PRAXIS
© PPVMEDIEN 2009
PRO TOOLS ZONE
Pro Tools
Zone
>
Die fortgeschrittene Anwendung von Markern/Memory-Locations
arker haben in Pro
Tools eine sehr große
Bedeutung. Die Basi-
sanwendung ist jedem
klar: Man verwendet Marker, um
eine bestimmte Position im Edit-
Fenster zu markieren, damit man
sie jederzeit leicht anspringen
kann. Aber es gibt noch eine Viel-
zahl weiterer sinnvoller Anwen-
dungen von Memory-Locations,
die wir in dieser Folge besprechen
wollen. Starten wir zunächst mit
den Basics.
Standard-Positions-Marker
Positions-Marker werden häu-
fig benutzt, um die einzelnen
Abschnitte eines Songs zu mar-
kieren wie etwa die Strophen,
Refrains und einen C-Part. Diese
Memory-Locations sind schnell
erstellt: Setzen Sie den Cursor
an die gewünschte Position und
drücken Sie die Enter-Taste am
M
Ziffernblock (Numeric Keypad in
der Pro-Tools-Sprache). Es öffnet
sich das Marker-Fenster. Das Na-
mensfeld ist schon ausgewählt,
so dass man direkt einen Namen
eintippen kann. Mit „Enter“ oder
„Return“ wird das Fenster wieder
geschlossen.
Marker aufrufen
Um die Marker später direkt an-
zuspringen, gibt es grundsätzlich
zwei verschiedene Möglichkeiten,
die für alle Sorten von Markern gel-
ten: Über das Memory-Locations-
Fenster oder die Computer-Tasta-
tur. Insgesamt können 999 Marker
erstellt werden. Die Memory-Lo-
cations-Liste öffnet sich über das
Menü „Window“ (Apfel-5 auf dem
Mac oder Strg-5 auf dem PC).
Klickt man auf einen Eintrag, wird
die entsprechende Marker-Aktion,
in diesem Fall die Positionierung
des Playheads, ausgeführt. Wenn
Sie den Numeric-Keypad-Mode
auf „Classic“ eingestellt haben,
können die Memory-Locations
auch direkt über den Ziffernblock
aufgerufen werden. Drücken Sie
die entsprechende Marker-Num-
mer gefolgt von der Punkt- be-
ziehungsweise Komma-Taste auf
dem Ziffernblock. Ist als Numeric-
Keypad-Mode „Transport“ ausge-
wählt, müssen Sie auch vor den
Ziffern die Komma/Punkt-Taste
drücken. Welche Nummer einem
Marker zugeordnet ist, können
Sie im Memory-Locations-Fenster
nachsehen.
Selection-Marker
Anstatt einer Position kann auch
eine Auswahl im Edit-Fenster als
Memory Location gespeichert
werden. Eine typische Anwendung
für solche Fälle ist etwa ein gutes
Fill beim Übergang von der Stro-
phe in den Refrain, das sich über
mehrere Spuren erstreckt und an
eine andere Stelle im Song kopiert
werden soll. Oder aber eine Mar-
kierung für den Beat Detective, die
man leicht durch versehentliches
Klicken ins Edit-Fenster verlie-
ren könnte. Markieren Sie dazu
zunächst die Regions oder Regi-
on-Abschnitte, die zur Selektion
gehören sollen und erzeugen Sie
anschließend mit der Enter-Taste
einen neuen Marker. Im Marker-
Fenster wählen Sie nun bei Time
Properties statt dem voreinge-
stellten „Marker“ den Eintrag
„Selection“ aus. Auch dieser Me-
mory-Location sollte man einen
sinnvollen Namen zuweisen.
Da es sich um eine andere Art
von Marker-typ handelt, soll-
te man die organisation in der
Markerliste nicht außer Acht
lassen.
