© PPVMEDIEN 2008
Praxis
Ableton-Live-Zone
ABLETON-LIVE-ZONE
>
Drum-Racks
>
Slicing
Auf der Keys-Homepage
finden sie Klangbeispiele
zur Ableton live Zone.
M
Eine der großen Innovati-
onen von Live 7 ist das Slicing.
Mit dessen Hilfe ist es möglich,
audiodateien, direkt in einen
MiDi-Clip inklusive zugehörigem
Drum-rack und audio-schnipsel
zu verwandeln. Die art und Weise
des slicing lässt sich zwischen
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KEYS
2/08
Fotos: Hersteller/Vertrieb, Nils Quak
it den Drum-racks hat ein
neues, dediziertes Drum-
Plugin einzug in ableton live 7
gefunden. Zusammen mit der
slicing-Funktion bieten sich jede
Menge spannender Möglich-
keiten für die eigene kreative ar-
beit. selbst langweiligen loops
von drittklassigen sampling-CDs
können sie mit den neuen Funk-
tionen gehörig beine machen
und steife beats wie baryshnikov
über die klangbühnen ihrer Fest-
platten tänzeln lassen.
Notenwerten wie achtel oder
sechzehntel einstellen oder aber
an den Warp-Markern ausrichten.
reX-Files hingegen benutzen die
bereits in der Datei enthaltenen
informationen. leider ist es nicht
möglich das audiomaterial nach
transienten zerteilen zu lassen,
aber mit ein bisschen Geduld
bekommt man das auch mit den
Warp-Markern hin.
Wir möchten Ihnen im
Folgenden zeigen, wie Sie
Ihren Lieblings-Drumloop
mittels Slice'n'Dice so richtig
aufmöbeln und mit einigen
Extrafinessen versehen.
Dafür
nehmen sie am besten einen
kurzen Drumloop. ein bis vier
takte sind vollkommen ausrei-
chend – wobei sich bei sehr fein-
gliedrigem Material eine länge
von einem oder zwei takten
empfiehlt, um nicht vollstän-
dig den Überblick zu verlieren.
außerdem unterstützen die
Drum-racks nur bis zu 128 ein-
zelne sounds. Passen sie nun die
Warp-Marker den transienten
an. und auch wenn dadurch der
Groove etwas verloren geht,
weil die einzelnen Hits jetzt
immer genau auf der Zählzeit
landen, machen sie sich darum
keine sorgen. Diesem Problem
wird später abhilfe geschaffen.
Haben sie alle Warp-Marker
so gesetzt, dass alle einzelnen
schläge wie bassdrums, snares
oder HiHats, die sie später ver-
wenden möchten, mit einem ei-
genen Marker versehen worden
sind, klicken sie mit der rech-
ten Maustaste auf den loop im
session-Fenster.
Wählen sie nun „auf neue
MiDi-spur slicen“. im nachfol-
genden auswahlfenster können
sie einstellen, nach welcher Me-
thode sie den loop aufsplitten
möchten. Da wir uns für das
slicing anhand von Warp-Mar-
kern entschieden haben, wählen
sie dies im Dropdown-Menü aus.
Das Fenster wird ihnen jetzt an-
zeigen, wie viele individuelle Hits
nach dem slicing vorliegen wer-
den. Zusätzlich können sie auch
Presets des Drum-racks wählen.
Wenn sie nun auf „ok“ drücken,
wird ein neuer MiDi-track mit
einem Drum-rack erzeugt, in
dem die einzelnen slices auf die
Pads des racks gemappt sind.
Gleichzeitig wird ein MiDi-Clip
eingefügt, der die einzelnen Hits
so gemappt hat, dass wenn sie
den Clip abspielen, der in slices
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Setzen Sie die Warp-Marker
so, dass sie alle wichtigen Hits
markieren, da das Slicing von
Live keine Transienten-Erken-
nung besitzt
Klicken Sie mit der rechten
Maustaste auf den Clip und
wählen Sie „Auf neue MIDI-
Spur slicen“ und slicen Sie
nach Warp-Markern
Suchen Sie sich ein Drum-Rack-
Preset aus und es wird eine
neue MIDI-Spur (mit Drum-
Rack) und ein Clip erzeugt, der
die einzelnen Slices enthält
Stellen Sie Ihre Slices nach
Belieben um und arrangieren
Sie spannende neue Beat-
Varianten und vollständige
neue Rhythmen
aufgeteilte loop zu hören ist. Da
durch das genaue selektieren
der einzelnen Hits der Groove
verloren gegangen ist, wollen
wir uns nun daran machen, die-
sen wieder herzustellen. Dazu
kopieren wir den ursprünglichen
audioclip in das arrangement-
Fenster. Da ableton live seit Ver-
sion 6 in der lage ist, das tempo
und den Groove eines einzelnen
Clips als Master-tempo zu neh-
men, werden wir uns dieses Fea-
ture zu Nutze machen. im infor-
mationsfenster des Clips klicken
sie einfach auf den button
Slave,
der sich direkt unter dem Warp-
button befindet. Von nun an wird
sich das tempo des live-sets an
diesem Clip orientieren. schalten
sie die audiospur aus, damit sie
nicht gleichzeitig den MiDi- und
den audioclip hören.
um den ganzen spaß, den das
slicing mit sich bringt, ausnutzen
zu können, experimentieren sie
nach Herzenslust. triggern sie
doch einfach mal einen einzigen
schnippsel mehrere Male, an-
statt nur einmal oder verändern
sie den Groove vollständig. Viel-
leicht möchten sie aber einfach
nur ab und an kleine loopvariati-
onen bauen. selbstverständlich
ermöglicht die slicing-technik
auch drastische Geschwindig-
keitsänderungen des Master-
tempos, ohne dass es zu gra-
nularen artefakten kommt. Die
Möglichkeiten, die sich ihnen
bieten, sind nahezu grenzenlos.
