach folgende Fragen: Was geht alles in der
Master-sektion? Wie viele Behelfseingänge gibt
es? Werden die Aux-Wege zentral zwischen pre
und post umgeschaltet? Gibt es die im prospekt
versprochenen Aux 5 und 6 nur, wenn man Aux 3
und 4 abschaltet? ist der Kopförer-pegel mit dem
regieraum-pegel gekoppelt? Wirken sich die Klang-
regelungen der Kanalzüge immer auf die Monitor-
wege aus, oder lassen sich diese auch über Jumper
umkonfigurieren? Wenn das Mischpult subgrup-
pen hat, sind diese über individuelle schalter er-
reichbar, sodass ich einen Kanal auf die Gruppe 1
und 4 routen kann, ohne zugleich die Gruppen 2
und 3 zu adressieren? Kann man die subgruppen
im panorama regeln, oder gibt es nur zwei ste-
reo-subgruppen? Gibt es Mute-Gruppen? sind
die hochpässe durchstimmbar? hier gibt es viele
Möglichkeiten und die Antworten, warum man-
che Mischpulte mit 16 Kanälen und vier sub-
gruppen 400
g
kosten und andere 4.000
Berücksichtigt die
Qualitätsmerkmale
Bei Mischpulten geht es nicht nur um Aus­
stattungsmerkmale.
es geht auch um Audioqua-
lität und um Verarbeitungsqualität, die stabili-
Schnell und sicher:
idealerweise sollte das pultcase während der show nicht komplett entfernt werden müssen.
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