VST & Hardware Workshop (Teil 1)

VST & Hardware Workshop (Teil 1)

VST – Ausflug ins virtuelle Studio

Die Virtual Studio Technology – kurz VST – ist mittlerweile in keinem Studio mehr wegzudenken und somit ein Schlüsselelement in der modernen Musikproduktion. Egal ob im Profi-, Einsteiger- oder Hobby-Bereich – heutzutage lassen sich schon mit herkömmlichen PCs, Macs, iPads/Tablets und sogar dem Smartphones Mischungen erstellen, Stücke komponieren, Filme vertonen etc. VST stellt sozusagen DAS Softwareprotokoll für die Integration virtueller Instrumente und Effekte in Ihrem (Home)Studio dar.

Entwickelt durch das Hamburger Unternehmen Steinberg Media Technologies entpuppte sich die 1996 veröffentlichte VST-Schnittstelle zu einem mächtigen Tool, welches nun Host-übergreifend – und nicht mehr nur im hauseigenen Sequenzer-Programm Cubase – arbeitet. Dies öffnete vielen Menschen eine Tür, die damals nur den großen Tonstudios vorbehalten war. Heutzutage können Künstler, Mixing-Engineers, Producer, DJs, Komponisten & Sound Designer flexibel und sogar gemeinsam trotz verschiedener Standorte miteinander arbeiten, aufnehmen und spielen üben – und das alles ohne zwingend tief in den Geldbeutel greifen zu müssen!

Effekte vs. VSTi

Da „VST“ eine flexible Programmierschnittstelle darstellt, um Audio-Plugins in einer digitalen Arbeitsumgebung (Digital Audio Workstation/DAW) zu nutzen, lassen sich sowohl virtuelle Instrumente (VSTi) als auch Effekte einbinden.

  • VSTi – hierbei handelt es sich um virtuelle Instrumente, wie z.B. Gitarren/Bässe, Synthesizer bis hin zu großen Orchestern samt Streicher, Bläser, Percussion und mehr. Diese werden durch ein digitales MIDI-Signal getriggert (z.B. Tastendruck eines MIDI-Keyboards/Drum-Pads/etc.).
  • Effekt-Plugins – diese werden meist verwendet, um bspw. Mischungen „aufzuhübschen“. Da gäbe es Equalizer zum Optimieren des Frequenzbereichs, Kompressoren zum Bearbeiten der Dynamik oder Reverb und Delay FX für das Hinzumischen von Hall und Echo. Hierbei liegt meist statt eines MIDI-Signals eine Audioquelle am Input vor (aufgenommene Gitarren, Drums, Vocals etc).

Was früher also umständlich eingebaut, verkabelt und sogar gewartet werden musste, kann heute mit nur wenigen Klicks am Rechner erreicht werden. Und das Besondere ist: Viele VSTi/Plugin Hersteller arbeiten auf einem so hohen Niveau, dass sich Software-Emulationen bekannter Studio-Hardware teilweise kaum mehr vom Original unterscheiden lassen!
Desweiteren liefern diese VSTi/Plug-Ins oftmals zusätzliche Features, die dem Nutzer die tägliche Arbeit erleichtern. Dazu gehören Automations-Möglichkeiten von Paramterern (z.B. automatische Lautstärke- oder Effekt-Fahrten), vereinfachte Steuerfunktionen in Kombination mit zusätzlichen Hardware-Controllern oder simple Speicher/Reset/Recall-Funktionen.

VST 3, AU, RTAS …

Seit der Einführung von VST im Jahre 1996 haben sich immer mehr Entwickler – und natürlich auch Steinberg selbst – dieser Schnittstelle angenommen, sie weiterentwickelt und überarbeitet. So entstanden VST 2 und VST 3 mit zusätzlichen Features wie mehr Stabilität, ein schnellerer Workflow und mehr Übersichtlichkeit. Hinzu kamen unter anderem:

  • RTAS (Real-Time Audio Suite) von AVID und somit für die DAW Pro Tools…
  • … und AU (AudioUnits) für Apples DAW Logic bzw. Mac OS oder iOS Geräte

Jede Schnittstelle bringt eigene Vorteile für die jeweilige DAW, tut jedoch im Prinzip nichts anderes als Effekte und VSTi effizient in Ihre Arbeitsumgebung unterzubringen.

Beispiele beliebter Audio-Plugins/VSTi

Mittlerweile gibt es unzählige, umfangreiche und hochwertige (nicht zu vergessen auch viele kostenlose!) Plug-Ins und VSTi, die Ihren Einsatz in allen möglichen Aufgabengebieten finden. Sei es die Musikproduktion, das Mixing, Mastering, die Verwendung bei Live-Gigs oder einfach nur im Hobby-Keller – hier gibt es alles was das Herz begehrt. Einen kleinen Einblick liefert die folgende Liste mit Produkten, die Sie auch in unserem Music Store professional (Online-)Shop erwerben können.