Bevor Sie jetzt also vor-
schnell mit Return das Memo-
ry-Location-Fenster
schließen,
sollten Sie dem Selection-Marker
von Hand eine Nummer zuwei-
sen, beispielsweise „20“. Wie
oben bereits erwähnt, werden die
Memory-Locations von Pro Tools
eigentlich automatisch durch-
nummeriert. Man kann im Feld
„Number“ aber auch selbst eine
Nummer vergeben. So hätte man
in diesem Beispiel die Positons-
Marker auf den Nummern 1-19,
die Selection-Marker zwischen
20-29 und für die übrigen Marker-
Typen jeweils wieder einen neuen
Zehnerblock zur Verfügung.
Vertikales Zoomen
Mit Markern kann man auch die
Höhe der Tracks im Edit-Fenster
festlegen. Seit kurzem ist es zwar
in Pro Tools möglich, jeden Track
durch einfaches Ziehen am un-
teren Ende des Tracks in der Höhe
zu verstellen, trotzdem ist es sehr
praktisch, einige Marker für die
vertikalen Zoomstufen zu verwen-
den. Klicken Sie dazu zunächst mit
gedrückt gehaltener Option(Alt)-
Taste in die Track-Height-Anzeige
eines Tracks und klicken Sie zum
Beispiel auf „Small“. Alle Spu-
ren werden nun „small“ darge-
stellt. Erzeugen Sie nun mit Enter
eine neue Memory-Location und
Marker sind in Pro Tools nicht nur für das Markieren bestimmter Song-Positionen zuständig, sondern lassen sich auch für
weitere Workflowoptimierungen wie etwa dem Anzeigen verschiedener Ansichten nutzen
124
KEYS 04/2008
© PPVMEDIEN 2009
PRAXIS
VON MARK ZIEBARTH | BB
Das Memory-Location-Fenster bietet die
verschiedensten Marker-Einstellungen
Die Memory-Locations-Liste findet man
im Menü „Windows“
In der Memory-Location-Liste werden alle Marker angezeigt. Die Symbole rechts
daneben stehen für die verschiedenen Typen von Memory-Locations
wählen Sie bei Time Properties
„None“. Vergeben Sie als Nummer
beispielsweise die „30“, benen-
nen Sie den Marker als „small“
und wählen Sie bei den General-
Properties „Track Heights“ aus.
Erzeugen Sie nach dem gleichen
Muster einen weiteren Marker, bei
dem die Spurhöhe auf „Large“
gestellt ist. So können Sie sehr
schnell über die Memory-Loca-
tions zwischen Übersicht (Marker
„small“) und Detailansicht (Marker
„Large“) hin- und herschalten.
Track Show/Hide
Das Beste haben wir uns für den
Schluss aufgehoben, denn über
Marker kann auch gesteuert wer-
den, welche Tracks angezeigt wer-
den. Die Funktion „Track Show/
Hide“ wird normalerweise über
eine Liste gesteuert, die jeweils
am linken Rand des Edit- und
des Mix-Fensters angezeigt wer-
den kann. Die Funktion „Hide“ ist
dabei nicht mit „Make inactive“
zu verwechseln. Mit „Hide“ ver-
schwindet lediglich die Anzeige
des entsprechenden Tracks, das
Audiosignal bleibt aber vorhanden.
Tracks ausblenden möchte man
insbesondere dann, wenn man in
einer großen Session mit 30 oder
mehr Spuren arbeitet. Dann bietet
es sich etwa an nach einzelnen
Instrumentengruppen zu trennen.
Etwa: Drums, Guitars, Vocals,
Keyboards und so weiter. Falls
man Pro Tools mit einem Controller
fernsteuert, bietet die Show/Hide-
Funktion außerdem den Vorteil,
dass nur die aktiven Tracks auf der
Control Surface liegen. Auch das
erhöht die Übersichtlichkeit.