Hören sie auch die klangbei-
spiele auf der keYs-Homepage
an, um sich ein bild von den
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spannenden experimenten zu
machen, die sich mit slicing rea-
lisieren lassen.
Vorteilhaft an den neuen
Drum-Racks ist, dass Sie
gleichzeitig sowohl einen
Hauptkanalzug haben – ähn-
lich eines Sub-Busses – und
auch einzelne Kanalzüge für
jedes Pad Ihres Drum-Racks.
so können sie nicht nur kom-
fortabel die Gesamtlautstärke
des instruments regeln, sondern
auch die der einzelnen Klänge.
aber nicht nur das: sie haben
zudem die Möglichkeit individu-
ell die Position im stereofeld zu
bestimmen und send-effekte zu
nutzen. Den Zugriff auf das Pan-
orama bekommen sie durch das
aufklappen des Drum-rack-ka-
nalzugs über den kleinen Pfeil,
der sich in der kopfleiste befin-
det. Hier lassen sich auch Mute
Groups und die trigger-MiDi-
Note definieren. Die send-stärke
lässt auch hier einstellen. um
einen send-effekt zu nutzen,
müssen sie an der linken seiten-
leiste des Drum-racks den klei-
nen button „r“ betätigen. so öff-
nen sie unterhalb der einzelnen
slices ein Feld, in das sie einfach
die gewünschten effekte ziehen.
Ein weiterer Vorteil der
Drum-Racks ist die Möglich-
keit, nicht nur Audiodateien,
sondern auch VST-Instru-
mente zur Klangerzeugung zu
nutzen.
so lässt sich nach dem
slicing schnell mal die bassdrum
des audiofiles durch eine satte,
drückende FM-bassdrum aus-
tauschen oder die snare durch
einen synthsound, der etwas
mehr Variationen ermöglicht.
Hilfreich bei dieser art des Drum-
replacements ist es, wenn sie
nicht zu viele slices haben, son-
dern eher mit eintaktigen loops
arbeiten, da sie ansonsten meh-
rere bassdrum-slices besitzen,
die wegen der Menge schwerer
zu verwalten sind.
Beschränken Sie sich aber
nicht nur auf rhythmisches Ma-
terial.
auch Melodien oder Flä-
chen gewinnen durch das slicing
ganz neue klangfacetten. eine
technik, die man auch von der
MPC kennt, ist etwa ein einzelnes
sample über die gesamten Pads
zu verteilen und so Variationen
einer Melodie zu erzeugen. Das
einsatzgebiet beschränkt sich
dabei nicht ausschließlich auf
HipHop oder technoide Musik-
varianten. auch andere Musik-
richtungen können von diesem
etwas unbeholfenen, rudimen-
tären sampling-Charme profitie-
ren. Der Vorteil liegt darin, dass
zwar die Melodiefolge verändert
wird – durch das gleichbleibende
timbre aber weiterhin ein ver-
trautes element erhalten bleibt.
besonders zu empfehlen sind
etwa e-Pianos oder Gitarren, da
sie oft eine relative kurze klang-
phase haben und sich so gut
zum einspielen mit Drumpads
eignen. auch Fieldrecordings
oder sprachsamples eignen sich
hervorragend, um sie durch den
slicing-Wolf zu jagen. Viel spaß
beim experimentieren!
Nils Quak/as//
Hintergrundwissen Breakbeats
Die Idee des Slicing gibt es eigentlich, seitdem es Sampler gibt.
Schon dort war es möglich, mittels Offset-Modulationen einzelne Hits
eines Loops zu triggern. Viele Platten der 90er-Jahre zeugen von genau
dieser Technik. Besonders an Attraktivität hat diese Technik mit dem
Aufkommen von Trackern gewonnen, da sich dort sehr schnell mit we-
nigen Tastaturkürzeln der Startpunkt verändern ließ. Besonderen Ruhm
erlangte das so genannte Amen-Break, das aber auch schon im frühen
HipHop der 80er-Jahre zu einiger Bekanntheit fand. Das Break selbst
ist ein viertaktiges Drumsolo der Funk- und Soulband The Winstons aus
dem Stück „Amen, Brother“. Es ist wohl einer der bekanntesten Loops
in der Geschichte des HipHop und der elektronischen Musik und hat den
Weg in unzählige Sampler gefunden. Ein bekannter Künstler, der sich
dieser Technik oft bediente, ist etwa der britische Warp-Records-Act
Squarepusher, der gerade in seinen frühen Werken oft das Amen-Break
verwendete. Andere Künstler sind etwa Venetian Snares oder auch Luke
Vibert. Die Technik des Slicing fand besonders in der britischen Break-
beat- und Ragga-Szene der 90er-Jahre viel Beachtung und bildete oft
das komplette Rhythmus-fundament ganzer Tracks.
w w w.keys.de
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