Spectrasonics – Omnisphere 2.5

Für viele Synthesizer-Begeisterte DER Software-Synth mit eigener Klangsynthese und der Möglichkeit Samples einzubinden und zu verändern. Viele Presets, eine große Effekt-Sektion und die Granular-Synthese sind nur einige der Besonderheiten. (Zum Produkt…)

Toontrack – Superior Drummer

Virtuelle Drums mit unzähligen Bearbeitungsoptionen und Expansion-Packs für alle Genres. Stellen Sie Ihr eigenes Drumkit aus verschiedenen, virtuellen Toms, Snares, Kicks, Becken etc. zusammen, nutzen Sie interne Effekte oder Triggern Sie mit E-Drum-Kits die Software für ein realitisches Spielgefühl. Expansions wie Trigger 2 von Steven Slate Drums sorgen für noch mehr Flexibilität im Bereich Drum-Replacement. (Zum Produkt…)

Native Instruments – Komplete

Extrem umfangreiches Software-Bundle mit VSTi und Effekten aller Art – von Synthesizern und Emulationen bishin zu Orchestersounds und Kino-reifen Percussion-Instrumenten. Wenn es um Vielfalt an Klängen geht gehört die Native Instruments Komplete Ultimate Collector´s Edition zu den größten Libraries auf dem Markt. Die 90.000+ Sounds bzw. 900+ GB werden sogar auf einer eigenen Festplatte geliefert! (Zur Produktübersicht...)

Slate Digital – VMR Virtual Mix Rack

Hochwertige Kompressoren und Equalizer im Plug-In Format. Geeignet für Drums, Vocals, Gitarren, ganze Sub-Gruppen oder Mischungen und mehr! Wie bei jedem Produkt von Slate Digital handelt es sich hier um Profi-Tools mit analogem Touch. (Zum Produkt…)

Fabfilter – Pro-Q 3

Sehr beliebter, professioneller Equalizer aus dem Hause FabFilter. Er überzeugt nicht nur mit seinem sauberen Klang, sondern auch der intuitiven Bedienung, dynamischen Bändern, Mid/Side/Stereo-Processing, Analyzer und vielem mehr. Selbst der Look ist einzigartig und trägt zur effizienteren Arbeit bei! Für viele User ist der Pro-Q3 die Nummer 1 der EQs im Bereich Software-Plugins. (Zum Produkt…)

Lexicon – PCM Total Bundle

Allein die Lexicon Hardware ist für ihre besonderen Hall-Algorithmen bekannt und kommt daher in Studios und bei Live-Konzerten rund um den Globus zum Einsatz. Als Software-Variante profitieren nun auch „In-The-Box“ Produzenten von einzigartigen Hall-Fahnen und -Klängen für jegliche Anwendungsbereiche. (Zum Produkt…)

Welche Voraussetzungen muss mein Rechner für VST/AU/RTAS Formate erfüllen?

Glücklicherweise sollte heutzutage jeder moderne Rechner mit einer Vielzahl an Plug-Ins zurecht kommen. Generell ist ein schnellerer Rechner mit viel RAM, Festplattenspeicher und hoher CPU Leistung natürlich immer besser. Im Folgenden finden Sie einige hilfreiche Anhaltspunkte, die beim Kauf oder Aufrüsten eines Rechners zu beachten sind.

Festplattenspeicher

VSTi beinhalten Samples, sprich echte Aufnahmen von Instrumenten, die auf Ihrem Rechner Platz benötigen. Daher sollte je nach Library genügend Platz verfügbar sein. Das können bei Orchesterlibraries teilweise mehrere hundert GB sein! Effekt-Plug-Ins benötigen meist nur sehr wenig Speicher, weshalb Terrabyte-Platten nicht zwingend notwendig sind.

Wir empfehlen zudem SSD Festplatten, da sie deutlich schneller arbeiten, als herkömmliche HDDs und keine Geräusche verursachen. SSDs sind zwar mit höheren Kosten verbunden, bringen jedoch einen spürbaren Leistungsschub mit sich.

RAM

Zwischenspeicher Ihres Rechners sollte heutzutage die 8GB Marke nicht unterschreiten. Vorallem VSTis werden immer in den RAM Speicher geladen, um flüssig in Ihrer DAW via Keyboard latenzfrei spielen zu können. Wer nur hin und wieder ein Solo-Instrument nutzt kommt mit 8 GB sicher aus. Fortgeschrittene und Profis nutzen mittlerweile mindestens 16 GB RAM, eher aber 64 GB RAM oder deutlich mehr.