Um entsprechende Show/Hide-
Marker zu erzeugen, wählen Sie
bei den Time-Properties „None“
und bei den General-Properties
„Track Show/Hide“ und „Track
Heights“. Die Kombination drängt
sich nämlich auf. Zunächst erzeu-
gen wir eine Memory-Location, die
alle Tracks enthält und benennen
Sie mit „all“. Für die Nummerie-
rung empfiehlt sich ein neuer Zeh-
nerblock (in unserem Fall „40“).
Anschließend verstecken wir alle
Tracks und speichern einen Mar-
ker mit dem Namen „nothing“. Da-
für muss man leider mühselig jede
einzelne Spur in der Tracks-Liste
links anklicken. Dieses leere Fens-
ter benutzen wir nun als Basis, um
die Ansichten für die einzelnen In-
strumentengruppen zu erstellen.
Schalten Sie nun beispielsweise
alle Drumspuren wieder ein und
erzeugen Sie eine neue Memory-
Location namens „Drums“. Wech-
seln Sie anschließend wieder zum
Marker „nothing“, um die Memory-
Location für die Gitarren zu erzeu-
gen. So klickt man sich bequem
durch die verschiedenen Gruppen
und hat beim Mixing deutlich mehr
Überblick, als wenn man immer
scrollen muss. Track-Height sollte
bei den General-Properties einge-
stellt sein, damit man alle Spuren
einer Instrumentengruppe ohne
Scrolling im Edit-Fenster sehen
kann. Bei einem live aufgenom-
menen Drumset ist die Darstellung
dann zwar klein, aber für die Lead-
Vocal-Ansicht kann man den verti-
kalen Zoom sicherlich auf „Large“
oder „Jumbo“ stellen.
Über Memory-Locations können
auch noch weitere Parameter ge-
steuert werden, etwa Groups, die
neuen Window-Configurations so-
wie Pre/Post-Roll-Times. Die hier
beschriebenen Markerfunktionen
sollen nur als Anregung dazu die-
nen, dass Sie sich mit den Markern
vielleicht einmal etwas intensiver
auseinandersetzen, denn es gibt
noch eine Vielzahl weiterer extrem
K
praktischer Verknüpfungen.
Numeric-Keypad-Modes
Zum Anspringen von Markern muss man leicht voneinander abweichende Tastenkombinationen auf dem Zif-
fernblock drücken, je nachdem, welchen Numeric-Keypad-Mode man eingestellt hat. Primär geht es dabei um
den Modus „Classic“ und „Transport“. Bei für Pro Tools HD gibt es auch noch „Shuttle“.
Der Classic-Modus ist vor allen Dingen im Schnitt hilfreich. Bis zu zwei Spuren können gleichzeitig im soge-
nannten Shuttle-Lock-Modus abgespielt werden. Dabei drückt man die Start- (Windows) bzw. die Control-Taste
(Mac) und eine der Ziffern 1-9, um die Spuren in unterschiedlichen Wiedergabegeschwindigkeiten zu hören.
Die Tonhöhe wird dabei ebenfalls verändert, so dass der Effekt einem Tonband gleicht, das man schneller oder
langsamer laufen lässt. Mit den Plus/Minus-Tasten lässt sich die Richtung der Wiedergabe umkehren. Memo-
ry-Locations ruft man per „Ziffer Punkt/Komma“ auf.
Der Transport-Modus ist für Sequencer-Arbeiten in vielen Fällen die richtige Wahl. In diesem Modus bietet der
Ziffernblock einige zusätzliche wichtige Funktionen. Mit den Tasten 1 und 2 wird rückwärts beziehungsweise
vorwärts gespult, die Taste 4 schaltet die Loop-Wiedergabe ein und aus, mit der 7 wird der Klick aktiviert/de-
aktiviert und es gibt noch vieles mehr. Um Memory-Locations aufzurufen, müssen in diesem Modus die Taste
„Punkt/Komma“ gefolgt von der Marker-Nummer und wiederum „Punkt/Komma“ gedrückt werden. „Punkt/
Komma“, Marker-Nummer plus Enter erzeugt eine neue Memory-Location mit der gerade getippten Nummer.
www.keys.de
125