CPU

Die CPU spielt natürlich ebenfalls eine sehr große Rolle, da sie das Rechenzentrum aller Prozesse darstellt. Auch hier gilt, je schneller desto besser. Während man mit 4-Kern-CPUs und einer Taktung von ~2 GHz relativ schnell an seine Grenzen kommt, sorgen mehrere Kerne für eine deutlich bessere Aufteilung der einzelnen Aufgaben ihres PCs/Macs. Im Profi-Bereich ist die Mischung aus beidem optimal (z.B. 8 oder 12 Cores mit 4,6 GHz oder noch höher)

GPU

Die Grafikkarte ist in der Audioproduktion eher nebensächlich, sodass man hier viel Geld sparen kann. Sie wird eher für Gaming- oder Rendering-Anwendungen genutzt, weshalb oftmals die Grafikleistung einer CPU mit onboard GPU ausreicht. Ausnahmen sind jedoch Setups mit mehreren Monitoren oder 4k Bildschirme, die deutlich mehr Leistung benötigen. Als Minimum sollte man auf eine GPU mit 1050 GTX Chipsatz setzen.
Für welche GPU, CPU oder welchen Bildschirm Sie sich auch entscheiden: Bei Plug-Ins sollte man immer einen Blick auf die Spezifikationen werfen, da hin und wieder bestimmte Auflösungen vorausgesetzt werden.

Unterstützte Betriebssysteme

Wer einen Windows- oder Apple-Rechner verwendet kann meist ohne Probleme und Umwege seine virtuellen Instrumente und Effekt-Plug-Ins installieren und nutzen. Wer mit Linux arbeitet wird bei der Einrichtung seiner Arbeitsumgebung nicht um Drittanbieter-Software herumkommen. Trotzdem lassen sich mit Linux mittlerweile viele (aber längst nicht alle!) Plug-Ins nutzen ohne dabei nennenswerte Leistungseinbußen zu verzeichnen. Hier ist lediglich mehr Zeit für die Recherche zu investieren.

Buffersize & Latenz

Je besser Ihr Rechner, desto weniger Probleme werden Sie mit Latenz während der Aufnahme oder beim Spielen von virtuellen Instrumenten haben. Ein wichtiger Punkt für den kreativen User ist die sogenannte Buffersize. Da sie sich tief in den Menüs der DAW versteckt wird sie häufig übersehen, was neben einer instabilen Session auch oft zu Frust führt. Um dies zu vermeiden sollte man sich folgende Punkte merken:

Was ist die Buffersize?

Die Buffersize (Puffergröße) gibt die Zeit an, die Ihr Computer benötigt, um jedes eingehende Audiosignal zu verarbeiten. Sie stellt einen Zwischenspeicher/Puffer dar, der Ihr System entlasten kann. Es gibt keinen „Industriestandard“ der Größe, mit der man arbeiten kann, da es von der Rechenleistung Ihres Computers abhängt.
Hinweis: Dies hat nichts mit der Sample Rate eines Audio-Interfaces/Recorders und somit der Qualität der Aufnahme zu tun.

Niedrige vs. Hohe Buffersize

Bei einer niedriger Puffergröße (z.b. 64 Samples) kann mit einer kaum hörbaren Latenz aufgenommen oder mit VSTi eingespielt werden. Um solch ein flüssiges Spielgefühl bzw. perfekt getimte Aufnahmen zu gewährleisten wird der Rechner dafür umso mehr beansprucht. Bei wenigen Audio-Spuren kann dies noch funktionieren, doch sobald diverse Plug-Ins hinzugeschaltet werden kann es zu digitalen Clicks und Pops, ja sogar Programmabstürzen kommen. In solchen Fällen sollte man lieber auf alles Unnötige an Effekten verzichten und die Direct-Monitoring Funktion am Audio-Interface (falls verwendet) bei der Aufnahme nutzen.
Wenn es nur um die Wiedergabe und Nachbearbeitung geht, dann empfielt es sich auf eine höhere Buffersize zu wechseln. Vor allem im Mixing-Bereich kommen viele CPU-hungrige Plug-Ins zum Einsatz (Kompressoren, Equalizer, FX-Suites etc), die sonst den Rechner in die Knie zwingen.

Das Ganze lässt sich folgendermaßen etwas leichter merken:

  • Kleiner Puffer = niedrige Latenz = Hohe Systemlast.
  • Großer Puffer = höhrere Latenz = Niedrige Systemlast.

Wie das alles in einigen gängigen DAWs aussieht erfahren Sie im zweiten Teil des VST & Hardware Workshops.

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